2013: "Wir haben gemeinsam viel erreicht!"

Kreisbrandmeister berichtet über das Feuerwehrjahr 2013

DSC 0522Kreis Herford. Der Kreis Herford ist im vergangenen Jahr von spektakulären Unglücksfällen verschont geblieben. Die Einsatzkräfte der Feuerwehr haben deshalb wohl eine ruhige Zeit verbracht, so könnte man meinen. Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer hat jetzt die Statistik des vergangenen Jahres veröffentlicht: Danach gab es zwar weniger Großbrände; doch die Gesamtzahl der Feuerwehreinsätze ist, anders als vielleicht vermutet, sogar gestiegen. Insgesamt seien die Wehrleute im abgelaufenen Jahr 2013 in 1.522 Fällen um Hilfe gerufen worden (2012: 1.445), vermeldet Hackländer.

hacklaenderKBM Wolfgang Hackländer hat den Jahresbericht 2013 vorgestellt.
(Foto: KFV Herford)


„Vor allem im Bereich der Technischen Hilfe ist ein höheres Einsatzaufkommen festzustellen gewesen.“ Im vorigen Jahr rückten die Blauröcke kreisweit in 1.208 Fällen aus (2012: 1.102), um Menschen nach  Verkehrsunfällen aus ihren Fahrzeugen zu befreien, Unwetter- und Umweltschäden zu beseitigen oder Wespennester umzusetzen. Dagegen sei die Zahl der Brandeinsätze auf 314 (2012: 343) zurückgegangen. Acht Großbrände verzeichnet die Statistik 2013, während es ein Jahr zuvor noch elf gewesen waren. „226 Menschen (2012: 289) und 39 Tiere (2012: 51) konnte die Feuerwehr aus bedrohlichen Situationen retten“, sagt Hackländer. Er berichtet über einen Fall aus Herford. Damals hätten die Einsatzkräfte einen Mann buchstäblich in letzter Minute aus einer brennenden Wohnung retten können.

Oftmals, so der Kreisbrandmeister, stehe die Arbeit der Helfer im direkten Zusammenhang mit dem Leid der Menschen. Doch außerhalb dieser tragischen Momente habe es für die Feuerwehrleute gerade im vergangenen Jahr viel Grund zur Freude und Zuversicht gegeben. Hackländer nennt die Einweihung der neuen Kreisleitstelle und der modernisierten Kreisfeuerwehrzentrale, das 25-jährige Jubiläum des Kreisfeuerwehrverbandes und gemeinsame Treffen aller Ehrenabteilungen, das 2013 zum 25. Mal stattgefunden hatte. „In Rödinghausen-Bieren, Kirchlengern-Südlengern und Herford-Schwarzenmoor konnten   neue Gerätehäuser in Betrieb genommen werden. Der Kreis Herford hat am 1. Februar 2013 das Katastrophen-Warnsystem „Katwarn“ an den Start gebracht und damit eine Vorreiterrolle übernommen, während auf Landesebene die Rauchmelderpflicht eingeführt worden ist.“ Außerdem gebe es an der Kreisfeuerwehrzentrale jetzt einen Abrollbehälter Dekon-V für die Dekontamination von Verletzten. Hackländer kommt  auch noch einmal auf das große Elbehochwasser im Frühsommer und den Einsatz der Bezirksreserve in Schönebeck bei Magdeburg zu sprechen: „Über vier Tage hinweg haben sich unsere Leute erfolgreich in Deichverteidigung geübt. Das war eine interessante, aber auch schweißtreibende Erfahrung.“  Ebenso positiv sieht der Kreisbrandmeister die „sicherheitstechnische Abwicklung“ des Hansetags. Während der internationalen Veranstaltung im Juni 2013 hatten sich Gäste aus über 100 europäischen Städten und viele tausend Besucher in Herford aufgehalten. Die Technik im neuen Stabsraum, der sich im Erdgeschoss der Kreisleitstelle befindet, war damals erstmals unter realistischen Bedingungen getestet worden. (Der KFV Herford berichtete über alle Ereignisse ausführlich.) Meine Aufzählung zeigt: „Wir haben gemeinsam viel erreicht!“ Künftig, so analysiert Hackländer weiter, müsse sich die Feuerwehr wohl verstärkt um die Alten- und Pflegeheime kümmern; denn deren Zahl werde durch die Überalterung der Bevölkerung weiter steigen.  „Auf  Bezirksebene ist in den vergangenen Monaten bereits ein vermehrtes Einsatzaufkommen in solchen Einrichtungen feststellbar gewesen!“ Die alten und pflegebedürftigen Menschen seien dabei besonders gefährdet, da sie sich oftmals nicht mehr selbst in Sicherheit bringen könnten, sagt Hackländer.

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Die Brandschutzerziehung ist eine von vielen Aufgaben, die von den Freiwilligen Feuerwehren
ehrenamtlich geleistet wird. (Foto: FW Kirchlengern, Matthias Kuhle)

In den neun Wehren im Kreisgebiet gibt es momentan 1.541 Aktive (2012: 1.515). Ein Großteil von ihnen sind freiwillige Feuerwehrleute, die ihren Dienst ehrenamtlich leisten. Nur drei hauptamtliche Wachen mit insgesamt 96 Berufsfeuerwehrleuten gibt es im Kreis Herford. Hinzu kommen die 18 Mitarbeiter der Kreisleitstelle.  Der leichte Personalanstieg im Ehrenamtsbereich müsste den Kreisbrandmeister eigentlich zufrieden stimmen; doch der Zuwachs geht einher mit einem Rückgang der Mitgliederzahlen in den Jugendfeuerwehren, die zurzeit 468 Mädchen und Jungen zählen (2012: 485). „Der Jugendarbeit“, so Hackländer, „müsse daher weiterhin viel Aufmerksamkeit gewidmet werden.“ Die personell stärkste Wehr im Kreisgebiet ist übrigens die Feuerwehr Bünde mit 542 Mitgliedern, davon 258 Aktive.  

„Die Modernisierung der Kreisfeuerwehrzentrale hat für die Kreisausbildung viele Verbesserungen gebracht“, berichtet stellvertretender Kreisbrandmeister Bernd Kröger, der gleichzeitig Ausbildungsbeauftragter des Kreisfeuerwehrverbandes ist. Seit dem vergangenen Sommer stehe ein dritter Schulungsraum zur Verfügung, der die räumliche Situation entspannt habe. Die technische Ausstattung entspreche jetzt ebenfalls den heute üblichen Standards. „635 Feuerwehrleute haben im letzten Jahr an Lehrgängen und Seminaren an der Kreisfeuerwehrzentrale teilgenommen“, sagt Kröger. Die Atemschutzausbildung hätte dabei durch den Einsatz zusätzlicher finanzieller Mittel erheblich verbessert werden können. 64 Ehrenamtliche seien in feststoffbefeuerten Containeranlagen in Paderborn und Osnabrück geschult worden. Kröger hob außerdem die Anmietung eines gasbefeuerten Brandcontainers hervor, der im September an der Kreisfeuerwehrzentrale aufgestellt worden war. Rund 100 Feuerwehrleute aus dem Kreis Herford hatten das Angebot angenommen. Sie trainierten die richtige Vorgehensweise in einem Brandraum unter realistischen oder vielmehr  „brandheißen“  Bedingungen. (Der KFV berichtete.)

Die Kreisausbildung werde sich auf Dauer dem Ruf nach Flexibilität nicht verschließen können, meint Kröger. „Insbesondere bei einer Lehrgangsdauer von mehr als zwei Wochenenden wird es zunehmend schwieriger, dass die Teilnehmer Lehrgang, Beruf und Familie noch in Einklang bringen können.“ Daher werde der Bereich des eigenverantwortlichen Lernens in der Freizeit, also das so genannte E-Learning, wohl zunehmend an Bedeutung gewinnen.

-Vo-

Der vollständige Jahresbericht 2013 des Kreisbrandmeisters


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Feuerwehrleute vom LZ Enger löschen einen brennenden Holzschuppen.
Die Zahl der Brandeinsätze ist 2013 kreisweit zurückgegangen. (Foto: FW Enger)

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Ein LKW ist von der Straße abgekommen und in ein Wohnhaus gekracht.
In mehr als 1.200 Fällen leistete die Feuerwehr im vergangenen Jahr Technische Hilfe. (Foto: FW Enger)

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„Tag der offenen Tür“ bei der LG Kirchlengern-Nord (Stift Quernheim-Klosterbauerschaft). Die Feuerwehren im Kreis Herford
gehören zum festen Bestandteil des dörflichen und städtischen Gemeinschaftslebens. (Foto: FW Kirchlengern, Tim Kollmeier)

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Werben um den Nachwuchs: Dank einer guten Jugendarbeit gibt es jetzt kreisweit 1.541 Aktive. (Foto: FW Kirchlengern, Tim Kollmeier)

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In einer epochalen Inszenierung wird der Gerätehausneubau der LG Kirchlengern-Südlengern
eingeweiht und das neue Löschfahrzeug übergeben. (Foto: FW Kirchlengern, Matthias Kuhle)

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Zwei neue Mannschaftstransportwagen (MTF) gehen an die Feuerwehr Spenge. Insgesamt 16,20 Mio Euro (2012: 10,07 Mio Euro)
wurden von der öffentlichen Hand kreisweit in den Feuerschutz investiert. (Foto: FW Spenge)

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Spende der Stadtwerke:  Die Feuerwehr Vlotho erhält 2013 neue Hydrantenstandrohre mit „Rücklaufverhinderer und Rohrbelüfter“.
Verschmutztes Löschwasser kann damit nicht in das Trinkwassernetz zurückfließen. (Foto: FW Vlotho)

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Atemschutztraining an der Kreisfeuerwehrzentrale (Foto: FW Kirchlengern, Matthias Kuhle)

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Im vergangenen Jahr wurde verstärkt in die Heißausbildung investiert. (Foto: KFV Herford)