Von der Handdruckspritze im Hühnerstall zum Gerätehaus mit moderner Löschtechnik

Löschgruppe Löhne-Ort feiert Doppeljubiläum

039Löhne. Das kleine Stück Papier ist schon ganz vergilbt und die kunstvolle Sütterlinschrift nur schwer zu entziffern. Doch das Dokument ist etwas ganz Besonderes: Es ist die Gründungsurkunde der Freiwilligen Feuerwehr Löhne-Ort aus dem Jahr 1894, die von den Feuerwehrleuten wie ein kleiner Schatz behütet wird. Anno dazumal bestand das Löschgerät lediglich aus einer Handdruckspritze. Heute, 125 Jahre später, verfügt die Einheit über mehrere hochmoderne Einsatzfahrzeuge und ein zeitgemäßes Gerätehaus an der Brunnenstraße, das noch erweitert werden soll. „Sie ist gleich nach der evangelischen Kirche die zweitlängste noch existierende Gemeinschaft im Stadtteil Löhne-Ort“, sagte Löschgruppenführer Thomas Arning während der Feierstunde am Freitag, die das Jubiläumsfestwochenende (6. bis 8.09.2019) anlässlich des 125-jährigen Bestehens der Freiwilligen Feuerwehr Löhne-Ort und des 50. Geburtstags der Jugendfeuerwehr Löhne-Ort einleitete.

„Das war für mich Anlass genug, zu sagen, da musst du hin!“, meinte Landrat Jürgen Müller zu Beginn seiner Laudatio. Die Feuerwehr sei für den Kreis Herford schließlich etwas ganz Besonderes – die ehrenamtliche Feuerwehr umso mehr. Es sei nicht selbstverständlich, dass die Feuerwehrleute an den Übungsabenden teilnähmen, Prüfungen absolvierten und in den Einsatz gingen. „Dass Sie den Mut haben, sich für uns ehrenamtlich zu engagieren, ist einen großen Applaus wert“, den die Feuerwehrleute von den Gästen aus Rat und Verwaltung, Freunden und Förderern, die im Festzelt an der Brunnenstraße Platz genommen hatten, auch postwendend bekamen.
Bürgermeister Bernd Poggemöller schloss sich den Worten des Landrates an. Die Feuerwehr sei im Ortsteil Löhne-Ort ein ganz wichtiger Akteur der Gesellschaft. „Herzlichen Dank für den unermüdlichen Einsatz in den letzten Jahrzehnten. Danke dafür, dass Ihr in brenzligen Situationen immer einen kühlen Kopf bewahrt!“ Kreisbrandmeister Bernd Kröger überbrachte anlässlich der Jubiläen die besten Grüße und Wünsche aller 2.700 Feuerwehrleute aus dem Kreis Herford. Er erinnerte daran, dass zum Ende des 18. Jahrhunderts zahlreiche Feuerwehren im damaligen Bezirk Westfalen gegründet worden seien, um dem (sinnbildlichen) „roten Hahn“ Paroli zu bieten. Vieles habe sich seit jener Zeit politisch, gesellschaftlich und technisch verändert. „Eins ist über die Jahre bewahrt worden: Der Idealismus der Männer und Frauen, die sich ehrenamtlich zum Wohle der Bürger dieser Stadt engagieren!“ Kröger fand besonders lobende Worte für die Jugendfeuerwehrarbeit, die vor 50 Jahren in Löhne-Ort kreisweit ihren Anfang nahm. Sie sei heute fester Bestandteil jeder Feuerwehr im Kreis Herford und für die Nachwuchsgewinnung unverzichtbar. „Ihr habt vor 50 Jahren eine gute und richtige Entscheidung getroffen, die zur Erfolgsgeschichte wurde!“

doc
Die Löschgruppe Löhne-Ort im Jubiläumsjahr 2019 (Foto: Feuerwehr Löhne)

Mit einem amerikanischen Packard beginnt die Motorisierung

Löschgruppenführer Thomas Arning blickte an diesem Abend auf die 125-jährige Geschichte der Feuerwehr Löhne-Ort zurück. „Das Gründungsdatum konnten wir auf den 3. September 1894 festlegen!“ Damals verfügten die Wehrleute weder über ein Spritzenhaus, noch über umfangreiches Löschgerät. Die einzige Handdruckspritze stand in einem Hühnerstall. Arning erinnerte an das Preußische Brandschutzgesetz aus dem Jahr 1933. Bis dahin seien die Feuerwehren öffentlich-rechtliche Vereine gewesen. „Nun musste (nach dem Wortlaut des Gesetzes) in jedem Ortspolizeibezirk eine leistungsfähige und den örtlichen Verhältnissen entsprechend ausgerüstete Feuerwehr vorhanden sein!“ Zu jener Zeit fand auch die Motorisierung der Feuerwehr Löhne-Ort mit einem amerikanischen PKW der Packard Motor Car Company statt. Der, so hatte Arning recherchiert, sei 1934 bis auf 300 Reichsmark abbezahlt gewesen. 1950 erhielt die Einheit ein damals hochmodernes Löschgruppenfahrzeug 8 (LF 8) auf einem Opelblitz-Fahrgestell. Anfang der 1960er Jahre entstand an der Pestalozzistraße ein neues Feuerwehrgerätehaus. In dieser Zeitepoche zählte ein LF 8 „schwer“ vom damals noch unbekannten Hersteller, der Firma Schlingmann aus Dissen a.T.W., zum Fuhrpark. Später kam ein Trockentanklöschfahrzeug mit 2.000 Liter Löschwasser und 750 Kilogramm Löschpulver (TroTLF 16) hinzu, das zuvor bei der Hauptamtlichen Wache im Einsatz war und nun noch einige Jahre von den Ehrenamtlichen genutzt wurde. Anfang des Jahres 1990 bezogen die Löschgruppen Ort und Bahnhof gemeinsam das neue Feuerwehrhaus an der Brunnenstraße. Zuvor seien mehrere „Kampfabstimmungen“ erforderlich gewesen, schilderte Arning die damalige Situation. 17 Jahre später kehrte die Löschgruppe Bahnhof schließlich in ihren alten „Kernbezirk“ zurück und zog in das ehemalige Gebäude der Hauptamtlichen Wache.

DSC 1907
Übungseinsatz für das Löschgruppenfahrzeug 8 „schwer“, das 1993 nach 27 Dienstjahren ersetzt wurde.


troDas Trockentanklöschfahrzeug der Hauptamtlichen Wache leistete anschließend

bei der Löschgruppe Löhne-Ort noch viele Jahre zuverlässig seinen Dienst.
(Foto: Feuerwehr Löhne)

feuerwehrhaus loehne ort
Im März 1990 beziehen die Löschgruppen Löhne-Ort und Löhne-Bahnhof zunächst gemeinsam das neue Gerätehaus an der Brunnenstraße. (Foto: Feuerwehr Löhne)

Das zweite Fahrzeug war oftmals nur mit Jugendlichen besetzt!

Einen besonderen Dank richtete der Löschgruppenführer an Heinz Stuke und Gustav Henning, die beiden Gründungsväter der Jugendfeuerwehr Löhne-Ort. Er erinnerte aber auch an Willy Flachmeier, damals Rektor der Hauptschule Löhne-West, die gegenüber dem Gerätehaus an der Pestalozzistraße lag. „Er hatte eine besondere Methode, Jugendliche für die Feuerwehr zu begeistern und versprach ihnen schulfrei, sobald die Sirene zum Einsatz ertönte!“ So sei das zweite Löschfahrzeug oftmals nur mit Jugendlichen besetzt gewesen. „Ich war selbst viele Male dabei, und das war unglaublich spannend“, erzählte Arning. „Manchmal bedauere ich, dass unsere Jugendlichen das nicht mehr miterleben dürfen, weil die Einsätze einfach zu gefährlich geworden sind!“
Heute versehen an der Brunnenstraße 40 Aktive und 19 Mitglieder der Jugendfeuerwehr ihren Dienst. Zum Fuhrpark der Einheit gehören Tanklösch-, Löschgruppen- und Mannschaftstransportfahrzeug sowie der Einsatzleitwagen 2 des Kreises Herford. Die Feuerwehr genieße ein hohes Ansehen in der Bevölkerung, sagte Arning zum Ende seines ausführlichen Rückblicks. „Ich bin stolz, dass wir 125 Jahre ein Teil dessen sein konnten und auch in Zukunft sein werden – getreu dem Wahlspruch der Feuerwehr: Gott zur Ehr – dem Nächsten zur Wehr!“

Thomas Arning leitet die Löschgruppe Löhne-Ort bereits seit 29 Jahren. „Wer ihn kennt, der weiß, dass auf ihn zu hundert Prozent Verlass ist“, sagte Wehrführer Ralf Krause. Ebenso lobende Worte fand der Wehrführer für Ulrich Pörtner, der seit über 24 Jahren als Jugendwart im Einsatz ist. Krause bedachte beide Feuerwehrleute mit Präsenten.

Buntes Jubiläumsprogramm

Das ganze Wochenende hindurch wurde auf dem Gelände an der Brunnenstraße ein buntes Jubiläumsprogramm geboten. Am Samstag fand zunächst die Orientierungsfahrt der Jugendfeuerwehren statt, die am Ende der Nachwuchs der Löschgruppe Löhne-Bahnhof gewann Abends startete das „Dorffest 2.0“ mit der Tanz- und Showband „Brisant“ unter dem Motto „Löhne-Ort feiert“. Am Sonntag predigte Pfarrer Peter Außenwinkler im Rahmen eines Zeltgottesdienstes. Ab 12 Uhr gab es zur Fahrzeugschau eine leckere Erbsensuppe und später Süßes vom Kuchenbuffet. Alles in allem war es eine gelungene Jubiläumsveranstaltung und eine gute Werbung für die Feuerwehr.
Die Feuerwehrleute der Löschgruppe Löhne-Ort blicken nun bereits gespannt auf das Jahr 2020. Dann werden voraussichtlich die Arbeiten für den Anbau an der Ostseite des Gerätehauses beginnen und die Auslieferung des neuen Tanklöschfahrzeugs 3000 (TLF 3000) wird ebenfalls erwartet.

Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)

DSC 1915
Feuerwehrleute, Ehrengäste, Freunde und Förderer der Löschgruppe Löhne-Ort
haben zu einer Feierstunde im Festzelt Platz genommen.

DSC 1918
Landrat Jürgen Müller würdigt die Leistungen der Wehr.

DSC 1913

DSC 1921
(v.l.) Jugendwart Ulrich Pörtner und Löschgruppenführer Thomas Arning nehmen die Glückwünsche von Bürgermeister Bernd Poggemöller entgegen.

DSC 1914

DSC 1925
Die Volksbank Bad Oeynhausen/Herford und Sparkasse Herford spenden jeweils 500 Euro.
Von dem Geld wurden T-Shirts und Sweatshirts für die Jugendlichen und Aktiven beschafft,
die ...

DSC 1916
... das neue Logo der Feuerwehr Löhne-Ort zeigen.

DSC 1917
Das Quintett „Blech gehabt“ von der Musikschule Löhne untermalt die ...

DSC 1933
... Feierstunde mit festlicher Musik

DSC 1904
Standarte der Löschgruppe

DSC 1947
Löschgruppenführer Thomas Arning (r) und sein Stellvertreter Axel Dahlhausen freuen
sich über eine gelungene Jubiläumsveranstaltung.

DSC 1952
Die Jugendfeuerwehr blickt auf eine 50-jährige Erfolgsgeschichte zurück: (v.l.) stellv.
Kreisjugendfeuerwehrwart Fabian Stadelmann, Jugendwart Ulrich Pörtner mit seiner
Stellvertreterin Julia Pörtner, Kreisjugendfeuerwehrwartin Natascha Meier und stellv.
Kreisjugendfeuerwehrwart Michael Huß.

DSC 1939
Die Gründungsväter der Jugendfeuerwehr, ehemaligen Jugendwarte und ihre Ehefrauen
werden ebenfalls mit Blumen und Präsenten bedacht.

DSC 1911
(v.l.) Wehrführer Ralf Krause, Bürgermeister Bernd Poggemöller, Löschgruppenführer Thomas Arning, stellv. Löschgruppenführer Axel Dahlhausen,
Landrat Jürgen Müller, Jugendwart 
Ulrich Pörtner und Kreisbrandmeister Bernd Kröger.

039
Der Feuerwehrnachwuchs der Löschgruppe Löhne-Bahnhof gewinnt am Samstag die Orientierungsfahrt der Jugendfeuerwehren.
Auf den Plätzen 2. und 3. landen die Mannschaften vom Löschzug Gohfeld-Wittel.
(Foto: Fabian Stadelmann, Jugendfeuerwehr Kreis Herford)