Brandgefährliche Feuerwehrfahrzeuge?

Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung untersucht Brandserie

braende an feuerwehrfahrzeugen 1 864x486 1Kiel/Treffurt. Das Gerätehaus der Feuerwehr steht in Flammen und die Wehrleute müssen hilflos mit ansehen, wie ihre Ausrüstung, die eigentlich Leben retten soll, verbrennt. Ein solches  Worst-Case-Szenario kommt glücklicherweise nur selten vor. Weil in den Feuerwehrhäusern umfangreiches technisches Gerät bereitgehalten wird, ist die Brandgefahr allerdings nicht zu unterschätzen. Das Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung mit Hauptsitz in Kiel hat eine Serie von Gerätehausbränden untersucht. Die Experten kommen zu dem Schluss, dass ältere Löschfahrzeuge des Typs Iveco Magirus EuroFire und Iveco EuroCargo auffällig oft im Mittelpunkt des Geschehens standen.    


Am frühen Morgen des 13. Januar 2025 bricht im Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Treffurt (Wartburgkreis/Thüringen) ein Feuer aus. Gegen 4.40 Uhr wird der Brand entdeckt. Die ersten Flammen sind im Bereich eines Tanklöschfahrzeugs (TLF) zu sehen. Da die Fahrzeughalle betroffen ist, haben die Treffurter Feuerwehrleute keine Chance, den Brand mit eigenen Mitteln zu bekämpfen. Bis zum Eintreffen der umliegenden Wehren breitet sich das Feuer weiter aus. Am Ende stürzt die Halle ein, und alle fünf Einsatzfahrzeuge werden ein Raub der Flammen. Das angrenzende Sozialgebäude wird durch den Ruß und das Löschwasser ebenfalls stark beschädigt. Nur die Schutzkleidung der Ehrenamtlichen, die sich in einem abgetrennten Bereich befindet,  bleibt größtenteils unversehrt.

Nach ersten Schätzungen hat das Feuer einen Schaden von bis zu sieben Millionen Euro verursacht. Brandermittler der Polizei halten einen technischen Defekt als Unglücksursache für wahrscheinlich. In dem zerstörten Gerätehaus gab es laut Medienberichten keine Brandmeldeanlage. Besonders tragisch: Die Brandmelder sollten in Kürze nachgerüstet werden. Das entsprechende Material war bereits geliefert worden. Nach dem verheerenden Brand ist die  Solidarität unter den Feuerwehrleuten groß. So überlassen die umliegenden Löschgruppen leihweise  Fahrzeuge und Geräte. Die Feuerwehr Treffurt ist deshalb schon zwei Tage nach dem Unglück wieder einsatzbereit. Bis das Gerätehaus in altem Glanz erstrahlt und die ausgebrannten  Einsatzfahrzeuge ersetzt sind, wird allerdings noch eine ganze Weile vergehen.  Ein Busunternehmen stellt den Wehrleuten solange eine Halle mit Sozialtrakt als Übergangsquartier zur Verfügung.        

braende an feuerwehrfahrzeugen 1 864x486 1Das TLF 16/25 der Feuerwehr Treffurt auf Basis eines Iveco Magirus EuroFire aus dem Baujahr 1996 ist vollständig ausgebrannt.
(Foto: IFS)

Das Schicksal der Treffurter Feuerwehrleute ist kein Einzelfall. Laut Medienberichten kam es in den letzten neun Jahren in 20 Feuerwehrhäusern zu größeren Bränden, die offenbar durch abgestellte Feuerwehrfahrzeuge ausgelöst wurden. Angesichts der rund 32.000 Feuerwehrhäuser in Deutschland sei das keine hohe Zahl, sagen die Experten des Instituts für Schadenverhütung und Schadenforschung (IFS) in Kiel. Schaue man allerdings auf die betroffenen Fahrzeug-Modelle, ergebe sich eine alarmierende Auffälligkeit. Insgesamt 13 der 20 Brände - also 65 Prozent - seien von nur einer „Fahrzeugfamilie“ ausgelöst worden. „In diesen 13 Fällen befanden sich Fahrzeuge der Iveco Magirus Brandschutztechnik (heute Magirus GmbH) vom Typ Iveco Magirus EuroFire oder Iveco  EuroCargo aus den Baujahren 1995 bis 1999 im Mittelpunkt der Brandentstehung“, so die Schadenforscher. Dabei handele es sich um Fahrzeugtypen, die noch heute bei vielen Feuerwehren in Deutschland im Einsatz seien.

Das IFS untersucht derzeit diese Auffälligkeit. „Aktuell verdichten sich die Hinweise auf eine Brandentstehung im Bereich der Fahrzeugelektrik hinter dem Armaturenbrett“, teilt das Institut mit. Die genauen Brandursachen würden derzeit weiter analysiert. Das IFS bittet die Feuerwehrleute um Mithilfe: „Sollte Ihnen ein Fall bekannt sein, bei dem es möglicherweise zu einem Entstehungsbrand oder Beinahe-Brand in einem entsprechenden Fahrzeug gekommen ist, bitten wir um Mitteilung an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..!

Grundsätzlich empfiehlt das IFS, Feuerwehrfahrzeuge – auch anderer Hersteller und Baujahre – mit smarten Rauchmeldern in der Mannschaftskabine auszustatten. Die können im Brandfall mehrere Handys alarmieren und so eine frühzeitige Brandbekämpfung ermöglichen. Feuerwehren, die Einsatzfahrzeuge aus der EuroFire- und EuroCargo-Serie im Bestand haben, sollten besonders wachsam sein. Mit Blick auf die Brände in Treffurt und anderenorts kann es sinnvoll sein, ein solches Auto in der Waschhalle oder einem separaten Bereich - wie beispielsweise einem Anbau - abzustellen. Die Waschhalle in Treffurt war von der Fahrzeughalle abgetrennt und ist nach dem Brand weitgehend erhalten geblieben. „Hätte das Tanklöschfahrzeug dort gestanden, wären die anderen Fahrzeuge vermutlich nicht vollständig zerstört worden“, glauben die Schadenforscher.

Das Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung mit Hauptsitz in Kiel/Schleswig-Holstein ist eine Institution der öffentlichen Versicherer. Im Auftrag der Mitgliedsunternehmen und im Dienste der Öffentlichkeit beschäftigt das IFS bundesweit Naturwissenschaftler und Ingenieure, die Schadenfälle untersuchen und Maßnahmen zur Schadenverhütung erarbeiten. (Quelle: IFS, Redaktion: kfv-herford.de)

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