Explosionsunglück in Spenge jährte sich zum 40. Mal
Spenge. Im April 1985 wird die Feuerwehr Spenge zu einem Kellerbrand an der Langen Straße gerufen. Die Einsatzkräfte gehen routinemäßig vor. Schnell scheinen sie das Feuer, das in einer Sauna schwelt, unter Kontrolle zu haben. Doch dann ändert sich die Lage schlagartig: Es kommt zur Explosion. Mehrere Menschen, darunter sechs Feuerwehrleute, werden verletzt. Der vermeintlich harmlose Schwelbrand weitet sich zu einem Großbrand aus.
Edmund Haase, Rainer Kuhlmann, Manfred Sowa und Horst Kröger treffen sich seit 40 Jahren am Jahrestag des Unglücks. Gemeinsam mit dem seinerzeitigen Stadtbrandmeister Leo Hafke und Jörg Hülsmann gehörten sie zu den Feuerwehrleuten, die am 16. April 1985 als Erstes vor Ort waren. „Ich habe die Bilder von damals noch immer vor Augen“, erinnert sich Horst Kröger. Die sechs Ehrenamtlichen wurden bei dem Einsatz zum Teil schwer verletzt. „Trotzdem haben wir großes Glück gehabt“, sagt Edmund Haase.
Der Einsatz beginnt ganz unspektakulär. Um 16.05 Uhr erreicht die Kreisleitstelle in Hiddenhausen-Eilshausen ein erster Notruf. Der Anrufer meldet, dass es in der Sauna an der Langen Straße, die sich im Kellergeschoss der Rosenapotheke befindet, brenne. Der Disponent gibt die drei ersten Buchstaben der Straße in den Computer ein und tippt dann die vom Rechner vorgegebenen Kennzahlen für die stille, analoge Alarmierung in den Alarmgeber.
16.06 Uhr: Das erste Tanklöschfahrzeug der Feuerwehr Spenge (TLF 16/25/1) rückt aus.
16.09 Uhr: Das zweite Tanklöschfahrzeug der Feuerwehr Spenge (TLF 16/25/2) rückt aus.
16.11 Uhr: Die ersten Kräfte sind vor Ort.
Am 16. April 1985 ereignet sich in Spenge ein Explosionsunglück.
Vier Feuerwehrleute, die damals mit vor Ort waren, erinnern sich an die dramatischen Ereignisse.
(Foto: Archiv Horst Kröger)
Ein Trupp der Kreisfeuerwehrzentrale rückt mit dem TLF 24/50 aus, um die Löscharbeiten zu unterstützen.
(Foto: Archiv Redaktion: kfv-herford.de)
Zwei Trupps, sie werden von Sowa, Kuhlmann, Hülsmann und Kröger gebildet, rücken unter schwerem Atemschutz in den Keller vor. In einem Vorraum der Sauna, die für den Betrieb angeheizt wird, stellen sie Rauch aber kein offenes Feuer fest. „Wir sind daraufhin wieder hinausgegangen, um das weitere Vorgehen mit dem Stadtbrandmeister abzustimmen“, erzählt Horst Kröger. Die Einsatzkräfte beschließen, von einer weiteren Nachalarmierung abzusehen. Sie gehen zu diesem Zeitpunkt davon aus, dass sie den Schwelbrand mit den vorhandenen Mitteln unter Kontrolle bekommen. Doch dieser Eindruck ist trügerisch. Die Mitarbeiterin des benachbarten Porzellangeschäftes berichtet zwischenzeitlich, dass es bei ihr im Geschäft ebenfalls nach Rauch rieche. Die beiden Trupps gehen daraufhin zurück in die Sauna, um Löschmaßnahmen einzuleiten, während Hafke und Haase das Porzellangeschäft kontrollieren. In dem Saunabetrieb scheint die Lage unverändert zu sein: Es gibt viel Rauch, aber kein offenes Feuer, dass die Wehrleute bekämpfen könnten. Das ändert sich schlagartig, als Kröger die Tür der Saunakabine öffnet, um den Innenraum zu kontrollieren. In diesem Moment wird das „fette“ Rauchgasgemisch offenbar mit Sauerstoff angereichert und explodiert. Die Rauchexplosion löst eine Druckwelle aus, die von Stichflammen begleitet wird.
16.46 Uhr: Ein Polizist meldet aufgeregt über Funk: „Explosion!“
Die Druckwelle hat die Feuerwehrleute, die in den Saunabetrieb vorgerückt sind, zurückgeschleudert. Sowa, Kuhlmann, Hülsmann und Kröger sind benommen. „Wir dachten, alles ist vorbei“, schildert Kröger die dramatische Situation. Sein Helmvisier hat der enormen Temperatur nicht standgehalten und ist geschmolzen. Die beiden Trupps helfen sich gegenseitig wieder auf die Beine. Dann haben die Feuerwehrleute nur noch einen Gedanken: „Raus hier!“ Hafke und Haase, die währenddessen das Porzellanlager kontrollieren, trifft es ebenfalls. Als Haase ein kleines Fenster öffnen will, um Lüftungsmaßnahmen vorzubereiten, schießt eine Flammenzunge aus der etwa 20 Meter entfernten Sauna in den Lagerraum. Stadtbrandmeister Hafke bleibt am Boden liegen. Sein Körper ist von Porzellanscherben bedeckt. Edmund Haase sammelt letzte Kräfte und zieht seinen Kameraden aus dem Raum.
In der Kreisleitstelle klingeln derweil die Telefone Sturm. Weitere Kräfte werden alarmiert. Vor Ort läuft die Rettung der Verletzten. Der Rettungshubschrauber „Christoph 13“ aus Bielefeld landet, Notarztwagen und Rettungswagen aus Herford treffen ein. Dichter, beißender Rauch erschwert die Löscharbeiten. Mittlerweile sind rund 100 Feuerwehrleute mit 25 Fahrzeugen im Einsatz, darunter das Tanklöschfahrzeug 24/50 der Kreisfeuerwehrzentrale. Alle verfügbaren Atemschutzgeräte der Feuerwehrzentrale werden nach Spenge gebracht. Immer wieder flammen Brandnester auf. Die Einsatzleitung entscheidet schließlich, das Kellergeschoss mit Schaum zu fluten. So wird verhindert, dass die Flammen auf das Labor der Apotheke übergreifen. Gegen 18.25 Uhr ist der Brand schließlich gelöscht.
Insgesamt werden sechs Feuerwehrmänner, ein Polizist, der Besitzer der Sauna und der Hauseigentümer verletzt. Sie haben Brand- und Schnittverletzungen erlitten. Die Einsatzkräfte der Feuerwehr werden im Krankenhaus Enger behandelt. Stadtbrandmeister Leo Hafke hat es am schwersten getroffen. Er kann sich aber ebenfalls schnell erholen. Glücklicherweise haben alle Feuerwehrleute ihre persönliche Schutzausrüstung getragen. Sie besteht damals aus Baumwollanzug, Helm mit Visier, Handschuhen und Sicherheitsstiefeln. Für Horst Kröger ist sicher: „Wir sind dem Tod nur knapp entkommen!“ (Redaktion: kfv-herford.de)
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