Impfzentrum ist startklar
Kreis Herford/Enger. Für das ehemalige Verwaltungsgebäude des insolventen Küchenmöbelherstellers Alno AG in Enger gibt es vorübergehend eine neue Verwendung. Die Kreisverwaltung hat dort gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) ein Impfzentrum errichtet. „Wir sind jetzt gut gerüstet und startklar“, sagte Landrat Jürgen Müller. Direkt nach den Weihnachtsfeiertagen soll die entscheidende Phase im Kampf gegen die Corona-Pandemie beginnen. Zunächst werden sich mobile Impfteams vom Impfzentrum aus auf den Weg machen, um die Bürger der „höchsten Prioritätsstufe“ gegen das gefährliche Sars-Cov2-Virus zu impfen. Voraussichtlich ab März 2021 soll dann im Zentrum selber geimpft werden. Sind die Personen mit „hoher Priorität“ und „erhöhter Priorität“ versorgt, beginnen ab Mitte 2021 Massenimpfungen für die übrige impfwillige Bevölkerung.
Das neue kreisweite Impfzentrum wurde innerhalb von zwei Wochen am Bustedter Weg in Enger eingerichtet. Es ist nun nach den Vorgaben des Landes „räumlich und organisatorisch betriebsbereit“. Dort, wo früher die Alno-Tochter Wellmann Küchenmöbel produzierte, wurde rückwirkend zum 1. Dezember eine Fläche von 2.700 Quadratmetern angemietet, die auf 6.000 Quadratmeter erweitert werden kann.
Das ehemalige Verwaltungsgebäude der insolventen Alno AG am Bustedter Weg in Enger ist jetzt Impfzentrum. (Foto: Redaktion: kfv-herford.de)
Zunächst wurden 2.700 Quadratmeter angemietet. (Foto: Redaktion: kfv-herford.de)
Der Kreis Herford und die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) betreiben die Einrichtung gemeinsam. (Foto: Redaktion: kfv-herford.de)
Übung für den Echtbetrieb
Zunächst wird mit einer „Impfstraße“ gestartet, die für eine Tageskapazität von rund 200 Bürgern ausgelegt ist. Insgesamt sind vier „Impfstraßen“ betriebsbereit, die räumlich getrennt und unterschiedlich farblich gekennzeichnet sind, sodass 1.000 bis 1.700 Personen pro Tag geimpft werden könnten. Folgender Ablauf ist vorgesehen: Zunächst geht es vom Wartebereich zur Registrierung. Die Impfaufklärung und eigentliche Impfung erfolgen dann durch Ärzte und medizinisches Personal der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe. Den Abschluss bildet die Nachbetreuung. Ein Dokumentationsbereich wurde ebenfalls eingerichtet. „Es steht demnächst eine Übung an, um den Impfbetrieb genau einzustudieren und potenzielle Probleme und Störungen zu erkennen und zu beheben“, erklärte Markus Altenhöner, der Chef des Krisenstabs. Pro Impfstraße sind ein Arzt und zwei medizinische Fachangestellte vorgesehen. Gehen alle vier „Impfstraßen“ sieben Tage die Woche in den Zweischichtbetrieb, werden 60 Mitarbeiter benötigt. Der Kreis wird eng mit dem DRK-Kreisverband zusammenarbeiten. Von dort gebe es bereits eine Zusicherung, Personal für den Betrieb des Impfzentrums zur Verfügung zu stellen, sagte Altenhöner.
(v.l.) Krisenstabsleiter Markus Altenhöner, Landrat Jürgen Müller und Internist Dr. Hermann Lorenz, Bezirksstellenleiter Herford-Minden der KVWL, stellen das neue Impfzentrum vor. (Foto: Kreisverwaltung Herford)
Vier Impfstraßen sind betriebsbereit. (Foto: Kreisverwaltung Herford)
„Beobachtungsbereich“: Hier verweilen die Geimpften noch eine Weile, bevor sie das Zentrum wieder verlassen. (Foto: Kreisverwaltung Herford)
Im „Check-Out-Bereich“ werden die Impfausweise ausgestellt. (Foto: Kreisverwaltung Herford)
Impfung der Feuerwehrleute hat „erhöhte Priorität“
Einen groben Zeitplan hat die Bundesregierung mit einer Rechtsverordnung vorgegeben, in der die Impfreihenfolge geregelt wird. In einer ersten Phase, die etwa von Dezember bis April dauert, dient das Impfzentrum als logistische Basis. Von dort aus startet die „aufsuchende Impfung“. Impfteams besuchen Alteneinrichtungen, Krankenhäuser und andere vorgegebene Einrichtungen und impfen besonders gefährdete Personen direkt vor Ort. In einer zweiten Phase, die im März beginnen könnte, werden im Impfzentrum zunächst Personen mit „hoher Priorität“ und danach die Gruppe mit „erhöhter Priorität“ geimpft, zu der unter anderem Polizisten, Feuerwehrleute und die übrigen Helfer im Katastrophenschutz zählen. Die dritte Phase soll laut Bundesregierung Mitte 2021 starten, dann mit Massenimpfungen für die gesamte impfwillige Bevölkerung. Die Hausärzte sollen in ihren Praxen diese Phase unterstützen. Es wäre natürlich besser, wenn die Einsatzkräfte der Feuerwehr eher geimpft würden, meinte Kreisbrandmeister Bernd Kröger. Auch der Deutsche Feuerwehrverband hatte sich im Vorfeld für die Einstufung in eine höhere Prioritätsstufe ausgesprochen. „Andererseits ist das Risiko bei alten Menschen, durch eine Corona-Infektion schwer zu erkranken oder sogar zu versterben, deutlich höher als bei den Aktiven der Feuerwehr, die gesundheitlich fit sind“, so der Feuerwehrchef.
Wer im Impfzentrum geimpft werden möchte, muss vorher einen Termin vereinbaren. Eine Terminvergabe vor Ort ist nicht möglich. Zuständig ist die Kassenärztliche Vereinigung. Im Moment werden noch viele Einzelheiten rund um die Terminvergabe abgestimmt. Ein Onlineportal ist in Arbeit.
Erkranken weitere Feuerwehrleute, kann es eng werden.
Unterdessen ist die Sieben-Tages-Inzidenz im Kreis Herford auf 211,5 gestiegen (Stand 19.12.2020). Derzeit werden in den drei Krankenhäusern im Kreisgebiet 63 Patienten mit einer Covid-19-Infektion stationär behandelt. Zwölf von ihnen liegen auf der Intensivstation, sieben müssen beamtet werden. „Wir betrachten die Situation mit Sorge“, sagte der Landrat. Er will sich am Montag (21.12.2020) mit den Bürgermeistern beraten, um zu klären, ob weitere Maßnahmen nötig sind. Die Corona-Schutzverordnung sieht vor, dass die Kommunen weitere Regelungen treffen können aber nicht müssen, sofern der Inzidenzwert von 200 überschritten ist.
Der Brandschutz im Kreis Herford sei trotz verschärfter Corona-Lage weiterhin sichergestellt, versicherte der Kreisbrandmeister. Von den mehr als 1.500 Aktiven seien momentan zehn Kameraden wegen einer Covid-19-Erkrankung ausgefallen. Darüber hinaus ständen einige unter Quarantäne, so Kröger. Das habe bisher zu keinen Beeinträchtigungen im Einsatzdienst geführt, da immer nur einzelne Personen in den Einheiten betroffen gewesen seien. Keine einzige Infektion sei im Übrigen durch den Feuerwehrdienst verursacht worden, meinte Kröger. „Insofern greifen unsere Schutzvorkehrungen!“ Der Kreisbrandmeister warnte allerdings: „Gelingt es uns nicht, mit der Impfkampagne die Pandemie einzudämmen, ist damit zu rechnen, dass weitere Feuerwehrleute erkranken. Dann kann es mit der Einsatzfähigkeit eng werden!“ (Infos: Kreisverwaltung Herford, Redaktion: kfv-herford.de)
-Vo-