Brennenden Kutter an der Nordseeküste gelöscht

Großschadensübung „Marinefeuer“ im Wangerland

DSC 0079Hooksiel/Wangerland. Feuerwehrleute aus dem gesamten Kreis Herford waren am Wochenende (1.06. – 3.06.2018) an der Nordseeküste im Einsatz. Sie löschten in Hooksiel (Gemeinde Wangerland, Landkreis Friesland) einen Krabbenkutter und unterstützten auf dem Marinestützpunkt in Wilhelmshaven die Bundeswehrfeuerwehr bei der Menschenrettung. Der Kreisfeuerwehrverband hatte die Großschadensübung unter dem Namen „Marinefeuer“ organisiert. Ziel war es, die interkommunale Zusammenarbeit der Feuerwehren aus allen Teilen des Wittekindslandes zu trainieren. Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer hielt das für extrem wichtig. „Die Feuerwehrleute müssen sich im Katastrophenfall aufeinander verlassen können und sich gegenseitig unterstützen!“

Am Freitagnachmittag setzt sich die Marschkolonne von der Kreisfeuerwehrzentrale in Hiddenhausen-Eilshausen aus in Bewegung. Beteiligt sind 100 Ehrenamtliche mit 20 Einsatzleit-, Lösch-, Rüst- und Gerätewagen. Ziel des Motorisierten Marsches ist Hooksiel in der Gemeinde Wangerland. Schon die 250 Kilometer lange Anfahrt des Fahrzeugverbandes, die etwa vier Stunden in Anspruch nimmt, ist Teil der Übung. „Sie verlangt von den Maschinisten am Lenkrad höchste Konzentration“, sagt stellvertretender Kreisbrandmeister Bernd Kröger. Auf dem Campingplatz in Hooksiel, direkt am Wattenmeer, beziehen die Wehrleute am Abend ihre Zeltunterkünfte. Zeit zum Entspannen bleibt allerdings nicht; denn am nächsten Morgen steht ein Krabbenkutter „in Flammen“, der im Außenhafen des Küstenbadeortes liegt. Das Szenario bildet den Auftakt der Großschadensübung „Marinefeuer“.

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Am Samstagmorgen beginnt die Großschadensübung. Stellv. Kreisbrandmeister Bernd Kröger (r) gibt erste Einzelheiten bekannt.

„Da sind noch Leute drauf!“

Zwei Löschzüge sind bereits nach wenigen Minuten vor Ort. Aus dem Maschinenraum des Kutters „steigt Rauch auf“. Doch was genau auf der „Trotz“ passiert ist, weiß zu diesem Zeitpunkt noch niemand. Einsatzleiter Holger Klann versucht deshalb zunächst an Informationen zu gelangen. „Da sind noch Leute drauf!“, ruft ihm ein Mann zu. Jetzt muss alles schnell gehen. Problem dabei: Es herrscht gerade Ebbe und das Schiff liegt aufgrund des niedrigen Wasserstandes etwa sechs Meter unterhalb der Kaimaueroberkante. Niclas Grotegut und Maximilian Schäfer (Kirchlengern) übernehmen die Aufgabe des Angriffstrupps. Sie rüsten sich mit Atemschutzgeräten aus und überwinden den Höhenunterschied zum Schiff mit Hilfe einer Steckleiter. Die beiden Feuerwehrleute bringen die Besatzung in Sicherheit. Es handelt sich um Kapitän Nils Schröder und seinen Decksmann Sebastian Dreyer. Die Einsatzkräfte aus Rödinghausen haben in der Zwischenzeit die Wasserversorgung sichergestellt und Brandbekämpfung im Maschinenraum eingeleitet. Einsatzleiter Klann kommt allerdings nicht zur Ruhe. Ihn erreicht ein weiterer Notruf. Ein Schiff laufe den Hafen von Hooksiel an. Es habe ebenfalls Feuer an Bord, heißt es in der Meldung. Einsatzkräfte aus Enger, Herford und Hiddenhausen bereiten daraufhin einen massiven Löschangriff vor. In der Zwischenzeit ist die Informations- und Kommunikationsgruppe aus Bünde am Rande des Hafengeländes mit dem Einsatzleitwagen 2 in Stellung gegangen und koordiniert das Übungsgeschehen.

In 30 Meter Tiefe vermisst

Der Löschzug 3. steht währenddessen vor einer ganz anderen Herausforderung. Die Einsatzkräfte aus Bünde, Enger, Hiddenhausen und Spenge suchen auf dem Marinestützpunkt Heppenser Groden in Wilhelmshaven gemeinsam mit der Bundeswehrfeuerwehr nach einem „vermissten Mitarbeiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes“. Der Mann, so die angenommene Lage, wird in einem Versorgungsgang vermutet, der die Seeschleuse Wilhelmshaven in 30 Metern Tiefe unterquert. Thilo Struck und Florian Nolting vom Löschzug Spenge-Lenzinghausen steigen in einen Schacht der sogenannten Dükeranlage hinab. Auf mehreren Ebenen und bei völliger Dunkelheit arbeiten sie sich voran. Schließlich finden die Beiden den „Vermissten“ und lagern ihn auf einer Schleifkorbtrage. Mit Hilfe der Bundeswehr-Drehleiter und einem speziellen Rettungs- und Abseilgerät ziehen die Wehrleute die Dummypuppe nach oben. Zurück am Tageslicht zeigen sich Struck und Nolting beeindruckt: „Wir haben da unten ganz neue Erfahrungen gesammelt!“
Am Ende zog Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer ein positives Fazit des Übungswochenendes. Er lobte besonders die freundschaftlichen Beziehungen zur örtlichen Feuerwehr und Gemeindeverwaltung. „Wir sind gerne Gäste im Wangerland!“ Bürgermeister Björn Mühlena, der ebenfalls zur Abschlussveranstaltung gekommen war, hörte das natürlich gerne. Seit 1993 führt der Kreisfeuerwehrverband turnusmäßig alle zwei Jahre Großschadensübungen an der Nordseeküste durch. Der damalige Kreisbrandmeister Dieter Wilkening und Karlheinz Dirks, seinerzeit Gemeindebrandmeister im Wangerland, hatten die Idee dazu.

Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)

Stichwort: Bundeswehr-Feuerwehr Wilhelmshaven
Heppenser Groden in Wilhelmshaven ist mit 9.000 Soldaten und zivilen Mitarbeitern größter deutscher Marinestützpunkt und Heimathafen der „Einsatzflottille 2". Von hier aus gehen die Fregatten der „Sachsen-Klasse“ und zukünftigen „Baden-Württemberg-Klasse“ sowie Einsatzgruppenversorger in den weltweiten Einsatz. Seit 1966 sichert die Bundeswehr-Feuerwehr das riesige Areal. Zurzeit stehen dafür 60 Beamte zur Verfügung, sodass eine Schichtstärke von 15 Mann erreicht wird. Im Notfall werden die Feuerwehrleute von Soldaten der Marine unterstützt, die in Brandschutzgruppen organisiert sind. In früherer Zeit übernahmen die Besatzungen der Kriegsschiffe den Brandschutz selber. Doch mittlerweile befinden sich während der Liegezeiten nur noch Betriebswachen an Bord. Für die Bundeswehr-Feuerwehr bedeutet das eine höhere Belastung. Sie soll deshalb auf 90 Mann aufgestockt werden. Erst im Jahr 2006 wurde auf dem Marinegelände eine neue Feuerwache errichtet, die über sieben Stellplätze und eine eigene Leitstelle verfügt. Zur Ausrüstung gehören zwei Hilfeleistungslöschfahrzeuge, ein Tanklöschfahrzeug für die Gebäudebrandbekämpfung und zwei Drehleitern. Die zivile Bundeswehr-Feuerwehr zählt bundesweit über 3.000 Dienstposten. Sie ist damit nach der Berliner-Feuerwehr die zweitgrößte Berufsfeuerwehr in Deutschland.

-Vo-

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Der Verband erreicht Hooksiel.

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(v.l.) Marco Ruschhaupt (Feuerwehr Hiddenhausen), Einsatzleiter Holger Klann und Frank Rieke (Wehrführer Kirchlengern)

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Warten auf den Einsatzbefehl

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Die Züge 1. und 2. treffen im Außenhafen von Hooksiel ein.

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Kurze Abstimmung vor Übungsbeginn und ...

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... letzte Instruktionen für Zugführer Fabian Stadelmann (l), ...

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... der sein Wissen an die Gruppenführer weitergibt.

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Mit Hilfe einer Steckleiter wird der Höheunterschied zum Krabbenkutter „Trotz“ überwunden.

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Der Angriffstrupp aus Kirchlengern rückt auf das Schiffsdeck vor und ...

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... beginnt mit der Personensuche.

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Kapitän und Decksmann sind schnell gefunden.

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Sie werden in Sicherheit gebracht.

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Die Mannschaft des Einsatzleitwagens aus Rödinghausen: (v.l.) Uwe Schmeißer,
Christin Lamsfuß-Mende und Führungsassistent Florian Bendig.

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Einsatzkräfte der Feuerwehren Enger, Herford und Hiddenhausen
haben im Einsatzabschnitt 2. einen Löschangriff vorbereitet. ...

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... Sie bekämpfen einen weiteren Schiffsbrand

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Währenddessen koordinieren (v.l.) Dennis Flachmeier, Sarah Schlagwein und Dustin Diekmann
das Einsatzgeschehen im Einsatzleitwagen 1 der Feuerwehr Hiddenhausen.

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(v.l.) Lukas Berg (Feuerwehr Enger) und Marcel Baeumer (Feuerwehr Rödinghausen)
an der Wasserentnahmestelle.

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Im Einsatzleitwagen 2 aus Bünde laufen „alle Fäden zusammen“.

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Hans Kleinemeier bekommt die neusten Berichte aus den Einsatzabschnitten.

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Einsatzleiter Holger Klann und Harald Sauerwald (Wehrführer a.D. Bünde)
erörtern die Situation an der Lagekarte.

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(v.l.) Heinz-Dieter Bruns (Ehrenwehrführer der Feuerwehr Wangerland), Nils Schröder (Kapitän der „Trotz“),
Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer und Sebastian Dreyer (Decksmann der „Trotz“)

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Übungsbeobachter der Feuerwehr Hohenkirchen (Wangerland):
(v.l.) Manuel Emken, Nico Krampmann und Titzian Cordes

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Krabbenfischer Nils Schröder beobachtet den weiteren Ablauf der Übung ganz entspannt mit Sohn Oke (3).

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Auf dem Marinestützpunkt in Wilhelmshaven retten die Feuerwehrleute einen
„Mitarbeiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes“ aus einem Versorgungsgang, der in 30 Meter Tiefe verläuft.

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Auf dem Campingplatz in Hooksiel sind die Feuerwehrleute aus dem Kreis Herford...

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... schon oft zu Gast gewesen.

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Er liegt direkt am Wattenmeer.

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Chefkoch Dieter Henseler ...

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... und seine Küchenmannschaft vom Löschzug Bünde-Hunnebrock kümmern
sich um die ausgezeichnete Verpflegung. Sie bekommen dafür großes Lob.

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(v.l.) Klaus-Dieter Henseler (Chefkoch des KFV Herford), Ehrenkreisbrandmeister Dieter Wilkening,
Karlheinz Dirks (Ehrenwehrführer der Feuerwehr Wangerland), Heinrich Meier (stellv. Wehrführer der Feuerwehr Löhne a.D.),
Ingo Kruse (Zeltplatzleitung), Heinz-Dieter Bruns (Ehrenwehrführer der Feuerwehr Wangerland), Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer,
Bürgermeister Björn Mühlena, Eike Eilers (Wehrführer der Feuerwehr Wangerland), stellv. Kreisbrandmeister Bernd Kröger und Holger Klann (Kreisleitstelle)