"In 100 Meter: Sie haben ihr Ziel erreicht!"

Bei der Feuerwehr Vlotho sind jetzt mobile Navigationsgeräte im Einsatz.

Foto1Für den Rettungsdienst sind Navigationsgeräte schon seit einiger Zeit unverzichtbare Helfer, um im Notfall den schnellsten Weg zum Patienten zu finden. Mittlerweile rüsten auch immer mehr Freiwillige Feuerwehren ihre Einsatzfahrzeuge mit den Geräten aus; denn die Navis lassen sich hervorragend mit zusätzlichen Informationen zur Wasserversorgung „füttern“, die im Brandfall binnen Sekunden abgerufen werden können. Vor kurzem hat die Feuerwehr Vlotho ein solches „System“ in Betrieb genommen.

 

Das Problem ist bekannt und jede Feuerwehr ist davon betroffen: Die „Zapfstellen“ für das Löschwasser liegen zum großen Teil als Unterflurhydranten im Boden. Schnee, Schmutz oder defekte Hinweisschilder lösen im Brandfall nicht selten eine Suchaktion der Feuerwehrleute aus. Bis die Wasserversorgung steht, geht so wertvolle Zeit verloren.

Das kann in Vlotho jetzt nicht mehr passieren. Denn hier orten die Wehrleute die  Hydranten ab sofort per Navigationssatellitensystem. In der Vergangenheit mussten die einzelnen Standorte sehr zeitaufwendig in unhandlichen Hydrantenplänen nachgeschaut werden. Wenn bei einem der nächsten Einsätze der Feuerwehr Vlotho ein Hydrant für die Wasserversorgung benötigt wird, so kann dessen Standort jetzt schon während der Anfahrt ermittelt werden. Sobald sich ein Löschfahrzeug einem Hydranten nähert, wird dieser auf dem Bildschirm des mitgeführten Navigationsgerätes angezeigt Das System beinhaltet mittlerweile über 600 Hydranten der Stadtwerke Vlotho, Zisternen sowie 300 Hydranten einzelner Wasserbeschaffungsverbände.

Das neue System an den Start zu bringen, hat die Wehrleute aus der Weserstadt viel Mühe gekostet. „In über 250 Stunden ehrenamtlicher Arbeit haben viele Feuerwehrkameradinnen und -kameraden sämtliche Hydranten aufgesucht und geprüft“, sagt Vlothos Feuerwehrchef Torsten Sievering. Die dabei festgestellten Beschädigungen und Mängel wurden anschließend an die Stadtwerke Vlotho und die beteiligten Beschaffungsverbände weitergegeben. Jeder einzelne Hydrant musste dann noch im Computer „eingepflegt“ werden. Besonderheiten zu den Positionen der einzelnen Wasserentnahmestellen wurden dabei ebenfalls gespeichert. „Die Arbeit war zwar sehr zeitaufwendig – sie hat sich aber gelohnt“, so der stellvertretende Wehrführer André Storck. Er hat die „Einpflegung“ der manuell erstellten Daten in die Navigationsgeräte vorgenommen und wird sich künftig um die Aktualisierung der Angaben kümmern.  Die Hydrantenpläne wurden mittels der Software „Google Earth“ digitalisiert und mit einem speziellen Programm für die Geräte angepasst. „Auf dem Display der Navis werden jetzt der Standort des Hydranten, der Rohrleitungsdurchmesser, die Leistungsmenge und das entsprechende Wasserversorgungsunternehmen angezeigt“, erläutert André Storck. So könne bei einem Hydranten mit geringem Durchmesser sofort die nächste Entnahmestelle mit einem größeren Wasserdurchfluss gefunden werden. Einheitsführer und Maschinist können  nun schon während der Anfahrt wichtige Fragen klären: Wo soll das Einsatzfahrzeug postiert werden? Ist die Löschwasserversorgung ausreichend oder müssen zusätzliche Tanklöschwagen angefordert werden?

Weitere Vorteile der mobilen Navigationsgeräte liegen auf der Hand. Ein solches Navi passt quasi in jede „Westentasche“ bzw. an jedes Armaturenbrett. Es lässt sich einfach bedienen und ist auch bei Dunkelheit problemlos abzulesen. Notfalls nehmen Einheitsführer oder  Maschinist das Gerät einfach mit, um die nächste brauchbare Wasserentnahmestelle ausfindig zu machen.  Das Navigationsgerät kann daneben natürlich weiterhin zum Navigieren genutzt werden, da die Hydrantenfindung unabhängig von der Routenplanung mitläuft. Die Weserstädter haben ihr System allerdings noch weiter verfeinert.  So wurden alle bekannten Photovoltaikanlagen, sie stellen im Brandfall bekanntlich eine besondere Gefahr dar, über das gleiche System mit „eingepflegt“. Ebenso wurden die Geräte mit weiteren Informationen zu bestimmten Einsatzobjekten „gefüttert“, die aus den Alarmplänen übernommen wurden.

Fünf Navigationsgeräte wurden bereits im vergangenen Jahr von den Stadtwerken Vlotho gesponsert. Weitere fünf Geräte seien von der Feuerwehr aus Eigenmitteln finanziert worden, sagt Torsten Sievering. „Wir haben sehr schnell erkannt, wie effektiv das System für uns ist!“ Einen besonderen Dank richtet Sievering an Holger Klann von der Feuerwehr Kirchlengern, der den Vlothoer Kameraden bei der technischen Umsetzung zur Seite gestanden habe.

Neben der Feuerwehr Vlotho nutzen die Spenger Wehrleute ebenfalls die satellitenunterstützte Hydrantenfindung. Andere Wehren aus dem Kreisgebiet werden voraussichtlich folgen. So hat die Feuerwehr Hiddenhausen bereits angekündigt, das System ebenfalls kurzfristig einführen zu wollen.

Von Torsten Sievering und André Storck
(Feuerwehr Vlotho) – Text u. Fotos

 

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Mobile Navigationsgeräte vereinfachen ab sofort die Hydrantensuche in Vlotho

 

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Im System wurden viele Zusatzinformationen gespeichert: „Hydrant 297 der
Stadtwerke (rote Hydrantensymbole) ist nicht auffindbar".

 

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Hydrant 4253 des Wasserbeschaffungsverbandes Steinbründorf-Hollwiesen
(schwarze Hydrantensymbole) ist in der Böschung zu finden.