Stabsrahmenübung der MoFüst in der Kreisleitstelle
OWL/Hiddenhausen. Führungskräfte der Feuerwehr und übrigen Hilfsorganisationen aus ganz OWL sind am Samstag (19.11.2016) im Stabsraum der Kreisleitstelle in Hiddenhausen-Eilshausen zusammengekommen. Sie probten, welche Maßnahmen bei einem Jahrhunderthochwasser nötig sind. Allerdings nur theoretisch. An der Werre wurde tatsächlich kein einziger Sandsack bewegt. Landrat Jürgen Müller verglich die Einheiten im Katastrophenschutz mit einer Fußballmannschaft. Jeder werde gebraucht, vom Stürmer, über den Torwart bis zum Trainerstab. "Damit nachher auf dem Spielfeld alles funktioniert, muss geübt werden!"
So wie bei einer realen Katastrophenlage trifft am Morgen zunächst das Vorkommando Mobile Führungsunterstützung OWL (MoFüst OWL) an der Kreisleitstelle ein. Zur Truppe gehören Carsten Kroll, Abteilungsleiter der Berufsfeuerwehr Bielefeld, als Leiter und seine Kollegen Ulrich Dreiwes und Sebastian Bend. Die drei checken vorab die Lage. "Der Landrat hat um 13.30 Uhr die Großschadenslage ausgerufen!", erläutert stellvertretender Kreisbrandmeister Bernd Kröger. Die maximale Auslastung des Hochwasserrückhaltebeckens der Werre im Bereich Bad Salzuflen/Ahmsen sei erreicht. In den Bereichen Herford, Löhne und Hiddenhausen seien bereits alle zur Verfügung stehenden Einsatzkräfte gebunden. "Zahlreiche Straßen im Stadtgebiet Herford sind wegen Überflutung gesperrt!", sagt der Übungsleiter. Kroll, Dreiwes und Bend machen sich fleißig Notizen. Erst danach betreten die etwa 30 Mitglieder der MoFüst OWL, es handelt sich um Führungskräfte der Feuerwehr und aller großen Hilfsorganisationen, den Stabsraum. Für sie geht es jetzt darum, den örtlichen Einsatzstab abzulösen. Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer zeigt sich zuversichtlich, dass die Übergabe der einzelnen Sachgebiete, die für die Bereiche Personal (S 1), Lage (S 2) Einsatz (S 3), Versorgung (S 4), Presse (S 5) und Informations- und Kommunikationswesen (S 6) zuständig sind, reibungslos klappen werde.
Polizeihundertschaft im Bereitstellungsraum
Um 9.30 Uhr werden die Uhren im Stabsraum auf 19.00 Uhr zurückgedreht. Zu diesem Zeitpunkt sind viele der insgesamt etwa 1.100 Feuerwehrleute sowie Helfer von THW und DRK in den Einsatzabschnitten Herford (EA 1) , Löhne (EA 2) und dem übrigen Kreisgebiet (EA 3) bereits seit mehr als zwölf Stunden im Einsatz. Rund 700 Helfer warten noch im Bereitstellungsraum (EA 4) auf ihren Einsatzbefehl. Darunter befinden sich Patiententransportzüge 10 (PT-Z 10) aus Bielefeld, Paderborn, Höxter, Dortmund und Osnabrück (Nds.), der Behandlungsplatz 50 (BHP 50) aus Bielefeld und eine Hundertschaft der Polizei. Die letzte Wettermeldung ist um 18.00 Uhr eingegangen. Der Pegel Ahmsen hat zu diesem Zeitpunkt bereits einen Stand von 4,10 Metern erreicht und der in Löhne von 4,64. Der sognannte HQ 100-Wert, also der Pegelstand für ein Hochwasser, wie es Experten alle 100 Jahre erwarten, liegt in Ahmsen bei 3,80 Meter und in Löhne bei 6,15 Meter. In der Hansestadt geht es für die "MoFüstler" darum, die Gefahrenabwehr weiter zu intensivieren. Für einen umfassenden Schutz der Hansestadt hätte die Vorlaufzeit gefehlt, erklärt Bernd Kröger. In Löhne erreicht der Pegel allerdings erst um 23.30 Uhr seinen Höchststand. "Hier bestehen noch Chancen", Werte zu retten.
Stromausfall im Krankenhaus
Nach zögerlichem Beginn nimmt die Arbeit in den Sachgebieten an Fahrt auf. 600 Bundeswehrsoldaten, die im Bereitstellungsraum eingetroffen sind, verlegt der Stab in die Hansestadt. Dort ist die Lage besonders prekär. Das Mathildenhospital ist überflutet und der Notstrom ausgefallen. 89 gehfähige und 51 liegende Patienten, so ergibt eine Abfrage, müssen unter Umständen evakuiert werden. Experten, darunter der Leitende Notarzt und eine Fachgruppe Elektroversorgung, werden in Marsch gesetzt, um an einer Lösung zu arbeiten. Die Übungsleitung verschärft das Tempo. Per Anruf erhält das Sachgebiet 3 (Einsatz) die Meldung, dass auf der Bundesstraße 239 ein Bus von den Wassermassen eingeschlossen ist. Unter den 50 Insassen befinden sich viele Kinder. Ein entgleister ICE versetzt die Mitgliedern der MoFüst genauso in hecktische Betriebsamkeit. Die Bahnnotfallzentrale teilt allerdings wenig später telefonisch mit, dass niemand verletzt sei und die Bahn die Lage im Griff habe. Etwa 50 Meldungen spielt die Übungsleitung, die sich in der benachbarten Kreisfeuerwehrzentrale einquartiert hat, im Verlaufe der sechsstündigen Stabsrahmenübung nach "Drehbuch" ein. Am Ende gelingt es dem Sachgebiet 5 (Presse) und dem Krisenstab "im Kreishaus" sogar noch, ein "Fernsehinterview" mit Einsatzleiter Wolfgang Hackländer zu organisieren.
Heike Schönfeld: Übung hatte eine hohe Akzeptanz
Zum Abschluss wird in großer Runde Manöverkritik geübt. Das Fazit der Übungsleitung fällt positiv aus. Kritisiert wird allerdings der fehlende Informationsfluss des Stabes in die einzelnen Einsatzabschnitte. Es habe oftmals Unklarheit geherrscht, welche Maßnahmen im Einzelnen veranlasst worden seien. Auch die Verpflegung der zuletzt 3.500 Helfer(!) und das Heranführen frischer Kräfte sei nicht optimal gelöst worden, wird bemängelt. Das letzte Wort hat Feuerschutzdezernentin Heike Schönfeld von der Bezirksregierung Detmold. Die gute Teilnahme an der Übung und die Ernsthaftigkeit mit der geübt wurde, zeugten von einer hohen Akzeptanz. "Und das ist wichtig für ein Landeskonzept!"
Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)
Stichwort: MoFüst
Die mobile Führungsunterstützung (MoFüst) im Regierungsbezirk Detmold versteht sich als gegenseitige Unterstützungsleistung. Städte, Gemeinden und Kreise können (im Bereich der Einsatzführung) bei einem Schadensereignis davon profitieren. Die MoFüst OWL unterstützt, hilft und ergänzt die Einsatzleitung unter konsequenter Wahrung des Örtlichkeitsprinzips.
-Vo-
(v.l.) Sebastian Bend und Carsten Kroll vom Vorauskommando der BF Bielefeld machen sich fleißig Notizen
(v.l.) Leiter des Führungsstabs, Carsten Kroll, und der örtliche Einsatzleiter, KBM Wolfgang Hackländer, stimmen sich ab.
Übungsleiter Bernd Kröger (l) erläutert die Hochwasserkarten
Carsten Kroll (BF Bielefeld) im Gespräch mit Lutz Kölling (BF Minden)
Die Stabsfunktionen haben soeben gewechselt.
Die Lagekarte zeigt die Situation im Einsatzabschnitt Herford (EA 1)
Das Sachgebiet 5 (v.l. Thomas Schniedermeier u. Christian Fortmeier) nimmt die Arbeit auf.
Landrat Jürgen Müller (l) vergleicht die Arbeit der Helfer mit einer Fußballmannschaft
Die Übungsleitung hat sich in der benachbarten Kreisfeuerwehrzentrale einquartiert.
Thomas Twelsiek gibt Lagedienstführer Marko Greve (Übungsleitung) letzte Tipps.
50 Meldungen werden nach Drehbuch ...
... durch die IUK-Gruppe des DRK (Übungsleitung) eingespielt.
Frank Schröder (Übungsleitung) betreut das Sachgebiet 6 von der Kreisfeuerwehrzentrale aus.
Behalten das Sachgebiet Personal (S 1) im Blick: (v.l.) Sven Detering u. Jens Meyer (Übungsleitung)
(v.l.) Alexander Hermelink (Übungsleitung) ist für das Sachgebiet 4 zuständig, Mirko Kösterke und Simon Bertram mimen den "Krisenstab".
Übungsleitung (v.l.): Mario Daume, Bernd Gante, Dirk Rabeneck und Sven Detering
Feuerwehr u. THW-Fachberater (Übungsleitung) beurteilen an der Lagekarte, welche Maßnahmen vom Stab eingeleitet wurden.
Lagekarte (Übungsleitung) Einsatzabschnitt Herford (EA 1)
Im Verlaufe der Übung verschärft sich die Lage: Das Mathildenhospital in Herford ist vom Hochwasser eingeschlossen.
Lagekarte (Übungsleitung) Einsatzabschnitt Löhne (EA 2)
Übersichtstafel (Übungsleitung) der örtlichen Einsatzkräfte, auf der auch der Grundschutz vermerkt ist.
Die Informations- u. Kommunikationsgruppe aus Bünde sorgt im Stabsraum für den reibungslosen Datenfluss.
Die gesamte Mannschaft ist zur Abschlussbesprechung angetreten.
Das letzte Wort hat Feuerschutzdezernentin Heike Schönfeld, die mit
Karsten Weber von der Bezirksregierung Detmold gekommen ist.