Brennender Schulbus lässt den Asphalt glühen

Schülergruppe bleibt unverletzt

IMG 7017Rödinghausen.  17  Kinder und Jugendliche haben am Donnerstagmorgen (19.05.2016) großes Glück gehabt: Sie saßen in einem Schulbus, als dieser  auf der Bruchmühlener Straße in Rödinghausen plötzlich während der Fahrt in Brand geriet.  Alle Insassen  konnten sich unverletzt in Sicherheit bringen, bevor das Fahrzeug ein Raub der Flammen wurde. Die Feuerwehr Rödinghausen  war mit einem Großaufgebot angerückt.  Das Feuer hatte sich allerdings rasend schnell ausgebreitet, sodass es an dem Fahrzeug nichts mehr zu retten gab. Brandmelder und automatische Löschanlagen im Motorraum von Linien- und Reisebussen sorgen für mehr Sicherheit. Sie sind allerdings nicht vorgeschrieben und waren deshalb in dem Unglücksbus nicht vorhanden.


 
Die Schülergruppe befand sich auf dem Weg zur Pestalozzischule in Bünde. Gegen 7.30 Uhr bemerkte ein Schüler, dass aus dem Motorraum im Heck Rauch hervorquoll. Er informierte den Busfahrer, der schnell reagierte.  Der 65-Jährige aus Melle hielt auf der Bruchmühlener Straße sofort an, sodass alle 17 Schüler im Alter von zwölf bis 16 Jahren unverletzt aussteigen konnten. Anschließend alarmierte er die Feuerwehr.  Die Polizei berichtete, dass der Fahrer noch eigene Löschversuche unternommen habe, die allerdings wirkungslos blieben.

Extreme Strahlungswärme   

Die Kreisleitstelle löste für die Feuerwehr Rödinghausen Großalarm aus. Etwa 40 Einsatzkräfte des Löschzugs Kilver sowie der Löschgruppen Rödinghausen, Schwenningdorf und Bieren rückten aus. Als die erste Einheit nach etwa drei Minuten vor Ort eintraf, schlugen die Flammen bereits aus den Fenstern. Peter Mende, stellvertretender Leiter der Wehr, koordinierte den Einsatz. Die Wehrleute setzten größere Mengen Löschschaum ein, mit dem sie das Feuer erstickten. Während der Löscharbeiten bestätigte sich:  Wenn der Motorraum eines Omnibusses erst einmal in Flammen steht, kommen alle Löschmaßnahmen in der Regel zu spät, um einen Totalschaden zu verhindern. Es sei denn, eine  automatische Feuerlöschanlage ist eingebaut.  Das  mehr als 20 Jahre alte Fahrzeug des Kirchlengeraner Busunternehmens hatte ein solches System allerdings nicht an Bord. So blieb von dem Wagen letztlich nur ein Gerippe aus  Blechen und Profilen übrig. Die Wehrleute kühlten die glühend heißen Eisenteile mit Wasser.  Sie hatten sich durch die hohen Temperaturen teilweise verbogen. Mende schätzte deshalb, dass  bei dem Brand Temperaturen von  mehr als 500 Grad geherrscht haben müssen.  Durch die extreme Strahlungswärme waren an einem Gebäude in unmittelbarer Nähe die Kunststoffrollläden geschmolzen und Fensterscheiben beschädigt worden.  

Bürgermeister an der Unglücksstelle

Die Schülergruppe wurde zunächst vom Rettungsdienst aus Bünde betreut und später mit einem Ersatzbus nach Bünde gefahren.  Rödinghausens Bürgermeister Ernst-Wilhelm Vortmeyer zeigte sich an der Unglücksstelle erleichtert, dass durch den Brand niemand verletzt wurde. Die Pestalozzischule hatte schnell reagiert und durch einem Hinweis auf ihrer Internetseite Eltern, Angehörige und Mitschüler beruhigt.

GSG-Zug rückt aus

Nach Abschluss der Löscharbeiten bereitete ein Abschleppunternehmen die Bergung des ausgebrannten Busses vor. Bereits beim ersten Anheben des Fahrzeugwracks lief Diesel aus. Um eine Gefährdung für die Umwelt durch den thermisch belasteten Kraftstoff zu vermeiden, forderte Einsatzleiter Mende eine Spezialeinheit der Feuerwehr Bünde an, die für Einsätze mit „Gefährlichen Stoffen und Gütern“ (GSG) ausgerüstet ist. Die Experten des GSG-Zugs erkundeten zunächst die Reste der Fahrzeugtechnik mit der Wärmebildkamera. Danach leiteten sie rund 120 Liter Diesel, die sich noch im Tank befanden, mit einer Umfüllpumpe in einen Edelstahlbehälter. Einsatzkräfte der Löschgruppe Rödinghausen stellten währenddessen den Brandschutz sicher. Mit der Entsorgung des abgepumpten Kraftstoffs wurde ein Spezialbetrieb beauftragt. Ein LKW-Abschleppwagen zog das Wrack schließlich zum Betriebshof des Busunternehmens. Mitarbeiter des Kreisumweltamtes, Ordnungs- und Gemeindebauamtes sowie vom  Straßenbaulastträger begutachteten die Einsatzstelle. Sie stellten zwar keine Auswirkungen für die Umwelt fest, dafür war die Asphaltdecke der Bruchmühlener Straße im Bereich der Brandstelle durch die extreme Hitze regelrecht geschmolzen. Als die letzten Einsatzkräfte gegen 14 Uhr den Unglücksort verließen, begannen bereits die ersten Ausbesserungsarbeiten an der Fahrbahn. Der beschädigte Belag soll in den nächsten Tagen komplett erneuert werden.   

75 Prozent der Brände entstehen im Motorraum

Offizielle Statistiken für Busbrände existieren nicht. Statistische Abschätzungen gehen jedoch davon aus, dass in Deutschland jährlich 350 bis 400 Busse abbrennen. Eine Studie der Universität Magdeburg, die 141 Fälle auf ihre Ursachen hin auswertete, zeigt, dass über 75 Prozent der Brände im Motorraum entstanden und in rund 85 Prozent fahrende Busse betroffen waren.  Die Experten der Dekra kamen zu einem ähnlichen Ergebnis. Auch neue Busse waren nach ihren Erkenntnissen häufig von Bränden betroffen.  Eine Ursache soll die kompakte Bauart der Busmotoren sein. Leitungen, die brennbare Flüssigkeiten führen und Bauteile, die als Zündquelle in Frage kommen, liegen, anders als im LKW, eng beieinander. Die Hochdruck-Lenkungshydraulikleitungen, die Ölzuführung im Hauptlager des Turboladers und die Standheizung gelten als neuralgische Stellen im Motorraum. Reißt beispielsweise eine Hochdruckleitung ab, kann sich der Ölsprühnebel auf den heißen Bauteilen des Turboladers oder Auspuffs entzünden.  Doch meist brennt es im Motorraum nicht sofort lichterloh, sondern es glimmt und schwelt zunächst eine Weile. Der Busfahrer bekommt davon an seinem Arbeitsplatz - zwölf bis 18 Meter weiter vorne – oftmals nichts mit. Er wird meistens erst von anderen Verkehrsteilnehmern oder, so wie in Rödinghausen, von den  Businsassen  darauf aufmerksam gemacht, dass etwas nicht stimmt. Vom Motorraum aus fressen sich die Flammen dann binnen Minuten durch den gesamten Fahrgastraum.

Löschanlagen verhindern Totalverlust
 
Feuerlöschanlagen sind in der Regel die einzige Möglichkeit, einen Totalverlust der üblicherweise zwischen 250.000 und mehr als 400.000 Euro teuren Fahrzeuge zu verhindern. Moderne Systeme, die bis zu 4.000 Euro kosten, arbeiten mit Infrarotsensoren zur Branderkennung im Motorraum. Die lokalisieren offene Flammen in Bruchteilen einer Sekunde. Ein pyrotechnisches Ventil öffnet sich schlagartig, und das Löschmittel schießt in den Brandbereich. Als weitere mögliche Zündquelle gilt die Bordelektrik. Im Bereich der Kabelkanäle, vor allem im Gepäckraum, hatten in der Vergangenheit einige Unglücksfälle ihren Ausgang genommen.

Brandmelder schützen die Passagiere in Neufahrzeugen

Alle führenden europäischen Hersteller von Stadt- und Reisebussen rüsten ihre Neufahrzeuge mittlerweile im Motorraum mit Brandmeldern aus. Die Hersteller EvoBus (Mercedes-Benz/Setra), Irisbus/Iveco, MAN-Nutzfahrzeuge (MAN/Neoplan), Scania/Schweden, Solaris/ Polen, VDL/Niederlande und Volvo/Schweden, die in Europa gemeinsam einen Marktanteil von etwa 85 Prozent haben, unterzeichneten dazu eine Selbstverpflichtung. Die Erklärung sieht vor, alle innerhalb der EU ausgelieferten Linien- und Reisebusse mit Heckmotor spätestens ab Januar 2011 mit Meldeanlagen auszustatten, die den Fahrer bei einer Brandgefahr direkt und unverzüglich warnen. In vielen Bustypen sind weitere Rauchmelder zu finden. So installieren die Hersteller meist zusätzliche Geräte in der Toilette, in der Ruhekabine und im Gepäckraum.  
Eines der schwersten Busunglücke hatte sich im Jahr 2008 bei Hannover ereignet. Damals starben 20 Rentner, nachdem es zu einem Kabelschwelbrand zwischen Toilette und Bordküche mit anschließender Stichflammenbildung gekommen war. (ots, Redaktion: kfv-herford.de, Infos: Jens Rüter, FW Rödinghausen)

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Hohe Flammen schlagen aus dem Motorraum. Die Schülergruppe hat sich
zu diesem Zeitpunkt bereits in Sicherheit gebracht. (Foto: KFV Herford/privat)

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Das Feuer frisst sich binnen weniger Minuten durch den gesamten Fahrgastraum. (Foto: KFV Herford/privat)

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(Foto: KFV Herford/privat)

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Die Feuerwehr Rödinghausen setzt Löschschaum ein, um die Flammen zu ersticken. (Foto: KFV Herford/privat)

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Diese Maßnahme zeigt schnell Wirkung. (Foto: KFV Herford/privat)     

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Nachlöscharbeiten mit dem Hohlstrahlrohr (Foto: KFV Herford/privat)

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Lediglich ein verkohltes Gerippe ist übriggeblieben. Das Feuer könnte durch einen
technischen Defekt im Motorraum ausgelöst worden sein. (Foto: KFV Herford/privat)

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Durch die enorme Strahlungswärme wird ein Wohnhaus beschädigt. (Foto: KFV Herford/privat)

 


Einsatzkräfte des GSG-Zugs aus Bünde pumpen rund 120 Liter Diesel aus
     dem Tank des Fahrzeugwracks. Durch einen geerdeten Schlauch fließt der Kraftstoff …
(Foto: Feuerwehr Rödinghausen)

 


… in einen Edelstahlbehälter. Er wird anschließend zu einem Entsorgungsbetrieb transportiert. 
(Foto: Feuerwehr Rödinghausen)