Moderne Rettungswache auf drei Ebenen

Kreis investiert am Standort Vlotho

20160906 151222 aVlotho. Die Rettungswache Vlotho ist in die Jahre gekommen. Das Gebäude Am Bullerbach wird schon länger den gestiegenen Anforderungen eines modernen Rettungsdienstbetriebs nicht mehr gerecht.  Politik und Verwaltung haben reagiert. Eine umfangreiche Baumaßnahme am bisherigen Standort ist bereits beschlossene Sache. Gut zwei Millionen Euro sollen dafür bis Anfang 2020 investiert werden.

Seit dem Jahr 1980 betreibt der Kreis Herford die Einrichtung in der Weserstadt. Von hier aus werden die Notfallrettung und der Krankentransport im Osten des Kreisgebietes sichergestellt. Die Nachbarkommunen im angrenzenden Minden-Lübbecke und Lippe sind im Bedarfsfall  von Vlotho aus ebenfalls gut zu erreichen.  Am Bullerbach sind drei Rettungswagen (RTW) stationiert. Das dritte Auto dient allerdings lediglich als Reservefahrzeug. Es kommt dann zum Einsatz, wenn eines der beiden anderen wegen Reparatur oder Desinfektion ausfällt.  „Zurzeit werden tagsüber zwei und nachts ein RTW besetzt“, erläutert Ulrich Stender, Abteilungsleiter Gefahrenabwehr  beim Kreis Herford.  

Desinfektion und Dekontamination müssen verbessert werden

Die Rettungswache Vlotho ist zurzeit noch in einem stadteigenen Gebäude untergebracht, das mit dem Gerätehaus des Löschzugs Vlotho-Mitte quasi eine Einheit bildet.  Die räumlichen Gegebenheiten  sind   für den Rettungsdienst allerdings alles andere als zufriedenstellend.  In der Fahrzeughalle mit ihren drei Stellplätzen herrscht drangvolle Enge.  So gerade eben passen die modernen Rettungswagen  in die viel zu engen Garagen. „Die geforderten Freiflächen zum sicheren Ein- und Aussteigen werden bei weitem nicht eingehalten“, schildert Ulrich Stender die Situation.  Eine Abgasabsauganlage gebe es ebenfalls nicht. Die sei mit einem vertretbaren wirtschaftlichen Aufwand auch nicht nachzurüsten. Der Abteilungsleiter berichtet weiter, dass die Einrichtungen zur Desinfektion und Dekontamination dringend verbessert werden müssten.  Die sogenannten Infektionsfahrten haben in den letzten Jahren erheblich zugenommen. „Das liegt  vor allem an den immer häufiger auftretenden Krankenhauskeimen!“, sagt Stender.  Diese Erreger sind gegen alle gängigen Antibiotika resistent und vermehren sich durch mangelnde Hygiene. Die Rettungswagen werden daher wöchentlich und nach jeder Infektionsfahrt desinfiziert.  Danach ist für das Personal die eigene Dekontamination Pflicht.  Einen separaten  Arbeitsraum für die Materialdesinfektion gibt es nicht. Momentan wird dafür der Dusch- und Waschraum mit genutzt.  Am Standort Vlotho sind zwölf Männer und fünf Frauen beschäftigt. Die Rettungswache ist allerdings für eine Geschlechtertrennung nicht ausgelegt. „Das Personal muss sich die sanitären Anlagen teilen!“

Komplexe Baumaßnahme

Um all diese Probleme zu lösen, ist eine umfangreiche Baumaßnahme notwendig. Zwischen Feuerwehrgerätehaus und Straße entsteht dazu ein Anbau, der einem Neubau gleicht.  Die Planer sprechen aufgrund der Hanglange am Fuße des Bonnebergs von einem relativ komplexen und schwierigen Schritt. Insgesamt wird  über drei Ebenen hinweg gebaut. Im Erdgeschoss entsteht eine ausreichend große Fahrzeughalle für die drei Rettungswagen. Auf der gleichen Ebene sind die Ruhe- und Umkleideräume sowie die sanitären Anlagen zu finden.  Aufenthaltsraum, Teeküche  und Büro, die in der alten Gebäudesubstanz ihren Platz haben, schließen sich daran an. Eine Ebene tiefer, also quasi auf Kellerniveau, wird die Desinfektionshalle errichtet. Sie ist über zwei getrennte Treppenräume mit dem Dekontaminationsbereich auf der zweiten Kellerebene verbunden.  Durch die konsequente Trennung in einen „belasteten Schwarzbereich“ und einen „unbelasteten Weißbereich“  soll  eine Verschleppung von Keimen vermieden werden.  Im Obergeschoss des Neubaus entsteht schließlich noch ein großer Schulungsraum mit separater Teeküche. Die Einrichtung in Vlotho ist nämlich zugleich Lehrrettungswache.   

Baustart Ende 2018
       
Im August hatte das Architekturbüro Witteck und Kiefer aus Vlotho die Machbarkeitsstudie im Bauausschuss vorgestellt.  Mitarbeiter der Kreisverwaltung, Fachleute der Bauwirtschaft und das Personal der Rettungswache waren an der Projektstudie beteiligt. Der Kreisausschuss hatte daraufhin Anfang September einen entsprechenden Planungsbeschluss gefasst. Witteck und Kiefer beziffert die Gesamtbaukosten auf 2,05 Millionen Euro. Mit der Stadt Vlotho gab es bereits erste Gespräche zur Eigentumsübergabe des Grundstücks- und Gebäudeteils. Beabsichtigt ist, die Rettungswache sowie den dazugehörigen Grundstücksanteil auf den Kreis Herford zu übertragen.  Die Bauarbeiten starten voraussichtlich Ende 2018. Anfang 2020 soll die völlig neu gestaltete Rettungswache dann bezugsfertig sein. Ursprünglich hatte die Kreisverwaltung auch einen Neubau an anderer Stelle in Erwägung gezogen. Vlothos Wehrführer, Torsten Sievering, freut sich, dass Feuerwehr und Rettungsdienst am alten Standort zusammenbleiben. Im Einsatzgeschehen sei man immer häufiger aufeinander angewiesen. „Ein enger persönlicher Kontakt ist daher wichtig!“   
Die „Feuer- und Rettungswache“ Vlotho wurde im Jahr 1975 in Betrieb genommen. Damals gab es in der Weserstadt erstmals eine ständig besetzte Zentrale und einen Rettungswagen, der genau wie heute über 24-Stunden hinweg besetzt war. Mit zwei Liegewagen führten die Sanitäter die Krankentransporte durch. Anfang der achtziger Jahre übernahm schließlich der Kreis Herford den Rettungsdienst und damit auch die Mitarbeiter von der Stadt Vlotho. (Redaktion: kfv-herford.de)

-Vo-

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Die Rettungswache Vlotho ist veraltet. Der Kreis Herford investiert rund zwei Millionen Euro
in den Umbau- und die Erweiterung der Einrichtung. (Foto: Marco Peters, Rettungsdienst Kreis Herford)

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Insgesamt drei Rettungswagen sind Am Bullerbach stationiert. In der Fahrzeughalle herrscht drangvolle Enge. 
(Foto: Marco Peters, Rettungsdienst Kreis Herford)

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Dieser Teil der alten Gebäudesubstanz muss weichen, um Platz für einen Anbau zu schaffen.
(Foto: Marco Peters, Rettungsdienst Kreis Herford)

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Ebene 1: Der „Tower“ diente früher einmal als Funkzentrale. Künftig wird an seiner Stelle der Desinfektionsbereich stehen.
(Foto: Marco Peters, Rettungsdienst Kreis Herford)

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Bisher fehlen getrennte sanitäre Anlagen. (Foto: Kreis Herford)

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Am alten Standort entsteht ein Anbau mit drei Ebenen (Zeichnung: Büro Witteck u. Kiefer, Vlotho)

zeichnung b
Fahrzeughalle und Sozialtrakt im Erdgeschoss  (Zeichnung: Büro Witteck u. Kiefer, Vlotho)