Alarmierung von Ersthelfern per Smartphone-App geht 2019 an den Start
Kreis Herford. Die medizinische Erstversorgung von Notfallpatienten wird sich im Kreis Herford weiter verbessern. Das Smartphone macht es möglich. Künftig werden freiwillige Ersthelfer per Handy-App alarmiert, die dann Erste-Hilfe-Maßnahmen einleiten, bevor Notarzt und Notfallsanitäter vor Ort sind. Katretter, so nennt sich das System, das den Rettungsdienst nicht ersetzen, sondern unterstützen soll. Es beruht auf einem dreijährigen Forschungsprojekt des Bundesbildungsministeriums, an dem das Fraunhofer-Institut und die Berliner Feuerwehr beteiligt waren. Im Kreis Herford wird Katretter voraussichtlich im Herbst einsatzbereit sein. „Der Kreisfeuerwehrverband befürwortet die Einführung ausdrücklich“, sagt Kreisbrandmeister Bernd Kröger. Im benachbarten Kreis Gütersloh gibt es bereits seit dem Jahr 2014 ein ähnliches System. „Dort hat man sehr gute Erfahrungen gemacht!“
Die Zahlen des Bundesgesundheitsministeriums sind alarmierend: In Deutschland erleiden jedes Jahr mehr als 50.000 Menschen einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Nur zehn Prozent der Betroffenen überleben solch einen Notfall. Vielfach sind Familienangehörige, Passanten oder Arbeitskollegen in der Nähe, die sofort Wiederbelebungsmaßnahmen einleiten könnten. Doch die seien oft viel zu aufgeregt oder haben Angst, etwas falsch zu machen, sagt Tobias Nienaber, der Leiter der Rettungswache Spenge. Dabei erhöht eine unverzüglich begonnene Herzdruckmassage die Überlebenschancen des Betroffenen deutlich. „In über 50 Prozent der Fälle kann eine Rückkehr des Spontankreislaufs erreicht werden!“ Bis der Rettungswagen vor Ort eintrifft, kann es schon mal acht bis zehn Minuten dauern. Nienaber ist deshalb ebenfalls von Kattretter überzeugt: „Durch den Einsatz von Ersthelfern wird die behandlungsfreie Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes weiter verkürzt.“
Ein Passant ist mit einem Herz-Kreislauf-Stillstand zusammengebrochen. Qualifizierte Laienhelfer,
die über die Smartphone-App Katretter alarmiert wurden, übernehmen die Herz-Lungen-Wiederbelebung, bis der Notarzt vor Ort ist.
(Foto: Joerg F. Mueller, DRK)
Countdown läuft 30 Sekunden
Besteht für einen Menschen Lebensgefahr, wie etwa bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand, alarmiert die Leitstelle per Smartphone-App qualifizierte Erst-Helfer in der Nähe des Einsatzortes. Bernd Kirchhoff, Abteilungsleiter der Kreisleitstelle und Kreisfeuerwehrzentrale in Hiddenhausen, beschreibt die moderne Technik: „Das Einsatzleitprogramm erzeugt eine Koordinate und ermittelt, welche Ersthelfer rundherum verfügbar sind.“ Das GPS der Handys macht die Standortbestimmung möglich. Schlägt das Mobiltelefon Alarm, entscheidet der Laienhelfer per Tastendruck, ob er den Einsatz annimmt oder nicht. „Erst wenn innerhalb des Countdowns von 30 Sekunden auf JA gedrückt wird, gibt es alle weiteren Informationen“, sagt Kirchhoff. Dazu übermittelt die Leitstelle Einsatzort und Art des Notfalls, wie etwa „Reanimation“, auf das Smartphone des Ersthelfers. Hat der Leitstellen-Disponent die Katretter-App ausgelöst, so bleibt er über den weiteren Ablauf genau im Bilde. Das System meldet nämlich vollautomatisch, wie viele Laienhelfer den Einsatz übernommen haben und in welcher Zeit der erste Retter vor Ort ist. „Solange unterstützt der Disponent die Angehörigen mit der Telefonreanimation“, sagt Kirchhoff. Steht nach 30 Sekunden kein „Katretter“ zur Verfügung, erweitert das System den Radius und alarmiert weitere Helfer, die registriert sind. „Ich halte das für ein gutes Verfahren“, meint Kirchhoff, „denn je schneller geholfen werden kann, desto besser stehen die Chancen für einen Patienten mit Herz-Kreislaufproblemen.“
Bernd Kirchhoff (Abteilungsleiter Kreisleitstelle/Kreisfeuerwehrzentrale) hält Katretter für ein gutes System.
Einem Patienten mit Herz-Kreislaufproblemen könne auf diese Weise so schnell wie möglich geholfen werden.
Die App wird voraussichtlich im Herbst einsatzbereit sein. (Foto: Archiv Redaktion: kfv-herford.de )
Katretter werden gesucht: Onlineregistrierung beginnt in Kürze
Als „qualifizierte Laienhelfer“ kommen vor allem Personen in Frage, die im medizinischen Bereich arbeiten, wie Krankenschwestern, Pfleger, Sanitäter, aber auch Feuerwehrleute, die in Herz-Lungen-Wiederbelebung unterwiesen sind. Sie können sich die Handy-App in Kürze herunterladen und online registrieren lassen. Die derzeitigen Planungen sehen vor, dass die Organisations- und Steuerungsaufgaben vom DRK übernommen werden. „Je mehr Helfer mitmachen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich bei einem Notfall jemand in der Nähe befindet“, sagt Kirchhoff. Doch noch sind nicht alle Fragen geklärt. So muss der Versicherungsschutz der Helfer sichergestellt sein, sie müssen sich am Einsatzort ausweisen können und ihre Rechte und Pflichte kennen.
Im Nachbarkreis Gütersloh sind mittlerweile 600 „mobile Retter“, davon mehr als 300 Feuerwehrleute, registriert. Ich bin davon überzeugt, dass die Ersthelfer-App im Kreis Herford ähnlich erfolgreich sein wird, so Kreisbrandmeister Bernd Kröger. (Redaktion: kfv-herford.de)
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