Bürgermeister bedankt sich 266 Mal!

Jahreshauptversammlung der Feuerwehr Kirchlengern

DSC 0554Kirchlengern. 266 Mitglieder zählt die Feuerwehr Kirchlengern. Der Bogen reicht von den Knirpsen in der Kinderfeuerwehr über die Aktiven in den Löschgruppen bis hin zu den Rentnern in der Ehrenabteilung. Jeder Einzelne habe seinen Platz in der großen Feuerwehrfamilie und leiste das ganze Jahr hindurch wichtige Beiträge dazu, sagte Bürgermeister Rüdiger Meier während der Wehrversammlung am vergangenen Freitag (28.02.2020) „Ich möchte deshalb 266 Mal Dankeschön sagen!“ Meier rechtfertigte die Investitionen für den Feuerwehrbereich: „Da geht es um notwendiges Arbeitsmaterial, das man braucht, um in einer immer weiter technisierten Welt mithalten und Hilfe leisten zu können!“
Die vier Löschgruppen Nord (Stift Quernheim-Klosterbauerschaft), Mitte, Ort und Südlengern waren am Abend im Forum der Erich-Kästner-Gesamtschule zusammengekommen. Wehrführer Frank Rieke freute sich über den Besuch weiterer Gäste, darunter Vertreter aus Rat und Verwaltung. „Sie zeigen besonders großes Interesse an der Arbeit der Feuerwehr“. Seine Mannschaft stand allerdings im Mittelpunkt: „Ohne Euch wäre es nicht möglich, den Bürgern optimalen Schutz zu gewähren“.

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Die Feuerwehrleute aus der Elsegemeinde sind gemeinsam mit den Gästen aus Rat und Verwaltung im Forum der Erich-Kästner-Gesamtschule zusammengekommen.

Matthias Kuhle, der Ausbildungsbeauftragte der Feuerwehr Kirchlengern, stellte anschließend den Jahresbericht vor. Insgesamt 125 Mal wurden die Ehrenamtlichen im zurückliegenden Jahr um Hilfe gerufen. Sie löschten einen Großbrand, drei Mittelbrände und 22 Kleinbrände. Im August war im neuen Hettich-Produktionsgebäude an der Straße im Obrock ein Feuer ausgebrochen. 60 Feuerwehrleute, darunter die Tagesalarmbereitschaft Hettich, hatten den Brand in der Absauganlage einer Maschine schnell unter Kontrolle gebracht. In 23 Fällen leisteten die Wehrleute Technische Hilfe nach Verkehrsunfällen. Kuhle stellte klar: „Die Aktiven konnten nur durch die Unterstützung ihrer Familien und das Verständnis der Arbeitgeber so tatkräftig helfen!“ Neben den Einsätzen gehört die Aus- und Fortbildung zu den Aufgaben, denen sich die Wehrleute stellen müssen. „Was nutzen schließlich moderne Fahrzeuge und Geräte, wenn niemand in der Lage ist, sie zu bedienen!“ Im letzten Jahr absolvierten 13 junge Feuerwehrleute aus der Elsegemeinde ihre Grundausbildung gemeinsam mit der Feuerwehr Löhne. 48 Lehrgänge und Seminare wurden auf Kreisebene besucht, 23 auf Landesebene. „Wir bewegen uns dabei auf dem hohen Niveau des Vorjahres“, so Matthias Kuhle.

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Wehrführer Frank Rieke kann zufrieden sein: Seine Mannschaft ist hochmotiviert, die Mitgliederzahlen sind stabil und die Gemeinde investiert kräftig in die Feuerwehr-Ausrüstung.

Landesfahrzeug wird in Südlengern stationiert

„Rat und Verwaltung haben bereits eine Menge dafür getan, um die ehrenamtliche Feuerwehrarbeit zum Wohle der Bürger zu ermöglichen“, meinte Bürgermeister Meier. Die Löschgruppe Kirchlengern Stift Quernheim-Klosterbauerschaft hatte gerade erst ein neues Löschgruppenfahrzeug 10 erhalten. Außerdem wurde das Gerätehaus der Einheit in den vergangenen Monaten umfassend modernisiert und erweitert. „Ich bin mir sehr sicher, dass das Gebäude in diesem Jahr in Betrieb genommen werden kann“, so Meier. Als nächstes wird die Tagesalarmbereitschaft Hettich mit einem modernen Hilfeleistungs-Löschfahrzeug 10 (MAN/Ziegler) ausgerüstet, das ein altes Einsatzfahrzeug ersetzt. Außerdem investiert das Land Nordrhein-Westfalen in den Katastrophenschutz. Im Zuge dieser Maßnahme erhält der Kreis Herford voraussichtlich im vierten Quartal 2020 ein Löschgruppenfahrzeug 20, das in Südlengern stationiert werden soll. Das LF 20 KatS, so die Kurzbezeichnung, basiert auf einem Fahrgestellt von MAN (Typ TGM 18.340 4x4) und ist für Starkregen-, Sturm- und Waldbrandeinsätze besonders ausgerüstet.

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Der Kreis Herford erhält voraussichtlich noch in diesem Jahr ein Löschgruppenfahrzeug 20 für den Katastrophenschutz (LF 20 KatS MAN/Magirus), das in Südlengern stationiert werden soll. (Foto: IM NRW)

Neues Gerätehaus im Zentrum der Gemeinde

Wehrführer Frank Rieke meldete während der Jahreshauptversammlung weiterhin stabile Mitgliederzahlen. 117 Aktive versehen zurzeit ihren Dienst an den vier Standorten. Die Löschgruppe Kirchlengern-Ort hat von der landesweiten Werbekampagne, die von der Gemeinde intensiv unterstützt wurde, besonders profitiert und ihre Mitgliederzahl seit dem Jahr 2014 glatt verdoppelt. Mit momentan 30 Aktiven verfügt die Einheit fast über Sollstärke. Der Gemeinderat habe sich nicht zuletzt deshalb dafür entschieden, bei der Schaffung neuer Räumlichkeiten anders zu agieren, als ursprünglich geplant, sagte der Bürgermeister. So wird die Löschgruppe aller Voraussicht nach im Ortszentrum von Kirchlengern ein völlig neues Gerätehaus erhalten. Die Gemeinde hat dazu bereits ein Grundstück in unmittelbarer Nachbarschaft zum alten Domizil erworben. Ein erster Entwurf sehe vier Stellplätze vor und das Investitionsvolumen betrage nach einer ersten Grobkostenschätzung rund 1,3 Millionen Euro, so Meier am Rande der Wehrversammlung.

„Tatütata, die Feuerwehr ist da!“

Gemeinde-Jugendfeuerwehrwart Stefan Kröger berichtete im weiteren Verlauf der Versammlung über die Aktivitäten des Feuerwehrnachwuchses, der weiterhin über 50 Jugendliche zählt. „Mittlerweile gab es die ersten beiden Übertritte aus der Kinderfeuerwehr zu verzeichnen.“ Im letzten Jahr standen unter anderem das Kreisjugendzeltlager in der Lüneburger Heide und die Besichtigung der Feuerwache Porta Westfalica auf dem Programm. Anfang November löste das Betreuerteam „Großalarm“ aus. „Die Jugendfeuerwehren Kirchlengern und Hüllhorst-Oberbauerschaft führten auf Hof Homburg eine große gemeinsame Übung durch“, erzählte Kröger. Die „Feuerfüchse“ können sich ebenfalls über mangelnden Zulauf nicht beklagen. Die Kinderfeuerwehr zählt mittlerweile 42 Knirpse im Alter zwischen sechs und neun Jahren. Sarah Sudek, stellvertretende Leiterin der „Feuerfüchse“, sorgte an diesem Abend mit einem Videoclip für Aufmerksamkeit, den die Feuerwehr Kirchlengern selbst produziert hat. Der kurze Streifen zeigt die Höhepunkte des vergangenen Kinderfeuerwehrjahres und ist mit dem Feuerwehr-Song „Tatütata, die Feuerwehr ist da!“ („Und was ist an der Feuerwehr das Beste: Die Feuerwehrfeste!“) musikalisch unterlegt.
Friedrich-Wilhelm Tödtmann, Vorsitzender der Ehrenabteilung, erläuterte schließlich noch die Unternehmungen der Feuerwehrrentner. Dazu zählten das gemeinsame Frühstück im Feuerwehrmuseum Häver, das Pickertessen in Lübbecke-Gehlenbeck und eine Planwagenfahrt zum Gut Benkhausen.

Rüdiger Meier (Bürgermeister): „Alpha ist ein Musterbeispiel für Integration!“

Kreisbrandmeister Bernd Kröger lobte die Feuerwehr Kirchlengern. „Ihr habt es verstanden, die beiden neuen Säulen, die das Dach der Feuerwehr zusätzlich tragen, nämlich die Kinderfeuerwehr und die Unterstützungsabteilung, ebenfalls mit Leben zu füllen.“ Bürgermeister und Kreisbrandmeister nahmen anschließend besondere Ehrungen vor: Lars Petring und Oliver Meyerwisch engagieren sich seit 25 Jahren in der Feuerwehr und erhielten dafür das Feuerwehr-Ehrenzeichen in Silber. Wolfgang Huchzermeyer bringt es bereits auf 40 Dienstjahre und wurde dafür mit der Ehrennadel des Verbandes der Feuerwehren in NRW ausgezeichnet. Zu Ehren von Friedrich-Wilhelm Tödtmann (50-jährige Mitgliedschaft), Heinz-Dieter Schmölzmeier (50-jährige Mitgliedschaft), Friedrich-Wilhelm Meyerwisch (50-jährige Mitgliedschaft) und Wilfried Rieke, der seit 70 Jahren(!) der Freiwilligen Feuerwehr die Treue hält, hatte sich die Versammlung von den Plätzen erhoben.
Carsten Schröder erhielt an diesem Abend seine Urkunde zum Oberbrandmeister und die Geschichte von Alpha Bah, der zum Feuerwehrmann befördert wurde, bewegte die Besucher der Wehrversammlung. Der junge Mann war im Sommer 2016 zu Fuß aus seiner Heimat Guinea (Westafrika) vor Terror und Gewalt geflüchtet. Bah sei ein Musterbeispiel für Integration, so die Worte des Bürgermeisters. „Er kann hier in Frieden leben und gibt ein Stückchen weit zurück, in dem er sich selber für die Menschen in Kirchlengern engagiert!“

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Alpha Bah (Mitte) trägt die blaue Uniform mit Stolz. Er engagiert sich in der Feuerwehr, weil ihm selber in einer schweren Zeit geholfen wurde.
Im Hintergrund: (v.l.) Pascal Peitzmeier (Löschgruppenführer Kirchlengern-Ort), Bürgermeister Rüdiger Meier u. Wehrführer Frank Rieke.

Über seine bewegte Geschichte erzählt Elke Nissen im Anschluss an die Berichterstattung zur Jahreshauptversammlung. Die Lehrerin betreut Entwicklungshilfe-Projekte in Afrika und begleitet Bah in Deutschland.

Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)

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Matthias Kuhle, der Ausbildungsbeauftragte der Feuerwehr Kirchlengern, stellt den Jahresbericht vor.

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Zu den besonderen Höhepunkten zählte die Jubiläumsveranstaltung zum 100-jährigen
Bestehen der Löschgruppe Südlengern im Spätsommer 2019.

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Gemeindejugendfeuerwehrwart Stefan Kröger berichtet über die Jugendarbeit.

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Eine kleine Jugendfeuerwehr-Abordnung nimmt an der Wehrversammlung teil. ...

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... Im vergangenen Jahr stand unter anderem eine gemeinsame Übung mit der Jugendfeuerwehr Hüllhorst-Oberbauerschaft auf dem Programm.

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Die Kinderfeuerwehr wurde erst 2018 gegründet und hat sich bereit prächtig entwickelt. Sarah Sudek, die stellvertretende Leiterin, hat mit dazu beigetragen.

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In der Ehrenabteilung bleiben die ehemals Aktiven mit der Feuerwehr verbunden. Ihr Vorsitzender, Friedrich-Wilhelm Tödtmann, erläutert die im letzten Jahr durchgeführten Unternehmungen.

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Die Ehrenabteilung Kirchlengern zählt momentan 34 Feuerwehrrentner.

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Bürgermeister Rüdiger Meier (l): „Die Feuerwehr Kirchlengern besteht aus 266 Mitgliedern, die sich für das Gemeinwohl in unserer Gemeinde einsetzen!“

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Kreisbrandmeister Bernd Kröger hält den geplanten Neubau für die Löschgruppe Kirchlengern-Ort für eine „gute und richtige Entscheidung“.

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Silke Vahrson-Hildebrand (Kreisordnungsamtsleiterin): „Ihr seid eine hoffnungsvolle und junge Feuerwehr, die einen guten Eindruck macht!“

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(v.l.) Ausbildungsbeauftrager Matthias Kuhle, stellvertretender Gemeindebrandinspektor a.D. Heino Kuhle und die Wehrführung aus Löhne mit Christian Ehlert und Ralf Krause.

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(v.l.) Kreisjugendfeuerwehrwartin Natascha Meier, Kreisbrandmeister a.D. Dieter Wilkening u. Ehrenwehrführer Dieter Rethmeier (Vlotho).

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(v.l.) Stellv. Kreisbrandmeister Holger Klann neben Nicholas Jost, dem stellv. Leiter der Feuerwehr Hiddenhausen.

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Auszeichnung für Oliver Meyerwisch und Lars Petring, die seit 25 Jahren in der Feuerwehr aktiv sind.

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Wolfgang Huchzermeyer (l) leistet seit 40 Dienstjahren ehrenamtlichen Feuerwehrdienst. Löschgruppenführer Pascal Peitzmeier zählt zu den ersten Gratulanten.

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Stellv. Kreisbrandmeister Holger Klann (l) gratuliert Friedrich-Wilhelm Tödtmann (Mitte) und Friedrich-Wilhelm Meyerwisch (r). Sie engagieren sich bereits seit 50 Jahren in der Feuerwehr.

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Gruppenfoto der Geehrten und Beförderten. Besonderen Respekt verdient die Leistung von Wilfried Rieke (vorne), der seit 70 Jahren der Freiwilligen Feuerwehr die Treue hält.

 

 

Er machte sich zu Fuß auf den Weg nach Europa.
Alpha Bah ist jetzt Feuerwehrmann in Kirchlengern

E i n e r f ü r a l l e, a l l e f ü r e i n e n! Jede Feuerwehrfrau und jeder Feuerwehrmann arbeitet nach diesem Leitspruch. Und wir alle sind dankbar dafür! Für Alpha Bah stand dieses Motto am Anfang seiner Laufbahn als Feuerwehrmann-Anwärter bei der Löschgruppe Kirchlengern-Ort. Während der Wehrversammlung am 28. Februar 2020 ist Alpha nun offiziell zum Feuerwehrmann befördert worden.

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Alpha Bah erhält seine Beförderungsurkunde zum Feuerwehrmann. Er ist jetzt Teil der großen Feuerwehrfamilie, die es in Kirchlengern gibt. (Foto: Jens Vogelsang, KFV Herford)

Bis dahin war es für den heute 18-Jährigen ein gefährlicher Weg. Er verließ seine Heimat in Guinea/Westafrika am 14. Juli 2016, um nach Deutschland zu gehen, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Er machte sich zu Fuß auf den (rund 5.000 Kilometer langen) Weg, um der Diktatur, Korruption, Unfreiheit und Unsicherheit in seiner Heimat, die er sonst sehr liebt, zu entkommen. Eine besonders harte Zeit hatte Bah während der Zwischenstation in Libyen zu ertragen. Die Folgen spürt er bis heute, sagt Lehrerin Elke Nissen, die den Afrikaner in seiner neuen Heimat begleitet. „Aber Alpha ist stark und klug. Er hat es schließlich geschafft.“
Am 4. Oktober 2017, nach über einem Jahr, kam er in Deutschland an. Zunächst fand er im Bernhard-Heising-Haus in Herford Unterschlupf. Deren Betreuerinnen sei er noch immer sehr dankbar, weiß Nissen. Und seit Oktober 2018 lebt er in Kirchlengern. Irgendwann hörte der junge Mann von der Feuerwehr. „Er fragte wie immer sehr, sehr viel!“, erzählt Nissen. Doch schnell sei für ihn klar gewesen, dass die Feuerwehr in der Not helfe. Hilfe hat er in Deutschland selber erfahren und möchte sie nun als Feuerwehrmann ein Stück weit zurückgeben. Außerdem lerne er bei der Feuerwehr viel für sein künftiges Leben, sagt Nissen. Sie lobt Löschgruppenführer Pascal Peitzmeier und Stellvertreter Karsten Nordsieck, die sich „toll“ um Bah gekümmert hätten. Bereits seit einiger Zeit nimmt der junge Mann regelmäßig an den Dienstabenden der Feuerwehr teil und ist auch oft zur Stelle, wenn am Wochenende Sonderaufgaben zu erledigen sind. Im Moment besucht er das Wilhelm-Normann-Berufskolleg in Herford. Er möchte gerne Techniker werden und eine Familie gründen – am liebsten in Kirchlengern. Und er ist sich sicher: „Ich bleibe Feuerwehrmann!“ (Nach der Erzählung von Elke Nissen.)

-Vo-