Größter „Feuerwehrsauger“ im Kreis Herford!

Hochleistungspumpe übergeben

DSC 6755Kreis Herford/Bünde. Starkregenereignisse mit großflächigen Überschwemmungen stellen die Feuerwehren zunehmend vor Probleme. Der Kreis Herford hat deshalb in Kooperation mit dem Werre-Wasserverband eine Hochleistungspumpe beschafft. Antriebs- und Pumpenmodul sind auf einem Anhänger installiert, der bei der Löschgruppe Bünde-Holsen stationiert ist. Am Mittwochabend (6.08.2025) wurde das moderne Gerät im Beisein von Landrat Jürgen Müller und Bürgermeisterin Susanne Rutenkröger seiner Bestimmung übergeben. Es soll bei Bedarf im gesamten Kreisgebiet zum Einsatz kommen. Ein sechsstelliger Betrag wurde dafür investiert.

Zum Jahreswechsel 2023/2024 erlebten die Menschen im Kreis Herford den vorläufigen Höhepunkt des Klimawandels. Else und Weser waren nach tagelangen Regenfällen über die Ufer getreten und hatten heftige Überschwemmungen verursacht. Hunderte Helfer von Feuerwehr, THW und DRK konnten das Schlimmste gerade noch verhindern. „Wir hatten Glück, dass Sie das alles bewältigt haben“, sagte Landrat Jürgen Müller im Gerätehaus Bünde-Holsen.  „Nach solchen Ereignissen hinterfragen wir immer, ob die Feuerwehr noch richtig ausgerüstet ist!“

Mit der nun beschafften Hochleistungspumpe soll die Arbeit einfacher werden und bei künftigen Hochwasserlagen ein schneller Einsatzerfolg erzielt werden. „Die Förderleistung beträgt rund 10.000 Liter pro Minute“, erklärte Kreisbrandmeister Bernd Kröger. Schmutzwasser mit einem Feststoffanteil bis zu zehn Prozent und maximal acht Zentimeter große Schmutzpartikel seien für die Pumpe kein Problem. Zum Vergleich: Die Kreiselpumpe in einem Löschfahrzeug leistet üblicherweise 2.000 Liter in der Minute. Sie ist im Übrigen für das Absaugen von Schmutzwasser mit Festanteilen nicht geeignet. 

DSC 6754Der Kreis Herford hat eine Hochleistungspumpe für den Hochwasserschutz beschafft,
die ab sofort am Standort Bünde-Holsen stationiert ist.


DSC 6765Landrat Jürgen Müller und Bürgermeisterin Susanne Rutenkröger drücken gemeinsam den Startknopf.  

Geniale Drehkolbentechnik und Hatz-Diesel-Antrieb

Pumpenspezialist Börger mit Hauptsitz in Borken (Münsterland) hat das Mobilaggregat vom Anhänger über die Pumpentechnik bis hin zur Steuerung  gefertigt. Herzstück des Systems ist  die Drehkolbenpumpe „Börger EL 2250“. Sie ist selbstansaugend und kommt ohne Ventile aus. Zwei ineinandergreifende Drehkolben sind für den Fördervorgang verantwortlich. „Durch die gegenläufige Drehung des Kolbenpaares entsteht an der Ansaugseite ein Unterdruck, sodass die Flüssigkeit in den Pumpenraum gesogen und anschließend in den Druckbereich weiter gefördert wird“, erläutert Patrick Brennemann, Gerätewart bei der Löschgruppe Bünde-Holsen, während der Vorführung am Mittwochabend. Auf diese Weise können große Schmutzwassermengen mit einem Ausgangsdruck von unter zwei Bar im sogenannten Lenzbetrieb abgepumpt werden. Eine Wasserförderung zur Brandbekämpfung ist ebenfalls möglich. Bei einem Ausgangsdruck von 2,3 Bar beträgt die Wasserabgabe immerhin noch 4.000 Liter pro Minute. Die robuste Verdrängerpumpe ist zudem autark einsetzbar. Für den Antrieb sorgt nämlich ein gekapselter Industrie-Dieselmotor von Hatz, der sich ebenfalls auf dem Anhänger befindet. Die Vierzylindermaschine, die aus einem 100-Liter-Tank mit Diesel versorgt wird, leistet 75 PS (55 kW). Das System ist über eine Antriebswelle verbunden. „Sie reicht vom Getriebe des Verbrennungsmotors direkt in das Pumpengetriebe“, sagt Brennemann.

DSC 6749Gerätewart Patrick Brennemann erläutert die moderne Technik.


DSC 6775Löschgruppenführer Maik Müller und seine Leute sind künftig kreisweit im Einsatz.

 

Riesige Schläuche zum Saugen und Drücken

Der Anhänger verfügt auf der rechten Fahrzeugseite über vier F-Sauganschlüsse, denen drei F-Druckabgänge auf der linken Seite gegenüberliegen. Zur Beladung zählen acht jeweils drei Meter langen F-Saugschläuchen (15 Zentimeter Durchmesser) und drei jeweils 15 Meter lange F-Druckschläuche (elf Zentimeter Durchmesser). Zum Vergleich: Ein herkömmlicher B-Druckschlauch misst einen Durchmesser von 7,5 Zentimetern. Das Schlauchmaterial ist unter dem Dach und im Frontbereich des Anhängers untergebracht.   Außerdem gibt es drei riesige Verteiler - jeweils mit F-Eingang und fünf  Abgängen (1 x A / 4 x B). Die Bedienung der Technik ist unkompliziert: Brennemann startet den Hatz-Dieselmotor per Zündschlüssel. Nach etwa ein bis zwei Minuten kuppelt er die Pumpe per Knopfdruck ein der Ansaugvorgang und anschließende Förderbetrieb beginnt. Auf einem Multifunktionsdisplay können wichtige Daten, wie die Auslastung der Pumpe, Motortemperatur und der Kraftstoffverbrauch, abgerufen werden.  Zudem sind manuelle Manometer vorhanden, die den Pumpeneingangsdruck und Ausgangsdruck anzeigen.  

Der rund sechs Meter lange Tandemanhänger (Gesamtgewicht 3,3 Tonnen) wurde vom Unternehmen Börger in Plane-Spriegel-Bauweise erstellt. Die rechte und die hintere Seitenwand sind aufklappbar und dienen so als Wetterschutz für den Maschinisten. Der geländegängige Schlauchwagen 2000 der Löschgruppe Holsen dient als Zugfahrzeug für den Anhänger. Jetzt werden alle 28 Mitglieder der Einheit geschult, um die Hochleistungspumpe im Notfall bedienen zu können. Löschgruppenführer Maik Müller sprach von einer besonderen Wertschätzung für seine Einheit. „Neues Gerät steigert immer auch die Motivation und das Engagement der Einsatzkräfte.“ Die Löschgruppe Bünde-Holsen rückt ab sofort kreisweit aus, wenn die Hochleistungspumpe benötigt wird. Darüber hinaus unterstützt sie bei Bedarf den Werre-Wasserverband, der im Kreisgebiet zwei Hochwasserrückhaltebecken samt Schöpfwerken betreibt.

Der Kreis Herford hat zudem eine Sandsackfüllmaschine für den Hochwasserschutz angeschafft, die zurzeit auf einem Wechselcontainer montiert wird.  Kreisbrandmeister Bernd Kröger bedankte sich für die Beschaffungen. „Damit sind wir gut aufgestellt!“

                                                                                                                           Von Jens Vogelsang

                                                                                                                           (Text u. Fotos)

 

DSC 6755Das Unternehmen Börger hat den Pumpenanhänger (Leistung: 10.000 Liter pro Minute) geliefert.


DSC 6756Er wird vom Schlauchwagen 2000 zur Einsatzstelle gezogen.


DSC 6758Der gekapselte Dieselmotor (schwarzes Gehäuse) nimmt den größten Platz ein.
Daneben befindet sich die Hochleistungspumpe (rotes Gehäuse) mit den Druckabgängen. 


DSC 6767(v.l.) Landrat Jürgen Müller, Gerätewart Patrick Brennemann, Bürgermeisterin Susanne Rutenkröger
und Kreisbrandmeister Bernd Kröger.


DSC 6762Das Gehäuse der Drehkolbenpumpe (Mitte) mit den seitlich daneben untergebrachten  Saugkörben.


DSC 6763Vier Saugeingänge befinden sich auf der rechten Fahrzeugseite, drei Druckabgänge auf der gegenüberliegenden Seite.


DSC 6764Platz für den Verteiler und ...


DSC 6774… die F-Druckschläuche.


DSC 6750Bedieneinheit mit Multifunktionsdisplay.


DSC 6753Riesige Verteiler, jeweils mit F-Zugang und fünf Abgängen.


DSC 6757Fahrzeuge der Löschgruppe Holsen: (v.l.) Schlauchwagen 2000, Löschgruppenfahrzeug 20 und Mannschaftstransporter.


DSC 6772Die Löschgruppe Bünde-Holsen ist zur offiziellen Übergabe des Hochleistungspumpen-Anhängers angetreten.


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