Vor wenigen Monaten hat die Feuerwehr Löhne eine neue Drehleiter 23/12 erhalten. Das moderne Fahrzeug von Iveco-Magirus wurde erst kürzlich beim Tag der offenen Tür der Löschgruppe Gohfeld (26.08.2012) der Öffentlichkeit präsentiert. Ein Vergleich mit einer 60 Jahre alten Museums-Drehleiter des gleichen Herstellers zeigt, wie sich die Feuerwehrtechnik im Verlaufe der Zeit weiterentwickelt hat.
Im Oktober 1952 gibt es bei der Freiwilligen Feuerwehr Gütersloh Grund zur Freude. Im Nachbarkreis wird ein neues Drehleiterfahrzeug vom Typ Magirus-Deutz DL 25+2 in Dienst gestellt. Das Auto verfügt über eine Staffelkabine, bietet also sechs Wehrleuten Platz und entspricht dem damaligen Stand der Technik. Es wird von einem luftgekühlten Dieselmotor mit 5322 ccm Hubraum angetrieben, der 85 PS leistet. Der Wagen bringt es damit auf eine Höchstgeschwindigkeit von immerhin 75 Stundenkilometer. Begriffe wie Computersteuerung oder variable Abstützung sind in den Fünfzigern noch Fremdwörter. Mit einer Auszugs- und Einlasswinde wird der mehrteilige Leitersatz an Drahtseilen teleskopartig auseinander gezogen. Der Antrieb läuft über den Fahrzeugmotor. Eine mechanische Spindelabstützung sorgt für den sicheren Stand der Leiter. Sie bringt es auf eine Gesamtlänge von 25 Meter. Wird die Aufsteckleiter an der Spitze des Leiterparks angebracht, sind es sogar 27 Meter. Der Wagen basiert auf einem S 3500 Fahrgestell mit einer Nutzlast von 3,5 Tonnen und einem Gesamtgewicht von 7,5 Tonnen. Die Konstruktion von Klöckner Humboldt Deutz stammt aus dem Jahr 1949. Die DL 25+2 steht 16 Jahre lang in Diensten der Feuerwehr Gütersloh. Dann erfolgt der Weiterverkauf an die Werkfeuerwehr Miele (Gütersloh), wo das Auto noch bis 1986 genutzt wird. Jetzt ist die Stadt Gütersloh wieder Eigentümerin des Museumsfahrzeugs. Kameraden des Löschzugs Spexard haben die Drehleiter über mehrere Monate hinweg in liebevoller Kleinarbeit restauriert. Mit dem Fahrzeug wird nun regelmäßig an Oldtimerausstellungen und Festlichkeiten teilgenommen.
Die neue Drehleiter der Feuerwehr Löhne (Funkrufname 6/33/1) stammt ebenfalls von Magirus aus Ulm. Das einstige Vorführfahrzeug ist auf einem Iveco-Fahrgestell (Typ 160 E 30) aufgebaut und verfügt über 299 PS (220 KW). Das Gesamtgewicht der Drehleiter (automatisch) mit Korb 23/12 (DLA (K) 23/12), so die Bezeichnung nach der neuen Norm, beträgt 16 Tonnen. Der vierteilige Leitersatz kann per Joystick und Tastentableau bis auf eine Arbeitshöhe von 32 Meter ausgefahren werden. Als Besonderheit preist Hersteller Magirus sein spezielles Vario-Abstützsystem an: Alle vier hydraulischen Abstützungen können dabei individuell von 2,40 Meter bis 5,20 Meter ausgefahren werden. Der Computer ermittelt automatisch die größtmöglichen Ausladungswerte für den Leiterpark, damit die Standsicherheit des Fahrzeugs jederzeit gewährleistet ist. Durch das „intelligente“, variable Abstützsystem können Geländeunebenheiten von bis zu 70 Zentimeter ausgeglichen werden. Weiterhin verfügt die Magirus-Drehleiter der neusten Generation über ein Schwingungsdämpfungssystem (Iveco Magirus Computer Stabilized (CS)). Ein Computer überwacht dabei alle Bewegungen des Leiterparks. Kommt es im Einsatzfall zu Schwankungen der Leiter, beispielsweise wenn eine Person in den Korb aufgenommen wird, so werden diese sofort durch hydraulisches Gegensteuern gedämpft. Solche technischen Finessen waren vor 60 Jahren noch undenkbar. Damals bestand allenfalls die Möglichkeit den Leiterpark mit Seilen abzuspannen, um ungewollte Bewegungen, z.B. durch Windböen, zu vermeiden. Als unverzichtbarer Bestandteil einer modernen Drehleiter hat sich weiterhin der Rettungskorb erwiesen. Er ist standardmäßig für drei Personen ausgelegt. Der Korb der Löhner Drehleiter verfügt außerdem über eine Krankentragelagerung, drei Xenonscheinwerfer, Kamera und ein fernsteuerbares Wenderohr. Weiterhin hat die DLA (K) 23/12 Vario CS einen 13 KVA-Stromerzeuger, wassergetriebenen Lüfter sowie ein Sprungpolster (SP 16) an Bord.
Von Jens Vogelsang
Fotos: Feuerwehr Löhne (2), Vogelsang (3)
Stichwort: Magirus-Drehleitern Conrad Dietrich Magirus (1824 – 1895) gilt als Feuerwehrpionier. 1873 entwickelt Magirus eine 14 Meter hohe Zweirad-Schiebeleiter, die als Ulmer-Leiter auf der Weltausstellung in Wien für Aufsehen sorgt. 1904 stellt das Unternehmen die weltweit erste Drehleiter mit vollautomatischem Antrieb vor. In den fünfziger Jahren konstruieren die Magirus-Ingenieure die damals höchste Drehleiter der Welt. Sie hat eine Steighöhe von 52+2 Meter. Die erste komplett hydraulisch bewegte Drehleiter wird 1953 der Öffentlichkeit präsentiert. Sie kommt ebenfalls von Magirus-Deutz. Drehleitern sind noch immer die am weitesten verbreiteten Hubrettungsfahrzeuge bei der Feuerwehr. Sie dienen in erster Linie zur Personenrettung. Drehleitern eignen sich aber auch, um Löschangriffe von außen durchzuführen, Einsatzstellen auszuleuchten, Belüftungsmaßnahmen durchzuführen oder Anleiterbereitschaften herzustellen, um Rückzugswege zu sichern. Vo |
Hat über viele Jahre hinweg treue Dienste geleistet:
Magirus-Museumsdrehleiter (DL 25+2) der Feuerwehr Gütersloh.
Die neue Magirus-Drehleiter der Feuerwehr Löhne …
… vor der hauptamtlichen Wache der Werrestadt.
Beim Tag der offenen Tür der LG Löhne-Gohfeld wird der Iveco-Magirus der Öffentlichkeit vorgestellt.
Drehleiterkranz der DLA 23/12 Vario CS mit dem Steuerstand.