Mann über Bord!

39. Schlauchbootturnier der Löschgruppe Bünde-Ahle auf der Else

DSC 1334Bünde. „Und eins und zwei, und eins und zwei ...!“ Der Steuermann feuert seine Mannschaft an, die mit ihren Stechpaddeln das Flusswasser durchpflügt. Am Ende sind die Kräfte aufgezehrt, die Stiefel voll Wasser gelaufen und der Steuermann hat keine Stimme mehr. Doch egal. In diesem Moment zählt schließlich nur der Erfolg. Am Wochenende (27.04./28.04.2019) war es wieder soweit: Auf der Else fand der 39. Schlauchbootwettbewerb der Löschgruppe Bünde-Ahle statt. Mehr als 80 Mannschaften aus Ostwestfalen-Lippe und darüber hinaus nahmen daran teil. Am Ende gewann die Löschgruppe Kirchlengern-Nord mit einer Gesamtzeit von exakt fünf Minuten und 36 Sekunden den Wertungslauf der aktiven Wehren. Am Tag zuvor hatte die Jugendfeuerwehr Kalldorf, die zum ersten Mal in Ahle dabei war, den Nachwuchswettbewerb für sich entschieden.

Was 1980 als reines Spaßturnier begann, hat sich im Verlaufe der Zeit zu einer anspruchsvollen Ausbildungsveranstaltung entwickelt. Dabei seien Feuerwehrwissen und sportliche Fitness gefragt, sagt Sven Kuhlmann, der Leiter der Löschgruppe Bünde-Ahle. „Der Spaßfaktor ist aber immer noch groß!“ Der diesjährige Wettbewerb steht unter dem Motto „Wasserförderung über lange Wegstrecke“. Auf dem Wasser und am Ufer haben die Bünder mit viel Liebe zum Detail die dazu passenden Aufgaben vorbereitet, die nun von den Schlauchbootbesatzungen zu lösen sind. Und genau das macht wohl den Reiz der Veranstaltung aus. Während die traditionellen Feuerwehrfeste immer seltener gefeiert werden, erfreut sich das Turnier in Ahle sogar wachsender Beliebtheit. 81 Mannschaften sind zur 39. Neuauflage angereist. „Das ist neuer Rekord“, sagt Kuhlmann. Den weitesten Anfahrtsweg haben die Löschzüge Schloß Neuhaus (Kreis Paderborn), Ennigerloh-Ostenfelde (Kreis Warendorf) und die Ortsfeuerwehr Apelern (Landkreis Schaumburg) zurückgelegt.

Brandbekämpfung vom Schlauchboot aus eingeleitet!

Am Sonntagnachmittag beginnt der Schlussspurt des Turniers. Passend dazu zeigt sich das Frühlingswetter von seiner besten Seite. Gerade startet die Schlauchbootbesatzung vom Löschzug-Vlotho, die aus acht Bootsleuten plus Steuermann besteht. Beim Durchfahren der Startlinie lösen die Wehrleute eine Sirene aus, und Hauptschiedsrichter Ralf Häcker drückt die Stoppuhr. Die Fahrt führt bereits nach kurzer Paddelstrecke zurück ans Ufer. Thorsten Schlüter und seine Leute müssen vom Boot aus eine Sauleitung kuppeln. Die besteht allerdings aus vier Gartenschlauchelementen und dem dazugehörigen Saugkorb. Weiter geht es über das Wasser zur Station 2. Dort sichern die Wehrleute eine „richtige “ Feuerwehrsaugleitung, die auf einem Podest bereitliegt, mit den passenden Knoten. Gefragt sind Zimmermannsschlag, Halbstiche und Mastwurf. Die nächste Aufgabe scheint eigentlich ganz einfach zu sein: Doch als Bootsmann Maik Sawieracz die Tauchpumpe per Druckschalter einschalten will, steuert seine Mannschaft nicht nahe genug ans Ufer. Er verliert das Gleichgewicht und landet im Wasser. Mit vereinten Kräften bekommen die Weserstädter ihren Kameraden zurück ins Boot, um im Anschluss an der „Merkbox“ Boden gut zu machen. Schiedsrichter Tim Clegg von der Löschgruppe Ahle erläutert die Spielregeln: „Per Zufallsgenerator leuchten drei Fragen auf. Die Schilder mit den richtigen Antworten müssen auf der Rückfahrt an Station neun abgeholt und anschließend an der „Merkbox“ passend eingehängt werden. Die Aufgaben haben es in sich: Gefragt wird beispielsweise nach dem Innendurchmesser eines A-Saugschlauchs (110 mm), dem Inhalt von drei B-Schläuchen (ca. 264 Liter) und der Durchflussmenge eines B-Strahlrohrs ohne Mundstück (800 l). Nachdem weitere Schlauchverbindungen gekuppelt sind, um die „Wasserversorgung über lange Wegstrecke sicherzustellen“, beginnt die Brandbekämpfung. Am Ufer steht das Löschgruppenfahrzeug aus Bünde-Ahle. Doch die Feuerwehrleute löschen das „Brandhaus“, wie sollte es anders sein, vom Schlauchboot aus. „Für jeden Patzer, der auf der Strecke passiert ist, bekommen die Teilnehmer eine Zeitstrafe von zehn Sekunden“, sagt Schiedsrichter Ralf Häcker. Zurück an Land beweisen die Mannschaften noch einmal Teamgeist. Sie müssen Getränkekisten stapeln. Allerdings nicht in die Höhe, sondern in die Waagerechte. „Für jede Kiste gibt es eine Zeitgutschrift von drei Sekunden!“, sagt Häcker. Einige Teams schaffen es tatsächlich, einen Turm aus allen 24 Getränkeboxen zusammenzustecken und in der Waagerechten zu halten.

Rüdiger Meier (Wehrführer): „Eine verbleichbare Veranstaltung gibt es nicht!“

Erst gegen 18 Uhr geht mit der Löschgruppe Kirchlengern-Nord die letzte Mannschaft auf die Strecke. Doch wie heißt es so schön: Das Beste kommt zum Schluss; denn am Ende können sich die Feuerwehrleute aus der Nachbargemeinde gegen 43 Mitbewerber durchsetzen. Auf den weiteren Plätzen landen die Löschabteilung Bielefeld-Sieker und die Löschgruppe Vlotho-Exter. Wehrführer Rüdiger Meier spricht während der Siegerehrung von einer Veranstaltung, die in dieser Form einmalig sei. „Besonders bemerkenswert ist, dass den Ahlern immer etwas Neues einfällt!“ Im nächsten Jahr findet der Schlauchbootwettbewerb zum 40. Mal statt. „Es wird einen Überraschungsparcours aus alten und neuen Elementen geben, bei dem viel Kraft gebraucht wird“, verspricht Sven Kuhlmann.

Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)

Die Ergebnisse der 39. Schlauchbootwettfahrt (in Klammern die Gesamtzeiten):

Durchlauf der Aktiven
LG Kirchlengern-Nord (5:36,2), LA Blfd.-Sieker (6:19,7), LG Vlotho-Exter (6:28,6), LA Blfd.-Quelle 1 (6:31,1), LA Blfd.-Theesen (6:33,2), LG Spenge-Bardüttingdorf (6:37,3), LZ Gütersloh (6:44,0), Kleineinsatzfahrzeug-Gruppe Bünde (6:49,4), Ortsfeuerwehr Riemsloh (6:52,7), LA Blfd.-Quelle 2 (6:52,8), LG Spenge Hücker-Aschen (6:58,9), LA Blfd.-Milse 1 (7:05,8), LA Blfd.-Vilsendorf (7:07,9), LA Blfd.-Babenhausen (7:09,9), LA Blfd.-Großdornberg (7:22.1), Löschzug Rödinghausen-Kilver (7:31,4), LA Blfd.-Jöllenbeck (7:46,3), LG Bünde-Holsen (7:49,2), LG Bad Salzuflen Lockhausen (7:51,4), LZ Paderborn Schloß Neuhaus (7:52,5), LZ Bünde-Hunnebrock (7:53,5), Hauptamtliche Wache Bünde Wachabteilung 2 (7:55,4), LA Blfd.-Senne (8:11,4), LG Löhne-Obernbeck (8:12,3), LA Blfd.-Kupferhammer (8:21,0), LA Blfd.-West (8:30,7), Ortsfeuerwehr Groß-Aschen (8:43,8), LA Blfd.-Eckardtsheim (8:49,3), LA Blfd.-West Gellershagen (8:53,4), LZ Vlotho (8:56,9), LZ Spenge-Mitte (9:05,1), LA Niederdornberg-Deppendorf (9:07,6), Ortsfeuerwehr Bruchmühlen (9:14,6), Ortsfeuerwehr Apelern (9:25,6), LZ Ennigerloh-Ostenfelde (9:26,8), LG Kirchlengern (9:33,8), LG Enger-Pödinghausen (9:42,9), LG Bünde-Dünne (9:58,7), LZ Bünde-Spradow (10:18,0), LG Vlotho-Steinbründorf (10:37,8), LG Bünde-Muckum (10:41,2), Feuerwehrdamen Kreis Herford (10:45,4), LG Südlengern (11:54,7), LZ Bünde-Mitte (13:55,7)

Durchlauf der Jugendfeuerwehr
JF Kalldorf 2 (8:41,0), JF Kalldorf 1 (9:14,7), JF Halle 1 (11:18,0), JF Blfd.-Süd 1 (11:42,3), JF Blfd.-West-Vilsendorf (12:50,3), JF Rödinghausen-Süd (13:03,8), JF Kirchlengern (13.05,7), JF Gütersloh-Isselhorst (13:55,4), JF Vlotho (14:53,6), JF Enger (15:12,0), JF Blfd.-Ost 2 (15:13,9), JF Löhne-Obernbeck (17:02,5), JF Spenge-Süd (18:32,2), JF Bünde (18:38,0), JF Blfd.-West-Hoberge (19:20,3), JF Löhne Gohfeld-Wittel (19:29,9), JF Spenge-Nord (20:52,9), JF Blfd.-Ost 1 (22:18,9), JF Blfd.-Süd 2 (25:37,1)

Durchlauf der örtlichen Vereine, Männer (Plätze 1 – 3)
EKG – Eltern kämpfen gemeinsam (5:07,0), Metallbau Eggersmann (5:15,7), Die Ellern (5:18,5)

Durchlauf der örtlichen Vereine, Frauen (Plätze 1 – 3)
Die Spritzigen-Feuerteufel (7:02,7), Ju-Jutsu-Chicks (7:15,5), Die Heißen-Schwarz-Weißen (9:32,2)

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Beim 39. Schlauchbootwettbewerb der Löschgruppe Bünde-Ahle gehen 81 Mannschaften an den Start.

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Zunächst muss die „Saugleitung“ gekuppelt werden.

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Die passenden Feuerwehrknoten sind an der nächsten Station anzulegen.

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Der LZ Vlotho verliert einen seiner Bootsmänner.

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Mit vereinten Kräften bekommen die Wehrleute die Situation wieder in den Griff.

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An der „Merkbox“ leuchten per Zufallsgenerator drei Fragen auf.

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Doch wie lauten die Antworten?

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Die Damenmannschaft sichert ebenfalls gekonnt die Saugleitung. ...

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... Doch dann liegt Bootsfrau Johanna plötzlich im Wasser. ...

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... Das kostet wertvolle Zeit, die von den Frauen am Ende nicht mehr aufgeholt werden kann.

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Das „Brandhaus“ wird vom Schlauchboot aus gelöscht.

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Die Besatzung aus Bielefeld-Quelle gibt „Vollgas“.

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Noch ist das Boot aus Bielefeld-Senne komplett. ...

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... Doch nachdem die Ziellinie erreicht ist, gehen zwei Feuerwehrneulinge über Bord. „Das ist bei uns so Tradition“, heißt es an der Strecke.

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An Land steht noch eine besondere Prüfung auf dem Programm. Die Wehrleute müssen Kisten stapeln – allerdings in der Waagerechten.

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Ralf Häcker behält im Schiedsrichterbüro alle Zeiten im Blick.

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Per Knopfdruck löst Bastian Kröger die Sirene an der Startlinie aus.

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Der Löschzug Ennigerloh-Ostenfelde ist mit seinem topgepflegten LF 8 nach Bünde gekommen.

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Siegerehrung in der Abendsonne

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Die Löschgruppe Kirchlengern-Nord hat den 39. Schlauchbootwettbewerb gewonnen.

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Tobias Bartsch trägt den Wanderpokal mit Stolz nach Hause.