36. Verbandstag des Kreisfeuerwehrverbandes Herford
Enger/Kreis Herford. Starkregenfälle, Verkehrsunfälle und Wohnungsbrände: Die Feuerwehren im Kreis Herford hatten im vergangenen Jahr wieder alle Hände voll zu tun. Beim 36. Verbandstag des Kreisfeuerwehrverbandes Herford, der am Samstag (14.06.2025) in Enger stattfand, zogen die Wehrleute Bilanz. Gleichzeitig blickte Kreisbrandmeister Bernd Kröger in die Zukunft. Die verschärfte Sicherheitslage in Europa stelle die Feuerwehrleute vor neue Herausforderungen. „Der Zivilschutz, mit dem Ziel die Bevölkerung im Verteidigungsfall zu schützen, rücke wieder mehr in den Fokus“, sagte Kröger.
Exakt 109 Delegierte aus allen neun Wehren und zahlreiche Ehrengäste aus Politik, Verwaltung und dem Kreis der Feuerwehr hatten sich im Gerätehaus Enger-Mitte eingefunden. Der Löschzug feierte gleichzeitig sein 150-jähriges Bestehen. Mit einer Schweigeminute gedachte die Versammlung ihrer verstorbenen Kameraden, während Musiker das Lied vom guten Kameraden spielten.
Die Feuerwehr in Blick behalten.
Landrat Jürgen Müller, der bei der nächsten Kommunalwahl nicht erneut antritt, nutzte die Gelegenheit, um sich bei den Feuerwehrleuten zu bedanken. „In den letzten Jahren konnte ich mich immer auf Sie verlassen.“ Der Neubau der Leitstelle und die weiteren Bauvorhaben an der Kreisfeuerwehrzentrale seien notwendig gewesen, um die Funktionsfähigkeit der Feuerwehren im Kreis Herford zu garantieren. „Wir haben viel Geld in die Hand genommen, um die Feuerwehr zu ertüchtigen und optimale Übungsmöglichkeiten zu schaffen. Und eine sich ständig ändernde Situation werde weitere Investitionen erforderlich machen. Der Landrat ermutigte deshalb die beiden Landratskandidaten, die Feuerwehr im Blick zu behalten und genau hinzuhören, wo es Bedarf gebe.
Stefan Schwartze, Mitglied des Bundestags (MdB), erinnerte daran, dass sich das Feuerwehrwesen in den zurückliegenden Jahren noch einmal deutlich verändert habe. Gerade Wald- und Flächenbrände, Technische Hilfeleistungen und Gefahrguteinsätze nähmen ständig zu. Schwartze verurteilte die Gewalt gegen Einsatzkräfte. „Jeder Angriff ist ein Angriff auf uns alle und muss scharf bestraft werden.“ Durch den russischen Angriffskrieg habe der Zivilschutz an Bedeutung gewonnen, sagte MdB Joachim Ebmeyer in seinem Grußwort. Sirenen, Notstrom, Schutzräume, Alarmierungssysteme: Der Zivilschutz müsse krisenfest aufgestellt werden. „Und die Feuerwehr ist zentraler Bestandteil der zivilen Gefahrenabwehr.“ Mit der Erhöhung des Strafrahmens sei der Schutz von Feuerwehrleuten und Rettungskräften bereits gesetzlich verankert worden, meinte Ebmeyer zur Gewalt gegen Einsatzkräfte. „Nun werden wir eine Debatte im Bundestag über bessere Melde- und Auswertesysteme führen.“
Philip Kleineberg, stellvertretender Bürgermeister der gastgebenden Stadt Enger, lobte die Kameradschaft und den Zusammenhalt der Feuerwehrleute. Beides sei in der heutigen Gesellschaft beispielgebend. „Deshalb bin ich stolz, Teil dieser Gemeinschaft zu sein“, erklärte Kleineberg, der selber seit mehr als 25 Jahren Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr ist.
109 Delegierte und zahlreiche Ehrengäste sind zum Verbandstag des Kreisfeuerwehrverbandes Herford im Gerätehaus Enger-Mitte zusammengekommen.
Kreisbrandmeister Bernd Kröger weist darauf hin, wo es kritische Entwicklungen und Verbesserungsbedarf gibt.
Fahrzeug der medizinischen Task Force des Bundes: Der Zivilschutz rückt in Anbetracht einer verschärften Sicherheitslage in den Fokus. (Foto: Archiv Redaktion: kfv-herford.de)
Gegenseitige Unterstützung
Kreisbrandmeister Bernd Kröger erinnerte in seinem Bericht an das Explosionsunglück in Herford und den tragischen Wohnungsbrand in Enger. Zudem seien im zurückliegenden Jahr zahlreiche Unwetter über den Kreis Herford hinweggezogen und hätten für viele Einsätze gesorgt. Allein in der Nacht zum 15. August 2024 seien die Feuerwehren im Kreis 239 Mal ausgerückt, um Unwetterschäden zu beseitigen. Nur dank der gegenseitigen Unterstützung der Wehren sei es möglich gewesen, an vielen Stellen gleichzeitig Hilfe zu leisten. „Die Häufigkeit solcher lokalen Starkregenfälle stellt die Feuerwehren vor immense Herausforderungen“, so der Kreisbrandmeister.
Der Zivilschutz bedürfe im Übrigen großer finanzieller Aufwendungen des Bundes, um die notwendige Ausrüstung zu beschaffen. „Erste Schritte seien mit dem Aufbau der medizinischen Task Force gemacht. Die Auslieferung entsprechender Fahrzeuge für diesen Bereich nehme zurzeit richtig Fahrt auf. Gleichzeitig mahnte Kröger an, dass einseitige Investitionen in bestimmte Fahrzeuge des Sanitätsdienstes nicht weiterhelfen würden. So seien die vom Bund für den erweiterten Katastrophenschutz ausgelieferten Brandschutzfahrzeuge bis heute nicht vollständig modernisiert. „Die Schlauchwagen des Bundes sind mittlerweile alle über 25 Jahre im Dienst und ein Austausch derzeit gar nicht absehbar.“ Kröger kam auch auf die Anschaffung des neuen Einsatzleitwagens 2 für den Kreis Herford zu sprechen. Dadurch werde eine digitale Vernetzung zwischen Leitstelle und Einsatzstelle sichergestellt.
Mit der Fertigstellung der Baumaßnahme an der Kreisfeuerwehrzentrale noch in diesem Jahr wird im Ausbildungsbereich ebenfalls das digitale Zeitalter anbrechen. Künftig trainieren die Feuerwehrleute mit Spezialbrillen in der virtuellen Realität die Menschenrettung und Brandbekämpfung. “Wir sind bundesweit eine der ersten Feuerwehren, die eine solche Ausbildung anbieten könne“, sagte Kröger.
Geschäftsführer Karsten Nordsieck erläutert die Zahlen, Daten und Fakten des vergangenen Jahres.
Erstmals über 2.800 Mitglieder.
Karsten Nordsieck, der neue Geschäftsführer des Verbandes, erläuterte die Mitgliederentwicklung. Fast 1.600 Aktive sichern den Brandschutz im Kreis Herford. Erstmals zählte der Verband über 2.800 Mitglieder. Die gute Kinder- und Jugendfeuerwehrarbeit habe dazu beigetragen, sagte Nordsieck. “Hier liegt der Grundstein für die Zukunft der Freiwilligen Feuerwehr.“ Der Geschäftsführer erinnerte an den Leistungsnachweis, der im letzten Jahr zum 43. Mal stattfand. Erstmals sei eine „Personenrettung mit Innenangriff“ als Alternative zum traditionellen „Löschangriff“ angeboten worden. „Wir hoffen, dass die Teilnehmerzahl weiter steigen wird“, so Nordsieck, „schließlich trage der Wettbewerb dazu bei, die Leistungsfähigkeit im Brandeinsatz zu verbessern und die Kameradschaft zu stärken.“ Außerdem standen im letzten Jahr zwei Waldbrandübungen auf dem Programm, die im Nachbarkreis Minden-Lübbecke stattfanden. „Die Feuerwehren müssen auf die erhöhte Gefahr von Wald- und Vegetationsbränden vorbereitet sein“, erklärte der Geschäftsführer.
Stellvertretender Kreisbrandmeister Holger Klann, zugleich Ausbildungsbeauftragter des Verbandes erläuterte das umfangreiche Fortbildungsprogramm an der Kreisfeuerwehrzentrale. Im vergangenen Jahr fanden 43 Schulungen, vom ABC-Lehrgang bis zum Seminar Wärmebildkamera, statt. „Fast 700 Teilnehmende wurden an 131 Unterrichtstagen geschult“, sagte Klann. Er lobte die motivierten Ausbilder des Kreisfeuerwehrverbandes für die spannende Unterrichtsgestaltung. „Dadurch ist das Lernen nicht nur Pflicht, sondern macht auch Spaß!“
Kreisjugendfeuerwehrwartin Natascha Meier berichtete abschließend über die Arbeit der Jugend-und Kinderfeuerwehren. „Sie sind zentraler Bestandteil der Nachwuchsarbeit und vermitteln Werte wie Teamgeist, Verantwortung und Hilfsbereitschaft.“ Ende letzten Jahres zählten die 17 Jugendfeuerwehren 478 Mitglieder. 30 Jugendliche wechselten in die Einsatzabteilung. „Dieser Wert unterstreicht die Bedeutung der Jugendfeuerwehren für die Zukunft unserer aktiven Einheiten“, erklärte Meier. Das Jahresprogramm war vielseitig und spannend. Zu den Höhepunkten zählten unter anderem die Berufsfeuerwehrtage, das Stadtzeltlager der Löhner Jugendfeuerwehren, die Tagesfahrt zum Heidepark sowie die Besuche der Flughafen- bzw. Flugplatzfeuerwehren in Münster/Osnabrück und Bückeburg. Die Kinderfeuerwehren entwickelten sich ebenfalls positiv. So konnten mit den „Löschdachsen Spenge“ und den „112-Kids Hiddenhausen“ zwei neue Gruppen gegründet werden. Somit gibt es im Kreis Herford zurzeit sieben Kinderfeuerwehren, denen 200 Löschbambini angehören. Meier erinnerte an das Kreisjugendzeltlager, das am letzten Sommerferien-Wochenende am Hennesee im Sauerland stattfinde. „Die Vorfreude bei den Jugendlichen und Betreuern ist bereits groß!“
Festwochenende
Das 150-jährige Jubiläum des Löschzugs Enger-Mitte wurde das ganze Wochenende hindurch groß gefeiert. Am Freitagabend stand zunächst eine offizielle Feierstunde mit zahlreichen Ehrengästen auf dem Programm. Am darauffolgenden Samstag folgten der Kreisverbandstag und am Abend die „Blaulichtparty“ im Gerätehaus. Der Sonntag stand im Zeichen der Familie. „Die Besucher haben die Möglichkeit, die Arbeit der Feuerwehr hautnah zu erleben“, sagte Löschzugführer Jean Marc Orth. Interessierte Bürger suchten im „Rauchzelt“ mit der Wärmebildkamera nach einer „vermissten Person“ und bedienten unter fachlicher Anleitung die hydraulischen Rettungsgeräte. Außerdem wurden eine Fahrzeugschau und Führungen durch das Gerätehaus angeboten. Die Jugendfeuerwehr hatte einen Spiele-Parcours für die kleinen Gäste vorbereitet. Alle teilnehmenden Kinder nahmen an einer Verlosung teil.
Als der Löschzug Enger-Mitte im Jahr 1875 gegründet wurde, zählten lederne Löscheimer zur Ausrüstung der Wehrleute. „Erst in den 1930er Jahren begann die Motorisierung“, berichtete Orth. Heute, 150 Jahre später, zählt der Löschzug 43 Mitglieder. Das Gerätehaus an der Nordhofstraße wurde gerade erst modernisiert. Hier sind unter anderem ein modernes Hilfeleistungslöschfahrzeug 20 mit Winde und das Tanklöschfahrzeug 4000 stationiert.
Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)
Ernennungen während des Verbandstages:
Zum Fachberater Psychosoziale Unterstützung (PSU)
Sven Büttner, Herford
Zum stellvertretenden Fachberater Psychosoziale Unterstützung (PSU)
Dennis Kaiser, Enger
Ehrungen während des Verbandstages:
Deutsches Feuerwehr-Ehrenkreuz in Bronze
Thorsten Wippermann, Spenge
Deutsches Feuerwehr-Ehrenkreuz in Silber
Karsten Buschmann, Herford
Silberne Ehrennadel des Kreisfeuerwehrverbandes Herford:
Björn Schäffer, Löhne
André Storck, Rödinghausen
Thomas Twelsiek, Vlotho
Landrat Jürgen Müller: „Eine sich ständig ändernde Situation wird weitere Investitionen für die Feuerwehr erforderlich machen!“
MdB Stefan Schwartze
MdB Joachim Ebmeyer
Abordnung aus Vlotho.
Abordnung aus Hiddenhausen.
Zahlreiche Ehrengäste aus der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik nehmen an der Veranstaltung teil.
Die Big Band der Musikschule Enger-Spenge unter Leitung von Rainer Petrasch begleitet den Verbandstag mit beschwingten Tönen.
Jean Marc Orth (r) und seine Mannschaft vom Löschzug Enger-Mitte haben den Verbandstag organisiert.
Ernennung zu Fachberatern: Sven Büttner (r) u. Stellvertreter Dennis Kaiser.
Auszeichnung für Thorsten Wippermann (r).
Auszeichnung für Karsten Buschmann (r).
Gruppenfoto der Geehrten und Ernannten: (v.l.) Sven Büttner (FB PSU), Thorsten Wippermann (Deutsches Feuerwehr-Ehrenkreuz), Dennis Kaiser (stellv. FB PSU), Karsten Buschmann (Deutsches Feuerwehr-Ehrenkreuz), KBM Bernd Kröger, GF Karsten Nordsieck, Thomas Twelsiek (Ehrennadel des KFV), stellv. KBM Holger Klann, André Storck (Ehrennadel des KFV) u. Björn Schäffer (Ehrennadel des KFV).
Neues Hilfeleistungslöschfahrzeug 20 des Löschzugs Enger-Mitte.