Hansestädter starten Elektro-Offensive

Neue eFahrzeuge bei der Feuerwehr Hamburg

eHLF FW HamburgHamburg. Die Feuerwehr Hamburg geht in die Elektro-Offensive: Im März 2025 wurden drei neue Einsatzfahrzeuge in Dienst gestellt – ein Hilfeleistungslöschfahrzeug und zwei Rettungswagen. Sie verfügen allesamt über vollelektrische Antriebslösungen. Zwei weitere elektrische Kommandowagen befinden sich bereits seit Juni 2024 im Probebetrieb.  Die Sonderfahrzeuge seien wichtige Botschafter für die Funktions- und Leistungsfähigkeit der Elektromobilität, erklärte Hartmut Höppner, Staatssekretär im Bundesministerium für Digitales und Verkehr, bei der Fahrzeugübergabe. „Sie verursachen weniger Abgase und Lärm und tragen so zu einer besseren Luft- und Lebensqualität in unseren Städten bei.“



Mit der Beschaffung der vollelektrisch angetriebenen Einsatzfahrzeuge gehe man neue Wege bei der Brandbekämpfung und im Rettungsdienst, sagte Jörg Sauermann, Amtsleiter der Feuerwehr Hamburg. „Wir setzen damit ein Zeichen für eine noch schlagkräftigere und zukunftsfähige Wehr.“ Vor allem die Konzeption des neuen elektrischen Hilfeleistungslöschfahrzeugs vereinfache die Arbeit an der Einsatzstelle, zeigte sich Sauermann überzeugt.


Die Feuerwehr Hamburg hat (v.l.) ein eHLF sowie jeweils zwei eKdoW und eRTW in Dienst gestellt.
(Foto: Feuerwehr Hamburg)

 

Beispiellose Fahrdynamik

Erstmals lieferte Feuerwehrausrüster Rosenbauer (Leonding/Österreich) ein elektrisches Hilfeleistungslöschfahrzeug (eHLF) vom Typ RT („Revolutionary Technology“) an die Alster. Für den Antrieb des eHLF sorgen zwei Elektromotoren mit insgesamt 490 PS. Die schöpfen ihre Energie aus einem riesigen Akkupaket, das über eine Speicherkapazität von 132 kWh verfügt. Bei voller Leistungsaufnahme von 150 kW reicht bereits eine Viertelstunde aus, um den Ladestand des Energiespeichers von 50 auf 80 Prozent zu heben. Im rein elektrischen Betrieb beträgt die Reichweite des RT rund 100 Kilometer. Vor Ort kann das Auto je nach Stromverbrauch für circa 60 - 90 Minuten elektrisch betrieben werden.  Damit die Energieversorgung auch bei längeren Einsatzzeiten gewährleistet ist, verfügt das eHLF über ein sogenanntes Energy Backup System. Dabei handelt es sich um einen hochmodernen Sechszylinder-Dieselmotor, der einen Stromgenerator antreibt. Wird mehr Energie verbraucht, als in den Akkus gespeichert ist, lädt das System sie automatisch wieder auf. Das luftgefederte Fahrwerk ist höhenverstellbar, was die Geräteentnahme an der Einsatzstelle erleichtert. Zudem können Gewässer mit einer Tiefe von bis zu 80 Zentimetern problemlos durchfahren werden. „Das eHLF kann somit auch bei Überschwemmungen im Hafenbereich eingesetzt werden“, teilte die Feuerwehr Hamburg mit.  Durch die kompakte Bauweise - die Fahrzeugbreite beträgt nur 2,35 Meter - den niedrigen Schwerpunkt und die zuschaltbare Hinterachslenkung ist der RT sehr wendig und im dichten Großstadtverkehr gut zu manövrieren.  Anders als in einem herkömmlichen Löschfahrzeug sind die Mannschaftssitze quer zur Fahrtrichtung angeordnet. Damit werde die Kommunikation der achtköpfigen Besatzung auf der Anfahrt zur Einsatzstelle deutlich verbessert, so die Feuerwehr der Hansestadt. Dem Fahrer und Maschinisten stehen zahlreiche elektronische Helfer, wie ein Spiegelersatzsystem, zur Verfügung. Das eHLF hat neben einer umfangreichen feuerwehrtechnischen Beladung 1.600 Liter Wasser und 120 Liter Schaum an Bord.

 

eHLF FW HamburgDas eHLF vom Typ Rosenbauer RT der Feuerwehr Hamburg vor der Kulisse der HafenCity mit der Elbphilharmonie.
(Foto: Rosenbauer)

 

Hoher Patientenkomfort

Die beiden neuen Rettungswagen der Feuerwehr Hamburg basieren auf Transporter-Fahrgestellen von MAN. Das Schweizer Unternehmen Flux Mobility AG (Winterthur) übernahm die Elektrifizierung. Im Anschluss fertigte die Wietmarscher Ambulanz- und Sonderfahrzeuge GmbH (WAS/Emsbüren) die Kofferaufbauten. Der niedrige Schwerpunkt des eRTWs  führe zu verbesserten Fahreigenschaften und einem deutlich höheren Patientenkomfort, hieß es von der Feuerwehr Hamburg, die ein vergleichbares Fahrzeug bereits im August 2021 getestet hatte. Auch die Fahrtragen seien elektrisch betrieben, wodurch die Arbeit der Einsatzkräfte erheblich erleichtert werde. Die Fahrzeuge legen bei ihren Einsätzen im Stadtgebiet nur kurze Wegstrecken zurück und können zwischendurch aufgeladen werden. „Die begrenzte Reichweite stellt deshalb kein Problem dar“, so die Feuerwehr Hamburg. Die eRTW sind vorerst an den Feuer- und Rettungswachen Billstedt und Berliner Tor stationiert. Zwei batterieelektrisch angetriebene Kommandowagen (eKdoW) vom Typ Volkswagen ID.4 komplettieren die neue, zukunftsweisende eFahrzeugflotte der Hansestädter. Die beiden SUV (Sport Utility Vehicle) werden seit dem letzten Sommer von den Ärzten der Leitenden Notarztgruppe sowie dem Pressedienst der Feuerwehr Hamburg genutzt.

Alle fünf elektrisch betriebenen Einsatzfahrzeuge befinden sich derzeit im Probebetrieb. Die Testphase werde sich nach Angaben der Hamburger Feuerwehr über einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren erstrecken und sei an mehreren Feuer- und Rettungswachen vorgesehen. „Damit werden alle strukturellen Besonderheiten der Hansestadt, wie zum Beispiel die Hafengebiete, dichte Bebauung in der Innenstadt oder ländliche Strukturen in den Randbereichen, abgebildet.“ Die Beschaffung des eHLF und der beiden eRTW sowie der zugehörigen Ladeinfrastruktur wurden mit insgesamt rund 583.000 Euro durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert. Weitere Fördergelder stellte die Stadt Hamburg aus  Klimaplanmitteln zur Verfügung.


Berliner sticheln

Die Berliner Feuerwehr hatte bereits im vergangenen Jahr fünf vollelektrisch betriebene Lösch- und Hilfeleistungsfahrzeuge (eLHF) in Betrieb genommen (Redaktion: kfv-herford.de berichtete). Seit kurzem verfügt die Hauptstadtfeuerwehr zudem über die erste vollelektrische Drehleiter in Deutschland (Scania/Rosenbauer Karlsruhe). Die Berliner Feuerwehrleute stichelten derweil in den sozialen Medien: „Ein besonderer Gruß geht an unsere Kollegen der Feuerwehr Hamburg – wir sind jetzt mit einer vollelektrischen Drehleiter unterwegs! Und wie sieht’s bei euch so aus?“ (Redaktion: kfv-herford.de)

 
                                                                                                                                                   -Vo-

Über die Feuerwehr Hamburg:

Die Hansestadt Hamburg (rd. 1,9 Millionen Einwohner) unterhält die zweitgrößte Berufsfeuerwehr in Deutschland. 17 Feuer- und Rettungswachen sowie eine Technik- und Umweltschutzwache verteilen sich über das Stadtgebiet. Hinzu kommen neun Rettungswachen, vier zusätzliche Notarztstützpunkte, drei Löschboote („Branddirektor Westphal“, „Dresden“ u. „Prag“) sowie  die „Außenstellen Elbtunnel“. Rund 3.150 Mitarbeitende sind im Einsatzdienst tätig. 86 Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr sorgen zudem für die Sicherheit. Amtsleiter der Feuerwehr Hamburg ist Leitender Branddirektor Jörg Sauermann.

                                                                                                                                                    -Vo-