"Für Dich!"

Mitgliederversammlung des VdF NRW in Attendorn

DSC 0024Attendorn. Das Votum viel einstimmig aus und am Ende gab es stehenden Applaus: Dr. Jan Heinisch bleibt für weitere sechs Jahre der Vorsitzende des Verbandes der Feuerwehren in NRW (VdF NRW). Er wurde am Samstag (29.04.2017) in der Stadthalle der Hansestadt Attendorn (Kreis Olpe/Sauerland) von den Delegierten aus dem Rheinland und Westfalen im Amt bestätigt. Zuvor hatte Heinisch zufrieden auf seine erste Amtszeit zurückgeblickt. Der Vorstand des VdF habe sich nach der Insolvenz des alten Landesfeuerwehrverbandes erst Stück für Stück zusammenfinden müssen. Heinisch sprach von einem Notizbuch, das anfangs leer gewesen sei und das sich nach und nach mit immer neuen Ideen gefüllt habe. „Wir haben in den letzten Jahren eine Menge gute Dinge bewegt!“

Innenminister Ralf Jäger, der trotz vollem Terminkalender Zeit für die Feuerwehr gefunden hatte, lobte das ehrenamtliche Engagement in allen gesellschaftlichen Bereichen. „Ich bin zu tiefst davon überzeugt, dass unser Land ohne das Ehrenamt längst nicht so demokratisch, so tolerant und mit so viel Zusammenhalt ausgestattet wäre!“ Das Feuerwehrehrenamt sei dabei nicht hoch genug einzuschätzen. 90 Prozent der Feuerwehrleute in NRW seien ehrenamtlich tätig. Der Brandschutz in den 396 Kommunen im Lande wäre niemals zu gewährleisten, wenn es nicht diese Menschen gäbe. „Ihre Mitarbeit ist viel mehr, als eine bloße Freizeitbeschäftigung!“ Die Feuerwehren im Lande haben nach den Worten des Ministers aber noch eine ganz andere wichtige Funktion: „Sie sind im ländlichen Bereich für die Dorfgemeinschaft unverzichtbar!“ Gerade junge Menschen entwickelten sich in der Freiwilligen Feuerwehr zu verantwortungsbewussten, kompetenten und sozialen Persönlichkeiten und das stärke sie auch im Beruf. „Solche Mitarbeiter in ihren Reihen zu haben, ist gut für die Unternehmen!“

Ralf Jäger (Innenminister): „Das dürfen wir nicht dulden!“

Klare Worte fand der Minister zu den Gewaltexzessen gegen Einsatzkräfte, die sich in letzter Zeit gehäuft hatten. „Wir haben in der Mitte der Gesellschaft Menschen, die keinerlei Respekt mehr vor dem anderen haben!“ Immer öfter werde das hohe Gut der Meinungsfreiheit als Freifahrtschein für Beschimpfungen und Hetze missbraucht. „Das dürfen wir in dieser Gesellschaft keinesfalls dulden!“ Die Bundesregierung hat zwischenzeitlich einen Gesetzentwurf auf den Weg gebracht, wonach Übergriffe gegen Einsatzkräfte künftig härter bestraft werden. „Nordrhein-Westfalen wird diesem Gesetz im Bundesrat ganz sicher zustimmen!“ Gleichzeitig kündigte Jäger an, dass gemeinsam mit der Ruhr-Uni Bochum nach den Ursachen für die Gewaltexzesse geforscht werde. „Ich bitte Sie um Unterstützung!“ Für die wissenschaftliche Studie werden demnächst 4.000 Angehörige der Feuerwehren und Rettungsdienste befragt.
Der Minister ging auch auf den Katastrophenschutz ein. „Wir sind in Nordrhein-Westfalen, was unser Konzept der überörtlichen Hilfe angeht, sehr gut aufgestellt und organisiert!“ Jäger bezifferte das Investitionsvolumen für den Katastrophenschutz im nächsten Landeshaushalt auf 124 Millionen Euro. „109 neue Einsatzfahrzeuge werden kommen!“ Er bekräftigte vor dem Hintergrund der Terrorgefahr, dass der Katastrophenschutz auch in Friedenszeiten gestärkt werden müsse.
Der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV), Hartmut Ziebs, hatte zuvor in seinem Grußwort von einer Schlauchleitung als symbolisches Band durch Europa gesprochen. „Die Feuerwehren sind grenzenlos und tragen zur Völkerverständigung bei!“

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Innenminister Ralf Jäger (Mitte) besucht die VdF-Mitgliederversammlung in Attendorn.
(v.l.) KBM Christoph Lütticke(Olpe), VdF-Vorsitzender Dr. Jan Heinisch, Landrat Frank Beckehoff (Olpe)
und Bürgermeister Christian Pospischil (Attendorn) heißen ihn herzlich willkommen.

Beeindruckende Leistungsbilanz

Dr. Heinisch blickte anschließend auf die noch junge Geschichte des VdF NRW zurück. Die Dachorganisation aller Feuerwehren im Lande wurde am 18. Dezember 2009 gegründet. Dr. Klaus Schneider, damals schon im Ruhestand, hatte den Neuaufbau der Verbandsarbeit in die Hand genommen, nachdem klar war, dass sich der alte Landesfeuerwehrverband NRW finanziell übernommen hatte und in die Insolvenz geraten würde. Doch zunächst einmal schilderte Heinisch, wie er selbst zum Feuerwehrfunktionär wurde. Er war im Jahr 2010 als Standhelfer des Deutschen Feuerwehrverbandes auf der Interschutz eingesetzt. Beim säubern der 1.200 Quadratmeter großen Standfläche sei ihm Klaus Schneider quasi vor den Staubsauger gelaufen und man sei ins Gespräch gekommen. Die Frage, ob er nicht Vorsitzender des VdF werden wolle, habe ihn damals sehr unvorbereitet getroffen. „Ich habe überlegt und es schließlich gemacht!“, sagte der heute 40-Jährige. Er erläuterte, dass in den letzten Jahren zwei Dinge besonders vorangetrieben worden seien. So habe sich der neue Verband unter dem Motto „Für Dich!“ besonders für die Belange jedes einzelnen Feuerwehraktiven eingesetzt. Den zweiten Schwerpunkt der Verbandsarbeit formulierte er als Frage: „Wie gehen wir mit der Feuerwehr in Zukunft um? Wir haben in den letzten Jahren sehr viel auf den Weg gebracht, das sich unter diesen beiden Überschriften sammeln lässt!“ Heinisch nannte unter anderem die Neukonzipierung der Facharbeit, das neue Gesetz über den Brandschutz-, die Hilfeleistung und den Katastrophenschutz (BHKG), das Förderprogramm für den Feuerwehrführerschein, das Projekt FeuerwEhrensache, die landesweite Werbekampagne, die Rauchwarnmelder-Pflicht und die Einweihung der neuen Geschäftsstelle in Wuppertal als Beispiele einer erfolgreichen Verbandsarbeit. „Wir haben in vielen Bereichen eine Menge verändert!“

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Der Vorstand des VdF unter Leitung von Dr. Jan Heinisch (l) hat in den letzten Jahren viel erreicht.

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Für seine Wiederwahl bekommt Heinisch stehenden Applaus.

Mit dem Firetruck auf Werbetour

Der Vorsitzende kündigte mit Blick in die Zukunft an, dass der Informationsfluss hin zu den einzelnen Feuerwehrleuten weiter verbessert werde. Es werde Veränderungen im Ausbildungsbereich und der Feuerwehrdienstvorschrift 2 geben. Außerdem werde die Werbekampagne weiter vorangebracht. „Das ist eine unserer Kernaufgaben!“ Zur Mitgliederwerbung können die Feuerwehren im Lande künftig einen „Firetruck“ buchen, der in Attendorn gezeigt wurde. Der ehemalige Rüstwagen 1 der Feuerwehr Borgholzhausen ist mit einem Flachbildschirm und einem Fotoautomaten samt Greenbox-Technologie ausgerüstet. Er ist bis Ende August zunächst an elf Aktionsorten bzw. 13 Aktionstagen zu sehen. Die Feuerwehren konnten sich zuvor bewerben.

Neue Laufbahnverordnung ist unterschriftsreif

Zur neuen Laufbahnverordnung, in der unter anderem Personalfragen, wie die Altersgrenzen für den aktiven Dienst geregelt sind, äußerte sich VdF-Vize Bernd Schneider (Siegen-Wittgenstein) am Samstag nur zurückhaltend. Ein erster Entwurf der Verordnung hatte für viel Wirbel gesorgt. Nach vielen Stellungnahmen der Stadt- und Kreisfeuerwehrverbände liegt dem Innenminister mittlerweile eine überarbeitete Version zur Unterschrift vor. „Ich bin mir sicher, dass Ihr damit sehr zufrieden sein werdet“, meinte Schneider, ohne auf weitere Details einzugehen.

Stephan Neuhoff (BF-Chef a.D.): „Für andere Menschen da zu sein, schafft Zufriedenheit!“

Die anschließenden Vorstandswahlen wurden von Matthias Weber (Stadtfeuerwehrverband Köln) als Vorsitzenden des Wahlausschusses durchgeführt. Er erinnerte zunächst an die nicht einfache Gründungsphase des VdF. In dieser Situation habe es Kameraden gegeben, die sich vorbehaltlos einer neuen Aufgabe gestellt hätten. Weber bescheinigte dem alten Vorstand, mit viel Engagement einen heute modernen, dienstleistungsorientierten Verband geschaffen zu haben. „Die Erfolgsgeschichte war keinesfalls vorprogrammiert!“ Das Jan Heinisch danach einstimmig im Amt bestätigt wurde, war vor diesem Hintergrund letztlich nur eine Formalie. Dafür nahm Stephan Neuhoff, der langjährige Chef der Berufsfeuerwehr Köln, als 1. ständiger Vertreter seinen Abschied. „Taxi-Drohnen, führerlose Lokomotiven, Haushalte, die über das Smartphone gesteuert werden, werden das Ihre dazutun, dass die Feuerwehr nicht arbeitslos wird!“, meinte der 64-Jährige mit einem Augenzwinkern. Für andere Menschen da zu sein, schaffe Zufriedenheit im Leben. „Das Ehrenamt bietet eine hervorragende Gelegenheit dazu!“ Seine Aufgabe im Vorstand des VdF übernimmt künftig Bernd Schneider. Dafür rückte Christian Eichhorn, der Leiter der Berufsfeuerwehr Iserlohn, als 2. stellvertretender Vorsitzender neu in den Vorstand auf. Der 51-Jährige kündigte an, moderne Techniken im Einsatzdienst, wie die Drohnentechnologie, weiter voranbringen zu wollen.

Stephan Neuhoff und Dr. Klaus Schneider wurden am Samstag für ihre „hervorragenden Verdienste um den VdF NRW“ mit dem Feuerschutz-Ehrenkreuz ausgezeichnet.

Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)

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In der Stadthalle der Hansestadt Attendorn (Kreis Olpe) findet die …

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… Mitgliederversammlung 2017 des VdF statt.

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Innenminister Ralf Jäger: „Das Ehrenamt ist der Klebstoff unserer Gesellschaft!“

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DFV-Präsident Hartmut Ziebs ist überzeugt, dass die Feuerwehr zur Völkerverständigung beiträgt.

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Die Delegierten aus dem Regierungsbezirk Detmold unter Leitung von Bezirksbrandmeister Michael Kirchhoff aus Hüllhorst (r).

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Lippes Landrat Friedel Heuwinkel a.D. (Mitte) im Gespräch mit Rainer Kleibrink, Chef der BF Bielefeld.

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Der ehemalige Rüstwagen der Feuerwehr Borgholzhausen ist jetzt „Firetruck“ des VdF. Berthold Penkert (r),
Leiter des Instituts der Feuerwehr in Münster, lässt sich die Einzelheiten erklären.

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Das Fahrzeug ist mit einem Flachbildschirm ausgerüstet.

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Der Innenminister zeigt sich ebenfalls an dem Promotion-Truck interessiert.

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Auszeichnung für Stephan Neuhoff und …

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Dr. Klaus Schneider.

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Sie erhalten das NRW-Feuerschutz-Ehrenkreuz.

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Neuer 2. stellvertretender Vorsitzender des VdF ist Christian Eichhorn, der Leiter der BF Iserlohn.

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Friedrich Kulke (l) ist neuer stellvertretender Musik-Stabsführer des VdF.

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Informationsaustausch am Rande: (v.l.) Jochen Stein, Chef der BF Bonn und Leiter
der Arbeitsgemeinschaft der Berufsfeuerwehren Bund (AGBF-Bund),
und DFV-Präsident Hartmut Ziebs.

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Der Feuerwehrmusikzug aus Attendorn begleitet die Versammlung musikalisch.

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Die Abordnung aus OWL beim Delegiertentag des VdF in Attendorn