Ein Varus sichert den Norden der Hansestadt!

Neues Hilfeleistungslöschfahrzeug für die Löschgruppe Herford-Schwarzenmoor

Herford. Die Löschgruppe Herford-Schwarzenmoor hat ein neues Hilfeleistungslöschfahrzeug 20 erhalten. Am vergangenen Samstag (12.10.2019) wurde der Mercedes-Atego, den das Unternehmen Schlingmann in ein Feuerwehrauto verwandelte, offiziell in Dienst gestellt. Viele Freunde und Förderer der Löschgruppe waren zum Gerätehaus an der Senderstraße gekommen, um die symbolische Schlüsselübergabe durch Bürgermeister Tim Kähler mitzuerleben. Das  HLF 20, so die Kurzbezeichnung für den Fünfzehntonner, ersetzt ein 26 Jahre altes Vorgängermodell. Der technische Fortschritt war am Samstag unübersehbar. Knapp 400.000 Euro hat das neue Feuerwehrauto gekostet. 

Bürgermeister Kähler brachte seine Verbundenheit zur Feuerwehr zum Ausdruck: Er ließ sich von Karsten Buschmann, dem stellvertretenden Leiter der Feuerwehr Herford, im neuen Hilfeleistungslöschfahrzeug zum Gerätehaus chauffieren. Die Gäste warteten bereits gespannt, als der Verwaltungschef mit Blaulicht und Martinshorn an der Senderstraße eintraf. Kähler sprach von einem wichtigen Termin, der zum Ausdruck bringe, dass die Stadt in die Sicherheit investiere. Er nutzte die Gelegenheit, um sich bei den haupt- und ehrenamtlichen Feuerwehrleuten zu bedanken. Das Sicherheitssystem der Stadt funktioniere nur, weil alle gemeinschaftlich mit anpackten. „Sie sorgen dafür, dass die Bürgerinnen und Bürger der Stadt ruhig schlafen können!“ Karsten Buschmann erläuterte, dass sich das Aufgabenspektrum der Feuerwehr gewandelt habe. Verkehrsunfälle, Sturm- und Hochwasserschäden machten heute das Gro der Einsätze aus. „Mit dem neuen Auto wird die Löschgruppe Schwarzenmoor künftig noch schneller und effektiver helfen können.“ Er bedankte sich bei Rat- und Verwaltung für die Bereitstellung der Haushaltsmittel. „Das ist gut investiertes Geld!“ Notfallseelsorger Dieter Wollersheim segnete anschließend das neue Feuerwehrfahrzeug.

 
Die Löschgruppe Herford-Schwarzenmoor hat ein neues Hilfeleistungslöschfahrzeug 20 erhalten.

 

Für (fast) jeden Einsatz das passende Gerät an Bord.

Das HLF 20 basiert auf einem Fahrgestell von Mercedes-Benz. Der Atego (Typ 1530) verfügt über Allradantrieb und ein automatisiertes Schaltgetriebe (Mercedes PowerShift). Der Motor leistet 300 PS und erfüllt die Abgasnorm Euro 6. Feuerwehrausrüster Schlingmann nahm den feuerwehrtechnischen Um- und Ausbau vor. „Varus“ nennt das Familienunternehmen aus Dissen a.T. sein Aufbausystem. Es besteht aus der Sicherheitskabine, die neun Einsatzkräften Platz bietet, und dem Aufbau mit sechs seitlichen Geräteräumen. „Die Beladung ist genau auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten“, meinte Löschgruppenführer Frank Schröder. Sie ist sowohl für die Brandbekämpfung als auch die Technische Hilfe ausgelegt.

Das Fahrzeug hat 2.200 Liter Wasser an Bord. Die Heckpumpe leistet 3.000 Liter pro Minute bei zehn Bar Ausgangsdruck. In einem   weiteren Tank befinden sich 120 Liter Schaummittel, die dem Löschwasser im Bedarfsfall über einen herkömmlichen Zumischer, der fest verbaut ist, beigemengt werden. Die vorderen Geräteräume sind für die Technische Hilfe ausgelegt. Zur Ausrüstung gehört ein hydraulischer Rettungssatz (Typ Holmatro), der aus Schere und Spreizer sowie zwei Rettungszylindern in unterschiedlichen Größen besteht. Die Geräte werden über ein mobiles Hydraulikaggregat angetrieben. Für die nötige Energieversorgung sorgt der 6-kVA-Stromerzeuger (Typ Eisemann) im Geräteraum 2. Er verfügt über eine Fernstart/-Stopp-Einrichtung und kann dank Abgasabführung und Abkühlgebläse direkt auf dem Fahrzeug betrieben werden. Statt einer Schnellangriffshaspel, die nicht mehr vorgeschrieben ist, gibt es einem 30 Meter langen C-Schlauch, der als „löschtechnische Einrichtung zur schnellen Wasserabgabe“ dient. Er ist im Geräteraum 6 in Buchten verlegt. Außerdem ist hier das Hygieneboard mit Seifen- und Desinfektionsmittel, Wasserhahn und Druckluftpistole zu finden. Ein weiteres 30 Meter langes Schlauchpaket befindet sich im gegenüberliegenden Geräteraum 5. Für die Waldbrandbekämpfung gibt es (im Geräteraum 4) eine große Materialkiste mit sechs D-Schläuchen sowie passendem Verteiler.  Zwei B-Hohlstrahlrohre samt angekuppelten Stützkrümmern sind hier ebenfalls untergebracht. Das HLF 20 verfügt am Heck über zwei Ein-Personen-Haspeln, eine mit B-Schlauchmaterial und eine weitere mit Verkehrssicherungsmaterial. Zur weiteren Ausrüstung gehören Schmutzwasserpumpe, Multifunktionssäge, großes Stativ mit Scheinwerferbrücke, ein elektrisch betriebenes Überdruckbelüftungsgerät und eine Schleifkorbtrage samt Erste-Hilfe-Rucksack zur Rettung und Versorgung von verletzten Personen.

 

Gemeinsam mit der Hauptamtlichen Wache am Konzept gearbeitet

André Heinrich und Thorsten Sickmann von der Hauptamtlichen Wache hatten das Fahrzeugkonzept gemeinsam mit der Löschgruppe Schwarzenmoor ausgearbeitet. „Die Sicherheit der Einsatzkräfte war uns sehr wichtig“, sagte Heinrich. So gibt es für die dreiteilige Schiebleiter, die vierteilige Steckleiter und die A-Saugleitung, die auf dem Fahrzeugdach lagern, mechanische Entnahmehilfen. Die Geräte werden dabei vom Maschinisten per Hebel vom Fahrzeug geschoben, ohne dass dieser das Dach des Aufbaus besteigen muss. Der Lichtmast  mit seinen vier superhellen LED-Scheinwerfern (jeder leistet 7.000 Lumen), die Heckwarnanlage mit zwölf LED-Lichtern und  die Rückfahrkamera sorgen ebenfalls für Sicherheit. Auf die einfache Bedienung der Technik habe man ebenfalls viel Wert gelegt, so Heinrich. Ein digitales Bedienfeld sucht man deshalb am Pumpenstand vergebens. Stattdessen leisten mechanische Druckmanometer zuverlässig ihren Dienst.  Und es gilt der Grundsatz: Ein Knopf eine Funktion!


Es basiert auf einem Mercedes-Benz Atego mit Schlingmann-Aufbau.

 

Das nächste HLF 20 steht zur Abholung bereit.

Die Löschgruppe Herford-Schwarzenmoor zählt momentan 30 Aktive. Neben dem neuen Hilfeleistungslöschfahrzeug 20 sind an der Senderstraße Tanklöschfahrzeug (Mercedes-Benz 1124), Rüstwagen 1 (Mercedes-Benz Unimog 1300 L) und Mannschaftstransportfahrzeug stationiert. Das ausgemusterte Löschgruppenfahrzeug aus dem Jahr 1993 wird weiterhin als Reserve- und Schulungsfahrzeug genutzt. Es steht jetzt am Standort Herford-Diebrock. Als nächstes wird die Löschgruppe Herford-Elverdissen mit einem baugleichen HLF 20 ausgerüstet. Es steht in Kürze beim Unternehmen Schlingmann zur Abholung bereit.

 

                                                                                                                          Von Jens Vogelsang

                                                                                                                          (Text u. Fotos)   

 

 


Die Ausrüstung ist auf die Brandbekämpfung und Technische Hilfe ausgelegt.

 


Bürgermeister Tim Kähler wird mit dem neuen Feuerwehrfahrzeug zum Gerätehaus chauffiert.

 


Löschgruppenführer Frank Schröder begrüßt viele Gäste,
darunter eine Abordnung der befreundeten Feuerwehr Ditterke (Niedersachsen).

 

 


Notfallseelsorger Dieter Wollersheim (r) segnet das neue Feuerwehrauto

 

 


Hydraulischer Rettungssatz mit mobilem Hydraulikaggregat (G 1)

 


Überdruckbelüftungsgerät und Stromerzeuger (G 2) mit …

 


… Abgasabführung und Abkühlgebläse.

 


André Heinrich von der Hauptamtlichen Wache hat das Fahrzeugkonzept mit ausgearbeitet.

 


Ein 30 Meter langer C-Schlauch dient als Ersatz für die herkömmliche Schnellangriffshaspel (G6).

 


Hygieneboard mit Seifen- und Desinfektionsmittelspender, Wasserhahn  und Druckluftpistole (G6).

 


B-Hohlstrahlrohre mit Stützkrümmer und …

 


Waldbrandausrüstung (G 4)

 


Ausschubfach als Geräteträger für ein großes Stativ und Werkzeuge (G 2)

 


Der Arbeitsscheinwerfer ist fernsteuerbar.

 


Mark Oliver Fischer zeigt, dass die Pumpe einfach zu bedienen ist. 

 

 


Die Abgänge für (v.l.) Schaummittel, Schaummittel-Wasser-Gemisch und Wasser.

 


Die dreiteilige Schiebleiter und die A-Saugleitung werden per Entnahmehilfe abgeladen.

 


Zur Ausrüstung gehören (v.l.) eine Schlauch- und eine Verkehrssicherungshaspel.

 


Fußschalter für das Martinshorn

 


Die Mannschaft der Löschgruppe Herford-Schwarzenmoor ist zum Gruppenfoto vor ihrem neuen Einsatzfahrzeug angetreten.

 


Das ausgemusterte Löschgruppenfahrzeug (l) dient weiterhin zu Schulungszwecken,
während das ehemaligeTragkraftspritzenfahrzeug aus dem Jahr 1971 (Typ Ford Transit)

nur noch zu besonderen Anlässen aus der Garage geholt wird.

 


Mannschaftstransporter und Rüstwagen 1 sind ebenfalls in Schwarzenmoor stationiert.,