BBK rät für den Notfall vorzusorgen
Kreis Herford. Erst fegte Orkan „Friederike“ über Deutschland hinweg, dann bereitete ein Jahrhundertsommer ohne Regen große Probleme und jetzt ist Süddeutschland von einer Schneekatastrophe betroffen. Inzwischen sind die Folgen des Klimawandels auch in Deutschland deutlich spürbar. Und die Wetterextreme könnten in Zukunft noch häufiger und heftiger auftreten. „Es wird auf jeden Fall ungemütlicher“, meint Christoph Unger, der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn. Er appelliert an die Bevölkerung, für den Notfall vorzusorgen.
Stürme, Starkregen und Sturzfluten können praktisch überall auftreten. Und sie scheinen zuzunehmen. Unger befürchtet Auswirkungen auf die Wasser- und Stromversorgung. „Die Folgen eines Stromausfalls über mehrere Tage wären katastrophal!“ Die Menschen müssen künftig noch besser auf Unglücke und Katastrophen vorbereitet sein. „Jeder sollte darüber nachdenken, wie er selbst vorsorgen kann. Dabei sind Wasser, Essen und Kommunikation am wichtigsten!“
Lebensmittel und Getränke bevorraten
Die Einsatzkräfte der Feuerwehr, des Rettungsdienstes und der übrigen Hilfsorganisationen stehen rund um die Uhr bereit, um im Notfall zu helfen. Bei einem Unfall oder Wohnhausbrand sind sie meist nach wenigen Minuten vor Ort und leiten die ersten Maßnahmen ein. Kommt es zur Katastrophe, wie einer großflächigen Überschwemmung oder einem Schnee-Chaos, kann es wesentlich länger dauern, bis die Rettungskräfte eintreffen. „Die Bürger müssen sich jetzt erst einmal selber helfen können“, so die Sicherheitsexperten des BBK. Sie empfehlen, jeder Haushalt solle einen Vorrat an Lebensmitteln und Getränken von ein bis zwei Wochen anlegen. Dieser Hinweis mutet auf den ersten Blick schon etwas seltsam an. Schließlich sind Aldi, Lidl und Co. doch flächendeckend vertreten. Doch das System hat Schwächen. Alle wichtigen Verbrauchsgüter, besonders Lebensmittel, werden über ein gut funktionierendes Verteilersystem zum Einzelhandel transportiert. Das garantiert frische Ware und erspart eine kostspielige Lagerhaltung. Bereits verschneite oder vereiste Straßen können kleine Ortschaften von der Lebensmittelversorgung abschneiden, weil der „Nachschub“ ausbleibt. Hochwasser, das hat die Flutkatastrophe an der Elbe im Jahr 2002 gezeigt, können in ganzen Regionen zu Versorgungsschwierigkeiten führen. Zu jedem Notvorrat, so das BBK, gehöre unbedingt eine ausreichende Menge an Flüssigkeit. „Der Mensch kann zwar unter Umständen drei Wochen lang ohne Nahrung, aber nur vier Tage ohne Flüssigkeit überleben!“
Wetterextreme, wie Hochwasser und Starkregen, könnten künftig vermehrt auftreten.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe rät daher, für den Notfall vorzusorgen.
Das Foto entstand beim Elbehochwasser im Jahr 2013.
(Foto: Archiv Redaktion: kfv-herford.de)
Ohne Strom läuft nichts!
In unserer hochtechnisierten Welt scheint der elektrische Strom mittlerweile genauso wichtig zu sein, wie die Luft zum Atmen. Die Folgen, die ein großflächiger Stromausfall mit sich bringen kann, haben die Menschen beim Schneechaos im Münsterland im Winter 2005 erlebt. Damals waren dutzende Strommasten, die aus sprödem Thomasstahl bestanden, einfach umgeknickt. Sie hatten dem Gewicht des Schnees, der auf den Leitungen lastete, nicht mehr standhalten können. 250.000 Menschen standen von einer Minute auf die andere ohne Strom dar – ohne Heizung, Licht und warmes Wasser, ohne warmes Essen, Telefon und Fernsehempfang. Aus ganz NRW, darunter auch aus dem Kreis Herford, rollten Feuerwehreinheiten mit mobilen Stromerzeugern in die betroffenen Gebiete. Ochtrup wurde damals zum Inbegriff des größten Stromausfalls in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Die kleine Stadt im Kreis Steinfurt musste tagelang ohne Energie aus dem Leitungsnetz auskommen.
Das BBK rät: Wer einen Kamin oder Ofen hat, sollte einen Vorrat an Kohle, Briketts oder Holz im Haus haben. Kleinere Mahlzeiten ließen sich auf einem Campingkocher zubereiten. Bei Ausfall des elektrischen Lichts könne man sich mit Kerzen, Batterie- oder Kurbeltaschenlampen, Solar- und LED-Leuchten behelfen. In jedem Fall müssten auch hier Vorräte an Kerzen, Brennstoffen, Batterien und Zündmitteln angelegt werden. „Der Freizeit- und Campinghandel hält eine Vielzahl von Geräten bereit, die in einer solchen Notsituation hilfreich sein können!“
Informationen und Warnmeldungen sind im Katastrophenfall überlebenswichtig. Fernseher und Internet funktionieren allerdings nur mit Strom aus der Steckdose. So bleibt allein das Radio als Hauptwarnmittel. „Haben Sie deshalb immer ein batteriebetriebenes Rundfunkgerät mit Reservebatterien oder ein Kurbelradio im Haus“, so das BBK. Außerdem sollten alle wichtigen Dokumente zusammen in einer Tasche aufbewahrt werden; denn im Notfall bleibt unter Umständen keine Zeit für langes Suchen. „Sind wichtige Papiere erst verloren gegangen, so ist ihre Wiederbeschaffung oft schwierig und manchmal sogar unmöglich!“
Folgen sind nicht absehbar
Durch den Klimawandel, so prophezeien die Forscher, würden außerdem die Sommermonate immer heißer. 2018 war bereits das wärmste und niederschlagsärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor mehr als 130 Jahren. Die hohen Temperaturen führen zu steigenden Gesundheitsrisiken. An den Folgen der Hitzewelle im Jahr 2003 starben alleine in Deutschland etwa 3.500 Menschen – darunter viele geschwächte Personen, wie Kranke und Senioren. Damals mussten über 30 europäische Kernkraftwerke ihre Stromproduktion drosseln, weil aufgrund der Trockenheit nicht genügend Kühlwasser zur Verfügung stand. Die Folgen des Klimawandels sind nicht absehbar. In bestimmten Regionen Süddeutschlands breiten sich bereits neue wärmeliebende Insekten wie die Asiatische Tigermücke aus. Sie können schwere Krankheiten wie Malaria oder Dengue-Fieber übertragen. Maria Krautzberger, die Präsidentin des Umweltbundesamtes, zieht ein düsteres Fazit: "Wir können den Klimawandel nicht mehr aufhalten. Selbst wenn wir in diesem Moment alle Treibhausgasemissionen auf Null reduzieren, würde sich das Klima für hunderte Jahre weiter ändern!“
(Redaktion: kfv-herford.de)
-Vo-
Im Winter 2005 kam es im Münsterland zum größten Stromausfall in der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Dutzende Strommasten waren umgeknickt, weil sie dem Gewicht des Schnees, der auf den Leitungen lastete, nicht mehr standhalten konnten.
(Foto: Phr33K, Wikipedia)
Damals rückten Feuerwehrverbände aus allen Teilen Nordrhein-Westfalens aus, um mit mobilen Stromerzeugern zu helfen.
(Foto: Der Sascha, Wikipedia)
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