Wenn sich der Haarföhn von selbst einschaltet!

Tipps für ein sicheres Zuhause

Düsseldorf/Kreis Herford. Brandeinsätze in Privathaushalten gehören zum Alltag der Feuerwehr. Die vergessene Bratpfanne auf dem Herd, der Wäschetrockner im Keller oder der schlichte Haarföhn aus dem Kaufhaus können in den eigenen vier Wänden für unliebsame Überraschungen sorgen. Selbst  von Mobiltelefonen geht ein gewisses Brandrisiko aus. „Auf eine Gefahr kann allerdings nur der reagieren, der diese auch erkennt“, heißt es vom Verband der öffentlichen Versicherer.

Die Deutschen Feuerwehren rücken Jahr für Jahr zu rund 200.000 Brandeinsätzen aus. Häufig führen technische Defekte in Privathaushalten zu Feuerschäden. Das Institut für Schadensverhütung und Schadensforschung der öffentlichen Versicherer (IFS) aus Kiel hat ermittelt, dass in 35 Prozent der Fälle „Elektrizität“ als Brandursache in Betracht kommt. Erst danach folgt „Menschliches „Fehlverhalten“ (17 Prozent). „Offenes Feuer“, wie beispielsweise durch Kerzen ausgelöste Unglücke, konnten lediglich in 3 Prozent der Fälle als brandursächlich ermittelt werden. Aufgrund von Fehlern in der elektrischen Installation oder in elektrischen Geräten könne es jederzeit zu Wohnungsbränden kommen. „Durch einfache Verhaltensmaßnahmen und die Auswahl sicherer Produkte lassen sich diese Gefahren allerdings deutlich verringern“, sagen die Fachleute vom IFS.

Stichwort: Wäschetrockner, Haarföhn und Co.
Das IFS hat die Gefahren von elektrischen Geräten, die sich heute in fast allen Haushalten wieder finden, näher analysiert. Wäschetrockner gehören danach mit 15 Prozent besonders häufig zu den Verursachern von Wohnungsbränden. Dies, so die Experten aus Kiel, liege vor allem daran, dass diese Geräte für ihre Arbeit Wärme entwickeln müssen und gleichzeitig Feuchtigkeit ausgesetzt sind. Dadurch können Kontakte oxidieren und eine Fehlfunktion des Gerätes mit Lichtbogenkurzschluss oder Überhitzung auslösen. Die Geräte geraten dann innerhalb von Sekunden in Brand, da viele Kunststoffteile verbaut sind. Giftige Gase und immense Rauchmengen entstehen. Oft laufen diese Geräte nachts, um den günstigen Nachtstrom zu nutzen oder mit Zeitschaltuhr. Kommt es dann zu einem Defekt, wird der Brand oft nicht gleich bemerkt, weil alle schlafen, warnen die Prüfer vom IFS.
In der „Hitliste“ der Elektrogeräte mit Gefahrenpotential folgen übrigens auf den weiteren Plätzen Fernseher (14 Prozent), Kühl- und Gefrierschränke (8 Prozent) sowie Waschmaschinen und Geschirrspüler (jeweils 6 Prozent). Aber auch kleine elektrische „Alltagshelfer“ sind nicht zu unterschätzen. So wurde vor einiger Zeit eine Wohnung durch ein Feuer verwüstet, weil sich ein Haartrockner selbständig wieder eingeschaltet hatte, obwohl der Schiebeschalter am Gerät zuvor nachweislich auf die Position „0“ gestellt worden war. Der Föhn überhitzte und geriet in Brand. Das IFS ermittelte später einen Konstruktionsfehler am Schalter. Etwa 900.000(!) Geräte mussten daraufhin aus dem Verkauf einer Drogeriemarktkette genommen werden. Sie alle hätten sonst als „versteckte Zündquellen“ weitere Brände auslösen können.
Das IFS empfiehlt daher, Elektrogeräte nur unter Aufsicht zu betreiben. „Elektrische Kleingeräte, wie Haartrockner oder Wasserkocher, sollen nach jedem Gebrauch vom Netz getrennt werden!“ Das „Stecker ziehen“ spart zudem Geld; denn viele Geräte verbrauchen im „Standby-Betrieb“ weiter Energie. Weitere Gefahrenquelle sind Mehrfachsteckerleisten. Sie überhitzen im Handumdrehen, wenn zu viele leistungsstarke Verbraucher darüber betrieben werden. Deshalb sollten unbedingt die Leistungsangaben der Hersteller beachtet werden. Das GS-Zeichen für geprüfte Sicherheit garantiert im Übrigen, dass das Produkt den geltenden Sicherheitsanforderungen entspricht und unabhängig geprüft wurde. Leistungsstarke Geräte ab 1.000 Watt, so die Empfehlung des IFS, sollten immer über fest installierte Steckdosen betrieben werden.


Ein Haartrockner, der sich von selbst einschaltet, auch das hat es schon gegeben. Das Foto (IFS, Kiel)

zeigt ein vergleichbares Gerät aus einer Rückrufaktion. Durch einfaches "Stecker ziehen" kann das
Brandrisiko von elektrischen Geräten erheblich verringert werden.

 


Wäschetrockner gehören besonders häufig zu den Verursachern von Wohnungsbränden.
(Foto: IFS, Kiel)

 

Stichwort: Küchenbrand
Wer kennt das nicht: Das Telefon klingelt und die Pfanne auf dem Herd gerät während des anregenden Telefongesprächs in Vergessenheit.  Ein Fettbrand kann die Folge sein. Das Feuer findet dann in aller Regel im Filter der Dunstabzugshaube weitere Nahrung – und im Nu steht die ganze Küche in Flammen. Das IFS hat ein solches Szenario in seinem Brandversuchshaus nachgestellt. Besonders beeindruckend waren dabei die Geschwindigkeit der Brandentwicklung und die fatalen Folgen, die durch das hineingeschüttete Wasser ausgelöst wurden. Jeder Liter verwandelte sich explosionsartig in 1.700 Liter Wasserdampf, der die brennenden Fetttröpfchen mit sich riss. Deshalb gilt: Sollte es zu einem Fettbrand kommen, sind Löschversuche mit Wasser unter allen Umständen zu vermeiden. Sofern noch die Möglichkeit bestehe, so die Experten des IFS und der Feuerwehr, sollte ein passender Deckel aufgeschoben werden oder eine Löschdecke darüber gelegt werden.  


Eine brennende Bratpfanne kann die gesamte Küche zerstören, wenn falsch gehandelt und
Wasser als Löschmittel eingesetzt wird. (Foto: Westfälische Provinzial)

 

Stichwort: Elektrofahrräder, Mobiltelefone und Co.
So genannte E-Bikes haben in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erfahren. Gerade für ältere Menschen ist das moderne Fortbewegungsmittel eine Kräfte schonende Alternative zum herkömmlichen Fahrrad. Der Elektromotor wird dabei über einen leistungsstarken Akku gespeist. Die Lithium-Ionen-Batterien hätten allerdings aufgrund ihrer hohen Energiedichte eine brandgefährliche Seite, heißt es in der Zeitschrift „Schadenprisma“, die vom Verband der Sachversicherer herausgegeben wird. Beim Ladevorgang könne es zur Überhitzung bis zum explosionsartigen Abbrand des Batteriepakets kommen. Das IFS rät daher, die Akkus nur an Orten und in Räumen zu laden, wo sich ein möglicher Brand nicht ausbreiten kann und den Ladevorgang zu beaufsichtigen bzw. zumindest zeitweise zu kontrollieren. Für den Notfall sollte ein Feuerlöscher griffbereit vorhanden sein. Es mache Sinn, den Bereich mit Rauchmeldern zu sichern.
Lithium-Ionen-Batterien finden häufig für den Betrieb von „energiehungrigen“ mobilen Geräten Verwendung. Besonders verbreitet sind die modernen Energiespeicher in Funktelefonen. Auch hier es bereits zu Unglücksfällen gekommen. Das IFS beschreibt einen Schadensverlauf: Durch eine chemische Reaktion im Akku war die Temperatur zu weit angestiegen.  Es hatte sich ein Gas gebildet, wodurch das Gehäuse schließlich aufplatzte. Brennbare Teile des Elektrolyts wurden herausgeschleudert und entzündeten Material in der Umgebung.


Brandquelle Mobiltelefon: Die energiehungrigen Geräte sind oftmals mit Lithium-Ionen-

oder Lithium-Polymer-Akkus ausgerüstet. Diese Batterien verfügen über die nötige Energiedichte,
mit der gleichtzeitig ein Brandrisiko einhergeht. (Foto: IFS, Kiel)

 

Stichwort: Selbstentzündung
Industriell gefertigte Möbel und Fußbodenbeläge aus Holz sind normalerweise lackiert, also durch eine Kunststoffschicht versiegelt und damit vor Nässe geschützt. Ein gänzlich anderes Verfahren ist das Ölen von Holz, das schon seit hunderten von Jahren genutzt wird und bei dem die Oberfläche nicht unter einer Lackschicht verschwindet. Holzöle, die zumeist auf Leinöl basieren, sind für den Menschen im Allgemeinen völlig unbedenklich; denn die fertig geölte Oberfläche beinhaltet keine Stoffe, die das Wohlbefinden beeinträchtigen. Doch Achtung: Wer Holz ölen will, muss unbedingt wissen, dass Selbstentzündungsgefahr besteht. Mit Öl getränkte Lappen können sich unter bestimmten Voraussetzungen nämlich von alleine entzünden. Dabei reagiert das Öl mit dem Luftsauerstoff. Ein zusammen geknülltes Tuch kann wenig Wärme abgeben und sich deshalb so stark erhitzen, dass es anfängt zu brennen. Deshalb sollten alle ölgetränkten Lappen, Schwämme oder Farbrollen in Wasser getränkt und unbedingt im Freien getrocknet werden.  Auf keinen Fall sollten solche Textilien achtlos in den Müll geworfen werden.


Menschliches Fehlverhalten mit offenem feuer hat diesen Wohnungsbrand ausgelöst: Vermutlich ist eine
brennende Kerze unter den Wohnzimmerschrank gerollt, schreibt der Sachverständige in seinem Gutachten.
(Foto: IFS, Kiel)

 

Stichwort: Heizdecken (Heizkissen)
Heizdecken sorgen gerade in der kalten Jahreszeit für eine wohlige Wärme unter der Bettdecke. Doch aufgepasst: Wird ein solches Gerät vor dem Schlafengehen eingeschaltet und über einen längeren Zeitraum unbeaufsichtigt gelassen, kann sich ein Wärmestau mit anschließendem Feuer bilden. In einem Fall, den das IFS untersuchte, hatte eine Heizdecke zum kompletten Abbrand eines Ferienhauses geführt.  

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(Quellen: Verband der öffentlichen Versicherer, Düsseldorf / IFS, Kiel)

tortendiagramm
Grafik: KFV Herford
Technische Defekte führen besonders häufig zu Bränden in Privathaushalten. (Quelle: IFS, Kiel)

 

 

Abnehmbare Batterie für ein E-Bike. Das Lithium-Ionen-Akku-Pack sollte während
des Ladevorgangs zumindest zeitweise kontrolliert werden. (Foto: J. Hammerschmidt)