Kreis stärkt Feuerwehren im Kampf gegen Wald- und Flächenbrände

Waldbrandmodul beschafft, Waldbrandatlas erstellt, Waldbrandeinheit geplant

Waldbrand aKreis Herford. Die Zahl der Vegetationsbrände könnte in Zukunft weiter zunehmen. Schuld sind die Trockenheit und der Borkenkäfer, der die Wälder sterben und das Brandrisiko steigen lässt. Der Kreis Herford hat bereits reagiert. An der Feuerwehrzentrale in Hiddenhausen-Eilshausen gibt es seit kurzem neues Spezialgerät für die Wald- und Flächenbrandbekämpfung. Gemeinsam mit dem Kreis Minden-Lübbecke wurde ein Waldbrandatlas erstellt, um der Leitstelle und den Einsatzkräften vor Ort die Orientierung zu erleichtern. Außerdem soll eine Waldbrandeinheit für mehr Sicherheit im Wittekindsland sorgen. Kreisbrandmeister Bernd Kröger hat dazu bereits ein Konzept vorgelegt. Es sieht voll geländegängige Tanklöschfahrzeuge vor.

Wald- und Flächenbrände haben oft ein ähnliches Erscheinungsbild: Während sich in Windrichtung die Feuerfront ausbreitet, werden die Seiten durch brennende Flanken begrenzt. Das neue Waldbrandequipment an der Kreisfeuerwehrzentrale ist besonders für die effektive Bekämpfung von Bodenfeuern gedacht. Es ist auf einem Rollwagen verladen und wird mit einem LKW oder Gerätewagen-Logistik zur Einsatzstelle transportiert. Zur Ausrüstung zählen unter anderem Waldbrandsystem-Rucksäcke, die jeweils 19 Liter Wasser fassen, und das Multifunktionswerkzeug „Vallfirest Gorgui“, einer Kombination aus Rechen und Hacke. „Die Einsatzkräfte können damit Feuersäume und Brände im Unterholz effizient von Hand bekämpfen“, sagt der Kreisbrandmeister.

Waldbrand aDer Klimawandel lässt die Waldbrandgefahr steigen. (Foto: Feuerwehr Treuenbrietzen/ Brandenburg)

IMG 2724 bWaldbrandrucksäcke (vorne), flexible D-Schläuche (hinten), Feuerpatschen und Schaufeln bzw. Multifunktionswerkzeuge für den
Waldbrandeinsatz eignen sich gut für die Bekämpfung von Feuersäumen bis zu einer Flammenhöhe von 1,50 Meter. (Foto: Redaktion: kfv-herford.de)

IMG 2725 c19 Liter Wasser passen in einen der Rucksäcke. Mit einer Löschlanze samt Doppelhub-Handpumpe wird das Löschmittel versprüht. (Foto: Redaktion: kfv-herford.de)

D-Schläuche, deren Durchmesser lediglich 25 Millimeter beträgt, haben sich im Waldbrandeinsatz bewährt. „Sie sind beweglicher“, so Kröger, „aufgrund der hohen Reibungsverluste können allerdings keine großen Wegstrecken überbrückt werden.“ Zum neuen Waldbrandmodul gehören deshalb Schwerlastrucksäcke, die jeweils mit vier 20 Meter langen D-Waldbrandschläuchen, Verteiler und zwei D-Strahlrohren bestückt sind. Vier B-Schläuche, die mit jeweils 25 Stufendüsen versehen sind, wurden ebenfalls beschafft. Sie erzeugen eine acht Meter hohe „Wasserwand“. Ein Übergreifen der Flammen auf andere, noch nicht brennende Bereiche soll so verhindert werden. Eine Löschkugel ist ebenfalls vorhanden, um eine Fläche von 700 Quadratmetern mit 900 Litern Wasser pro Minute einzusprühen. „Brände werden mit dem Starkregeneffekt gelöscht“, erläutert Kröger. Die anderen OWL-Feuerwehrverbände haben ähnliche Waldbrandmodule beschafft. „Die Feuerwehren der Region können sich so bei größeren Einsätzen gegenseitig unterstützen!“

duesenRiegelstellung mit einem Düsenschlauch: Eine acht Meter hohe
„Wasserwand“ soll verhindern, dass sich die Flammen weiter ausbreiten.
(Foto: Kreisfeuerwehrzentrale)

kugelDie Löschkugel wird über einen B-Anschluss
gespeist. 900 Liter Wasser pro Minute sorgen …
(Foto: Kreisfeuerwehrzentrale)

IMG 2727 f… auf einer Fläche von 700 Quadratmetern für einen „Starkregenschauer“. (Foto: Redaktion: kfv-herford.de)

Waldbrandeinheit mit geländegängigen Tanklöschfahrzeugen 3000

Während der Hitzesommer 2018 und 2019 war die Zahl der Flächenbrände sprunghaft gestiegen. Wie schnell ein ganzes Waldstück in Flammen stehen kann, hatte sich im April dieses Jahres im Nachbarkreis Gütersloh gezeigt. Einheiten aus dem Kreis Herford unterstützten die Löscharbeiten im Teutoburger Wald zwischen Halle und Werther (Redaktion: kfv-herford.de berichtete). „Neben der Brandbekämpfung ist bei solchen Einsätzen die Löschwasserlogistik wichtig“, sagt der Kreisbrandmeister. Er plant deshalb eine Waldbrandeinheit für den Kreis Herford aufzustellen. Sein Konzept sieht zwei geländegängige Tanklöschfahrzeuge 3000 für die direkte mobile Brandbekämpfung in unwegsamen Gebieten vor. Ein geländefähiges Tanklöschfahrzeug 4000 soll in Kombination mit dem 8.000 Liter fassenden Abrollbehälter „Wasser“ der Kreisfeuerwehrzentrale Zubringerdienste übernehmen. Ein geländegängiger Kommandowagen, Einsatzleitwagen 2 mit Drohne, zwei Löschgruppenfahrzeuge für den Katastrophenschutz und der LKW der Kreisfeuerwehrzentrale mit dem neuen Waldbrandmodul sind ebenfalls für die Einheit vorgesehen.
Bereits im Januar hatte der Fachausschuss Technik des Deutschen Feuerwehrverbandes seine Fachempfehlung für ein neues Waldbrand-Tanklöschfahrzeug (TLF-W) veröffentlicht. Es soll mindestens 3.000 Liter Wasser im Tank haben und über einen Dachmonitor sowie eine Selbstschutzanlage verfügen. Vier Einsatzkräfte sollen die Besatzung bilden.

IMG 5183 gDas Wechsellader-Fahrzeug der Kreisfeuerwehrzentrale mit dem Abrollbehälter „Wasser“ ist für die „Waldbrandeinheit Kreis Herford“ vorgesehen. (Foto: Kreisfeuerwehrzentrale)

DSC 0105 hTanklöschfahrzeug 3000 aus Petershagen (Kreis Minden-Lübbecke) auf Unimog-Fahrgestell. Solche - voll geländegängigen TLF -
gibt es im Kreis Herford bisher noch nicht. (Foto: Archiv Redaktion: kfv-herford.de)

Waldbrandatlas erleichtert die Orientierung im Gelände

Im Wald gibt es keine Straßennamen und Hausnummern. Die Feuerwehr-Leitstelle hat daher oft Probleme, die genaue Einsatzstelle zu lokalisieren, während sich die Einsatzkräfte vor Ort nur schwer orientieren können. Für Abhilfe sorgt jetzt der Waldbrandatlas, den die Kreise Herford und Minden-Lübbecke gemeinsam für das Wiehengebirge erarbeitet haben. Das 116 Seiten umfassende Kartenmaterial enthält genaue Angaben zur Befahrbarkeit der Waldwege, den Löschwasser-Entnahmestellen sowie topografischen Besonderheiten zwischen Rödinghausen im Westen und Porta-Westfalica im Osten.
Der Kreisbrandmeister erklärt das Prinzip: „Ein Anrufer, der einen Waldbrand per Handy meldet, wird von der Leitstelle geortet und dann auf einer digitalen Karte, die das Raster und die Informationen aus dem Waldbrandatlas enthält, markiert.“ Den örtlichen Feuerwehren wurden die neuen Waldbrandkarten, die es auch vom Schweichelner Wald (Hiddenhausen), dem Stuckenberg (Herford) und Amtshausberg (Vlotho) gibt, ebenfalls in elektronischer Form zur Verfügung gestellt. Sie können das Material nun mit mobilen Tablet-Computern nutzen. Die Erstellung des Waldbrandatlas hat knapp zwei Jahre in Anspruch genommen. „Wir haben dazu verschiedene Datenquellen miteinander kombiniert“, so Jens Schröder vom Katasteramt Herford.

atlasDas Wiehengebirge zwischen Rödinghausen und Porta-Westfalica: Im
Waldbrandatlas sind 116 Kartenausschnitte mit detaillierten Angaben zur
Befahrbarkeit der Waldwege, den Wasserentnahmestellen und topografischen
Besonderheiten enthalten. (Grafik: Kreis Herford/ Kreis Minden-Lübbecke)

P1060736 jDie Feuerwehren können das digitale Kartenmaterial vor Ort mit mobilen Tablet-Computern nutzen. (Foto: Redaktion: kfv-herford.de)

Forstleute im Ausnahmezustand

Stürme, Dürre und in der Folge der Borkenkäfer: Die Waldwirtschaft befindet sich durch die Folgen des Klimawandels in einer Ausnahmesituation. Sie muss den bereits begonnenen Umbau zu Mischwäldern, die an wärmere und trockenere Bedingungen angepasst sind, engagiert fortsetzen. Mit Blick auf die größer werdende Waldbrandgefahr in NRW ist das gleichzeitig eine gute Vorbeugung; denn laubbaumreiche Mischwälder sind weitaus weniger brandgefährdet als reine Nadelwälder.
Die meisten Waldbrände haben übrigens menschliche Ursachen. Im Frühjahr ist das Risiko besonders groß. Vor dem Laubaustrieb kann die Sonne Gräser und Äste, die am Boden liegen, ungehindert austrocknen. (Redaktion: kfv-herford.de)

-Vo-

P1060728 kDie Trockenheit und der Borkenkäfer haben, so wie hier, an der Grenze zwischen den Kreisen Herford und Lippe,
vor allem den Nadelwäldern schwer zugesetzt. Das Totholz lässt die Brandgefahr steigen. (Foto: Redaktion: kfv-herford.de)

 

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