Keine Atempause!

Berufsfeuerwehrtag der Jugendfeuerwehr Hiddenhausen Schweicheln-Bermbeck

DSC 1471Hiddenhausen. Berufsfeuerwehrleute haben einen aufregenden Job, der anstrengend und manchmal auch gefährlich ist. Die Jugendfeuerwehr Hiddenhausen Schweicheln-Bermbeck hat das Leben auf einer „Großstadtfeuerwache“ kennengelernt - allerdings spielerisch und ohne echte Gefahren. Sie führte kürzlich ihren eigenen Berufsfeuerwehrtag durch. Im Verlaufe der „24-Stundenschicht“ rückte der Jugendfeuerwehrlöschzug gleich 13 Mal aus. Jugendwart Patrick Flachmeier und sein Helferstab hatten die Einsatzsituationen - von der Ölspur bis zum Großbrand - realistisch nachgestellt.

Am Freitagabend beziehen die Jungfeuerwehrleute im Gerätehaus an der Herforder Straße ihr Quartier. Die „Wachmannschaft“ besteht aus zwölf Jungen und einem Mädchen im Alter zwischen zehn und 17 Jahren. Noch herrscht gespannte Ruhe. Doch es dauert nicht lange, bis der Alarmgong zum ersten Mal ertönt und der Einsatzauftrag der „Leitstelle“ per Lautsprecherdurchsage zu hören ist. Nach einem Verkehrsunfall laufen Betriebsmittel aus. Das Hilfeleistungslöschfahrzeug und der Gerätewagen-Logistik rücken aus. Die Jugendlichen beseitigen die Öllache, sie besteht in Wirklichkeit aus Wasser, mit Bindemittel.

Druckverband angelegt

Währenddessen geht es für die Mannschaft des Löschgruppenfahrzeugs zur Hans-Böckler-Straße, wo sich ein „Heimwerker“ am Bein verletzt hat. Florian (14) und Max (15) versorgen die Wunde, die mit Ketchup simuliert wird. Sie legen dem Statisten einen Druckverband an. „Regelmäßige Erste-Hilfe-Schulungen gehören ebenfalls zum Programm der Jugendfeuerwehr“, sagt Chef Patrick Flachmeier, der mit dem Einsatzleitwagen vor Ort ist. Beim Berufsfeuerwehrtag gehe es darum, das theoretische Wissen in die Praxis umzusetzen. Um kurz nach 20 Uhr ziehen plötzlich Rauchschwaden über den Fischerpatt hinweg. Das Betreuerteam hat einen Flächenbrand mit künstlichem Nebel in Szene gesetzt, den die Nachwuchsfeuerwehrleute mit mehreren Strahlrohren ablöschen.
Im weiteren Verlauf des Abends verursacht zunächst die automatische Brandmeldeanlage im Hiddenhauser Rathaus einen Fehlalarm; dann brennt auf einem Parkplatz ein Mülleimer und später steht ganz in der Nähe noch eine Friedhofsmulde in Flammen. Gegen 23 Uhr herrscht endlich Nachtruhe und die Mannschaft hat sich in den „Schlafsaal“ über der Fahrzeughalle zurückgezogen. Moritz (11), Can (10) und Fynn (10) bekommen allerdings in ihren Kojen kein Auge zu; denn jeden Moment könnte es ja wieder losgehen. Jugendsprecher Felix Beckmann (16) sieht das Ganze viel gelassener. „Ich bin seit sechseinhalb Jahren dabei und habe schon viel gesehen!“ Tatsächlich wird die Hilfe der „Berufsfeuerwehr“ gegen Mitternacht noch einmal gebraucht. Die Jugendlichen suchen im Schweichelner Wald nach vier „vermissten Wanderern“ und werden schnell fündig.

Klassenzimmerbrand abgelöscht

Die „24-Stundenschicht“ bleibt auch am Samstag arbeitsreich. Die Mannschaft des Hilfeleistungslöschfahrzeugs rückt bereits um sieben Uhr aus, um einen „eingeklemmten Arbeiter“ mit einem pneumatischen Hebekissen zu befreien An der Eickhofschule wird ebenfalls die Unterstützung der Feuerwehr gebraucht. „Nach einem Unwetter ist der Keller überflutet“, erläutert Jugendwart Patrick Flachmeier die angenommene Lage. Die Nachwuchsfeuerwehrleute setzen eine elektrische Tauchpumpe ein, mit der sie das Wasser abpumpen - allerdings nicht direkt aus dem Keller, sondern aus einem Hausbrunnen. Am späten Vormittag schlägt die Brandmeldeanlage der Grundschule Oetinghausen Alarm und der Jugendfeuerwehrlöschzug rückt mit allen verfügbaren Kräften aus. Während Wasser- und Schlauchtrupp die Schlauchverbindungen aufbauen, rückt der Angriffstrupp bereits in den leer stehenden Klassenraum vor. Künstlicher Rauch und Blitzleuchten, die den Flammenschein simulieren, sorgen für eine echte Einsatzatmosphäre. Die Jugendlichen tragen Atemschutzgeräte, um sich vor dem „giftigen Qualm“ zu schützen. Es handelt sich allerdings um Attrappen, die den Originalgeräten täuschend ähnlich sehen.
Ein echtes Feuer bildete den Schlusspunkt des Berufsfeuerwehrtags. Am Schweichelner Sportplatz steht ein Holzhaus in Flammen, dass die Betreuer zuvor aus Holzresten zusammengezimmert haben. Am Ende strömt das Wasser aus vier Strahlrohren, sodass die Flammen keine Chance haben. „Wir haben als Team gut zusammengearbeitet“, meint Jugendsprecher Felix Beckmann. Und schon jetzt ist klar: Im nächsten Jahr wird es wieder einen Berufsfeuerwehrtag geben.

Von Jens Vogelsang (Text)
Fotos: Feuerwehr Hiddenhausen

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Ein „Heimwerker“ hat sich am Bein verletzt. Die Retter der Jugendfeuerwehr versorgen die Wunde und bereiten den Abtransport vor.

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An der alten Kläranlage brennt es im Unterholz.

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Die Jugendlichen nehmen mehrere Strahlrohre vor, um die Flammen abzulöschen.

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Übungsdienst während der einsatzfreien Zeit: Stellv. Jugendwart Fabian Grün (r) demonstriert ein pneumatisches Hebekissen.

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Rettungseinsatz mit der Steckleiter: ...

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... Ein „Arbeiter“ wird aus einem Kanalschacht in Sicherheit gebracht.

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In einem Klassenraum der Grundschule Oetinghausen hat es „gebrannt“.

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(v.l.) Luca Grochmann und Thomas Saam sind mit den Aufräumarbeiten beschäftigt.

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Moritz (11), Can (10) und Fynn (10) arbeiten als Team gut zusammen.

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Ein echtes Feuer bildet den Abschluss des Berufsfeuerwehrtags: Florian (14) und Max (15) (im Vordergrund) haben sich mit Atemschutzgeräten ausgerüstet und übernehmen die Löscharbeiten.

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Die „Wachmannschaft“ der Jugendfeuerwehr Hiddenhausen Schweicheln-Bermbeck mit Jugendwart Patrick Flachmeier (3. v. l.) ist zum Gruppenfoto angetreten.