23. Verbandstag: "Die Freiwillige Feuerwehr ist keine Hobbyisten-Truppe!"

23. Verbandstag in Spenge-Lenzinghausen

Der Kreisfeuerwehrverband Herford hat während des 23. Verbandstages in Spenge selbstbewusst auf die Leistungen des vergangenen Jahres zurückgeblickt. Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer wies aber auch auf die steigende Belastung der ehrenamtlichen Feuerwehrleute hin. Das Innenministerium sei darüber informiert und wolle gemeinsam mit der Feuerwehr an Lösungsmöglichkeiten arbeiten, sagte Hackländer. „Bis heute hat sich leider nichts getan!“. Das Stadtfeuerwehrfest Spenge und das 105-jährige Jubiläum des Löschzugs Spenge-Lenzinghausen bildeten in diesem Jahr den Rahmen des Verbandstages.

 

 
Die Jagdhornbläser „Fürst Pless des Hegering Spenge“ unter Leistung von
Achim Dingerdissen geben während des Verbandstages „den Ton an“.

 
 Rund um das Bürgerbegegnungszentrum in Lenzinghausen vergnügten sich am Samstagnachmittag viele kleine Feuerwehrbesucher beim großen Kindernachmittag. In der Versammlungsstätte hatten währenddessen die 121 Delegierten aus allen neun Wehren des Kreisgebietes ihre Plätze eingenommen. Die Jagdhornbläser „Fürst Pless des Hegering Spenge“ sorgten mit kurzen Signalen aus ihren Instrumenten („Jägersleute, versammelt euch!“) für einen außergewöhnlichen musikalischen Auftakt der Veranstaltung. Dann übernahm Pastor Heinrich Schlüter die Totenehrung. „Die verstorbenen Kameraden bleiben Vorbilder, die in unser Leben leuchten!“, so die andächtigen Worte des Seelsorgers.
 

Stellvertretender KBM Bernd Kröger: „Der Klimawandel hat uns bereits voll Erfasst!“
 
Die Feuerwehr müsse im Einsatzalltag immer neue Technologien anwenden, sagte Landrat Christian Manz in seinem Grußwort; die würden aber für die Einsatzkräfte oftmals Risiken bergen. „Ein Rückblick eignet sich daher, um Selbstbewusstsein zu zeigen und gleichzeitig  Risiken zu sehen und zu minimieren.“ Landtagsabgeordneter Christian Dahm berichtete im Anschluss aus Düsseldorf. Der Politiker verteidigte die ablehnende Position der Landesregierung zur geplanten Sonderfahrerlaubnis für Feuerwehraktive, die auf einer Initiative des Bundesrates beruht. Hintergrund:  Fahrzeuge über 3.5 Tonnen dürfen mit dem neuen EU-(PKW-)Führerschein nicht mehr gefahren werden. Gerade jüngere Feuerwehrleute trifft diese Regelung hart. Die geplante Sonderfahrerlaubnis sieht nun eine Kurzeinweisung der Einsatzkräfte auf Wagen bis 7,5 Tonnen vor. Dies könnte ein erhöhtes Unfallaufkommen zur Folge haben. „Die Regelung führt jedenfalls nicht zu mehr Sicherheit im Feuerwehrdienst“, meinte Dahm. Hinzu komme, dass viele Löschfahrzeuge ein noch höheres Gewicht aufweisen würden.  Außerdem sprach sich der Abgeordnete für eine ausreichende finanzielle Absicherung der Wehrleute aus. „Hier darf es keine Versorgungslücke geben. Sie leisten schließlich einen gefahrvollen und belastenden Dienst.“
 

Vertreter aus Politik u. Verwaltung informieren sich in Spenge aus erster Hand über die Leistungen der Feuerwehr.
 
Die Feuerwehr werde der demografische Wandel besonders hart treffen, mahnte Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer in seinem Bericht. Seit dem Jahr 2000 hätten die Feuerwehren in Deutschland bereits 55.000 Aktive altersbedingt verloren. „Die steigende Zahl der Aktiven im Kreis Herford spricht deshalb für uns!“ Außerdem stellte Hackländer klar: „Die Freiwillige Feuerwehr ist keine Hobbyisten-Truppe von Liebhabern roter Autos. Sie ist vielmehr die Basis des Brandschutzes und der Hilfeleistung im Lande.“ Mit Freude verkündete der Feuerwehrchef den Start für das Bauprojekt Kreisleitstelle/ Kreisfeuerwehrzentrale. „Im Mai werden die Bagger anrollen!“ Neben einer neuen Funkzentrale entstehen am alten Standort in Hiddenhausen-Eilshausen moderne Durchfahrtshallen für insgesamt zehn Großfahrzeuge und Container. Ob die von den Feuerwehrleuten zusätzlich geforderte Atemschutzübungswohnung gebaut wird, ist allerdings weiterhin unklar. Hierfür wäre ein zusätzlicher Kostenaufwand von 350.000 Euro erforderlich. Die Übungswohnung sei für eine realistische Atemschutzausbildung aber dringend notwendig, appellierte Hackländer an die anwesenden Vertreter aus Politik und Verwaltung. „In der vorhandenen Atemschutzübungsstrecke können nämlich nur festgelegte Belastungs- und Gewöhnungsübungen durchgeführt werden.“
 
 
Michael Stiegelmeier (m) u. Jürgen Tomann (r) werden vom KBM mit Ehrenkreuzen des DFV ausgezeichnet.
 
1.481 aktive Feuerwehrleute gibt es im Kreis Herford (rund 250.000 Einwohner) momentan. „Das ist der höchste Mitgliederbestand seit Bestehen des Kreisfeuerwehrverbandes“, betonte stellvertretender Kreisbrandmeister Bernd Kröger. Für die Zukunft sei es wichtig, die Altersstruktur der Wehren genau zu beobachten und zu analysieren, damit rechtzeitig gegengesteuert werden könne. Außerdem liege der Anteil der Feuerwehrfrauen immer noch unter zehn Prozent. „Hier ist noch ein großes Potenzial vorhanden!“ Im Übrigen, so Kröger, seien die Einsatzzahlen bei den Wasser- und Sturmschäden in 2010 stark gestiegen. „Das Tiefdruckgebiet Kathleen mit seinen riesigen Regenmengen von 160 Millimetern Wasser pro Quadratmeter hat deutlich gemacht, dass uns der Klimawandel bereits voll erfasst hat.“
Eine verlässliche Nachwuchsquelle ist die Jugendfeuerwehr. Drei Mädchen und 30 Jungen wechselten im vergangenen Jahr in die aktive Wehr. Kreisjugendfeuerwehrwart Wolfgang Kenneweg stellte für die Zukunft ähnliche Zahlen in Aussicht. Außerdem gebe es seit kurzem ein Jugendforum. Dadurch könnte die Jugendfeuerwehrarbeit jetzt noch effektiver gestaltet werden.
 

Lars Etzold ist der Feuerwehr weiterhin eng verbunden. Lebensgefährtin
Manuela hat ihn durch viele schwere Stunden begleitet. Das verdient Anerkennung.
 
Am Schluss des Verbandstages konnte Kreisbrandmeister Hackländer noch einige besondere Ehrungen vornehmen. So wurden Heinz-Jürgen Tomann (Enger) und Michael Stiegelmeier (Herford) mit Ehrenkreuzen des Deutschen Feuerwehrverbandes ausgezeichnet. Heinrich Meier (Löhne) erhielt als „gute Seele des Verbandes“ die Ehrennadel des Kreisfeuerwehrverbandes in Gold. Außerdem bekamen Holger Klann (Spenge), Andreas Wiegner (Herford), Jörg Langemeier (Herford), Michael Rogowski (Enger) und Ulrich Imort (Löhne) für ihre Leistungen im Ausbildungsbereich die silberne Ehrennadeln des Kreisfeuerwehrverbandes überreicht. Diese Auszeichnung wurde auch Manuela Bothor zuteil.
Deren Verlobter, Lars Etzold, war im November 2008 nach einer Alarmierung auf dem Weg zur Feuerwache mit seinem Motorroller schwer verunglückt. Manuela habe ihren Lebensgefährten danach neun Monate durch Krankenhausaufenthalte und harte Therapien begleitet, so die bewegenden Worte des Kreisbrandmeisters. „Ihr Motto lautet, die Hoffnung niemals aufzugeben.“
Schließlich hatte Kreisjugendfeuerwehrwart Wolfgang Kenneweg ebenfalls noch eine besondere Auszeichnung im Gepäck. Er überreichte die Floriansmedaille der Jugendfeuerwehr NRW an Pfarrer Heinrich Schlüter. Dieser habe die Konfirmanden an die Jugendfeuerwehr herangeführt und die zwischenmenschlichen Beziehungen gefördert, sagte Kenneweg.
 

Besondere Leistungen werden gewürdigt: (v.l.) stellv. KBM Bernd Kröger,
Jürgen Tomann (Enger), Michael Rogowski (Enger), Pastor Heinrich Schlüter,
Holger Klann (Spenge), Michael Stiegelmeier (Herford), Ulrich Imort (Löhne),
Heinrich Meier (Löhne), KJFW Wolfgang Kenneweg, KBM Wolfgang
Hackländer, Jörg Langemeier (Herford) u. Andreas Wiegner (Herford), (vorne)
Lars Etzold u. Manuela Bothor
 
Der Verbandstag war nur ein Programmpunkt des Spenger Stadtfeuerwehrfestes. Es folgten Schauübungen, Fotoausstellungen, Zaubervorführungen und am Abend eine Riesenfete mit dem „Trio Infernale“ in der Mehrzweckhalle Lenzinghausen. Höhepunkt des Festsonntags bildete ein Gaudiumzug. Hier präsentierten sich 25 Vereine und Gruppen - von den Jagdhornbläsern bis zur Einradgruppe. Eine Kommission aus Bürgermeister, Pastor und Kreisbrandmeister bewertete im Anschluss die originellsten Ideen.  

Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)
 

Michael Kirchhoff (r) aus Hüllhorst wird von KBM Wolfgang Hackländer als
designierter Bezirksbrandmeister begrüßt.

 

Jürgen Tomann (r), Leiter der Feuerwehr Enger, erhält Glückwünsche von MdL Christian Dahm.
 

Schauübungen der JF gehören zum Programm des Stadtfeuerwehrfestes
 

Fahrzeuge des LZ Lenzinghausen: LF 16/12, LF 16-TS u. GW-U
 

 

Die Drehleiter aus Enger-Dreyen kommt im Notfall auch in Spenge zum Einsatz.
 

Feuerwehr-Abordnung aus dem sächsischen Teicha (Landkreis Görlitz): (v.l.)
Werner Pausch u. Hubert Riemer.