Wehrleute müssen seltener zum Besen greifen!

Privatunternehmen unterstützt Feuerwehr bei der Ölspurbeseitigung

P1030251Kreis Herford. Mit dem rasanten Anstieg des Straßenverkehrs hat auch die Zahl der Ölspuren zugenommen. Sie sind in letzter Zeit immer mehr zur Belastung für die Feuerwehr geworden; denn die Reinigung der Straßen hält einfach zu viele Einsatzkräfte von wichtigeren Aufgaben ab. Damit soll jetzt Schluss sein. Künftig unterstützt die Stickelbroeck Ostercappeln GmbH die Feuerwehren im Kreis Herford bei der Ölspurbeseitigung. Das Unternehmen aus dem Landkreis Osnabrück wendet ein Vakuum-Hochdruckreinigungsverfahren an, mit dem die Verunreinigungen rückstandsfrei aufgenommen werden können. Kreisbrandmeister Bernd Kröger zeigt sich zufrieden: „Das kilometerlange Abstreuen und Fegen einer Ölspur gehört demnächst der Vergangenheit an!“

Retten, löschen, bergen, schützen, das sind die Aufgaben der Feuerwehr. Ob auch die Beseitigung von Ölspuren dazu gehört, darüber wurde lange Zeit kontrovers diskutiert. Der schmierige Film bedeutet zumindest eine Gefahr für den Straßenverkehr und die Umwelt. Schließlich kann ein einziger Tropfen Öl etwa 600 Liter Grundwasser verunreinigen.
Das Land NRW hatte auf die zunehmende Belastung der Feuerwehren durch die Ölverschmutzungen auf öffentlichen Verkehrsflächen bereits mit einem neuen Erlass reagiert. Das Innenministerium hält es danach für ausreichend, „wenn bei entsprechender allgemeiner Lage und bei entsprechendem Meldebild“ zunächst ein Fahrzeug mit Truppbesatzung - also zwei Feuerwehrleuten - ausrückt, um die Lage zu erkunden und die Einsatzstelle abzusichern. „Im Ergebnis sollen die Wehren unter dem Einsatzstichwort Ölverunreinigung in reduzierter Einsatzstärke ausrücken, die ersten Maßnahmen zur unmittelbaren Gefahrenabwehr durchführen und die Gefahrenstelle nach dem Aufstellen von Warnschildern wieder verlassen können“, sagt Bernd Kröger. Die anschließende Reinigung der Straße gehöre aber nicht mehr automatisch zu ihren Aufgaben. Sie kann von einer Privatfirma übernommen werden.
Straßen.NRW, in Nordrhein-Westfalen für alle Autobahnen, Bundes- und Landstraßen zuständig, hat dazu eine Reihe von Spezialfirmen beauftragt, um eine möglichst flächendeckende Versorgung zu garantieren. Die Unternehmen haben sich verpflichtet, innerhalb vertraglich festgelegter Eintreffzeiten vor Ort zu sein, um die Reinigungsarbeiten zu erledigen. Im Kreis Herford haben sich alle neun Städte und Gemeinden diesem Rahmenvertrag angeschlossen. Sie können damit die bestehenden Vereinbarungen, die Straßen.NRW für diese Region mit der Stickelbroeck Ostercappeln GmbH geschlossen hat, auch für ihre Straßen nutzen. Landrat Jürgen Müller hatte sich dafür eingesetzt.

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Die Zahl der Ölspuren ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Bisher übernahm vielfach die
Feuerwehr die Beseitigung der Verunreinigungen. (Foto: Archiv: Redaktion: kfv-herford.de)

Straßenbelag wird porentief gereinigt

Das Unternehmen aus dem benachbarten Niedersachsen verfügt über die modernsten Spezialmaschinen zur Beseitigung von wassergefährdenden Stoffen, wie Motoröl, Diesel, Hydrauliköl und zur Extremschmutzbeseitigung auf befestigten Flächen. Die Experten wenden mit ihren Fahrzeugen das sogenannte Nassreinigungsverfahren an. Dabei wird zunächst ein Wasser-Reinigungsmittel-Gemisch mit Hochdruck aufgebracht. Ein automatisches Bürstensystem sorgt anschließend dafür, dass sich eine Öl-Wasser-Emulsion bildet. Zum Abschluss der Prozedur kommt eine Saugturbine zum Einsatz, mit der die Flüssigkeit von der Straßenoberfläche entfernt wird. Stickelbroeck verspricht auf diese Weise eine „porentiefe“ Säuberung des Straßenbelags und übernimmt die fachgerechte Beschilderung der Gefahrenstelle gleich mit.
Das Unternehmen garantiert eine 24-stündige Rufbereitschaft an sieben Tagen in der Woche. Es soll künftig bei allen größeren Ölspuren im Kreis Herford um Hilfe gerufen werden. Die Feuerwehrleute kümmern sich dann nur noch um die Erstmaßnahmen. „Sie sichern die Einsatzstelle und verhindern, dass der Gefahrstoff in das Erdreich oder die Kanalisation eindringt!“, so Kröger. Das herkömmliche Bindemittel der Feuerwehr, ein Granulat mit aufsaugender Wirkung, hat noch längst nicht ausgedient. Es solle aber zurückhaltend eingesetzt werden, sobald das Spezialunternehmen aus Niedersachsen angefordert werde, erläutert Kröger. „Die selbstfahrende Reinigungsmaschine kann das Bindemittel zwar aufnehmen, arbeitet aber ausschließlich nach dem Prinzip der Nassreinigung.“

Keine Akzeptanz durch Arbeitgeber

Leckgeschlagene Ölwannen, abgerissene Hydraulikschläuche, undichte Kraftstoffleitungen: In der Vergangenheit hatten defekte Fahrzeuge immer wieder für teilweise kilometerlange Ölspuren gesorgt. Die Reinigung der Straßen mit Bindemittel, Besen und Schüppen hatten anschließend in erster Linie die Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehren übernommen. Vor allem bei den Arbeitgebern der Ehrenamtlichen war der „Reinigungsdienst“ in zunehmendem Maßnahme auf Unverständnis gestoßen. „Während des Arbeitgeberdialogs, den der Kreisfeuerwehrverband im vergangenen Jahr im Rahmen des Projekts FeuerwEhrensache durchführte, ist das deutlich geworden“, meint Kröger. „Ich halte deshalb die neue Regelung für eine gute Lösung, durch die insbesondere die Freiwilligen Feuerwehren erheblich entlastet werden!“ (Redaktion: kfv-herford.de)

-Vo-

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Die Einsatzkräfte setzen Ölbindemittel, Besen und Schüppen ein, um die Fahrbahn zu säubern.
Das ist oft mit einem großen Personal- und Zeitaufwand verbunden. (Foto: Archiv: Redaktion: kfv-herford.de)

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Künftig werden die Feuerwehrleute im Kreis Herford von einem Privatunternehmen unterstützt,
das die Verkehrsflächenreinigung mit modernsten Maschinen übernimmt. (Symbol-Foto: Wiesbaden 112.de on Flickr)