100 Jahre im Dienst der Bürger

Jubiläum der Löschgruppe Südlengern

IMG 4593Kirchlengern. Mit vielen Freunden, Förderern und feuerwehrbegeisterten Bürgern hat die Löschgruppe Südlengern ihr 100-jähriges Jubiläum gefeiert. Während der Festveranstaltung am Samstagabend (21.09.2019) ließ Löschgruppenführer Tim Erdbrügger die Geschichte der Einheit „vom Ledereimer bis zum Hilfeleistungslöschfahrzeug“ noch einmal Revue passieren. In den Anfangsjahren hätten die Wehrleute mit primitivsten Mitteln gearbeitet. Heute nehme man jede Herausforderung an und sei zu jeder Tages- und Nachtzeit für die Bürger da, so Erdbrügger. „Ich bin stolz auf diese Truppe!“ Beim Blaulicht- und Familientag, der am darauffolgenden Sonntag stattfand, präsentierte sich die Löschgruppe unter dem Motto „Feuerwehr hautnah erleben!“

Bis auf den letzten Platz hatte sich die Fahrzeughalle an der Elsestraße gefüllt. Die Gästeliste der Feierstunde war einfach zu lang, um sie vollständig zu verlesen. „Daran merken wir, dass ihr gerne zu uns kommt und hinter uns steht“, sagte Tim Erdbrügger vor allem an die Adresse der befreundeten Vereine. Besondere Willkommensgrüße richtete er daneben an die Vertreter aus Rat und Verwaltung, Superintendent Michael Krause und die Feuerwehrabordnungen aus Cuxhaven-Stickenbüttel (Niedersachsen) und Forchtenberg (Baden-Württemberg). Mit beiden Einheiten sind die Feuerwehrleute aus der Elsegemeinde seit vielen Jahren freundschaftlich verbunden.

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Die Löschgruppe Südlengern im Jubiläumsjahr 2019. (Foto: Feuerwehr Kirchlengern)

Zwei Kisten Helles und zwei Kisten Dunkles.

Erdbrügger berichtete anschließend aus der 100-jährigen Geschichte seiner Löschgruppe und gab in lockerer Atmosphäre die eine oder andere Anekdote zum Besten. Am 19. September 1919 wurde die Freiwillige Feuerwehr Südlengern aus der Taufe gehoben. Feuerwehr-Hauptmann August Vogeler und Stellvertreter Karl Tiemeier leiteten in den Anfangsjahren die Geschicke der Wehr. Sie hätten viel Pioniergeist bewiesen, meinte Erdbrügger. Das Spritzenhaus war zu jener Zeit völlig unzulänglich, sodass die Gemeindeverwaltung 1925 einen Neubau beschloss. Nicht ohne Bedingungen: „Von den Feuerwehrleuten wurde gefordert, eine Geldsammlung durchzuführen.“ Fünf Jahre später erhielt die Wehr ihre erste „Auto-Motor-Spritze“. Dazu sei ein gebrauchter Kraftwagen vom Typ NAG 10/30 mit einer Kolbenpumpe ausgerüstet worden, die Bürgermeister Schürmann gestiftet habe, berichtete Erdbrügger weiter. Während der Kriegsjahre gab es in Südlengern eine Pflichtfeuerwehr, um den Brandschutz aufrechtzuerhalten. Der Ehrgeiz der Aufbaujahre erreichte 1949 einen besonderen Höhepunkt. „Die Löschgruppe Südlengern wurde damals 1. Kreissieger beim Schnelligkeitswettbewerb.“ Der Feuerwehrchef präsentierte anschließend ein Schreiben an die Brauerei Barre aus dem Jahr 1955, mit einer aus heutiger Sicht bescheidenen Bitte. „Für einen Feuerwehr-Ausflug wollte man zwei Kisten helles und zwei Kisten dunkles Bier haben.“

Drei Feuerwehrleute aus Bünde klingeln an der Haustür.

Im Jahr 1963 erhielt die Feuerwehr Südlengern ein neues Löschgruppenfahrzeug 16 mit Tragkraftspritze (LF 16-TS), das noch immer zum Fuhrpark gehört. Der „Magirus-Eckhauber“ befinde sich allerdings nicht mehr im aktiven Dienst, erzählte Erdbrügger. Die Freude über das neue Trockentanklöschfahrzeug 16 (TroTLF 16) der Löschgruppe währte hingegen nur kurz. Es wurde 1968 zunächst in Südlengern stationiert. Doch im Zuge der kommunalen Neugliederung zum 1. Januar 1969 gehörte das Dorf plötzlich zur Gemeinde Kirchlengern und nicht mehr zum Amt Ennigloh. So klingelten am Neujahrsmorgen drei Feuerwehrleute aus Bünde an der Haustür von Hans Körber, damals Löschgruppenführer in Südlengern, um das Auto wieder abzuholen. Allerdings hatte Körber am Silvestertag 1968 in weiser Voraussicht die Beladung aus dem Auto geräumt und in Sicherheit gebracht. „Die Geräte blieben (trotz Protesten) in Südlengern!“
Erdbrügger erinnerte an die Reesbergfeste der Löschgruppe, die immer am 1. Mai stattfanden. Sie hatten sich im Verlaufe der Jahre zu großen Volksfesten entwickelt, an denen zu Spitzenzeiten bis zu 10.000 Besucher teilnahmen. Doch in den 1960er Jahren war damit Schluss. Die Gutsbesitzer in Steinlake und Oberbehme hatten aus Umweltschutzgründen (zu Recht) Bedenken angemeldet. Seit 1980 feiert die Löschgruppe ihr Traditionsfest an der Grundschule Südlengern. Es zählt noch immer zu einer der größten Feuerwehrveranstaltungen der Region.

Das Jahr 2013 bezeichnete der Löschgruppenführer als wegweisend. Die Ehrenamtlichen bezogen ihr neues Gerätehaus an der Elsestraße 175 und erhielten gleichzeitig ein neues Hilfeleistungslöschfahrzeug 20 (HLF 20). Heute zählt die Einheit 27 Aktive, elf Feuerwehrleute in der Unterstützungsabteilung und acht in der Ehrenabteilung. Tim Erdbrügger leitet die Einheit seit 2012. Ihm stehen Tobias Hurlbrink und Matthias Kuhle als Stellvertreter zur Seite. Besonders stolz ist die Löschgruppenführung auf die Erfolge ihrer Mannschaft beim Leistungsnachweis. Der Wettbewerb konnte in den letzten Jahren sieben Mal in Folge gewonnen werden. „Das spricht für die hohe Motivation der Truppe“, meinte Erdbrügger.

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Die Aktiven stehen zu jeder Tages- und Nachtzeit bereit, um im Notfall zu helfen.
(Foto: Feuerwehr Kirchlengern)

Ehrenurkunde vom Innenminister

Kreisordnungsamtsleiterin Silke Vahrson-Hildebrand erinnerte in ihrem Grußwort an die Situation vor 100 Jahren. Kurz nach Ende des 1. Weltkriegs, einer furchtbaren Zeit, habe man sich in Südlengern darauf besonnen, was wichtig ist: Sich gegenseitig zu helfen! „Ich erlebe die Löschgruppe Südlengern heute als eine unglaublich aktive Einheit und wünsche mir, dass dieser Schwung, der mir heute entgegenkommt, Euch in eine gute Zukunft trägt!“ Bürgermeister Rüdiger Meier erinnerte daran, dass die Feuerwehr viel für die Gesellschaft tue und die Gemeinde seit 100 Jahren mit Leben erfülle. Dafür überreichte er der Löschgruppe die Ehrenurkunde des NRW-Innenministers und sprach ihr im Namen der Landesregierung die besten Glückwünsche aus. Stellvertretender Kreisbrandmeister Holger Klann überbrachte zum Jubiläum die Grüße aller rund 2.700 Feuerwehrleute im Wittekindsland.
Der Shanty-Chor aus Hiddenhausen-Eilshausen unter Leitung von Hermann Bergmeier (am Schifferklavier) sorgte mit seinem Musikprogramm („Matrosen, wenn sie singen“, „Gorch-Fock-Lied“) für eine besonders feierliche Stimmung.

Am Sonntag hatte die Löschgruppe zum Blaulicht- und Familientag eingeladen. Die Feuerwehrleute präsentierten sich gemeinsam mit dem Technischen Hilfswerk und Roten Kreuz. Für die kleinen Gäste gab es eine Hüpfburg und Kinderschminken. Außerdem sorgten die Paddeltouren auf der Else, für die zwei Feuerwehrschlauchboote eingesetzt wurden, für viel Vergnügen.

Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)

Bildunterschriften:

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Feierstunde zum 100-jährigen Jubiläum der Löschgruppe Südlengern

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In der Fahrzeughalle sind neben den Feuerwehrleuten auch viele Gäste, darunter die Abordnungen befreundeter Vereine, zusammengekommen.

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Löschgruppenführer Tim Erdbrügger berichtet aus der Chronik.

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„Auto-Motor-Spritze“ aus dem Jahr 1930

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Gerätehaus am Brandbach nach Umbau- und Erweiterung im Jahr 1938

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Unverwüstlich: Der Magirus-Deutz-Eckhauber vom Typ LF 16-TS war von 1963 bis 1987
im Einsatz und wird heute nur noch zu besonderen Ereignissen aus der Garage geholt.

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Kreisordnungsamtsleiterin Silke Vahrson-Hildebrand lobt die Löschgruppe Südlengern als
„unglaublich aktive Einheit“.

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Bürgermeister Rüdiger Meier überreicht eine historische Zeichnung der Brausemühle, die einst die Elektrizität nach Kirchlengern brachte, als Jubiläumsgeschenk.

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Stellvertretender Kreisbrandmeister Holger Klann (r) hat eine besondere „Jubiläumsstatur“ mitgebracht, die er an die beiden stellvertretenden Löschgruppenführer, (v.l.) Matthias Kuhle und Tobias Hurlbrink, überreicht.

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Jochen Ender (r), stellvertretender Kommandant der Feuerwehr Forchtenberg, „verwöhnt“
die Wehrleute aus Südlengern mit einem Korb voller Spezialitäten aus seiner Heimat.

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Martin Schräckel, Ortsbrandmeister der Feuerwehr Cuxhaven-Stickenbüttel, überbringt ebenfalls ein Präsent, verbunden mit den Glückwünschen seiner Kameraden von der Nordseeküste.

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Der Shanty-Chor aus Hiddenhausen-Eilshausen sorgt mit seinem Musikprogramm für einen besonders stimmungsvollen Verlauf der Feierstunde.

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Arbeiten als Team gut zusammen: (v.l.) Löschgruppenführer Tim Erdbrügger und Wehrführer Frank Rieke.

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Manfred Wauschkuhn und Doris Sieker haben über viele Jahre die Jugendfeuerwehrarbeit in der
Gemeinde Kirchlengern geprägt.

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Heute übernehmen Stefanie Telthörster Kröger und Ehemann Stefan Kröger diese Aufgabe.