Feuerwehren stehen vor großen Herausforderungen

Kreisbrandmeister stellt Jahresbericht 2022 vor

DSC 2163Kreis Herford. Die Feuerwehren im Kreis Herford hatten im vergangenen Jahr deutlich mehr zu tun, als noch ein Jahr zuvor. Zu insgesamt 3.583 Einsätzen rückten die Feuerwehrleute aus (2021: 2.896). Allein rund 500 Mal leisteten sie Technische Hilfe, nachdem im Februar 2022 eine Sturmserie über das Land hinweggefegt war. „Solche extremen Wetterlagen stellen uns auch künftig vor große Herausforderungen“, sagte Kreisbrandmeister Bernd Kröger am Freitag (26.05.2023) bei der Vorstellung seines Jahresberichtes in der Kreisfeuerwehrzentrale.
Der letzte Großbrand liegt nur wenige Tage zurück. Beim Brand einer Scheune in Vlotho-Exter waren über 100 Feuerwehrleute im Einsatz. Erneut habe sich gezeigt, dass eine funktionierende Feuerwehr und Leitstelle von entscheidender Bedeutung seien, so Landrat Jürgen Müller. „Am Ende sind die Angehörigen jedes Mal froh, wenn alle heile zurückkommen!“

DSC 2156Pressekonferenz in der Kreisfeuerwehrzentrale: (v.l.) Kreisordnungsamtsleiterin Annika Friedrichs, Kreisbrandmeister Bernd Kröger und Landrat Jürgen Müller.

Fast zehn Mal pro Tag rückte die Feuerwehr im Kreis Herford im vergangenen Jahr aus. Während sich die Zahl der Brandeinsätze (2022: 520) seit geraumer Zeit auf einem ähnlichen Niveau bewegt, stieg die Zahl der Technischen Hilfeleistungen auf 2.157 (2021: 1.552). Immer öfter kämpfen die Feuerwehrleute gegen die Folgen von Wetterextremen. Was mit Sturm „Ylenia“ begann, setzte sich Anfang letzten Jahres innerhalb weniger Tage mit Orkantief „Zeynep“ und Sturmtief „Antonia“ fort. Im Mai verursachte eine Windhose in Herford-Elverdissen ebenfalls großen Schaden. „Die Feuerwehren im Kreis Herford stellen sich den Herausforderungen“, sagte der Kreisbrandmeister. „Das Unwetterkonzept wurde bereits überarbeitet.“ Sobald sich eine Unwetterlage abzeichnet, telefoniert der Lagedienstführer der Leitstelle mit dem Metrologen vom Dienst beim Deutschen Wetterdienst, der eine Prognose abgibt. Auf diese Weise kann die Alarmierung der Einsatzkräfte frühzeitig und über vordefinierte Stichworte erfolgen. So wird etwa beim Stichwort „Unwetter Stufe 2“ gleich die komplette Wehr in Bereitschaft versetzt. Alle neun Wehren im Kreisgebiet verfügen zudem über Örtliche Einsatzleitungen (ÖEL), die per Computer an den Leitstellenrechner in Hiddenhausen-Eilshausen angeschlossen sind. Läuft das Notrufaufkommen über, so werden die Gespräche automatisch an die Leitstelle Minden-Lübbecke weitergeleitet. Erst seit Februar 2023 bestehen dafür die technischen Voraussetzungen: Die Eurofunk-Telefonanlagen wurden zusammengeschaltet und die gemeinsame Datenbank mit dem einheitlichen ISE-Einsatzleitsystem in Betrieb genommen. „Wir verfügen nun über eine höhere Kapazität und sind handlungsfähiger geworden“, erklärte Kröger.

DSC 2157Mit einem verbesserten Unwetterkonzept und einer Intensivierung der Ausbildung reagiert die Feuerwehr auf die Auswirkungen des Klimawandels, berichtet Kreisbrandmeister Bernd Kröger.

Das vergangene Jahr war von extremer Trockenheit geprägt. 72 Wald- und Flächenbrände sind in der Einsatzstatistik des Kreisbrandmeisters verzeichnet. Ein Stoppelfeldbrand in Löhne verlief im Juli 2022 besonders dramatisch. „Die Flammen konnten gerade noch rechtzeitig vor einem Wohngebiet gestoppt werden“, erinnerte Kröger. Das Thema Vegetationsbrandbekämpfung werde in Zeiten des Klimawandels an Bedeutung gewinnen. „Deshalb wird die Ausbildung in diesem Bereich intensiviert.“ Bereits im letzten Jahr fand im Herforder Stuckenberg eine große Waldbrandübung statt. Am 1. Juli folgt der nächste Test in Rödinghausen. Dabei komme auch eine Aufklärungsdrohne zum Einsatz, erklärte der Kreisbrandmeister.
Eine Reihe von Lehrgängen und Seminaren, die das gesamte Feuerwehrspektrum umfassten, fanden im vergangenen Jahr an der Kreisfeuerwehrzentrale statt. 500 Einsatzkräfte wurden dabei geschult. „Rund 6.000 Ausbildungsstunden sind zusammengekommen“, ergänzte Stellvertreter Holger Klann. Erstmals sei die „Maschinisten-Fortbildung“ aufgrund der anhaltend hohen Temperaturen im Sommer und fehlender Niederschläge ausgefallen. „Das kreisweit geltende Wasserentnahmeverbot wurde auch von der Feuerwehr beachtet“, so Klann.

Der Brandschutz im Kreis Herford wird von neun Freiwilligen Feuerwehren mit 1.563 Aktiven (2021: 1.573) sichergestellt. Ein Großteil von ihnen ist ehrenamtlich tätig. Bernd Kröger sprach von einer überraschend guten Mitgliederentwicklung. Dafür hätten in erster Linie die Kinder- und Jugendfeuerwehren gesorgt. Besonders die Kinderfeuerwehr entwickelt sich prächtig. Gerade erst ist die fünfte Gruppe an den Start gegangen. „Meine anfängliche Sorge, dass es unter dem Einfluss der Corona-Krise zu einem Rückgang im Nachwuchsbereich kommt, hat sich nicht bestätigt“, meinte der Feuerwehrchef.
Während der Pandemie fehlte das kameradschaftliche Miteinander. Deshalb organisierte der Kreisfeuerwehrverband erstmals einen Familientag, der am 3. Oktober 2022 mit über 700 Besuchern am Feuerwehrmuseum Kirchlengern-Häver stattfand. „Das Konzept ist voll aufgegangen“, sagte Kröger. In diesem Sommer gehen die Jugendfeuerwehren auf große Fahrt ins Sauerland. Nach mehrjähriger Pause findet erstmals wieder ein Kreisjugendzeltlager statt. „Es liegen über 400 Anmeldungen vor!“

Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)

DSC 2163Der KFV-Jahresbericht 2022 liegt vor: (v.l.) KBM Bernd Kröger, Kreisordnungsamtsleiterin Annika Friedrichs und Landrat Jürgen Müller.

 

Der vollständige Jahresbericht des Kreisbrandmeisters:
Jahresbericht KBM Kreis Herford 2022 [PDF, 7MB]