Hilfe im Rahmen des EU-Katastrophenschutzverfahrens
Madrid/Bonn. In Spanien toben in diesen Augusttagen die schlimmsten Wald- und Buschbrände seit Jahrzehnten. Vier Menschen sind der Katastrophe bereits zum Opfer gefallen, unzählige Häuser wurden zerstört. 21 größere Brände sind noch immer aktiv (21.08.2025). Doch es gibt Grund zur Hoffnung: Die Temperaturen - sie betrugen tagelang über 40 Grad - sind mittlerweile gesunken und „vorteilhafte Winde“ erleichtern die Löscharbeiten. Die Hilfe aus anderen EU-Ländern, darunter aus Deutschland, zeigt ebenfalls Wirkung.
Speziell ausgebildete und ausgerüstete Einsatzkräfte der NRW-Feuerwehren Bonn, Düsseldorf, Leverkusen, Königswinter und Ratingen haben sich am Sonntag (17.08.2025) auf den Weg in das Katastrophengebiet gemacht. In Frankreich stößt das Teilkontingent aus Niedersachsen hinzu. Das EU-Waldbrandmodul (GFFF-V-Modul – Ground Forest Fire Fighting using Vehicles) besteht jetzt aus 67 Feuerwehrleuten und 23 Fahrzeugen - vornehmlich Tanklöschfahrzeuge für die Vegetationsbrandbekämpfung. Beteiligt sind haupt- und ehrenamtliche Feuerwehrleute, Versorgungskräfte der Johanniter Unfallhilfe sowie Fachberater der nichtstaatlichen Hilfsorganisation @fire. Eine erste Übernachtung findet im Großraum Paris/Frankreich statt. Die weitere Fahrt führt am Montag (18.08.2025) durch Zentral- und Südfrankreich bist über die spanische Grenze. Am gleichen Tag fliegen zwei Führungskräfte des Waldbrandmoduls als Vorauskommando nach Madrid/Spanien, um dort mit den örtlichen Behörden Kontakt aufzunehmen und Details zum Einsatz abzustimmen.
In der spanischen Provinz Extremadura wütet ein schlimmer Waldbrand. Feuerwehrleute aus Deutschland sind vor Ort, um die Löscharbeiten zu unterstützen. (Foto: FW Bonn)
In der Nacht zu Dienstag (19.08.2025) trifft der Verband aus Deutschland im nordspanischen San Sebastian/Baskenland ein. Von dort erfolgt die Weiterverlegung in die Provinz Extremadura, die rund 700 Kilometer entfernt im mittleren Westen Spaniens liegt. In der Region wütet weiterhin eines der größten Feuer: Rund 16.000 Hektar Wald- und Buschlandschaft haben die Flammen bereits zerstört. Zwei Einheiten aus Frankreich sind schon vor Ort, um die örtlichen Kräfte zu unterstützen. Ein finnisches Modul zur bodengebundenen Vegetationsbrandbekämpfung befindet sich, so wie die deutschen Kräfte, auf der Anreise. Ein slowakischer Helikopter zur Brandbekämpfung aus der Luft ist für den „Raum Extremadura“ als weitere Verstärkung vorgesehen.
Die Einsatzstellen sind nur schwer zu erreichen. (Foto: FW Bonn)
Die Feuerwehrleute sind mit Hacken und Schaufeln im Einsatz, um eine Brandausbreitung zu verhindern (Foto: FW Bonn)
Kräftezehrender Einsatz
Am Dienstagabend ist das Waldbrandmodul aus Deutschland schließlich vor Ort. In der kleinen Ortschaft Aldaenueva del Camino errichten die Feuerwehrleute auf dem Fußballplatz des örtlichen Sportzentrums ihr Feldlager – die sogenannte Base of Operations. Am Mittwochvormittag (20.08.2025) rückt die Tagschicht mit rund 20 Einsatzkräften und sieben Löschfahrzeugen zu ihrem ersten Einsatz aus. An der Südwestflanke des Waldbrandes spüren die Feuerwehrleute Glutnester auf, um sie anschließend abzulöschen. Die Maßnahmen sind erforderlich, weil sonst der wechselnde und böige Wind die Flammen wieder entfachen könnte. Der Einsatz ist herausfordernd, weil das betroffene Gebiet sehr gebirgig ist und es kaum Straßen gibt. Nach rund neun Stunden kräftezehrender Arbeit, vornehmlich mit Handwerkzeugen, kehren die Einsatzkräfte zurück ins Feldlager. In Abstimmung mit den spanischen Behörden wird auf einen Nachteinsatz verzichtet, da das unwegsame Gelände kein sicheres Arbeiten zulässt. Am darauffolgenden Donnerstag (21.08.2025) rücken beide Gruppen mit rund 40 Einsatzkräften und acht Löschfahrzeugen aus, um die Löscharbeiten fortzuführen. Gleichzeitig legen die Wehrleute rund ein Meter breite Streifen an. Sie benutzen Äxte, Hacken und Schaufeln, um alles brennbare Material darauf zu entfernen. Die sogenannten Wundstreifen bzw. Kontrolllinien trennen nun die verbrannte von der unversehrten Landschaft, um eine Brandausbreitung zu verhindern. Am Abend werden die Einsatzstellen den örtlichen Behörden übergeben. Mittlerweile zeigen sich erste Erfolge: „Der Waldbrand in der Provinz Extremadura konnte durch die anhaltenden Löschmaßnahmen am Boden und aus der Luft erfolgreich eingedämmt werden“, teilt die Feuerwehr Bonn mit. Zudem hätte die Nutzung von taktischen Feuern (Gegenfeuern) durch die spanischen Einsatzkräfte Wirkung gezeigt.
Zu Fuß geht es ins Einsatzgebiet. (Foto: FW Bonn)
Das Anlegen der Kontrollstreifen (Wundstreifen) erfordert viel (schweißtreibende) Handarbeit.
(Foto: FW Bonn)
Brandschützer mit EU-Zertifikat
Das Waldbrandmodul (GFFF-V-Modul) aus Deutschland ist seit 2019 im europäischen Katastrophenschutzverfahren (RescEU) gemeldet. Im August 2021 war die Einheit bereits in Griechenland im Löscheinsatz. Ein Jahr später ging es zur Brandbekämpfung in den Raum Bordeaux/Frankreich. Im Mai 2023 erfolgte nach erfolgreicher Übung in Portugal die offizielle Zertifizierung durch die EU. Die Alarmierung der RescEU-Einheiten unterliegt einem „strikten Meldeweg“. Das Zentrum für die Koordination von Notfallmaßnahmen (Emergency Response Coordination Center ERCC) in Brüssel/Belgien entscheidet im Rahmen des EU-Zivilschutz-Mechanismus (Union Civil Protection Mechanism UCPM), wann und wo die bodengebundenen Waldbrandbekämpfungseinheiten im EU-Ausland zum Einsatz kommen. (Infos: Feuerwehr Bonn, Redaktion: kfv-herford.de)
-Vo-
Lagekarte: Einheiten aus mehreren EU-Ländern unterstützen die spanischen Einsatzkräfte.
(Abb.: EU/ERCC Brüssel)