Einweihung der erweiterten Kreisfeuerwehrzentrale
Kreis Herford/Hiddenhausen. Knapp zweieinhalb Jahre wurde auf dem Areal an der Meierstraße/Ecke Königsberger Straße in Hiddenhausen-Eilshausen gebaut. Jetzt verfügt der Kreis Herford über eine der modernsten Feuerwehrzentralen in Ostwestfalen-Lippe. Hier findet die weiterführende Ausbildung der ehrenamtlichen Feuerwehrleute statt, und zur Unterstützung der Einsatzkräfte vor Ort werden zahlreiche Sonderfahrzeuge bereitgehalten. Am Freitagabend (31.10.2025) übergab Landrat Jürgen Müller die neuen Räumlichkeiten ihrer Bestimmung und vollzog damit seine letzte Amtshandlung. „Wir sind im Kreis Herford hervorragend aufgestellt“, sagte Müller mit Blick auf die Ausrüstung der Feuerwehr. Anschließend verabschiedete sich der langjährige Chef der Kreisverwaltung in den wohlverdienten Ruhestand - nach 45 Dienstjahren.
Von der Meierstraße aus betrachtet wirkt der neu entstandene Anbau mit seiner hellgrauen Fassade imposant. Das moderne, schnörkellose Gebäude wird multifunktional genutzt: Im Untergeschoss befindet sich die neue Atemschutzübungsanlage samt „Virtuel-Reality-Übungswohnung“. Auf der Erdgeschossebene sind zusätzliche Fahrzeugstellplätze und im Obergeschoss Büros und Ruheräume entstanden. Der Altbau in „L-Form“ – er stammt noch aus den 1960er Jahren – wurde grundlegend umgebaut und saniert. Im Kellergeschoss sind jetzt die moderne Schlauchpflegeanlage und eine zeitgemäße Atemschutz-Werkstatt zu finden. Knapp 6,7 Millionen Euro hat der Kreis Herford in seine Feuerwehrzentrale investiert. Die nutzbare Fläche erhöhte sich um 1.500 auf jetzt insgesamt 8.100 Quadratmeter.
Die Kreisfeuerwehrzentrale in Hiddenhausen-Eilshausen wurde für knapp 6,7 Millionen Euro umgebaut und erweitert.
Landrat Jürgen Müller verabschiedet sich nach 45 Dienstjahren in den Ruhestand. Als letzte Amtshandlung übergibt er die neuen Räumlichkeiten ihrer Bestimmung.
Mehrwert geschaffen
Rund 180 Gäste haben sich am Freitagabend zur Einweihungsfeier in der neuen Fahrzeughalle der Kreisfeuerwehrzentrale eingefunden. Silke Vahrson-Hildebrand, Leiterin des Amtes für Bevölkerungsschutz, begrüßt die Gäste aus Politik und Verwaltung sowie die Abordnungen der Feuerwehren und großen Hilfsorganisationen. „Sie wissen was es bedeutet hinzuschauen, statt wegzusehen, anzupacken, statt zu reden – gemeinsam etwas aufzubauen!“, sagt Vahrson-Hildebrand. Zuvor hat das Blasorchester der Feuerwehr Herford die Versammlung mit feierlicher Musik eingestimmt.
Landrat Jürgen Müller blickt in seiner Laudatio zurück. Er erinnert an den Neubau der benachbarten Leitstelle und der großen Fahrzeughallen. Das Gebäudeensemble habe ihn über den gesamten beruflichen Weg begleitet. „Für mich hat das am heutigen Tag seinen Abschluss gefunden!“ Müller bedankt sich beim Kreistag. Notwendige Entscheidungen seien getroffen und finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt worden. Den Zivil- und Katastrophenschutz habe man lange Zeit nicht mehr im Fokus gehabt, so Müller weiter. Das ändere sich jetzt auf dramatische Art und Weise. „Da wird noch einiges auf uns zukommen!“ Der scheidende Landrat richtet zum Ende seiner Amtszeit noch einmal ein großes Dankeschön an die Feuerwehrleute: „Ich bin dankbar dafür, dass ich ihretwegen ruhig schlafen kann!“
Andreas Hüffmann, Bürgermeister der Gemeinde Hiddenhausen, schweift in seinem Grußwort in die Vergangenheit. Vor 40 Jahren habe er als Zivildienstleistender die ersten Berührungspunkte mit der Kreisfeuerwehrzentrale gehabt. Dieses Bauprojekt sei ein klares Bekenntnis des Kreistages zur Bedeutung der Feuerwehren, zur Sicherheit der Bürger und zum Respekt vor dem, was hier Tag für Tag geleistet werde, sagt Kreisdirektor Markus Altenhöner. „Die Investitionen sind nicht nur zeitgemäß, sie sind vor allem zukunftsorientiert. Sie sorgen für eine hohe Qualität und Sicherheit im gesamten Feuerwehrbetrieb.“
Die Baumaßnahme habe sich in vielerlei Hinsicht gelohnt, meint Kreisbrandmeister Bernd Kröger. „Es ist tatsächlich ein zusätzlicher Mehrwert gegenüber dem alten Stand geschaffen worden.“ Beispielhaft nennt Kröger die Schaffung zusätzlicher Büroräume für die Mitarbeitenden der Feuerwehrzentrale und des Vorbeugenden Brandschutzes, die Einrichtung einer großen Lehrgangsküche für die Teilnehmenden an Aus- und Fortbildungsveranstaltungen und den Einbau einer leistungsstarken Netzersatzanlage, die den Betrieb der Leistelle und der gesamten Feuerwehrzentrale für den Fall eines Stromausfalls über 72 Stunden hinweg sicherstellt. Kröger spart nicht an lobenden Worten für den scheidenden Landrat, den er an diesem Abend mit der Ehrennadel des Kreisfeuerwehrverbandes auszeichnet: „Du hast stets ein offenes Ohr für die Belange der Feuerwehr und damit für die Sicherheit der Bürger im Kreis Herford gehabt.“
Die Feuerwehrleute trainieren künftig realitätsnahe Szenarien in der virtuellen Realität.
(Foto: Kreis Herford)
Der scheidende Landrat (r) ist begeistert von den Möglichkeiten der VR-Technik.
Kreis Herford übernimmt Vorreiterrolle bei der VR-Ausbildung
Bei einem Rundgang bekommen die Gäste einen Eindruck davon, welche moderne Technik und zukunftsweisenden Übungsmöglichkeiten die Kreisfeuerwehrzentrale jetzt zu bieten hat. Die im Untergeschoss neu geschaffene Atemschutzübungswohnung wirkt auf den ersten Blick unspektakulär. Verschiebbare Leichtbauwände bilden den Grundriss für ein Appartement, das aus Wohnbereich, Küche, Schlaf- und Kinderzimmer besteht. Die Möblierung ist spartanisch: Sie besteht aus simplen Holzquadern. Erst beim 360-Grad-Blick durch die Virtual-Reality-Brille (VR-Brille) „erwecken die Räume zum Leben“ – lässt die Computersoftware aus den Quadern Möbel wie Tische, Stühle und Betten entstehen.
Vom Leitstand aus können verschiedene Szenarien eingespielt werden, die dann per VR-Brille in der virtuellen Realität zu sehen sind. Dazu zählt ein Zimmerbrand samt authentischer Rauchentwicklung. Bevor die Einsatzkräfte zur Brandbekämpfung vorrücken, werden sie an beiden Armen und der Hüfte mit sogenannten VR-Trackern ausgerüstet. Die kleinen Geräte verfügen über jeweils zwei Weitwinkelkameras. Damit wird die Position der Übungsteilnehmenden im Raum ermittelt und ihre physischen Bewegungen synchron in die virtuelle Realität übertragen. Mit einem „multifunktionalen Strahlrohr“, das ebenfalls mit einem VR-Tracker versehen ist, und einem luftgefüllten Spezialschlauch „löschen“ die Einsatzkräfte den fiktiven Übungsbrand. Wasserdampf steigt auf und nimmt ihnen die Sicht. Das alles spielt sich nur in der computergenerierten, interaktiven Wirklichkeit ab.
Die VR-Technik ermögliche das gefahrlose Üben komplexer und gefährlicher Situationen. Sie schone, im Gegensatz zu einem realen Übungsfeuer, zugleich die Umwelt und die Ausrüstung, erklärt der Kreisbrandmeister. Er glaubt, dass die VR-Technik in den kommenden Jahren in ganz Deutschland eine große Zukunft hat. „Umso erfreuter bin ich, dass wir hier im Kreis Herford zusammen mit dem Unternehmen Dräger und der Softwarefirma Ramrod XR die Ersten sind, die so etwas realisiert haben.“ Jetzt wird das Personal auf die neuartige Technik eingewiesen. Mitte 2026 soll dann der Übungsbetrieb offiziell starten.
Unmittelbar neben der VR-Übungswohnung ist die neue, 50 Meter lange Atemschutzübungsstrecke entstanden. Sie entspricht modernsten Standards, bietet ein ausreichendes Platzangebot und ist mit Umkleidebereich und sanitären Anlagen ausgestattet. Im Kreis Herford gibt es rund 800 Atemschutzgeräteträger, die in der Anlage ihre körperliche Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen müssen.
Die Schlauchpflege erfolgt in der Kompaktanlage Bockermann SPZ-K.
Moderne Schlauchpflegeanlage braucht wenig Wasser.
Die nach einem Brandeinsatz verschmutzten Schläuche und Atemschutzgeräte werden nun in einer überdruckbelüfteten Schwarzbereichsschleuse angeliefert, um den Gesundheitsschutz der Mitarbeiter sicherzustellen. Die Reinigung und Überprüfung des Schlauchmaterials erfolgt in der Kompaktanlage Bockermann SPZ-K, die den aktuellen umwelttechnischen, wirtschaftlichen und ergonomischen Anforderungen entspricht. „Über 60 Prozent an Wasser können mit der modernen Technik eingespart werden“, weiß der Kreisbrandmeister. Die Feuerwehren im Kreis Herford verfügen zusammen über rund 3.600 Schläuche, die eine Gesamtlänge von 65 Kilometern ergeben. Im Zuge der Baumaßnahme ist zudem eine neue Atemschutz-Werkstatt mit Schwarz-, Grau- und Weißbereich entstanden. Die Wartungs- und Prüftechnik entspricht jetzt modernsten Standards.
Die Kreisfeuerwehrzentrale des Kreises Herford wurde 1966 in Betrieb genommen. Sie verfügt über zahlreiche Einsatzmittel und Feuerwehrfahrzeuge, um die Feuerwehren vor Ort zu unterstützen. „Die Zentrale ist neben der Leitstelle das Herzstück der Feuerwehren im Kreis Herford,“ sagt Bernd Kröger. Seit vielen Jahren unterstützt die Sondereinsatzgruppe (SEG) des Löschzugs Hiddenhausen-Eilshausen die Feuerwehrzentrale personell. „Dafür ein herzliches Dankeschön!“
Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)
Eingangsbereich der Kreisfeuerwehrzentrale.
Der Anbau wird multifunktional genutzt.


(v.l.) MdB Joachim Ebmeyer, KBM Bernd Kröger, Kreisdirektor Markus Altenhöner,
Landrat Jürgen Müller u. MdB Stefan Schwartze.
Andreas Hüffmann, Bürgermeister der Gemeinde Hiddenhausen.
(v.l.) Bürgermeister Rocco Wilken (Vlotho), Bürgermeisterin Susanne Rutenkröger (Bünde),
MdL Christian Obrok u. Bürgermeister Andreas Hüffmann (Hiddenhausen).
Mirco Schmidt (l) ist der neue Landrat für den Kreis Herford.
Abordnung aus Vlotho mit Landrat Jürgen Müller (Mitte) und Bürgermeister Rocco Wilken (r).
(Foto: FW Vlotho)
Das Blasorchester der Feuerwehr Herford begleitet die Feierstunde musikalisch.
„Meeting-Point“ für das Personal der Kreisleitstelle und Kreisfeuerwehrzentrale.

Ruheraum
Fernsehraum
Holger Klann, Teamleiter Brandschutz, an seinem neuen Arbeitsplatz.
Frisch renovierter Schulungsraum 1.

Aus der bisherigen Teeküche ist eine großzügige Lehrgangsküche entstanden.
Die Atemschutzwerkstatt befindet sich jetzt im Kellergeschoss.
Die Geräte werden einer Vorreinigung unterzogen.

Die Gäste informieren sich über das Belastungstraining in der neuen Atemschutzübungsstrecke.
Die Möblierung der Übungswohnung besteht aus einfachen Holzquadern.
Erst beim Blick durch die VR-Brille entsteht die realistische Wohnungseinrichtung. Schlauch und Strahlrohr für die VR-Brandbekämpfung müssen aus dem
„Geräteraum des Löschfahrzeug“ entnommen werden.
Die Einsatzkräfte rücken truppweise vor.
Sie sind mit VR-Trackern ausgerüstet, die alle Bewegungen synchron in die virtuelle Realität übertragen.
Vom Leitstand aus können die verschiedensten Szenarien, wie ein Zimmerbrand im Obergeschoss,
eingespielt werden, die dann in der virtuellen Realität abzuarbeiten sind.


Landrat Jürgen Müller (r) wird mit der Ehrennadel des Kreisfeuerwehrverbandes ausgezeichnet.
Nach 45 Dienstjahren wird der scheidende Landrat mit einem historischen Drehleiterfahrzeug des Feuerwehrmuseums Kirchlengern-Häver nach Hause gefahren.
(v.l.) Mirco Schmidt, neuer Landrat für den Kreis Herford, KBM Bernd Kröger, Silke Vahrson-Hildebrand (Amt für Bevölkerungsschutz),
Landrat Jürgen Müller und Kreisdirektor Markus Altenhöner.