Fahrzeug des Monats Mai 2019 - Löschboot HH

Fahrzeug des Monats

Mai 2019

Feuerlöschboot (LB 40) „Branddirektor Westphal“ der Feuerwehr Hamburg

Betreiber: Flotte Hamburg GmbH u. Co. KG

Stationierungsort/Liegeplatz: Hamburger Hafen

Funkrufname: „Florian Hamburg LB 40“

Technische Daten

Hersteller

Fassmer-Werft (Berne-Motzen/Unterweser)
- Bau-Nr. 7030

Typ

Feuerlöschboot
- Modell LB 40

Maße

Länge (über alles): 44,14 m
Breite (über alles): 9,80 m
Tiefgang: 2,85 m

Hauptmaschine

2 Caterpillar-Dieselmotoren
- Typ C18
- Dieselpartikel-Filter und Katalysator (Euro 5)

Leistung

2 x 447 kW (insgesamt rd. 1.200 PS)

Hubraum

18.124 ccm (je Maschine)

Propeller

2 Ruderpropeller (Typ Schottel)
2 Bugstrahlruder (zum besseren Manövrieren)

Geschwindigkeit

max. 12 Knoten (rd. 22 km/h)

Gewicht

Rumpf: 160 t
Aufbau: 33,5 t

Ausrüstung

a) Brandbekämpfung

3 Feuerlöschpumpen
- Antrieb über 3 Dieselmotoren (je 1.134 kW/1.500 PS)
- Leistung (max.): je 40.000 l/min bei 14 bar

3 ferngesteuerte Wasserwerfer
- Typ Fire Fighting Systems AS (FFS), Norwegen
- Leistung (max.): je 40.000 l/min
- Wurfweite: bis zu 180 m
- Wurfhöhe: bis zu 110 m

3 fernsteuerbare Schaum- Wasserwerfer
- Typ Fire Fighting Systems AS (FFS), Norwegen
- Leistung (max.): je 10.000 l/min
- Wurfweite: bis zu 100 m
- Wurfhöhe: bis zu 45 m

- 2 Schaummitteltanks (je 5.000 l)

Wassernebel-Selbstschutzsystem

b) Spezialausrüstung


Gasschutzbetrieb
- „Zitadelle“ (vor Schadstoffen geschützter Bereich) mit
- Gasschleuse u.
- Dekon-Dusche
- Gasmess- u. Warneinrichtung
(permanente Schadstoffmessung)

Rettungsplattform (am Heck)
- Rettungsboot (6 m) mit Radar u. Sonar

Arbeitskran
- Hubkraft: max. 2 t bei 14 m Ausladung

Notfallambulanz-Raum
- mit kompletter Rettungswagen-Ausrüstung

 

Rettungs-Gangway

extrem leistungsstarke Suchscheinwerfer

Wärmebildkamera

Besatzung

4 Mann (im Einsatzfall Erhöhung auf bis zu 32 Mann)

Baujahr (Stapellauf)

2018

Anschaffungskosten

18,5 Mio. Euro (lt. Hamburg Port Autority)

Wissenswertes:
Europas modernstes Feuerlöschboot hat seinen Liegeplatz im Hamburger Hafen: Die „Branddirektor Westphal“ ist mit 44 Metern Länge und zehn Metern Breite gleichzeitig das größte Einsatzboot in der Geschichte der Hamburger Feuerwehr. Zur Stammbesatzung zählen vier Mann, die dafür sorgen, dass „LB 40“ rund um die Uhr einsatzbereit bleibt. Bei einem Großbrand wird das Personal aufgestockt; dann gehen bis zu 32 Feuerwehrleute an Bord.

8775 Stahl- und 465 Aluminiumteile

Die Fassmer-Werft aus dem niedersächsischen Berne/Motzen hatte den Neubau im April 2017 auf Kiel gelegt. Der Auftragsvergabe durch die Hamburg Port Authority AöR (HPA) – sie betreibt das komplette Hafenmanagement der Hansestadt – war ein europaweites Ausschreibungsverfahren vorangegangen.
Die Entwicklung und Produktion von Spezialschiffen, unter anderem für die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS), hat bei Fassmer eine lange Tradition. Das neue Feuerlöschboot für die Hamburger Feuerwehr fertigte die Werft aus exakt 8.775 Stahl- und 465 Aluminiumteilen. Die Länge der Schweißbahnen, die den 160 Tonnen schweren Rumpf und den 33,5 Tonnen schweren Aufbau zusammenhalten, misst am Ende 19 Kilometer. 66,5 Kilometer Elektrokabel durchziehen das Schiff.
Im November vergangenen Jahres lief Löschboot 40 schließlich im Hamburger Hafen ein. Mittlerweile ist die Ausbildung der Besatzung abgeschlossen. Das Hightechschiff ist nun wie eine Feuerwache rund um die Uhr besetzt, um den größten deutschen Seehafen und den drittgrößten Containerhafen Europas zu schützen. Die „Branddirektor Westphal“ hat ihren Liegeplatz im Zentrum des Hafens an einem neu errichteten Ponton direkt unterhalb des St. Pauli Fischmarktes.

Löschkanonen schießen 180 Meter weit

Das neue Flaggschiff der Hamburger Feuerwehr beeindruckt nicht nur durch seine Größte. Die Ausstattung setzt ebenfalls Maßstäbe. Zwei Caterpillar-Dieselmotoren, die über eine Leistung von insgesamt 1.200 PS verfügen, sorgen für den Antrieb. Mit seinen beiden Ruderpropellern erreicht Löschboot 40 eine Geschwindigkeit von bis zu zwölf Knoten, was in etwa 22 Stundenkilometern entspricht. Es ist mit einer modernen, umweltfreundlichen Abgasnachbehandlung, bestehend aus Dieselpartikel-Filter und Katalysator, ausgerüstet. Zwei elektrisch angetriebene Bugstrahlruder mit jeweils 450 PS sorgen dafür, dass sich das Spezialschiff optimal manövrieren lässt. Dank seines computergesteuerten Dynamischen-Positionier-Systems (DPS) hält es auch ohne Ankern oder Festmachen seine Position.
Die „Branddirektor Westphal“ ist für die Brandbekämpfung, Personenrettung und Technische Hilfe ausgerüstet. Vor allem die Feuerlöschtechnik beeindruckt: An Bord gibt es gleich drei Feuerlöschkreiselpumpen, die über separate Caterpillar-Dieselmotoren mit jeweils 1.500 PS angetrieben werden. Auf diese Weise können bis zu 120.000 Liter (See-)Wasser pro Minute gefördert werden. Die Pumpenleistung der „Branddirektor Krüger“, 1982 in Hamburg in Dienst gestellt, ist dagegen mit 12.000 Litern geradezu bescheiden. Für die Abgabe des Löschmittels ist das neue Spezialschiff mit drei fernsteuerbaren Wasserwerfern und drei Schaum- Wasserwerfern des norwegischen Herstellers Fire Fighting Systems AS ausgerüstet. „Bei einer Wurfweite von 180 Metern und einer Wurfhöhe von 110 Metern können 80.000 Liter Wasser pro Minute abgegeben werden“, heißt es von der Hamburger Feuerwehr, die damit für die Bekämpfung von großen Schiffsbränden gut gerüstet ist. Mega-Carrier, wie die chinesische „CSCL Globe“, sind 400 Meter lang und haben bis zu 19.000 Standardcontainer an Bord.
Die „Branddirektor Westphal“ verfügt über eine sogenannte „Zitadelle“, einen besonders geschützten Raum, samt Gasschleuse und Dekon-Dusche. Werden bei einem Großbrand oder einer Havarie giftige Stoffe freigesetzt, zieht sich die Besatzung in die „Schutzzelle“ zurück und steuert den Einsatz von dort aus. Im Einsatzfall werden permanent Schadstoffmessungen durchgeführt. Die Gasmess- und Warneinrichtung reagiert auch auf radioaktive Gammastrahlung. Zur medizinischen Versorgung von verletzten Personen gibt es einen Notfallambulanz-Raum, der ähnlich wie ein Rettungswagen ausgestattet ist. Ein On-Scene-Coordinator-Arbeitsplatz (OSC) mit Sonar ist ebenfalls vorhanden. Im Notfall können somit die Such- und Rettungsaktivitäten aller vor Ort befindlichen Hilfskräfte vom Löschboot aus koordiniert werden. Im Achterschiffsbereich (also am Heck) befindet sich die Taucher- und Rettungsplattform mit dem Arbeitskran, der bei einer Ausladung von 14 Metern noch über eine Hubkraft von zwei Tonnen verfügt, und dem sechs Meter langen Rettungsboot, dass ebenfalls mit Radar und Sonar ausgerüstet ist.

Verstorbener Feuerwehrchef als Namensgeber

Rund 18,5 Millionen Euro hat die Hamburg Port Authority AöR nach eigenen Angaben für den Schiffsneubau investiert, den sie nun über ihre Tochtergesellschaft, die Flotte Hamburg GmbH u. Co. KG, an die Hamburger Feuerwehr verchartert. „Das neue große Feuerlöschschiff markiert einen Quantensprung für die Sicherheit im Hamburger Hafen“, meint Hamburgs Innensenator Andy Grote. „Diesen Weg wollen wird fortsetzen!“ Grote kündigte die Anschaffung von neuen Polizeibooten und zwei weiteren multifunktionalen Löschbooten an, um das Sicherheitskonzept des Hamburger Hafens in den kommenden Jahren zu vervollständigen.
Wird in der Hansestadt ein neues Löschboot in Dienst gestellt, so erhält es traditionell den Namen eines bereits verstorbenen Feuerwehrchefs. Diplom Ingenieur Johannes Westphal war von 1921 bis 1938 Leiter der damals eigenständigen Berufsfeuerwehr Harburg. Im August 1945, also kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs, berief ihn die britische Besatzungsmacht zum Branddirektor der Hamburger Berufsfeuerwehr, die er maßgeblich mit aufbaute. (Redaktion: kfv-herford.de)

-Vo-

Löschboot Hamburg Ein Dahmer a
Die „Branddirektor Westphal“ ist das modernste Löschboot in Europa und das größte
in der Geschichte der Feuerwehr Hamburg. (Foto: „Ein Dahmer“, Wikipedia)

Löschboot BD Westphal FW Hamburg b
Seine Ausstattung setzt neue Maßstäbe: Bis zu 120.000 Liter Löschwasser können pro Minute gefördert werden.
(Foto: Feuerwehr Hamburg)

Löschboot Hamburg Markus Daams c
An Bord befinden sich unter anderem Arbeitskran und Rettungsboot, Ambulanzraum und eine „Zitadelle“,
in die keine giftigen Gase eindringen können. (Foto: Markus Daams on Flickr)

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Hamburg ist „das Tor zur Welt“: Mega-Carrier, wie die „CSCL Globe“, erfordern aber auch ein umfangreiches Brandschutzkonzept.
Die Hamburg Port Authority AöR (HPA) will deshalb zwei weitere Löschboote beschaffen.
(Foto: Hafen Hamburg / HHM Dietmar Hasenpusch, www.hafen-hamburg.de)

Stichwort: Berufsfeuerwehr Hamburg
Im Jahr 1842 wütete auf dem Gebiet der heutigen Hamburger Innenstadt ein verheerender Brand. Die Menschen standen der Feuersbrunst mehr oder weniger hilflos gegenüber. Als Folge der Katastrophe wurde das Löschwesen grundlegend überarbeitet. Die Gründung der Berufsfeuerwehr Hamburg dauerte aber trotzdem noch bis zum 12. November 1872. Um zwölf Uhr mittags nahmen anno dazumal die Hauptfeuerwache 1 am Schweinemarkt, die Feuerwache 2 an der Catharinenkirche und Feuerwache 3 an der Davidstraße ihren Betrieb auf. An jedem der drei Standorte standen pferdebespannte Mannschafts- und Wasserwagen, Hand- und Dampfdruckspritzen. Gearbeitet wurde in 48-Stundenschichten. Anschließend hatten die Wehrleute 24 Stunden frei.
Heute gibt es 21 Feuerwachen (davon 17 Feuer- und Rettungswachen), eine Technik- und Umweltwache sowie 33 Rettungswachen, die sich über das Hamburger Stadtgebiet verteilen. Jede Feuer- und Rettungswache ist mit mindestens zehn Mann besetzt, die ihren Dienst auf dem Kleinlöschfahrzeug, Hamburger Löschfahrzeug oder der Drehleiter versehen. Die Berufsfeuerwehr Hamburg beschäftigt rund 2.600 Beamte im feuerwehrtechnischen Dienst. Sie wird von einer etwa gleich großen Zahl an ehrenamtlichen Feuerwehrleuten unterstützt, die in 86 Abteilungen organisiert sind. Im Jahr 2016 rückte die Feuerwehr Hamburg zu 11.702 Brandeinsätzen aus und leistete in 20.454 Fällen Technische Hilfe. Neuer Chef der Berufsfeuerwehr ist Leitender Branddirektor Dr. Christian Schwarz. Sein Stellvertreter, Leitender Branddirektor Stephan Wenderoth, kommt gebürtig aus Bünde.

-Vo-

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Hauptfeuerwache Berliner Tor in Hamburg St. Georg (Foto: Staro 1, Wikipedia)

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