Tragödie im Krefelder Zoo stand auf der Tagesordnung

Sitzung des Innenausschusses

HimmelslaterneDüsseldorf. Der verheerende Großbrand im Krefelder Zoo hat am Donnerstag (16.01.2020) den Innenausschuss des Landtags beschäftigt. Innenminister Herbert Reul berichtete auf Antrag der Fraktion Bündnis90/Die Grünen über die Einsatzmaßnahmen von Feuerwehr und Polizei sowie den Stand der Ermittlungen. In der Silvesternacht waren im Krefelder Zoo mehr als 30 Affen qualvoll verendet. Ihr Schicksal hatte die Menschen tief berührt. Die Tragödie wurde nach den Erkenntnissen von Polizei und Staatsanwaltschaft durch eine Himmelslaterne ausgelöst.

Die ersten Notrufe hatten die Leitstelle Krefeld in der Silvesternacht gegen 0.35 Uhr erreicht. Als die Kräfte der Berufsfeuerwehr wenige Minuten später vor Ort eintrafen, stand das Affentropenhaus bereits im ausgedehnten Vollbrand. Eine Rettung der Tiere sei unter den vorherrschenden Rahmenbedingungen zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr möglich gewesen, hieß es vom Innenministerium. Die Feuerwehr führte die Brandbekämpfung im Außenangriff, insbesondere über das Wenderohr der Drehleiter, durch. Zum Schutz der angrenzenden Anlagen bauten die Feuerwehrleute außerdem eine Riegelstellung auf. Sie verhinderten dadurch, dass sich der Brand auf diese Bereiche ausdehnte. Weitere Einsatzkräfte rückten zur Verstärkung an. Insgesamt waren rund 150 haupt- und ehrenamtliche Feuerwehrleute, die Einsatzeinheit „Betreuung und Versorgung“ des DRK sowie Rettungs- und Notarztwagenbesatzung zum Eigenschutz der eingesetzten Kräfte im Einsatz.

Affentropenhaus
Das Affentropenhaus war eine der Attraktionen im Krefelder Zoo. (Foto: KR-1 Werbeagentur, Wikipedia)

Gorillaweibchen mit Jungen
In der Silvesternacht starben mehr als 30 Affen durch ein Großfeuer. Das Symbolfoto zeigt ein Gorilla-Weibchen mit Jungem. (Foto: Martin Seyer, Wikipedia)

Um 1.01 Uhr gab die Tierärztin telefonisch Auskunft. Sie berichtete der Polizei, dass im Krefelder Zoo unter anderem Borneo-Orang-Utans, Schimpansen und Flachland-Gorillas untergebracht seien. Daraufhin hätten sich Polizeikräfte mit schussbereiten Maschinenpistolen um das brennende Affenhaus positioniert, so das Innenministerium, um die Einsatzkräfte vor möglicherweise verletzten oder panischen Tieren zu schützen. Gegen 1.30 Uhr traf die Veterinärmedizinerin des Zoos mit einem Narkosegewehr am Einsatzort ein. Man sei zu diesem Zeitpunkt davon ausgegangen, dass lediglich zwei Schimpansen die Katastrophe überlebt hätten. Die Feuerwehr Krefeld brachte das Feuer relativ schnell unter Kontrolle. Der Einsatzleiter meldete gegen 4.40 Uhr, dass der Brand gelöscht sei. Die Einsatzkräfte kühlten weiterhin einen Teil des Gebäudes, das einzustürzen drohte.

Tierärztin und Polizist erlösen schwerverletzte Affen von ihren Qualen

Am Neujahrsmorgen begab sich die Tierärztin zusammen mit einem Polizeibeamten, der zum Schutz eine schussbereite Maschinenpistole trug, in das Gebäude, um nach lebenden Tieren zu suchen. Sie fanden gegen 8 Uhr zwei schwer verletzte Menschenaffen. Die Tierärztin habe ein Orang-Utan-Weibchen mit einer Überdosis Beruhigungsmittel töten müssen, so die traurigen Schilderungen des Ministeriums. „Ein schwer verletzter männlicher Gorilla musste hingegen um 10.15 Uhr durch einen Polizeibeamten erschossen werden, da die durch die Tierärztin verabreichte Überdosis an Beruhigungsmitteln nicht wirksam war.“ Der Schusswaffengebrauch sei durch den Polizeiführer freigegeben worden. Die Beamten standen in dieser Situation unter einer großen psychischen Belastung. Sie wurden sofort nach dem Einsatz von ihren Vorgesetzten in Obhut genommen, die mit ihnen intensive Gespräche führten. Das Polizeiteam für die Psychosoziale Unterstützung (PSU Team Polizei NRW) stand im Übrigen für sie bereit. „Ein besonderes Augenmerk lag auf dem 34-jährigen Beamten, der den Gorilla mit mehreren Schüssen töten musste.“ Einige Mitarbeiter der Feuerwehr würden derzeit noch über die katholische/evangelische Notfallseelsorge der Stadt Krefeld betreut.

Himmelslaterne als Brandursache

Eine 60-jährige Krefelderin und ihre beiden erwachsenen Töchter haben den Großbrand nach den Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft verursacht. Sie hatten nach Mitternacht insgesamt fünf sogenannte Himmelsleuchten angezündet und aufsteigen lassen. Diese seien nach Angaben des Leitenden Oberstaatsanwaltes zuvor mit handschriftlichen Wünschen für das neue Jahr versehen worden. Drei der Laternen, die die Frauen im Internet erworben hatten, seien nach oben gestiegen und weitergeflogen. Die anderen beiden seien in einem Baum hängen geblieben. Die Frauen seien der festen Überzeugung gewesen, man dürfe diese Fackeln an Silvester ohne Genehmigung verwenden. „Nach dem bisherigen Ermittlungsergebnis ist davon auszugehen, dass die fünfte Himmelsleuchte auf den nördlichen Teil des Affentropenhauses gesunken und dort mit entflammbarem Material in Kontakt gekommen ist“, berichtete der Leitende Oberstaatsanwalt weiter. Anschließend sei es dann zur Flammenbildung und danach zum Vollbrand des Gebäudes gekommen.

Himmelslaterne
Die Katastrophe wurde nach den Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft durch eine Fluglaterne ausgelöst. (Foto: Ricky, Wikipedia)

In Nordrhein-Westfalen ist es grundsätzlich verboten, Fluglaternen aufsteigen zu lassen. Seit Inkrafttreten der „Ordnungsbehördlichen Verordnung zur Verhütung der Gefahren durch unbemannte Fluglaternen“ im Jahr 2009 sei es, bis zu der Tragödie in der Silvesternacht, zu keinem nennenswerten Brandereignis gekommen, teile Minister Reul dem Innenausschuss mit. Der Verkauf könne aufgrund europarechtlicher Rahmenbedingungen nur im Einzelfall, nicht jedoch generell untersagt werden. Zurzeit würden die Fluglaternen verstärkt einer sicherheitstechnischen Überprüfung unterzogen. Die „Hauptproduktverantwortlichen“ seien bereits ermittelt worden. „Falls nötig, wird der Verkauf durch die Bezirksregierungen untersagt!“

Der Verlust der Tiere bewegt die Menschen weiterhin. Hunderte Trauernde hatten unmittelbar nach der Tragödie Blumen am Tor des Krefelder Zoos im Stadtteil Bockum niedergelegt und Kerzen zur Erinnerung an die toten Affen angezündet. Massa, der Gorilla, der Orang-Utan Lea mit seinem Baby Suria, Charly, der Schimpanse, und all die anderen Primaten, die die Katastrophe nicht überlebten, hatten den Zoobesuchern immer so viel Freude bereitet. „Wir werden Euch vermissen“, steht auf einem Pappschild, das neben einem Teelicht liegt.
(Redaktion: kfv-herford.de)

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