Noch immer eine gefährliche Arbeit

Jahreshauptversammlung der Feuerwehr Löhne

20250321 183041Löhne. Die Feuerwehr Löhne hat während ihrer Jahresarbeitstagung in der Werretalhalle Bilanz gezogen (21.03.2025). 428 Mal rückten die Feuerwehrleute im vergangenen Jahr aus, um Brände zu löschen oder Technische Hilfe zu leisten. Jetzt gehe es darum, Technik und Ausbildung auf die künftigen Gefahren anzupassen, sagte Wehrführer Christian Ehlert. Erst vor gut zwei Wochen war die Löhner Wehr mit allen verfügbaren Kräften im Einsatz, um den Großbrand beim Batterie-Recyclingunternehmen Relux zu bekämpfen. „Das war eine extreme und auch sehr gefährliche Arbeit“, erklärte Ehlert. Er lobte alle beteiligten Einsatzkräfte. „Jeder Einzelne hat seinen Anteil geleistet und zum Erfolg beigetragen.“

Fünf ehrenamtliche Einheiten mit 182 Aktiven und eine Hauptamtliche Wache, die 30 Beamte zählt, sichern den Brandschutz in der Werrestadt. Hinzu kommen die Mitglieder der Jugendfeuerwehr, Ehren- und Unterstützungsabteilung. Ein Großteil der Feuerwehrleute, Gäste aus Rat und Verwaltung sowie Abordnungen der befreundeten Hilfsorganisationen hatten sich am Freitagabend im großen Saal der Werretalhalle versammelt.
Feuerwehr-Seelsorger Theophil Nemetschek übernahm zu Beginn der Arbeitstagung die Totenehrung. „Wir verneigen uns vor den Kameraden, die im vergangenen Jahr verstorben sind.“
Bürgermeister Bernd Poggemöller sparte in seinem Grußwort nicht mit lobenden Worten. „Ihr habt in der Bevölkerung ein hohes Ansehen, und das habt Ihr Euch hart erarbeitet.“ Investitionen in die Feuerwehr seien Investitionen in die Infrastruktur, für den Schutz der Wirtschaft und der gesamten Bevölkerung, sagte der Verwaltungschef. Der Baustart für das neue Gerätehaus des Löschzugs Gohfeld-Wittel lässt allerdings weiter auf sich warten. Der Bürgermeister erklärte am Freitagabend, man stehe kurz davor, die nächsten wichtigen Schritte in die Wege zu leiten. Er zeigte sich zuversichtlich, dass der Einzug 2028 gefeiert werden könne. Die veränderte geopolitische Lage verlange im Übrigen die Wiederherstellung der zivilen Verteidigungsfähigkeit. Die Kommunen seien gefordert, um in Krisensituationen gewappnet und handlungsfähig zu sein. Kreisbrandmeister Bernd Kröger und Silke Vahrson-Hildebrand, Amtsleiterin beim Kreis Herford, richteten ebenfalls Grußworte an die Versammlung.

20250321 183041Die Feuerwehr Löhne kommt in der Werretalhalle zur Jahresarbeitstagung 2024 zusammen.

DSC 6027Wehrführer Christian Ehlert erläutert die Zahlen, Daten u. Fakten des vergangenen Jahres.

IMG 20250305 WA0000Zuletzt ist die Feuerwehr Löhne Anfang März 2025 im Großeinsatz, um den verheerenden Brand beim Recyclingunternehmen Relux zu löschen. Die Rauchsäule ist noch aus dem niedersächsischen Melle zu sehen. (Foto: Privat)

Vom Gefahrstoffeinsatz bis zum „kritischen Wohnungsbrand“

81 Brandeinsätze und 347 Technische Hilfeleistungen sind in der Einsatzstatistik der Feuerwehr Löhne vermerkt. Von den Feuerwehrleuten wurden dabei exakt 6.623 Arbeitsstunden geleistet. Der Rettungsdienst, für den mittlerweile der Kreis Herford zuständig ist, verzeichnete darüber hinaus 3.413 Einsätze – rückte also im Durchschnitt neun Mal am Tag aus. „Die medizinische Notfallversorgung ist an ihrer Belastungsgrenze angekommen“, so Christian Ehlert, bei der Vorstellung des Jahresberichtes. Der Wehrführer erläuterte anschließend die besonderen Einsätze des vergangenen Jahres. Beim Mineralwasserhersteller Refresco war die Feuerwehr Anfang Mai 2024 im Gefahrstoffeinsatz. „Es sollte Ammoniak ausgetreten sein“, so Ehlert. Im gleichen Monat stand auf dem Gelände des Müllentsorgers Paul Schulten und Sohn eine Lagerhalle im Vollbrand. „Es hat sich ein umfangreicher interkommunaler Löscheinsatz entwickelt“. Rund 130 Feuerwehrleute aus Löhne, Bad Oeynhausen, Kirchlengern und Hiddenhausen übernahmen gemeinsam die Löscharbeiten. Sie verhinderten, dass sich der Großbrand auf andere Gebäudeteile ausdehnte. Am 20. Juli 2024 war die Feuerwehr Löhne zu einem „kritischen Wohnungsbrand“ ausgerückt. Vor Ort hatten die Einsatzkräfte sofort die Menschenrettung eingeleitet. „Dieser Einsatz zeigt, worauf wir vorbereitet sein müssen!“ Schließlich erläuterte Ehlert noch die Situation am 21. November 2024. Damals war eine Gashochdruckleitung bei Tiefbauarbeiten beschädigt worden. Die Feuerwehr räumte die umliegenden Häuser wegen der Explosionsgefahr. Rund 1.300 Haushalte in Löhne-Ort waren von der Gasversorgung abgeschnitten.

FW Löhne Brand Lagerhalle 240524Im Mai 2024 steht die Lagerhalle des Müllentsorgers Paul Schulten und Sohn in Flammen. (Foto: Feuerwehr Löhne)

Moderne Ausrüstung und gute Ausbildung

Damit die Feuerwehrleute im Notfall bestmögliche Hilfe leisten können, wird ihre Ausrüstung ständig verbessert. Im April 2024 wurde ein neues Tanklöschfahrzeug 3000 auf einem Unimog-Fahrgestell in Dienst gestellt, das bei der Löschgruppe Mennighüffen stationiert ist. Es sei besonders geländegängig und zeichne sich durch eine hohe Watfähigkeit aus, berichtete der stellvertretende Wehrführer Dirk Rabeneck. „Das Auto ist gewissermaßen eine Reaktion auf den Klimawandel mit Hochwasserlagen und Vegetationsbränden.“ Desweiteren erhielt die Tagesalarmbereitschaft Hermes ein neues Mannschaftstransportfahrzeug. Dank der Zusatzeinbauten kann sich der Angriffstrupp bereits während der Fahrt mit Atemschutzgeräten ausrüsten. Im Übrigen sei die Funkkommunikation zwischenzeitlich komplett auf Digitaltechnik umgestellt worden, so Rabeneck. Im vergangenen Jahr seien für den finalen Umstieg noch einmal 93 digitale Handsprechfunkgeräte beschafft worden. Läuft alles planmäßig, dann sollen in diesem Jahr zwei neue Gerätewagen-Logistik (Volvo/Meindl und MAN/Schmitz) in Dienst gestellt werden. Zudem läuft das Ausschreibungsverfahren für das neue Hilfeleistungslöschfahrzeug der Hauptamtlichen Wache. Rabeneck bedankte sich bei Rat und Verwaltung für die gute Zusammenarbeit: „Das was wir wirklich brauchen für unsere Arbeit, das bekommen wir umgesetzt!“

DSC 6019Dirk Rabeneck, stellvertretender Wehrführer, erläutert die moderne Feuerwehrtechnik.

Der stellvertretende Wehrführer Marvin Haase berichtete danach über das umfangreiche Aus- und Fortbildungsprogramm der Feuerwehrleute. Zwölf Feuerwehranwärter absolvierten zuletzt mit Erfolg ihre Grundausbildung, die in bewährter Weise in Kooperation mit der Feuerwehr Kirchlengern stattfand. Auf Kreisebene wurden 71 und auf Landesebene 31 Lehrgangs- und Seminarplätze belegt. Zum Fahrsicherheitstraining ging es nach Bielefeld und auf den Truppenübungsplatz Senne. Ein Übungstag am Feuerwehrtechnischen Zentrum Hille (Kreis Minden-Lübbecke), wo die Brandsimulationsanlage genutzt wurde, stand ebenfalls auf dem Programm. „Alle Einheiten haben sich zudem mit dem Thema Vegetationsbrandbekämpfung beschäftigt, um für die Zukunft noch besser aufgestellt zu sein“, erklärte Haase.

DSC 6021Stellvertretender Wehrführer Marvin Haase nimmt die Aus- u. Fortbildung in den Blick.

Starker Nachwuchs

Mit 112(!) Mitgliedern hat die Feuerwehr Löhne die größte Jugendfeuerwehr im Kreis Herford. Stadtjugendfeuerwehrwart Matthias Petermann hatte bereits zu Beginn der Arbeitstagung über die zahlreichen Aktivitäten des Feuerwehrnachwuchses im vergangenen Jahr berichtet. So besichtigten die Jungfeuerwehrleute die Flugplatzfeuerwehr in Bückeburg und das Besucher-Bergwerk Kleinenbremen. Highlight des Jahres war das Stadtjugendzeltlager auf dem Campingplatz Wilsumer Berge. „Die Jugendfeuerwehr Löhne ist eine starke und lebendige Gemeinschaft“, erklärte Petermann, „hier lernen junge Menschen, wie man Verantwortung übernimmt und im Team arbeitet.“

Spätestens mit 67 Jahren endet die aktive Zeit bei der Feuerwehr. Ralf Krause, der Sprecher der Ehrenabteilung, erinnerte während der Arbeitstagung an das nächste Treffen der Feuerwehrrentner, das im Mai stattfinden soll. Dann wollen die 61 Mitglieder in alten Erinnerungen schwelgen. „Bringt dazu bitte alte Fotos und Filme mit“, appellierte Krause an seine Leute.

Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)

Bildunterschriften:

DSC 6030Bürgermeister Bernd Poggemöller: „Ihr seid eine wichtige Säule der Gesellschaft!“

DSC 6036Der Verwaltungschef tritt bei der nächsten Kommunalwahl nicht erneut an und wird am Freitagabend im Kreise der Feuerwehrleute verabschiedet.

DSC 6017Stadtjugendfeuerwehrwart Matthias Petermann berichtet über die umfassenden Aktivitäten des Feuerwehrnachwuchses.

DSC 6043Abordnung der Jugendfeuerwehr.

DSC 6041Auszeichnung für Dieter Flottmann (r): Er wird von Kreisjugendfeuerwehrwartin Natascha Meier (Mitte) mit der Florians-Medaille der Jugendfeuerwehr NRW geehrt.

DSC 6028Der Großbrand beim Unternehmen Relux liegt erst wenige Tage zurück.

DSC 6051Johann Giesbrecht, Sohn Tim, Christian Bröker und Johann Löwen (Mitte v.l.) hatten die Feuerwehrleute während der Löscharbeiten uneigennützig unterstützt. Sie übernahmen u.a. deren Verpflegung. Bürgermeister Poggemöller (r) lobte das vorbildliche Verhalten.

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DSC 6047Arbeiten gut zusammen: Wehrführer Christian Ehlert (Mitte) und seine beiden Stellvertreter Marvin Haase (l) u. Dirk Rabeneck (r).