Feuerwehrleute sterben im Feuersturm!

Waldbrandkatastrophe vor 50 Jahren ist unvergessen geblieben


Gifhorn/Celle/Lüchow-Dannenberg. Im August 1975 kam es in Niedersachsen zur größten Waldbrandkatastrophe in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Fünf Feuerwehrkameraden gerieten im Verlaufe der Löscharbeiten in einen Feuersturm und verloren auf tragische Weise ihr Leben. Weitere Helfer trugen zum Teil schwere Brandverletzungen davon. Mehr als 13.000 Hektar Wald, Heide- und Moorlandschaft wurden vernichtet. Als die Katastrophe ihren Höhepunkt erreichte, waren tausende Feuerwehrleute und Soldaten in den Landkreisen Gifhorn, Celle und Lüchow-Dannenberg im Einsatz. Sie kamen aus allen Teilen der Republik, so auch  aus dem Kreis Herford. In diesem Jahr jährte sich die verheerende Brandkatastrophe zum 50. Mal.

 

Der Sommer 1975 ist ungewöhnlich heiß. Tag für Tag klettert das Thermometer auf bis zu 35 Grad. Seit Wochen hat es nicht mehr geregnet. Die Wälder sind ausgedörrt. Ein Funke genügt, um einen Großbrand auszulösen.

Es ist Freitag, der 8. August 1975. Zu diesem Zeitpunkt stehen nordöstlich von Gifhorn große Wald und Moorflächen in Flammen. Das Feuer überspringt den Elbe-Seitenkanal. Gleich in der Anfangsphase der Löscharbeiten wird ein Einsatzfahrzeug nahe der Ortschaft Neudorf-Platendorf (Gemeinde Sassenburg/Landkreis Gifhorn) von einer Feuerwalze überrollt. Zwei Feuerwehrmänner erleiden schwere Brandverletzungen und werden in ein Krankenhaus eingeliefert. Der Gifhorner Kreisbrandmeister Friedrich Meyer aus Wahrenholz stirbt auf dem Weg vom Einsatzort nach Hause an Herzversagen. Er wird gerade einmal 46 Jahre alt. Am Wochenende (9. u. 10. August 1975) brechen gleich an mehreren Stellen weitere Waldbrände aus. Betroffen sind die Bereiche Unterlüß/Schmarbeck und Eschede/Oldendorf (Landkreis Celle) im Naturpark Südheide.

Situation an der B 188 bei Meinersen am 10.08.1975 um 13.45 Uhr
(Quelle: Dokumentation „Das Große Feuer – Die 9 Tage von Meinersen.“)


Wipfelfeuer an der B 188 bei Meinersen am 10.08.1975 um 13.50 Uhr.
(Quelle: Dokumentation „Das Große Feuer – Die 9 Tage von Meinersen.“)



10.08.1975, 15.50 Uhr: Das Feuer überspringt die B 188 bei Meinersen.
(Quelle: Dokumentation „Das Große Feuer – Die 9 Tage von Meinersen.“)

 

Die Tragödie von Meinersen.

Ein weiterer Waldbrand wütet weiter südlich an der B 188 bei Meinersen/Leiferde (Landkreis Gifhorn). Hier heulen am Sonntag, den 10. August 1975 um 11.25 Uhr die Sirenen. Bereits nach kurzer Zeit stehen für den ersten Angriff 13 Ortswehren bereit. Zwischen 12.00 Uhr und 13.00 Uhr werden weitere zehn Ortsfeuerwehren aus dem Landkreis Gifhorn mobilisiert.  Außerdem rücken Einheiten aus den Nachbarstädten Wolfsburg, Helmstedt und Peine an. Der Landkreis Hannover schickt seine 1. Feuerbereitschaft Hannover-Land/Neustadt am Rübenberge mit 16 Fahrzeugen in das Krisengebiet. Hinzu kommen sechs Polizeiwasserwerfer aus den Standorten der Bereitschaftspolizei in Braunschweig, Hannover und Osnabrück sowie zwei Bergungspanzer der Bundeswehr.

In  der Nähe des Brandherdes befindet sich ein Brunnen. Von dort aus bauen die Feuerwehrleute Löschwasserversorgungen über lange Wegstrecken auf, um die Tanklöschfahrzeuge zu versorgen, die in den Schneisen und Waldwegen zur Brandbekämpfung eingesetzt werden. Am späten Nachmittag treffen die Bergungspanzer der Bundeswehr aus Braunschweig sowie der Malteser-Hilfsdienst mit Funkwagen und Zelten ein, um die Arbeiten zu unterstützen. Doch trotz des Großaufgebotes an Mannschaft und Gerät bleibt die Situation angespannt. Der tückische Wind erschwert die Löscharbeiten und treibt das Feuer in den ausgedörrten Nadelwäldern in unterschiedliche Richtungen rasend schnell voran. Im Verlaufe des Nachmittags nähert sich der Waldbrand  Meinersen. Ein Abwehrriegel, der östlich der Ortschaft aufgebaut wird, soll verhindern, dass die  Flammen die Häuser erreichen.

Waldbrand TLF Borgward Fallersleben Samtgem MeinersenFünf  Feuerwehrleute werden von einem Feuersturm erfasst. Das ausgebrannte Tanklöschfahrzeug 8 der Feuerwehr Wolfsburg-Fallersleben,
ein Borgward mit Allradantrieb, zeugt von der Tragödie. (Quelle: Samtgemeinde Meinersen)


Waldbrand TLF 8 Borgward B 2000 Björn SchröderTanklöschfahrzeuge auf Borgward-Fahrgestellen sind damals häufig anzutreffen. Das Foto zeigt ein Vergleichsfahrzeug.
(Foto: Archiv KFV Herford/Björn Schröder)

Um kurz nach 13.00 Uhr haben die Besatzungen der Tanklöschfahrzeuge aus Lengede/Landkreis Peine (drei Mann Besatzung), Hohenhameln/Landkreis Peine (sieben Mann Besatzung) und Wolfsburg-Fallersleben (drei Mann Besatzung) von der Einsatzleitung den Auftrag erhalten, im Wald ostwärts von Meinersen die Löscharbeiten aufzunehmen. Vor Ort erscheint den Wehrleuten die Situation zunächst völlig ungefährlich. Sie beginnen bei Windstille damit, brennendes Gras auf dem Waldboden abzulöschen. Doch plötzlich bricht unter orkanartigem Rauschen und Brausen ein Feuersturm los. Lange Flammenzungen schießen bis über die Baumwipfel empor, und die Luft füllt sich mit Funken und dichtem Rauch. Das Feuer ist buchstäblich in Sekundenschnelle nördlich an den Männern vorbeigerast und kommt von Osten her ebenfalls auf sie zu. Ein Teil der Wehrleute wird von ihren Fahrzeugen abgeschnitten. Drei Männer laufen durch eine brennende Kiefernschonung bis zum 1.400 Meter entfernten Bahndamm der Strecke Wolfsburg-Hannover und rufen über ein Streckentelefon Hilfe herbei. Die Besatzung des Tanklöschfahrzeugs 8 aus Wolfsburg-Fallersleben, ein Borgward mit Allradantrieb, unterschätzt die Situation und bleibt zurück. Vier Wehrleute werden von den Flammen eingeschlossen und können sich nicht befreien. Ein weiterer Feuerwehrmann bricht auf der Flucht wegen Erschöpfung und Atemnot zusammen. Eine Hubschrauberbesatzung, die über dem Gebiet im Einsatz ist, kann nicht eingreifen, weil sie keine Seilwinde an Bord hat. Am Ende fordert der Feuersturm fünf Menschenleben, unter ihnen der erst 16 Jahre alte Hartmut Oelkers. Die abschließende Untersuchung der Staatsanwaltschaft Hildesheim stellt wenige Wochen später  zweifelsfrei die Unschuld aller Beteiligten fest. Das tragische Unglück sei einzig und allein auf höhere Gewalt zurückzuführen.

 

Waldbrand Bereitstellung Eschede Hildegard MarkmannLöschfahrzeuge und Wasserwerfer der Bereitschaftspolizei Hannover sammeln sich in Eschede für den Einsatz.
(Quelle: Hildegard Markmann)



WaldbrandFeuerbereitschaftPeineDie Feuerbereitschaft Peine geht am 11.08.1975 in Bereitstellung.
(Quelle: Dokumentation „Das Große Feuer – Die 9 Tage von Meinersen.“)

 

Waldbrand Löscharbeiten Eschede Hildegard MarkmannFeuerwehrleute aus Eschede sind in der Nähe ihrer Heimatgemeinde im Löscheinsatz.
(Quelle: Hildegard Markmann) 



Waldbrand Brandnester FacebookEin Feuerwehrmann bekämpft letzte Brandnester mit einem Spaten.
Gegen den beißenden Rauch hat er sich ein Tuch vor Mund und Nase gebunden.
(Quelle: Facebook/Waldbrandkatastrophe 1975)

 

„Wir brauchen nichts!“

 

Anfangs glauben die Verantwortlichen noch, schnell Herr der Lage zu werden. So lässt der Celler Oberkreisdirektor Axel Bruns noch am Sonntagabend selbstsicher verlautbaren: „Wir brauchen nichts!“ Dabei ist die Lage längst völlig außer Kontrolle geraten. Böige und wechselnde Winde lenken die Brände immer wieder in eine andere Richtung. Riesige Mengen Bruchholz bieten den Flammen reichlich Nahrung. Sie stammen noch von einem Orkan, der im Jahr 1972 über die Region hinweggezogen ist. In der Nacht zu Montag (11.08.1975) erklärt der Lüneburger Regierungspräsident Hans-Rainer Frede schließlich den Katastrophenzustand. Erst jetzt wird die angebotene Unterstützung des Bundes zur Katastrophenbekämpfung abgerufen und der Einsatz von Bundeswehr und Bundesgrenzschutz offiziell befürwortet.

Die Zahl der Helfer steigt stetig. Mittlerweile sind rund 8.000 Mann im Einsatz. Mehrere Dörfer sind vorsorglich evakuiert worden. In Oldendorf, am Rande des Naturparks Südheide, befindet sich eine der Einsatzzentralen. Aufgrund der Trockenheit ist das Löschwasser knapp. Kilometerlange Schlauchleitungen müssen verlegt werden. Teilweise platzt das Schlauchmaterial, da vor Ort eine Gluthitze herrscht. In der Anfangsphase fehlt eine ausreichende Anzahl an Tanklöschfahrzeugen, um eine kontinuierliche Wasserversorgung im Pendelverkehr sicherzustellen. Aufgrund der schlechten Wegeverhältnisse können ohnehin nicht alle Brandstellen erreicht werden. Aus dem Weltall fotografiert der sowjetische Satellit „Meteor 22“ eine 250 Kilometer lange Rauchfahne. Große Probleme gibt es zudem mit dem Funkverkehr. Die Wehren verfügen größtenteils nur über Handsprechfunkgeräte, die lediglich mit ihrem Heimatkanal bestückt sind. Ein funktionierendes Funkkonzept für einen überörtlichen Einsatz mit mehreren beteiligten Wehren gibt es nicht.

Waldbrand Bundeswehr a FacebookDie Bundeswehr legt mit Räumpanzern Schneisen an, um eine Brandausbreitung zu verhindern.
(Quelle: Facebook/Waldbrandkatastrophe 1975)


Waldbrand Bundeswehr b FacebookKräfte der Bundeswehr-Feuerwehr unterstützen die Löscharbeiten.
(Quelle: Facebook/Waldbrandkatastrophe 1975)

Helfer kommen aus allen Teilen der Republik.

Es ist Dienstag, der 12. August 1975. Am Morgen wird aus dem Landkreis Lüchow-Dannenberg ein weiteres Großfeuer gemeldet. Der Brand ist in der Nähe von Gorleben ausgebrochen und erfasst bis in den späten Abend hinein 2.000 Hektar Wald- und Wiesenlandschaft. Drei Ortschaften im Wendland werden ebenfalls vorsorglich geräumt. Zunächst befürchten die Behörden, das Feuer könnte auf das „Staatsgebiet der DDR“ übergreifen.

Rund um Celle, Gifhorn und Gorleben sind jetzt 15.000 Feuerwehrleute mit 3.800 Löschfahrzeugen und 11.000 Soldaten im Einsatz. Drei französische Löschflugzeuge (Canadair CL-215) schützen die bedrohten Ortschaften. Sie füllen ihre Löschtanks unter anderem im Steinhuder Meer mit Wasser. Transporthubschrauber der Bundeswehr (Sikorsky CH-53) werden mit Außenlastbehältern ausgerüstet und zur Brandbekämpfung und zum Transport von Mannschaft und Gerät eingesetzt.  Die Kettenfahrzeuge der Bundeswehr, darunter Räumpanzer mit Bergeschildern, erweisen sich ebenfalls als äußerst effektiv. Mit ihnen werden breite Schneisen angelegt, um die teilweise bis zu 40 Meter hohen Feuerwalzen zum stehen zu bringen. Weiterhin kommt ein schienengebundener Löschzug zum Einsatz. Er besteht aus einem Flachwagen, auf dem das Tanklöschfahrzeug der Bahnfeuerwehr Hannover verladen ist, und Kesselwagen, die mit je 45.000 Litern Wasser gefüllt sind. Dieser "Löschzug" pendelt zwischen Eschede und Celle, um Brände an der wichtigen Bahnlinie Hannover-Hamburg zu bekämpfen. Dennoch überspringt das Feuer den Bahndamm als auch die parallel verlaufende B 191 bei Eschede-Burghorn (Landkreis Celle).  

Südlich davon, in Leiferde (Landkreis Gifhorn), spitzt sich die Lage am Nachmittag noch einmal zu. Die Flammenwand hat den Waldrand erreicht, der von der Siedlung lediglich durch einen Stoppelfeldstreifen getrennt ist. Über 400 Mann, Feuerwehrleute und Soldaten, werden zusammengezogen. Sie rücken mit zahlreichen Tanklöschfahrzeugen sowie Bergungspanzern und Wasserwerfern vor und verhindern, dass die Flammen auf die Siedlungshäuser übergreifen. Die Leiferder Einsatzleitung betont  anschließend die gute Zusammenarbeit mit der Panzerbrigade 2 aus Braunschweig. Allerdings weisen drei Leopard-Panzern Beschädigungen auf. Ein Soldat: „Die Hydraulik hat die Hitze nicht vertragen!“

 

Waldbrand Löschzug Facebook Thomas SchwallDie Deutsche Bundesbahn hat einen „Löschzug“ zusammengestellt, um Brände an der  Bahnstrecke Hannover/Hamburg zu löschen.
(Quelle: Facebook/Waldbrandkatastrophe 1975, Thomas Schwall) 



Waldbrand Löschflugzeug Jens BludauEin französisches Löschflugzeug füllt seine Wassertanks im Steinhuder Meer.
(Quelle: Jens Bludau)

 

Streit um Kompetenzen.

Je länger die Katastrophe dauert, desto offener tritt ein Zuständigkeitsgerangel zwischen den Entscheidungsträgern auf Landes- und kommunaler Ebene zutage. Dadurch kommt es zu Fehleinschätzungen und Verzögerungen. Am Ende macht einer den anderen für das heillose Durcheinander bei der Bewältigung der Krise verantwortlich. Krisenstäbe und Einsatzleitungen, die über klare Führungsstrukturen verfügen und im Umgang mit einer solch großen Katastrophe geübt sind, gibt es damals noch nicht. Viele Einheiten agieren deshalb eigenständig und erzielen dadurch nicht die erhoffte Wirkung.  Ernst Achilles, Chef der Feuerwehr Frankfurt, wird ebenfalls um Hilfe gerufen, kann sich aber im Kompetenzgerangel vor Ort nicht durchsetzen. Auch er ergreift daraufhin die Eigeninitiative. Der Branddirektor klingt sich aus dem überlasteten Funkverkehr aus, sendet fortan als „Leitstelle Hessen“ auf eigener Frequenz und kann am Ende das Feuer in seinem Brandabschnitt erfolgreich unter Kontrolle bringen.

Schließlich setzt Niedersachsens Innenminister Rötger Groß den bisherigen Einsatzleiter, Bundesgrenzschutz-General Paul Kühne, ab.  Wilhelm Garken, Generalmajor der Bundeswehr, und Herbert Mally, Oberstleutnant beim Bundesgrenzschutz, übernehmen daraufhin die Leitung der „Löscharmee“. „Wir gehen zum Angriff über!“, lässt Garken verlautbaren.  Der Soldat nimmt zwar die Weisungen der zivilen Verantwortlichen entgegen, so wie es im Katastrophenschutz vorgesehen ist, setzt sie aber so um, wie er es für notwendig hält. Mit militärischer Disziplin und den entsprechenden Stabseinrichtungen bringt die Bundeswehr schließlich Ordnung ins Chaos.

„Wegen Wassermangel muss sogar mit Jauche gelöscht werden“, titelt eine Zeitung. Und eine andere sieht den „Bahnhof Leiferde wieder in Gefahr“, dort wo ein Teil der Feuerwehrleute verpflegt wird. Die Journalisten machen sich immer öfter ihre eigenen Gedanken zum Fortgang der Katastrophe, da sie vom Krisenstab nur unzureichend informiert werden. Die miserable  Zusammenarbeit mit der Presse wird später scharf kritisiert.

Waldbrand TLF ZS FW Lübeck Rene HuterTanklöschfahrzeug des Zivilschutzes aus Lübeck.
(Quelle: FW Lübeck/René Huter)



Waldbrand Lagekarte FacebookDie Waldbrand-Lagekarte zeigt die Situation im Naturpark Südheide.
(Quelle: Facebook/Waldbrandkatastrophe 1975)


Traurige Bilanz.

Eine Woche bestimmt die Waldbrandkatastrophe in Niedersachsen die Schlagzeilen in den Tageszeitungen, Radio- und Fernsehnachrichten. Nach zehn Tagen ist die Lage schließlich unter Kontrolle. Im Einsatztagebuch ist vermerkt: „Gewitter- und Windwarnungen vom Wetteramt Hannover. Von Südwest zunehmende Neigung zu gewittrigen Niederschlägen.“ Die Bilanz der Katastrophe ist verheerend: Fünf Feuerwehrleute sind in den Flammen qualvoll ums Leben gekommen.  Ein Feuerwehrmann hat einen tödlichen Herzinfarkt erlitten und ein Polizist ist bei der Verfolgung eines mutmaßlichen Brandstifters gestorben. 80 Menschen sind im Verlaufe der Löscharbeiten zum Teil schwer verletzt worden und unzählige Tiere verendet. Alleine 8.000 Hektar Wald und 5.000 Hektar an Heide- und Moorlandschaften hat das Feuer vernichtet. Auch einige Häuser sind komplett niedergebrannt. Die einzelnen Brandursachen können nie vollständig geklärt werden. Die Vermutungen reichen von Funkenflug und Fahrlässigkeit bis hin zu vorsätzlicher Brandstiftung.

 

Waldbrand Gedenkstein Samtgem MeinersenEin Gedenkstein erinnert an die Opfer der Waldbrandkatastrophe.
(Quelle: Samtgemeinde Meinersen)  

 

Die Folgen:

Die Brandkatastrophe zeigt deutlich: Es gibt organisatorische Mängel, aber auch Defizite in der Ausstattung der Feuerwehren. Das niedersächsische Innenministerium erlässt als Folge der Waldbrandkatastrophe unter anderem eine technische Weisung für ein Tanklöschfahrzeug 8  Waldbrand (TLF 8 W), den so genannten Niedersachsentanker  (geländegängiges Tanklöschfahrzeug mit 1.800 Litern Löschwasser und Sonderausführung Waldbrandbekämpfung). Auf Bundesebene werden im Rahmen des Katastrophenschutzes Löschgruppenfahrzeuge 16 mit Tragkraftspritze (LF 16-TS) beschafft, die mit zwei Pumpen und 30 B-Schläuchen ausgerüstet sind. Außerdem werden die Wehren flächendeckend mit Vielkanal-Funkgeräten ausgestattet. Nach und nach halten effektivere Führungsstrukturen Einzug. Um bei künftigen Waldbränden besser vorbereitet zu sein, werden  befestigte Zufahrtswege, Löschwasser-Entnahmestellen und Tiefbrunnen angelegt. Luftbeobachter behalten in den Sommermonaten besonders gefährdete Waldgebiete im Blick. In den vergangenen Jahren wurden die Waldbrandüberwachungsflüge („Florian Flugdienst“) zum Teil aus Kostengründen durch ein computergestütztes Kamera-Überwachungssystem ersetzt. Rund 20 Jahre benötigt die Natur, um sich von den Folgen des Jahrhundertfeuers zu erholen. Laubbäume, die mehr Wasser speichern und weniger leicht entflammbare Stoffe enthalten, können wegen des kargen Sandbodens in der Heide jedoch nur an wenigen Stellen gepflanzt werden. Umgerechnet rund 40 Millionen Euro soll die Wiederaufforstung gekostet haben.

 

 

Waldbrand Medaille FacebookDie Helfer der Katastrophe werden mit der „Gedenkmedaille aus Anlass der Waldbrandkatastrophe 1975“ ausgezeichnet.
(Quelle: Facebook/Waldbrandkatastrophe 1975)

 

 

Großer Dank gebührt allen Helfern. Sie werden mit der „Gedenkmedaille aus Anlass der Waldbrandkatastrophe 1975“ ausgezeichnet. Das gilt postum auch für die im Einsatz Verstorbenen. In einem Waldgebiet östlich von Meinersen an der B 188 erinnert ein Gedenkstein an die Opfer der Brandkatastrophe vor 50 Jahren. „Hier starben am 10. Aug. 1975 fünf Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren im Kampf gegen den Feuersturm“, steht darauf geschrieben.

                                                                                               

                                                                                                                           Von Jens Vogelsang