Mit Holzschuhen zum Feuerwehreinsatz

Löschzwerge Rödinghausen besichtigen Feuerwehrmuseum Kirchlengern-Quernheim

Rödinghausen/Kirchlengern. Die Löschzwerge Rödinghausen sind eine muntere Truppe. Kürzlich unternahm die erste Kinderfeuerwehr im Kreis Herford einen Ausflug zum Feuerwehrmuseum Kirchlengern-Quernheim. Dort lernten die Kleinen das Feuerwehrlöschwesen von anno dazumal kennen. Museumsmitarbeiterin Bärbel Kleemeier erzählte ihnen dazu spannende Geschichten. Auf  Hof Meier Nr.1 in Häver gibt es mittlerweile mehrere tausend Feuerwehr-Exponate zu sehen, die teilweise noch aus der Kaiserzeit stammen.  Das Spektrum reicht vom Löscheimer über die Handdruckspritze bis hin zum Tanklöschfahrzeug aus den 1960er Jahren.

Die Kinderfeuerwehr Rödinghausen wurde erst vor gut einem Jahr gegründet. „Mittlerweile nehmen an den Diensten bis zu 25 Löschzwerge im Alter zwischen sechs und neun Jahren teil“, sagte Gemeinde-Kinderfeuerwehrwartin Christin Lamsfuß-Mende. Für den Ausflug zum Feuerwehrmuseum war deshalb extra ein Reisebus organisiert worden, den das Unternehmen Klockenbrink kostenlos zur Verfügung stellte. Bärbel Kleemeier, die den Aufbau des Feuerwehrmuseums seit seiner Eröffnung im Jahr 1990 mit begleitet hat, begrüßte die Kinderschar und das Betreuerteam in Kirchlengern-Häver.

 

Pumpen, bis die Puste ausgeht!

Vor 150 Jahren setzte überall im Lande der technische Fortschritt  ein, und das machte sich auch im Feuerlöschwesen bemerkbar.  Die ersten Feuerwehrpumpen hatten allerdings noch keine Ansaugvorrichtung. „Sie wurden per Eimerkette von möglichst vielen Helfern mit Wasser versorgt“, erzählte Kleemeier. „Anschließend bedienten acht Leute, vier an jeder Seite, mit Muskelkraft den Pumpenschwengel, bis ihnen die Puste ausging.“ Die Lafettenspritze aus Ottenhausen zählt zu den besonderen Schätzchen der Ausstellung. Sie wurde 1828 gebaut und gilt als ältestes Exemplar in ganz OWL. Die alte Feuerwehrspritze der damaligen Löschgruppe Rödinghausen-Westkilver ist ebenfalls zu sehen. Pferde zogen die Handdruckspritzen seinerzeit zum Einsatzort. „Die ländlichen Feuerwehren hatten dazu einen Anspanndienst, den die Bauern der Umgebung sicherstellen mussten.“ Schon damals hätten die pferdebespannten Löschzüge der Berufsfeuerwehren in den Großstätten Ausrückzeiten von drei Minuten erreicht, so Bärbel Kleemeier. Die Löschzwerge konnten das kaum glauben. 

 

Die Löschzwerge Rödinghausen unternehmen einen Ausflug zum Feuerwehrmuseum Kirchlengern-Quernheim.
Sie erfahren, wie einfach die Ausrüstung und beschwerlich die Arbeit der Feuerwehrleute damals war.
(Foto: Feuerwehr Rödinghausen)

 

Frischluft per Blasebalg

Die altertümliche Schutzausrüstung der Feuerwehrleute weckte bei den Kindern besonderes Interesse. Sie fragten neugierig nach: Hat die damalige Kleidung das Feuer schon abgehalten und wie funktionierten die ersten Atemschutzgeräte? Kleemeier erklärte ihnen, wie spartanisch die Männer damals ausgerüstet waren. „Statt Sicherheitsschuhwerk trugen sie Holzschuhe!“ Lange Zeit waren die Wehrleute ohne jeden Schutz vor dem schädlichen Rauch in ein brennendes Gebäude vorgerückt. Das änderte sich erst zum Ende des 19. Jahrhunderts mit der Entwicklung von ledernen Helmen, die den ganzen Kopf umschlossen und vorne ein Sichtfenster besaßen. „Mit Hilfe eines fuß- oder handbetätigten Blasebalgs wurde dem Rauchhelmträger über einen langen Schlauch die Frischluft zugeführt“, erläuterte Kleemeier dem Feuerwehrnachwuchs. Die Ausstellung zeigt einen solchen König’schen Rauchhelm – benannt nach seinem Erfinder,  Brandmeister König von der Feuerwehr Hamburg-Altona.

Peter Mende, Betreuer der Kinderfeuerwehr, erinnerte sich zurück: „Noch bis Ende der 1970er Jahre heulten im Ort die Sirenen, um die Feuerwehrleute zu alarmieren!“ Erst nach und nach hielt die „stille Alarmierung“ Einzug. „Es gab die ersten tragbaren Funkmeldeempfänger,  die von den Feuerwehrleuten am Gürtel getragen wurden.“  Mende erklärte den Löschzwergen einen alten Funkarbeitstisch der Feuerwehrleitstelle, der ebenfalls zur Ausstellung des Feuerwehrmuseums gehört. „Bis zur Jahrtausendwende wurde darüber auch die Feuerwehr der Gemeinde Rödinghausen alarmiert!“

Am Ende des Museumsbesuchs versammelte sich die gesamte Gruppe vor einer alten Magirusdrehleiter, die noch per Handkurbel ausgefahren wird, für ein Erinnerungsfoto. Mit vielen neuen Eindrücken kehrten die Löschzwerge und ihr Betreuerteam nach Rödinghausen zurück.  Gemeinde-Kinderfeuerwehrwartin Christin Lamsfuß-Mende bedankte sich besonders bei Bärbel Kleemeier und dem Busunternehmen Klockenbrink aus Melle für ihre Unterstützung. (Redaktion: kfv-herford.de)

 

Hinweise:

Die „Löschzwerge“ treffen sich jeden ersten Samstag im Monat von zehn bis zwölf Uhr in der Mehrzwecksporthalle der Gesamtschule im Ortsteil Schwenningdorf.
Das Feuerwehrmuseum (Häverstraße 188 in Kirchlengern) hat jeden ersten und letzten Sonntag im Monat von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Erwachsene zahlen 3 Euro Eintritt.

 

                                                                                                                                                    -Vo-

 


Das Feuerwehrmuseum Kirchlengern-Quernheim in Häver ist immer einen Besuch wert.

(Foto: Archiv Redaktion: kfv-herford.de)

 


Löscheinsatz anno dazumal: Mit der pferdebespannten Feuerwehrspritze geht es zum Brandort.
(Foto: Archiv Redaktion: kfv-herford.de)

 


Auf jeder Seite ziehen die Männer den Pumpenschwengel, um den Wasserdruck aufzubauen.

(Foto: Archiv Redaktion: kfv-herford.de)

 


König’scher Rauchhelm: Er gilt als Vorläufer der modernen Atemschutzgeräte und wurde noch bis in die 1960er Jahre hinein verwendet.

(Foto: Archiv Redaktion: kfv-herford.de)