Für jeden Notfall bestens gerüstet

Neues Gerät an der Kreisfeuerwehrzentrale in Dienst gestellt. 

DSC 0872Hiddenhausen-Eilshausen. Zehn Jahre hat es gedauert, jetzt ist das Wechsellader-System an der Kreisfeuerwehrzentrale  komplett. Am Samstag (1.04.2017) wurden mit dem „Abrollbehälter Rüst“ und dem „Abrollbehälter Wasser“ die letzten beiden Container offiziell in Dienst gestellt. Sie werden vom neuen Wechsellader, einem 26 Tonnen schwerer LKW mit Kran, zur Einsatzstelle gebracht. Er wurde gemeinsam mit einem Rettungsboot und einem neuen Kommandowagen vom Typ BMW X 3 ebenfalls durch Landrat Jürgen Müller übergeben. Alles in allem rund 550.000 Euro hat der Kreis Herford für die neue Ausrüstung investiert. 

Seit 1968  gibt es die Kreisfeuerwehrzentrale in Hiddenhausen. Seitdem werden an der Meierstraße spezielle Einsatzfahrzeuge für alle neun Kommunen im Wittekindsland bereitgehalten. Der Kreis Herford sei immer dann am Zuge, wenn es wirtschaftlich Sinn mache,  Einsatzmittel gemeinschaftlich anzuschaffen und bereitzuhalten, sagte der Landrat. „Dass Sie mit vernünftigen Einsatzmitteln arbeiten können, sind wir Ihnen schuldig“, so Müllers Worte an die anwesenden Feuerwehrführungskräfte.  Der Kreis Herford habe mit der Gründung der Kreisfeuerwehrzentrale vor fast 50 Jahren eine weise Entscheidung getroffen, meinte  Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer voller Überzeugung. Der Grundgedanke sei damals gewesen, die Feuerwehren im Kreis Herford bei ihren teilweise schwierigen Aufgaben zu unterstützen. Die Einrichtung, so wie sie damals geplant worden sei, werde heute immer noch im gleichen Sinne fortgeführt, auch wenn sich die Einsatzschwerpunkte gravierend geändert hätten!  „Wir unterstützen mit Schlauchmaterial,  Schaummittel, Wasser, wir unterstützen aber auch bei der schweren Technischen Hilfe und Wasserrettung“, zählte Hackländer auf. „Hier kann jede Feuerwehr rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche Hilfe anfordern.“ 


Landrat Jürgen Müller (am Mikrofon) übergibt am Samstagmorgen das neue Gerät an die Feuerwehr.

Fernverkehrslastzug in Wechsellader-Fahrzeug mit Kran verwandelt

An der Kreisfeuerwehrzentrale stehen nun drei Wechsellader-Fahrzeuge (WLF) für den Notfall bereit. Sie dienen zum Transport der austauschbaren Abrollbehältern (AB). Darin sind die Geräte für die unterschiedlichsten Einsatzlagen verstaut. Die Container werden durch einen hydraulisch bewegten Haken auf das Trägerfahrzeug gezogen bzw. an der Einsatzstelle vom Fahrgestell herunter geschoben. Der „Auf- und Absattelvorgang“ darf dabei nach Feuerwehrnorm nicht länger als 90 Sekunden dauern. Für das neue Trägerfahrzeug 3 diente ein gebrauchtes Fahrgestell von MAN (Typ TGX 26.480) mit 480 PS als Basis. Aufbauhersteller Meindl (Hameln) hat den Fernverkehrslastzug mit Schlafkabine in ein Wechsellader-Fahrzeug verwandelt. Der 26-Tonner verfügt nun über einen Ladekran von Hiab (Typ XS 122), der ein Gewicht von 1,7 Tonnen anheben kann und bei einer maximalen Ausladung von 15 Metern immer noch 500 Kilogramm schafft. 

Eisenbeißer knackt jedes Material und Trennschleifer mit Wasserkühlung 

Für die schwere Technische Hilfe bringt das WLF 26-Kran den „Abrollbehälter Rüst“ (AB-Rüst) huckepack zur Einsatzstelle. Herzstück des Containers, den das Unternehmen Sirch aus Kaufbeuren gebaut hat, bildet ein fest eingebautes Stromaggregat von Endress (Typ ESE 50)  mit einer Leistung von bis zu 46 Kilovoltampere. Das Gerät wird über einen Yanmar-Diesel angetrieben und wiegt etwa 839 Kilo(!). Über die Elektroverteilung können Kraftstrom mit 16 Ampere und 32 Ampere sowie Normalstrom abgenommen werden. In der Mitte des Containers sind vier Rollwagen untergebracht, die zu beiden Seiten über Rampen entnommen werden können. Auf einem der Wagen sind hydraulische Rettungsgeräte, wie Spreizer (Typ Weber Rescue SP 60), Schere (Typ Weber RSX 200-107) und zwei Rettungszylinder (Typ Lukas) verstaut. Auf einem anderen Hebe- und Dichtkissen. Rolf Kuhle, Mitarbeiter der Kreisfeuerwehrzentrale,  erläuterte während der Präsentation am Samstag, wie der 20 Kilogramm schwere „Eisenbeißer“ von Weber Rescue arbeitet. „Der knackt mit einer Kraft von 31 Tonnen jedes Vollmaterial bis zu einer Stärke von vier Zentimetern!“ Seinen ersten Einsatz hatte das WLF 26/AB-Rüst bereits vor einigen Wochen in Rödinghausen. Damals drohte ein Lastwagen umzustürzen. Das Fahrzeug sei mit zwei Schwerlasthebern, jeder von ihnen kann ein Gewicht von bis zu 63 Tonnen anheben, stabilisiert worden, erzählte Kuhle. Auf zwei anderen Rollwagen ist das Equipment für den Plasmaschneider (Typ Jäckle) untergebracht, der noch vom alten Rüstwagen 2 stammt. Dazu  gehören ein tragbarer Stromerzeuger mit einer Leistung von 14 Kilovoltampere und ein Luftkompressor. Für Bahnunfälle ist der AB-Rüst, der über einen Lichtmast mit sechs Xenonscheinwerfern verfügt, mit einem Schienenrollwagen und  Schleifkorbtragen ausgerüstet. Eine Rettungsbühne wird für schwere LKW-Unfälle vorgehalten. Zur Ausrüstung gehören weiterhin mehrere Rettungssägen und zwei Motortrennschleifer. Das Modell TS 700 von Stihl verfüge über eine Diamantscheibe und werde über einen D-Schlauch mit Wasser versorgt, erläuterte Rolf Kuhle. „Der Schneidstaub wird dadurch eingewässert.“


Die Abordnung aus Herford besichtigt das neue Rettungsboot. 

Großtanklöschfahrzeug mit 8000 Litern Wasser an Bord

Das Wechsellader-Fahrzeug 2 ist als Trägerfahrzeug für den neuen Abrollbehälter Wasser (AB-Wasser) vorgesehen. An der Kreisfeuerwehrzentrale ist damit quasi ein Großtanklöschfahrzeug stationiert, denn der Tank des Containers, den Feuerwehrausrüster Ziegler gebaut hat, fast 8.000 Liter. Im Geräteraum davor befindet sich die Tragkraftspritze vom  Typ Ziegler-Ultra-Power 4, die für eine Leistung von 1.500 Litern pro Minute bei zehn Bar ausgelegt ist. „Sie schafft aber spielend 2.000 Liter“, versicherte Christoph Aspelmeier von der Kreisfeuerwehrzentrale. Angetrieben werde die Pumpe von einem Dreizylinder-Volkswagen-Motor. Der AB-Wasser ist mit einem Dachmonitor (Typ MZ 1500) ausgestattet. Damit können bei einem Großbrand 1.500 Liter Wasser pro Minute über eine Entfernung von fast 60 Metern versprüht werden. Der Monitor kann auch mit einem selbstansaugenden Schaumrohr (Typ SW 12 S) versehen werden. Weiterhin gehören zwei mobile Löschwasserfaltbehälter, die insgesamt  15.000 Liter fassen, zur Ausrüstung. Sie können über die Schnellentleerung am Heck des Containers gefüllt werden. Das WLF mit AB-Wasser ist für den sogenannten Pump-and-Roll-Betrieb ausgelegt, d.h. über den  Dachmonitor kann Wasser abgegeben werden, während das Auto langsam voranfährt. Der Maschinist steht dann auf einem ausziehbaren Podest neben der Pumpe. Er wird durch einen ausklappbaren Bügel und eine Leine gesichert.  

Mit dem AB-MANV ging es los. 

Das Wechsellader-System der Kreisfeuerwehrzentrale befand sich seit dem Jahr 2006 im Aufbau. Damals wurde das erste Trägerfahrzeug mit Kran - ebenfalls auf MAN Fahrgestell (TGA 18.310) -  beschafft. Das Land finanzierte den ersten Container, einen Abrollbehälter zur Erstversorgung von bis zu 50 verletzten Personen (AB-MANV; Abkürzung steht für Massenanfall an Verletzten). Im Jahr 2008 wurden mit dem AB-Schaum (4.000 Liter Schaummittel) und AB-Logistik zwei weitere Wechselcontainer in Dienst gestellt.

Ein neues Rettungsboot samt Anhänger komplettiert die Ausrüstung an der Kreisfeuerwehrzentrale.  Für den Antrieb stehen zwei Außenborder, ein führerscheinfreies 15 PS-Aggregat und ein stärkeres 30 PS-Aggregat (beide vom Typ Mercury), zur Verfügung. Die Besatzung besteht aus vier Feuerwehrleuten. Schließlich wurde am Samstag noch der neue Kommandowagen 2 (KdoW 2) seiner Bestimmung übergeben. Der BMW X 3 ist das neue Dienstfahrzeug des Leiters der Kreisleitstelle. Im Notfall wird damit aber auch der Organisationsleiter für den Rettungsdienst (OrgL) zur Einsatzstelle gefahren. 

Interkommunale Zusammenarbeit hat sich bewährt

Besonders stolz ist Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer auf die interkommunale Zusammenarbeit zwischen dem Kreis Herford und der Gemeinde Hiddenhausen. Die Fahrzeuge der Feuerwehrzentrale werden nämlich nach Feierabend von ehrenamtlichen Kräften des Löschzugs Eilshausen besetzt. Die Wechselladertechnik mit dem hydraulischen Hakensystem wurde übrigens erstmals 1972 von der Firma Meiller aus München vorgestellt und ab 1974 bei den Berufsfeuerwehren Duisburg, München und Frankfurt am Main eingesetzt. 

Von Jens Vogelsang
 (Text u. Fotos)

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Das Wechsellader-Fahrzeug 3 ist mit einem Kran ausgerüstet der … 


… den „Abrollbehälter Schaum“ am Haken und … 


… den „Abrollbehälter Rüst“ abgesattelt hat. 

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Die neue Ausrüstung wird von den Feuerwehrleuten aus …


… allen Teilen des Kreisgebietes besichtigt. 


Herzstück des Rüst-Containers bildet ein fest eingebautes Stromaggregat von Endress.


Über die Elektroverteilung mit Sicherungskasten können sowohl Kraftstrom
als auch Normalstrom abgenommen werden, demonstriert Mario Daume
von der Schnell-Einsatzgruppe des Löschzugs Eilshausen.


Der Container ist im Mittelteil mit vier Rollwagen beladen. 


Die Abordnung aus Löhne begutachtet den Rollwagen mit den hydraulischen Rettungsgeräten sowie … 


Schwerlasthebern (unten im Bild) und …


… die Wehrführung aus Rödinghausen das Hakensystem.


Rolf Kuhle zeigt den Motortrennschleifer mit Wasserkühlung, …


… den „Eisenbeißer“ und …


… die Rangierheber, mit denen Autos im Notfall zur Seite geschoben werden können, um Platz zu schaffen. 


Der „Abrollbehälter Rüst“ verfügt über Lichtmast, LKW-Rettungsbühne und Schienenrollwagen (ganz rechts aufrecht verladen).


Das Be- und Entlüftungsgerät, mit dem auch Leichtschaum erzeugt werden kann, stammt noch vom alten Rüstwagen 2.


Wechsellader-Fahrzeug 2 mit „Abrollbehälter Wasser“. 


Er hat 8.000 Liter an Bord und verfügt über einen Dachmonitor. 


Zur Ausrüstung gehört eine Tragkraftspritze von Ziegler, die Christoph Aspelmeier …


… der Feuerwehrabordnung aus Enger erläutert. 


Wechsellader-Fahrzeug 1 mit „Abrollbehälter MANV“


„Abrollbehälter Logistik“ mit Gabelstapler


Zwei Außenborder stehen zur Verfügung.


Als Zugfahrzeug dient ein Mannschaftstransportfahrzeug vom Typ Ford Transit.


Das neue Dienstfahrzeug des Leiters der Leitstelle ist ein BMW X3.


Sind für die Sicherheit im Kreis Herford zuständig: (v.l.) KBM Wolfgang Hackländer, Dezernent Paul Bischof,
Landrat Jürgen Müller, Kreisordnungsamtsleiterin Silke Vahrson-Hildebrand, Frank Schröder (Kreisfeuerwehrzentrale),
stellv. KBM Bernd Kröger und Thomas Twelsiek (Kreisleitstelle)