Der Primus aus dem Zillertal

Empl bringt neue Aufbaulinie an den Start

Empl Primus 2Kaltenbach (Aut)/Hannover. Der Wettbewerb ist groß und der Konkurrenzdruck gnadenlos:   Die Hersteller von Feuerwehrfahrzeugen müssen eine exzellente Qualität abliefern und für die unterschiedlichen Belange der Wehren durchdachte Lösungen parat haben, um am Markt bestehen  zu können. Innerhalb der Branche gilt daher die Devise, mit innovativen Ideen für Aufsehen zu sorgen und die  Mitbewerber auf diese Weise auf Distanz zu halten.  Vor diesem Hintergrund haben die Empl-Werke aus Österreich   ihre neue Fahrzeuggeneration vorgestellt. Der „Primus“  glänzte bereits auf der Interschutz 2015 in Hannover als eine der wenigen echten Neuerscheinungen im Segment der kommunalen Löschfahrzeuge.

Die Ingenieure haben mit dem Auto, das als Löschfahrzeug (LF 20), Hilfeleistungslöschfahrzeug (HLF 20) und Tanklöschfahrzeug (TLF) ausgeliefert wird, für frischen Wind aus Tirol gesorgt, dort wo das Unternehmen Empl seinen Hauptsitz hat.  Der Name „Primus“ ist dabei ganz offensichtlich Programm. „Der Erste“ bedeutet die Typenbezeichnung aus dem lateinischen übersetzt. In puncto Flexibilität und Individualität kann Empl mit seiner neuen Aufbaulinie  ganz sicher in der ersten Reihe mitspielen.
Der „Primus“ kommt bullig und wie aus einem Guss daher. Er wirkt so, als hätte er im Windkanal den letzten Schliff bekommen. Das elegante Design des Löschtrucks kommt besonders durch den aerodynamisch geformten Dachaufbau und die speziellen  Kunststoffseitenteile zum Ausdruck. Erst auf den zweiten Blick fällt auf, dass der Aufbau des „Primus“ nach oben hin schmaler wird.  Die Experten der Tiroler Feuerwehrschmiede konnten durch diesen „Trick“ den Luftwiderstand weiter reduzieren und für eine bessere Übersichtlichkeit sorgen. Das kommt dem Fahrer beim Manövrieren zugute.  Empl versichert,  dass die Karosserie kleinere Rempler, die in der Einsatzhektik nicht immer zu vermeiden sind, locker wegsteckt: Die robusten Kunststoff-Formteile dienen als Stoßschutz und optimieren zugleich die Korrosionsbeständigkeit des Aufbaus.

empl doc
Empl verwendet für den „Primus“ drei Module:  Fahrerkabine, Mannschaftsraum

u. Geräteraumaufbau (Abb. Empl Fahrzeugwerk)

Eigentlich ist der „Primus“ alles andere, als aus einem Guss gefertigt.  Das Fahrzeug besteht nämlich mit dem Original-LKW-Fahrerhaus, dem Kabinenmodul und Geräteraumaufbau  aus drei voneinander unabhängigen Baugruppen.  Dadurch werden bei Fahrten in schwierigem Gelände Spannungen der Karosserie vermieden und eine optimale Verwindungsfähigkeit des Aufbaus erreicht. Außerdem bleibt der Motor des LKW auf diese Weise für Wartungs- und Reparaturarbeiten leicht zugänglich, da beim Kippen des Fahrerhauses die Mannschaftskabine fix am Fahrgestell montiert bleibt. Empl verspricht eine optimale  Ausnutzung des schall- und wärmeisolierten Kabinenmoduls in Breite, Länge und Innenraumhöhe. Möglich ist dies, da sich der Mannschaftsraum in seinen Abmessungen am Aufbau und nicht an der Fahrerkabine orientiert. Durch die besonders großen Mannschaftsraumtüren und die pneumatisch abklappbaren Einstiegsstufen  mit besonders breiten Auftritts-Flächen gelangen die Einsatzkräfte auch mit angelegten Atemschutzgeräten sicher nach draußen.  Neu im Mannschaftsraum sind das helle Dachfenster - optional kann an dieser Stelle eine Klimaanlage installiert werden - die optimierten Griffstangen und die serienmäßigen elektrischen Fensterheber.  In den Dachaufbau sind LED-Lichtleisten integriert, die eine optimale Umfeld-Beleuchtung garantieren.  Ein Modul pro Seite leuchtet gezielt den Einstiegsbereich der Mannschaftskabine aus.  Weiterhin gibt es auf dem Dach eine universelle Blaulicht-Aufnahme, die stilistisch der neuen Designlinie angepasst wurde und mit allen gängigen Sondersignalanlagen bestückt werden kann.
Den Aufbau fertigt Empl in der bewährten Alu-Tech-Sandwichbauweise. Verwendet werden  Paneele aus Alu-Deckschicht und einem PP-Kunststoffwabenkern.  Jeder Geräteraum ist durch Trennwände komplett abgeschlossen.  Empl hält durch diese Bauweise eine einfachere Reinigung des Aufbaus für möglich, da ein Dampfstrahler eingesetzt werden kann.  Das Aufbaugewicht konnte beim „Primus“ weiter gesenkt werden, was eine höhere Zuladung möglich macht. Die Zillertaler bringen in der Produktion in erster Linie Serienkomponenten zum Einsatz und verzichten so weit wie möglich auf komplizierte Einzelanfertigungen, um Kosten zu sparen. Empl bescheinigt seinem Produkt eine hundertprozentige Korrosionsbeständigkeit und gewährt darauf eine Zehnjahresgarantie.
Um die Kabelbäume in Fahrzeugen zu reduzieren entwickelte Bosch bereits Anfang der 1980er-Jahre für die Vernetzung von Steuergeräten in Automobilien die CAN-Bus-Technologie.  Klar, dass diese Technik auch in Feuerwehrfahrzeugen zum Einsatz kommt, um alle wichtigen Geräte zu steuern,  Statusfunktionen abzurufen, Anlagezustände zu beobachten und Befehle zu überwachen.  Empl nennt sein System „H.I.T. CAN-Bus“. Hinter der Abkürzung für „Human Interaction Technology“ verbirgt sich ein vollautomatisches, selbstüberwachendes System, das mit Siebenzoll-LCD-Farbdisplays mit LED-Hintergrundbeleuchtung am Pumpenstand und im Fahrerhaus arbeitet.
Der erste „Primus“, ein Hilfeleistungslöschfahrzeug 20 (HLF 20), wurde im Juli 2015 bei der  Freiwilligen Feuerwehr Stockstadt am Main (Bayern) in Dienst gestellt. Er ist auf einem Mercedes Atego 1530 F mit 299 PS (Euro 6) aufgebaut. Zur Ausrüstung gehören unter anderem Rotzler-Seilwinde (50 kN), Arbeitsbühne für LKW-Unfälle, pneumatischer Lichtmast mit acht LED-Scheinwerfern, zwei Ein-Personen-Haspeln mit B-Schläuchen   bzw. Material für die Verkehrsabsicherung sowie elektrisch gesteuerte Absenkvorrichtung für Steck- und Schiebleiter.  Das Fahrzeug verfügt zudem über Wassertankheizung und Rückfahrkamera mit Nachtsichtfunktion und Mikrofon. Das Bedienfeld für die komplett wartungsfreie Empl-Feuerlöschkreiselpumpe, die auch mit Hochdruckteil lieferbar ist, haben die Österreicher in Anlehnung an die Fachempfehlung der Arbeitsgemeinschaft der Berufsfeuerwehren (AGBF) gestaltet.  Das Stockstädter HLF war im letzten Jahr auf der Interschutz in Hannover als Prototyp der neuen Aufbaulinie zu sehen.
Empl zählt zu den führenden Herstellern von maßgeschneiderten Sonderaufbauten auf LKW-Fahrgestellen mit einer breiten Produktpalette von Nutz-  und Feuerwehrfahrzeugen.  Produziert wird an den Standorten Kaltenbach (Tirol) und Zahna-Elster (Sachsen-Anhalt). Die Geschichte des Unternehmens geht bis in das Jahr 1926 zurück. Damals wurden in Kaltenbach Holzpflüge hergestellt. Heute beschäftigt Empl rund  440 Mitarbeiter. In Tirol wurden gerade erst 5,8 Millionen Euro investiert. Entstanden sind ein zusätzliches Produktionsgebäude und die „Empl-Akademie“ für Kunden, Mitarbeiter und Lehrlinge. (Infos: Empl Fahrzeugwerk, Kaltenbach in Tirol/Österreich, Redaktion: kfv-herford.de)   

-Vo-

Empl Primus Stockstadt Interschutz 1
Das Hilfeleistungslöschfahrzeug 20 (HLF 20) „Primus“ in der Ausführung für die FW Stockstadt/Main (Bayern)
gab es auf der Interschutz in Hannover zu sehen. (Foto: Archiv KFV Herford)

Empl Primus 2
Mit dem neuen Aufbau- und Designkonzept des Autos sorgt Empl für frischen Wind
im Segment der kommunalen Löschfahrzeuge. (Foto: Empl Fahrzeugwerk)

Empl Primus MAN TLF A 2000 St Andrae Teststr 3
Tanklöschfahrzeug 2000 (TLF 2000) „Primus“ der FW St. Andrä-Höch (Steiermark/Österreich) auf der Teststrecke:
Durch die Modulbauweise passt sich der Aufbau optimal den Geländeunebenheiten an. (Foto: Empl Fahrzeugwerk)

Empl Primus MB HLF 20 Sauerlach 4
Hilfeleistungslöschfahrzeug 20 (HLF 20) „Primus“ mit Seilwinde (70 kN) für die FW Sauerlach (Bayern)
auf einem Mercedes-Benz Atego 1629 Fahrgestell. (Foto: Empl Fahrzeugwerk)

Empl Primus MB HLF 20 Sauerl 5
Der Aufbau besticht durch Flexibilität: Verwendet werden Drehfächer auf variabel
montierbaren Edelstahllagerungen. (Foto: Empl Fahrzeugwerk)

Empl Primus MAN LFB Muenster 6
Löschfahrzeug mit Bergeausrüstung (LFB) der FW Münster (Tirol/Österreich) auf MAN-Fahrgestell.
Das ausgefeilte LED-Beleuchtungskonzept des „Primus“ sorgt für Sicherheit im Dunkeln. (Foto: Empl Fahrzeugwerk)