Statt „Einigkeit und Recht und Freiheit“: Erste Strophe zur Eröffnung!

Peinlicher Zwischenfall bei den Deutschen Feuerwehr-Meisterschaften

IMG 0645 100m Hindernis aBerlin/Torgau. Ein Eklat hat die Deutschen Feuerwehr-Meisterschaften in Torgau/Sachsen überschattet. Während der Eröffnung der Sportveranstaltung (31.07.2025) wurde die erste Strophe des Deutschlandliedes abgespielt. Ihr Text gilt als politisch stark belastet, weil er mit dem Größenwahn der Nazis in Verbindung steht. Deshalb wird ausschließlich die dritte Strophe des „Liedes der Deutschen“, die mit den Worten Einigkeit und Recht und Freiheit beginnt, als Nationalhymne gesungen. Der Deutsche Feuerwehrverband hat sich umgehend von dem Vorfall distanziert.  „Gedankengut, das nicht im Einklang mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung steht, hat keinen Platz in unseren Reihen“, erklärte Hermann Schreck, Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbandes.

 


620 Feuerwehrsportler aus dem gesamten Bundesgebiet sowie aus Tschechien und Österreich waren nach Torgau (Landkreis Nordsachsen) gereist, um an den Wettkämpfen des Deutschen Feuerwehrbandes (DFV) vom 30.07. – 2.08.2025 teilzunehmen. Während der Eröffnungsfeier am Donnerstagabend kam es zu dem  peinlichen Zwischenfall: Statt der Nationalhymne „Einigkeit und Recht und Freiheit“ waren die Liedzeilen „Deutschland, Deutschland über alles“ auf dem Torgauer Markt zu hören. Der DFV zeigte sich betroffen. Man habe versucht, das Abspielen zu unterbrechen, als die Musik bereits lief, sagte Vizepräsident Schreck, was allerdings nicht gelungen sei.


IMG 0645 100m Hindernis aBei den Deutschen Feuerwehr-Meisterschaften in Torgau/Sachsen ist es zu einem Eklat gekommen.
(Foto: DFV)

Ein Wertungsrichter aus Brandenburg soll  für den Vorfall verantwortlich sein. Er soll die erste Strophe des Deutschlandliedes, die in der Zeit des Nationalsozialismus missbräuchlich verwendet wurde, per Computerstick „eingeschleust“ haben. Im Nachgang sei ihm gesagt worden, dass ein solches Verhalten in keinster Art und Weise vertretbar sei, so Schreck. Der Mann sei deshalb noch am Donnerstagabend von all seinen Funktionen und Aufgaben für den DFV entbunden worden. "Mit rechtem Gedankengut will und kann der Deutsche Feuerwehrverband nicht ansatzweise in Verbindung gebracht werden!", erklärte Schreck.  Der Landrat des Landkreises Nordsachsen, Kai Emanuel (parteilos), sprach von einem „verstörenden Vorfall“. 

Die Polizei hat den Vorgang zwischenzeitlich geprüft. Dabei sei festgestellt worden, dass dieser als "nicht strafrechtlich relevant" zu bewerten sei, meldet der Mitteldeutsche Rundfunk. Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes fällt das gesamte Lied - also auch die erste  Strophe - unter den Schutz der Kunstfreiheit. August Heinrich Hoffmann von Fallersleben hatte das umstrittene „Lied der Deutschen“ bereits 1841 auf Helgoland gedichtet. Die erste Strophe verkörperte damals den Wunsch nach einem geeinten Deutschland. Die Nationalsozialisten missbrauchten den Text später, um ihre „Ideologie der Überlegenheit“ auszudrücken. Während ihrer Schreckensherrschaft wurde nur die erste Strophe des Deutschlandliedes gesungen, auf die stets das Horst-Wessel-Lied folgte. 

FKU 3947 Rekord 100m bLisette Jüngling (Team Brandenburg) stellt einen neuen deutschen Rekord im 100-Meter-Hindernislauf auf.
(Foto: DFV)

 

Drei neue Rekorde

Die Leistungen der Feuerwehrsportler gerieten in Anbetracht der missglückten Eröffnungsfeier ein wenig in den Hintergrund. Im Hafenstadion der Stadt Torgau (rd. 19.000 Einwohner) standen die Disziplinen 100-Meter-Hindernislauf, 4 x 100-Meter-Hindernisstaffel, Löschangriff „nass“ sowie Gruppenstafette auf dem Programm. Im benachbarten Belgern-Schildau fand das Hakenleitersteigen statt. Lisette Jüngling (Team Brandenburg 1) stellte mit 17,70 Sekunden einen neuen deutschen Rekord im 100-Meter-Hindernislauf auf. Beim Hakenleitersteigen zeigte sie sich ebenfalls in Höchstform und gewann in 7,93 Sekunden. Tom Gehlert (Team Lausitz) benötigte beim Hakenleitersteigen der Herren 13,34 Sekunden und brach damit seinen eigenen deutschen Rekord. „Die Deutschen Feuerwehr-Meisterschaften zeigen, was die Feuerwehr an jedem Tag ausmacht: Präzision, Teamgeist, Technikverständnis und die Bereitschaft, über sich selbst hinaus zu wachsen“, sagte Staatsministerin Dr. Christiane Schenderlein während der Abschlussveranstaltung.

Der DFV war zuletzt im Jahr 2019 in den Negativschlagzeilen. Damals gab es wochenlang Querelen um Präsident Hartmut Ziebs aus Schwelm/NRW (Redaktion: kfv-herford.de berichtete). Der erklärte schließlich seinen Rücktritt, nachdem er von seinen Stellvertretern öffentlich dazu gedrängt worden war.  Anlass der Debatte waren Äußerungen des Funktionärs zum Umgang mit rechtsradikalen Politikern.  Ziebs hatte unter anderem in einem Interview mit der Lausitzer Rundschau (Cottbus/Brandenburg) davor gewarnt, dass rechtsnationale Kräfte versuchen könnten, die Feuerwehr zu unterwandern. Daraufhin hatten fünf seiner sieben Stellvertreter bemängelt, dass er die politische Neutralität der Feuerwehr verletzt habe.

(Redaktion: kfv-herford.de)

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