Verschleiß hätte erkannt werden müssen!

Drehleiterunfall bei der Feuerwehr Kiel

20250216 221119Kiel/Preetz. Im Oktober 2024 kam es in Preetz (Schleswig-Holstein) zu einem schweren Arbeitsunfall mit einer Magirus-Drehleiter. Zwei Feuerwehrleute der Berufsfeuerwehr Kiel wurden dabei zum Teil schwer verletzt. Mittlerweile sind die Untersuchungen zur Unglücksursache abgeschlossen (23.07.2025). Die vorliegenden Gutachten kommen übereinstimmend zu dem Schluss, dass weder ein Produktmangel noch ein Bedienfehler vorgelegen hat. Vielmehr sei der Unfall auf eine mangelhafte Wartung des Hubrettungsfahrzeugs zurückzuführen, so die Sachverständigen. In der Folge seien zwei Auszugsseile gerissen.

 


Rückblick: Am 17. Oktober 2024 findet auf dem Gelände der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) Preetz (Kreis Plön) für sechs Feuerwehrleute der Berufsfeuerwehr Kiel die Drehleitermaschinisten-Ausbildung statt. Ein Drehleiterausbilder und ein Auszubildender steigen nichts ahnend in den Rettungskorb der Gelenkdrehleiter 30 (DL 30) vom Typ Magirus M32L-AS (Baujahr 2016). Sie sichern sich vorschriftsmäßig mit einem „statischen System“ gegen einen möglichen Absturz bzw. das Herausfallen. Der vierteilige Leitersatz wird anschließend hydraulisch aufgerichtet und per Seilwinde ausgezogen. Als die beiden Feuerwehrleute oben angekommen sind, versagt plötzlich die Technik: Die Leiterelemente rauschen unkontrolliert und mit hoher Geschwindigkeit aus einer Höhe von rund 24 Metern nach unten. Durch den ungebremsten Aufprall am Endanschlag knickt der Korb ab. Ein Feuerwehrmann wird herausgeschleudert, der andere bleibt darin hängen.  Beide Männer ziehen sich zum Teil schwere aber nicht lebensgefährliche Verletzungen zu. Die Absturz-Sicherungsmaßnahmen haben offenbar Schlimmeres verhindert. Die Verletzten werden nach der Erstversorgung ins Krankenhaus eingeliefert.


20250216 221119Im Oktober 2024 ist es in Preetz/Schleswig Holstein zu einem schweren Arbeitsunfall mit einer Magirus-Drehleiter der Berufsfeuerwehr Kiel gekommen.
Jetzt sind die Untersuchungen zur Unfallursache abgeschlossen.
(Symbolfoto: Archiv Redaktion: kfv-herford.de)

 

Ermüdungsbruch

Mitarbeiter des Unternehmens Magirus reisten umgehend an die Förde, um gemeinsam mit Vertretern der Feuerwehr Kiel und dem von der Stadt Kiel beauftragten externen Sachverständigen des TÜV erste Ermittlungen zur Unfallursache durchzuführen. Nach der Freigabe des Unfallfahrzeugs erfolgten die weiteren Untersuchungen bei Magirus in Ulm/Donau. Die Experten demontierten im Beisein des TÜV-Sachverständigen die einzelnen Leiterteile und legten die Leiterseile frei. Schon damals gab es Hinweise, dass offensichtlich ein Versagen der Auszugsseile zu dem Unfall führte. Ein Fehler an der Winde des Leiterein- und auszugssystems oder Schweißbaugruppen und Seilführungssystem konnte hingegen nicht festgestellt werden.

Inzwischen sind die komplexen Untersuchungen zum Hergang und den technischen Hintergründen des Unglücks abgeschlossen. Die unabhängigen Institutionen - darunter TÜV Süd, TÜV Nord sowie weitere sachverständige Stellen – kommen in ihren Gutachten zu einer eindeutigen Ursachenanalyse. Demnach kam es während der Drehleiterausbildung in Preetz zu einem Ermüdungsbruch eines Auszugsseils, der in unmittelbarer Folge zum Versagen eines zweiten, ebenfalls stark verschlissenen Seils führte.  Beide Seile hätten im Bruchbereich fortgeschrittene Abnutzungsmerkmale, unzureichende Schmierung sowie eine bereits erreichte „Ablegereife“ (Ende der Nutzungsdauer) gemäß den Herstellervorgaben aufgewiesen, so die Sachverständigen. Sie kommen übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass die Vorschädigungen über einen längeren Zeitraum entstanden seien und bei fachgerechter, regelmäßiger Wartung gemäß den Vorgaben des Herstellers hätten erkannt werden müssen. Ihrer Ansicht nach hätte eine intensivere Pflege und Schmierung der Seile deren Lebensdauer erhöhen können, jedoch den Vorfall nicht zwangsläufig verhindert. Magirus, nach eigenen Angaben Weltmarktführer im Drehleitersegment, zeigte sich nach Abschluss der Untersuchungen  erleichtert: „Im Rahmen der technischen Prüfung wurden weder konstruktive Mängel am Fahrzeug noch eine fehlerhafte Bedienung festgestellt“, heißt es in der Pressemitteilung des Feuerwehrausrüsters.

Das Unternehmen weist die Feuerwehren noch einmal ausdrücklich darauf hin, die Betriebs- und Wartungsanweisungen ihrer Drehleitern zu beachten – hier insbesondere das Kapitel „Wartung“. Es wird empfohlen, die Seile im Leiterpark einer Sichtprüfung gemäß der Betriebs- und Wartungsanweisung zu unterziehen. Der Magirus Kundendienst stehe den Feuerwehren für Fragen zur Verfügung. (Redaktion: kfv-herford.de)

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