Busunglück wurde durch Unaufmerksamkeit ausgelöst

Polizeipräsidium und Staatsanwaltschaft geben Ermittlungsergebnisse bekannt

Busunglueck aHof (Bayern). Das schwere Busunglück auf der Autobahn 9 bei Münchberg (Oberfranken), bei dem Anfang Juli 18 Menschen grausam verbrannten und 30 zum Teil schwer verletzt wurden, ist offenbar auf die Unachtsamkeit des Fahrers zurückzuführen. Er befand sich ebenfalls unter den Toten. In einer gemeinsamen Pressemitteilung gaben das Polizeipräsidium Oberfranken und die Staatsanwaltschaft Hof weitere Details zum Unfallhergang bekannt.

Danach hatten sich der Omnibus aus Sachsen und ein Lastwagen mit Anhänger, der von der Ukraine nach Frankreich unterwegs war, am Morgen des 3. Juli 2017 bereits seit längerem auf der rechten der drei Fahrspuren der A 9 befunden. Zwischen den Anschlussstellen Münchberg-Süd und Gefrees reduzierte der Fahrer des Lastzugs seine Geschwindigkeit von etwa 80 auf 28 Stundenkilometer. Der 55-jährige Fahrer, der am Steuer des Reisebusses aus Dresden saß, hätte das offenbar zu spät bemerkt und sei mit Tempo 60 bis 70 aufgefahren, teilten die Ermittler mit. „Was den Fahrer abgelenkt hat, lässt sich nicht mehr aufklären!“ Sicher scheint, dass der Bus mit einer geringen Überdeckung von nur 60 Zentimetern auf den Anhänger des LKW prallte. Diese relativ kleine Anstoßfläche führte dazu, dass die Frontpartie des Busses im Bereich des Fahrersitzes etwa eineinhalb bis zwei Meter nach hinten verschoben wurde.

Elektrischer Lichtbogen setzte herausspritzenden Kraftstoff in Flammen

In diesem Bereich befanden sich die Drucklufttanks, die Batterie samt Elektrik und der Zusatztank des Reisebusses aus dem Jahr 2013, der mit ABS und ESP, ansonsten aber mit keinen weiteren Assistenzsystem, ausgestattet war. Der Crash habe dadurch einerseits elektrische Kurzschlüsse und die Bildung extrem heißer Lichtbögen im Bereich der Elektrik ausgelöst. Andererseits, so die ermittelnden Beamten, sei es zu einer heftigen Stauchung des Zusatztanks gekommen, sodass dieser zerplatzt sei. „Der herausspritzende und zerstäubte Dieselkraftstoff entzündete sich unmittelbar beim Austreten durch die Lichtbogenbildungen und wurde durch die entweichende Luft aus den Drucklufttanks noch angefacht!“ Durch die massive Kollision sei Bus im vorderen linken Bereich aufgerissen worden. Rauch und Feuer hätten sich dadurch im Innenraum schlagartig ausbreiten können. Es kam in kürzester Zeit zum Vollbrand des Fahrzeugs. „Aus momentaner Sicht ist nicht zu erwarten, dass sich noch wesentliche neue Erkenntnisse zum Ablauf des tragischen Unglücks ergeben“, so die Staatsanwaltschaft Hof in der Pressemitteilung.

Sprung durch die Seitenscheibe

Während der 55-jährige Busfahrer mit schweren Verletzungen hinter dem Steuer eingeklemmt war, gelang es dem 43-jährigen Ersatzfahrer zunächst die vordere Tür aufzudrücken. Weil der Mittelgang wegen der Deformierung aber blockiert war, konnten die Fahrgäste den Bus an dieser Stelle nur mit großen Schwierigkeiten verlassen. Gemeinsam mit einigen Fahrgästen konnte der 43-Jährige schließlich auch die Hintertür öffnen. Einige Fahrgäste waren bereits durch die eingeschlagenen Seitenscheiben nach draußen gesprungen.
Für 17 Insassen und den einklemmten Fahrer kam allerdings jede Hilfe zu spät. Die Männer und Frauen im Alter von 55 bis 81 Jahren sollen nach den Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft aufgrund der starken Rauchentwicklung bereits nach kurzer Zeit das Bewusstsein verloren haben. (Polizeipräsidium Oberfranken, Redaktion: kfv-herford.de)

-Vo-

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Das Luftbild zeigt die Unglücksstelle auf der A 9 nach Abschluss der Rettungs- und Löscharbeiten. (Foto: Polizeipräsidium Oberfranken)

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Der Bus prallte mit einer geringen Überdeckung auf den Lastzug. (Grafik: Polizeipräsidium Oberfranken)

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(Foto/Grafik: Polizeipräsidium Oberfranken)

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(Foto/Grafik: Polizeipräsidium Oberfranken)