Neue Atemschutzübungsstrecke an der Kreisfeuerwehrzentrale ist in Betrieb.
Hiddenhausen/Kreis Herford. Die Baumaßnahme an der Kreisfeuerwehrzentrale in Hiddenhausen-Eilshausen ist in den vergangenen Monaten zügig vorangeschritten. Mittlerweile wurden erste Teile des Erweiterungsbaus in Betrieb genommen. Seit kurzem trainieren die Wehrleute in der neuen Atemschutzübungsanlage für den Ernstfall. Dabei geht es in erster Linie darum, die körperliche Fitness im Atemschutzeinsatz unter Beweis zu stellen. Zuletzt nutzten die Teilnehmenden des Atemschutzgeräteträger-Lehrgangs 1/2025 die neue Anlage. Die Zeiten, in denen das Belastungstraining provisorisch in einem umgebauten Lastwagen stattfand, gehören damit der Vergangenheit an.
Erst vor wenigen Monaten haben die jungen Feuerwehrleute ihre Grundausbildung absolviert. Jetzt steht für die 19 Ehrenamtlichen, die aus dem gesamten Kreisgebiet zusammengekommen sind, der Atemschutzgeräteträger-Lehrgang auf dem Programm. „Nur wer hier keine Schwächen zeigt, darf später bei einem Gebäudebrand im Innenangriff eingesetzt werden“, sagt Danny Rottmann, Ausbilder an der Kreisfeuerwehrzentrale. Kohlenmonoxid, Kohlendioxid, Schwefeldioxid und Salzsäure: Die Liste an giftigen Stoffen, die im Brandrauch enthalten sind, ließe sich nahezu endlos fortführen. Damit die Substanzen nicht über die Lunge in den Körper gelangen, schützen sich die Feuerwehrleute mit Atemschutzgeräten.
An der Kreisfeuerwehrzentrale entsteht ein modernes Funktionsgebäude (rechts im Bild). Ende August sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein.
Die Atemschutzübungsanlage im Kellergeschoss ist bereits in Betrieb.
Die praktische Ausbildung findet im Kellergeschoss des Feuerwehrneubaus an der Meierstraße/Königsberger Straße statt. Hier befindet sich die neue Atemschutzübungsanlage, die Atemschutzspezialist Dräger (Lübeck) gemeinsam mit dem Kreis Herford geplant und realisiert hat. Sie entspricht modernsten Standards, bietet ein ausreichendes Platzangebot und ist mit Umkleidebereich und sanitären Anlagen ausgestattet. Vorbereitungsraum, Konditionsraum und Übungsstrecke sind durchdacht angeordnet und mit der neuesten Technik ausgerüstet, sodass die Feuerwehrleute optimal trainieren können. „Das ist kein Vergleich zu der alten Anlage“, meint Ausbilder Rottmann. Die musste wegen Schimmelbefalls bereits vor einigen Jahren außer Betrieb genommen werden. In der Zwischenzeit hatten sich die Feuerwehrleute in einer Mobilen Atemschutzübungsstrecke (MobAS), die auf einem LKW-Auflieger untergebracht war, vorbereitet.
Computer überwacht körperliche Fitness
Mareen Meier (Vlotho) und Kira Meier (Löhne) haben die theoretische Prüfung bereits hinter sich gebracht. Jetzt steht für die beiden 19-Jährigen der praktische Teil des Atemschutzgeräteträger-Lehrgangs auf dem Programm. Am Leitstand des Übungsleiters erhalten sie Pulsgurte zur Überwachung der Herzfrequenz und Transponder-Chips zur Anmeldung an den Stationen. Im Vorbereitungsraum legen die jungen Frauen ihre Brandschutzkleidung und Atemschutzmasken an. Die Luft zum Atmen kommt aus einer Stahlflasche, die sie auf dem Rücken tragen. „Der Vorrat darin reicht bei mittelschwerer Arbeit für etwa 40 Minuten“, erklärt Ausbilder Marco Elmers. Mit voller Montur – die persönliche Schutzausrüstung wiegt rund 20 Kilogramm – geht es für Mareen und Kira in den Konditionsraum. Auf dem Laufband müssen die jungen Frauen 200 Meter in zwei Minuten zurücklegen. Danach wird auf dem Fahrradergometer etwa genauso lang gestrampelt. Schließlich sind auf der Endlosleiter noch 20 Meter „aufzusteigen“. Ein Computer überwacht die körperliche Fitness der beiden 19-Jährigen. Auf kleinen Bildschirmen, die neben den Fitnessgeräten installiert sind, können sie ständig ihre verbleibende Übungszeit, Pulsfrequenz und geleistete Arbeit ablesen. 20 Kilojoule müssen an jedem Gerät vorgewiesen werden.
Im Konditionsraum müssen die Lehrgangsteilnehmenden ihre körperliche Fitness unter Beweis stellen.
Licht- und Toneffekte sorgen für realistisches Szenario
In der Zwischenzeit sind Laurin Menke (21) und Pascal Prieß (25) bereits in der Atemschutzübungsstrecke, dem eigentlichen Herzstück der Anlage, unterwegs. Das 50 Meter lange Labyrinth aus Gitterboxen erstreckt sich über zwei Etagen. Die beiden Feuerwehrleute aus Vlotho kriechen zunächst bei völliger Dunkelheit durch die untere Ebene und öffnen dann eine Klappe, um auf die Laufstrecke darüber zu gelangen. Vorbei geht es am Wärmegewöhnungsbereich, der mit leistungsstarken Heizstrahlern ausgerüstet ist, um anschließend Schwenktüren und Schiebetor sowie weitere Hindernisse zu passieren. Eine „Fire- und Soundbox“ sowie die flackernde Stroboskopbeleuchtung sorgen für eine realistische Einsatzatmosphäre. Mehrfach müssen die Vlothoer die Geschosse wechseln, bevor sie durch eine 2,30 Meter lange Röhre robben und das Ziel erreicht haben. Durch eine Schleuse am Ende der Übungsstrecke geht es zurück in den Vorbereitungsraum.
Kameraüberwachung
Zwei Infrarotkameras und zwei Wärmebildkameras sowie weitere Sensoren sorgen während der Übungsdurchgänge, die von den Lehrgangsteilnehmenden immer zu zweit absolviert werden, für Sicherheit. Der Konditionsraum und die Eingangs- und Ausgangsschleuse der Übungsstrecke sind ebenfalls kameraüberwacht. Die Bilder und Daten werden in den Leitstand übertragen, wo Hans Vahrson und Jürgen Flottmann die Anlage steuern und das Geschehen überwachen. Insgesamt vier Bildschirme und eine Gegensprechanlage zur akustischen Kontrolle stehen ihnen dafür zur Verfügung. „Per Mausklick können alle Funktionen, wie die Licht- und Toneffekte oder Nebelmaschine gesteuert werden“, sagt Vahrson. Gerät ein Übungsteilnehmer in Schwierigkeiten, dann betätigen die beiden Anlagenbetreuer den Not-Ausschalter, sodass die Entlüftung und Ausleuchtung des Übungsraums aktiviert werden. Außerdem lassen sich alle Gitter der Übungsanlage leicht aushängen, sodass im Notfall sofort eingegriffen werden kann.
(v.l.) Hans Vahrson und Jürgen Flottmann zählen zum Personal des Leitstandes. Sie steuern die Anlage und überwachen das Übungsgeschehen auf mehreren Bildschirmen.
Insgesamt 6,6 Millionen Euro investiert der Kreis Herford in den Aus- und Umbau der Kreisfeuerwehrzentrale. Das Projekt umfasst neue Werkstatt- und Büroräume, weitere Fahrzeughallen und die neue Atemschutzübungsstrecke. Gleichzeitig entsteht eine Atemschutzübungswohnung mit verschiebbaren Wänden. Künftig trainieren die Wehrleute in der virtuellen Realität das taktische Vorgehen im Brandfall und tragen dazu VR-Brillen. „Die Technik bietet völlig neue Möglichkeiten, um die verschiedensten Szenarien gefahrlos und ressourcenschonend zu üben“, sagt Kreisbrandmeister Bernd Kröger. Ende August 2025 soll die Baumaßnahme abgeschlossen sein und der Erweiterungsbau bei einem Tag der offenen Tür der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)
Mareen Meier (Vlotho) und Kira Meier (Löhne) bereiten sich auf den Übungseinsatz unter schwerem Atemschutz vor.
Truppführer und Truppmann überprüfen gegenseitig den richtigen Sitz der Schutzausrüstung.
Gegenseitiges Anlegen der Lungenautomaten: Die Atemluft kommt jetzt aus der Stahlflasche auf dem Rücken, die rund 1.600 Liter (komprimiert) fasst. Das reicht bei mittel schwerer Arbeit für 40 Minuten.
Mit kleinen Transponder-Chips melden sich die Teilnehmenden zu jedem Übungsteil an und ab, demonstriert Ausbilder Danny Rottmann.
Björn Heimann überwacht am Übungsleiter-Leitstand den Ablauf.
Damit Blickkontakt zum Konditionsraum besteht, gibt es „Durchreiche-Fenster“.
Eine Strecke von 200 Metern muss auf dem Laufband mit einer Geschwindigkeit von sechs Stundenkilometern zurückgelegt werden.
Auf der Endlosleiter geht es 20 Meter „in die Höhe“.
Auf einem kleinen Bildschirm (l) überprüft Ausbilder Nicholas Jost u.a. die Arbeitsleistung.
Druckkontrolle nach dem sportlichen Teil.
Bevor es „in die Strecke geht“ gönnt sich der Trupp eine kleine „Atempause“.
Die Atemschutzübungsstrecke ist auf der unteren Ebene als Kriech- und darüber als Laufstrecke angelegt.
Ein Tank, der zur „Personenrettung“ genutzt werden kann, ist integriert.
Im Hintergrund „lodert das Feuer“: Unter realistischen Bedingungen „kämpfen“ sich die
Feuerwehrleute durch die Übungsstrecke, um ihre körperliche Belastbarkeit zu trainieren.
Luken, die mit Klappen versehen sind, dienen zum Wechsel der Geschosse.
Einige Hindernisse müssen überwunden werden. Ausbilder Marco Elmers demonstriert die Klapptüren, die auf der oberen Ebene zu passieren sind.
Nachdem die Röhre geschafft ist, geht es dem Ziel entgegen.
Zu den weiteren Übungsobjekten zählt eine Gasabsperrvorrichtung, zeigt Danny Rottmann.
Hans Vahrson behält am Leitstand die Computerbildschirme im Blick.
Die Anlage wird per Mausklick gesteuert.
Die Bilder mehrerer Kameras dienen der Sicherheit.
Die Herzfrequenz (Puls) und bisher erbrachte Arbeit jedes Teilnehmers werden ständig überwacht.
Die Kamerdschaft ist beim Atemschutzgeräteträger-Lehrgang groß.
Gruppenfoto der Teilnehmenden