Hunderte Aussteller und zehntausende Besucher

18. RETTmobil in Fulda

Fulda. Notärzte und Notfallsanitäter tragen eine besonders hohe Verantwortung. Sie sind Tag für Tag im Einsatz, um Menschen in Not zu helfen. Oft geht es dabei um Leben und Tod - zählt für den Patienten jede Minute. Vom 16. bis 18. Mai stand Fulda im Zentrum der Notfallmedizin. Auf der 18. RETTmobil präsentierten 540 Aussteller aus 20 Ländern die neuesten Innovationen aus den Bereichen Rettung und Mobilität. Das Fachprogramm der Messe widmete sich unter anderem einem gesellschaftlichen Problem: Immer öfter werden die Retter Opfer von Hass und Gewalt. Um diesem unhaltbaren Zustand entgegenzuwirken startete der Deutsche Feuerwehrverband seine Kampagne „Gewalt geht gar nicht!“ Das Interesse an der RETTmobil war auch in diesem Jahr groß. Fast 30.000 Besucher strömten während des dreitägigen Events über das Messegelände der osthessischen Domstadt.

Der Präsident der Johanniter-Unfall-Hilfe und Ex-Chef der Bundesarbeitsagentur, Dr. Frank-Jürgen Weise, hatte die Schirmherrschaft der 18. Europäischen Leitmesse für Rettung und Mobilität übernommen. Er lobte die große Professionalität der Aussteller und die hohe Qualität ihrer Produkte und Dienstleistungen. Den direkten Informations- und Meinungsaustausch mit dem Fachpublikum hielt Weise für besonders wichtig. „Die Begegnungen zwischen den Menschen lassen sich ebenso wenig digitalisieren, wie das Vertrauen zwischen Nutzern und Anbietern!“ Aufgabe der Politik sei es nun, die Strukturen im Rettungsdienst zu bewahren und zu trainieren.

 


An der 18. RETTmobil beteiligen sich 540 Aussteller aus 20 Ländern. Exakt 29.618 Besucher strömen während des
dreitägigen Events über das Gelände der Messe-Galerie in Fulda.
(Foto: Messe Fulda GmbH)

 


Dr. Frank-Jürgen Weise, Präsident der Johanniter-Unfall-Hilfe, ist Schirmherr der Veranstaltung.

(Foto: Messe Fulda GmbH)

 

Mehr als 600 Notaufnahmen droht die Schließung.

Während der Eröffnung der  RETTmobil wurde deutlich, dass der ambulanten Notfallversorgung eine große Bedeutung zukommt. Allerdings sind die Kosten für die Krankenhäuser dadurch geradezu explodiert. Das Problem: Viele Menschen kommen auch ohne gravierende Beschwerden in die Notaufnahmen und sorgen dort für eine chronische Überlastung. Eigentlich sind nur 22 Prozent der Ambulanz-Patienten als echte Notfälle zu beurteilen, wie eine Umfrage des Deutschen Roten Kreuzes ergab.  „Heute wird nicht mehr zuerst der Hausarzt konsultiert, sondern sofort das Krankenhaus in Anspruch genommen“, sagte Professor Dr. Peter Sefrin, der die RETTmobil auch in diesem Jahr als wissenschaftlicher Leiter des Fachprogramms begleitete. Als Konsequenz sollen künftig mehr als 600 Krankenhausnotaufnahmen wegfallen. Das hat der Gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten, Krankenhäusern und Krankenkassen beschlossen. Hartmut Ziebs, der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) erteilte diesem Vorhaben eine klare Absage. Der Mensch dürfe nicht weiter zum Wirtschaftsgut abgestempelt werden, erklärte er während der Eröffnung der Messe. „Es gibt schon jetzt Probleme, Notfallpatienten an Krankenhäuser abzugeben!“ Würden die Pläne umgesetzt, also etwa ein Drittel der Kliniken ihren Notfallstatus verlieren, müssten die Patienten vielerorts auch weitere Wege in Kauf nehmen.

 


DFV-Präsident Hartmut Ziebs startet die Kampagne „Gewalt geht gar nicht!“ Er kritisiert außerdem die geplanten Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen.
Wird der Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses von Ärzten, Krankenhäusern und Krankenkassen umgesetzt, dann droht mehr als 600 Krankenhaus-Ambulanzen die Schließung.
(Foto: Messe Fulda GmbH)

 

E-Mobilität hält Einzug im Rettungswesen

Während der 18. RETTmobil präsentierten sich 540 Aussteller aus 20 Ländern auf dem über 70.000 Quadratmeter großen Messegelände der Domstadt, mit 20 Hallen und großem Freigelände. Ambulanz Mobile, Hersteller von Sonderfahrzeugen aus Schönebeck in Sachsen-Anhalt, zeigte erstmals einen Hybrid-Kranktransportwagen. Er basiert auf dem bewährten Fahrgestell eines Ford-Transits. Der hybride Antrieb des in Kooperation mit der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg entwickelten Prototyps wird durch eine Kombination aus Dieselmotor im Frontbereich und einem an der Hinterachse liegenden Elektromotor realisiert. Der rein elektrische Antrieb ermöglicht beispielsweise auf dem Klinikgelände eine emissionsfreie und geräuschlose Fahrt. Ist die maximale Reichweite von 70 Kilometern erreicht, sorgt der werksseitig eingebaute Dieselmotor für die Weiterfahrt. Die Wietmarscher Ambulanz und Sonderfahrzeugbau GmbH (WAS) hat ebenfalls die Zukunft im Blick. Mit ihrem E-Konzeptfahrzeug geht sie momentan der Frage auf den Grund, ob der rein elektrische Antrieb auch eine Alternative für Rettungswagen mit einem Gewicht von bis zu fünf Tonnen sein kann. Mercedes-Benz zeigte auf der RETTmobil die dritte Generation seines Erfolgstransporters Sprinter als Krankentransport- und Rettungswagen. Außerdem präsentierten die Stuttgarter eine Notarztvariante ihres Pick-up-Modells der X-Klasse. Volkswagen hatte seine Sport Utility Vehicles (SUV) Tiguan Allspace als Notarzteinsatzfahrzeug und T-Roc in der First-Responder-Version mit nach Fulda gebracht. Und am BMW-Stand gab es den Mittelklasse-SUV X 3 als Kommandowagen und ein Motorrad (750 GS) in Sanitätsausführung zu sehen.

 


Die großen Autohersteller und namhaften Sonderfahrzeugbauer sind in Fulda vertreten.
(Foto: Messe Fulda GmbH)

 


Ambulanz Mobile zeigt einen Krankentransportwagen mit Hybridmotor, also einer Kombination aus Elektro- und Dieselantrieb.
(Foto: Ambulanz Mobile GmbH u. Co. KG, Schönebeck)

 


Konkurrent WAS setzt mit seinem E-Konzeptfahrzeug auf einen rein elektrischen Antrieb. 
(Foto: Messe Fulda GmbH)

 


Sprinter der dritten Generation: Mercedes-Benz hat seinen Erfolgstransporter in der Rettungswagenversion mit nach Fulda gebracht.
(Foto: Messe Fulda GmbH)

 


BMW stellt seine  750er GS in ASB-Ausführung vor. (Foto: Messe Fulda GmbH)

 


In den Messehallen sind die neuesten Geräte … (Foto: Messe Fulda GmbH)

 


...der Intensivmedizin zu sehen. (Foto: Messe Fulda GmbH)

 

Hochwertige Neuwagen zerlegt

Ein Arbeiter liegt regungslos auf einem Baugerüst. Er benötigt dringend ärztliche Hilfe. Doch der Rettungsdienst hat keine Möglichkeit, ihn zu erreichen. Die Feuerwehr Fulda rückt mit ihrer neuen Drehleiter 23/12 (Mercedes-Benz/Rosenbauer) samt neuartigem Gelenkarm an. Im Rettungskorb, der für bis zu fünf Personen ausgelegt ist, bringen die Wehrleute Notarzt und Sanitäter zum Patienten. Schnell zeigt sich, dass der Bauarbeiter wiederbelebt werden muss. Die Mediziner setzen dazu ein Thorax-Kompressionsgerät, also ein maschinelles Reanimationsgerät, ein. Mit dieser eindrucksvollen Übung zeigte die Feuerwehr Fulda gemeinsam mit dem Deutschen Roten Kreuz und den Maltesern zweimal täglich, wie die schonende Rettung eines Patienten aus großer Höhe unter einer ständigen vollautomatischen Thorax-Kompression abläuft. Außerdem demonstrierten die Wehrleute an jedem Messetag die medizinisch-technische Rettung eines Autofahrers aus einem modernen Neuwagen. Die Einsatzkräfte entfernten die komplette Fahrzeugseite samt B-Säule mit hydraulischen Rettungsgräten, um eine große Zugangsöffnung zu erreichen. Nach Abschluss der Arbeiten hatten die einst neuwertigen Limousinen nur noch Schrottwert. Sie mussten quasi „im Dienste der Wissenschaft“ daran glauben.

Weiterhin führte die Höhenrettungsgruppe der Werkfeuerwehr Kali und Salz Werk Neuhof-Ellers ihre neue Teleskopmastbühne TM 42 von Rosenbauer vor. Sie basiert auf einem Scania P410-Fahrgestell mit 410 PS, verfügt über eine Pumpenanlage (N35) und erreicht eine Höhe von 42 Metern. Am Standort Neuhof-Ellers (Hessen) befindet sich das südlichste Werk der Kali und Salz GmbH in Deutschland. Die Bergleute fördern dort jährlich rund vier Millionen Tonnen magnesium- und schwefelhaltige Kalisalze aus der Werra-Fulda-Lagerstätte, die als Düngemittel Verwendung finden.

 


Die neue Drehleiter der Feuerwehr Fulda wurde im Rosenbauer-Werk Karlsruhe gefertigt.
(Foto: Messe Fulda GmbH)

 


Das Hightech-Gerät verfügt über einen Leitersatz mit Gelenkarm.
(Foto: Messe Fulda GmbH)

 


Damit können die Retter ohne große Probleme auf einem Baugerüst abgesetzt werden,
um einen 
„verletzten Arbeiter“ zu versorgen.
(Foto: Messe Fulda GmbH)

 


Mit dem Rettungskorb der Drehleiter wird der Mann besonders schonend und unter permanenter maschineller Thorax-Kompression zu Boden befördert.
(Foto: Messe Fulda GmbH)

 


Die Werkfeuerwehr Kali und Salz ist mit ihrer neuen Teleskopmastbühne TM 42
(Scania/Rosenbauer) angerückt, die erst im letzten Jahr in Dienst gestellt wurde.
(Foto: Rosenbauer International AG, Leonding/Österreich)

 


Die Höhenretter des Bergbauunternehmens bereiten sich auf ihren Einsatz vor.
(Foto: Messe Fulda GmbH)

 


Sie zeigen Abseilübungen aus schwindelerregender Höhe.
(Foto: Messe Fulda GmbH)

 

 

Neuer „Alleskönner“ beim THW  

Die großen Hilfsorganisationen, darunter das THW, waren auf der RETTmobil ebenfalls vertreten. Zu den besonderen Ausstellungsstücken der Bundeshelfer gehörte ein neuartiger Teleskoplader. Das 112 PS starke Gerät verfügt über eine auszieh- und schwenkbare Arbeitsbühne, die bis in eine Höhe von 13 Metern reicht. Zur weiteren Ausrüstung gehören eine multifunktionale 4 in 1 Schaufel und eine Palettengabel, die bis zu vier Tonnen stemmen kann. Das eingebaute Kamerasystem erhöht die Sicherheit, während die Klimaanlage im Sommer für erträgliche Temperaturen in der Steuerkabine sorgt. Das THW hat zunächst 33 der modernen und vielseitig verwendbaren Umschlaggeräte beschafft.

Junge Schulabgänger hatten während der RETTmobil Gelegenheit, sich über die vielfältigen Karrieremöglichkeiten bei der Bundeswehr zu informieren. Am Stand der Soldaten gab es daneben ein Flugfeldlöschfahrzeug und den Boxer zu besichtigen. Das äußerst geländegängige Radfahrzeug ist schwer gepanzert und dadurch in der Lage, die Versorgung und den Abtransport von bis zu sieben Verwundeten unter Gefechtsbedingungen zu gewährleisten. Die Besatzung besteht aus Rettungsmediziner (Arzt), Rettungsassistent und Militärkraftfahrer.

 


Das THW verfügt seit kurzem über neuartige Teleskoplader, die vielseitig einsetzbar sind.
(Foto: THW OV Mülheim/Ruhr)

 

Neben der umfangreichen Leistungsschau und den praxisnahen Übungen garantierte erneut ein  anspruchsvolles Schulungsprogramm, das unter Verantwortung des renommierten Notfallmediziners Prof. Dr. Peter Sefrin stand,  für den Erfolg der RETTmobil. Workshops behandelten unter anderem die Themen „Massenanfall von Verletzten (MANV) bei einer Terrorlage“ und „Selbstschutztechniken für Rettungskräfte“. Während der medizinisch-rettungsdienstlichen Fortbildungen berichteten die Referenten über die „Erfahrungen für die Praxis bei Großschadensfällen“, „Auswirkungen auf den Rettungsdient bei Bedrohungslagen“ und „Einsatzvor- und Nachbereitung im Amok und Terrorfall“. Schließlich bot die RETTmobil noch einen spannenden Einblick in die medizinische Ausbildung der Zukunft. Wer wollte, der konnte eine Virtual-Reality-Brille aufsetzen und einen fiktiven Patienten in einer 3D-visualierten Welt versorgen.   

Nach der Messe ist vor der Messe. Die Vorbereitungen für die 19. RETTmobil haben bereits begonnen. Sie findet vom 15. bis zum 17. Mai 2019 auf der Messe Galerie in Fulda statt.

 

                                                                                                                                                    -Vo-

   

Auf der 18. RETTmobil gibt es viel zu entdecken. (Foto: Messe Fulda GmbH)