125 Jahre im Dienste der Sicherheit (1896 – 2021)

Löschzug Schweicheln-Bermbeck blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück

Opel Blitz 1939Hiddenhausen. Der Löschzug Schweicheln-Bermbcck blickt in diesem Jahr auf seine 125-jährige Geschichte zurück. Acht mutige Männer bildeten anno 1896 die Mannschaft der ersten Stunde. Um den Kampf gegen die „Feuersbrunst“ aufzunehmen, besaßen sie zunächst nicht viel mehr als zwölf lederne Löscheimer. Heute, 125 Jahre später, zählt der Löschzug 52 Aktive, die über eine moderne Ausrüstung und gute Ausbildung verfügen. In Zeiten von Corona sei die Planungsunsicherheit noch immer groß, sagt Löschzugführer Torge Brüning, der die Einheit seit dem Jahr 2017 leitet. „Das Jubiläum wird deshalb erst im nächsten Jahr groß gefeiert!“  


Die Geschichte des Löschzugs nahm während der Kaiserzeit ihren Anfang. Schweicheln und Bermbeck, damals noch selbständige Dörfer, zählten zur preußischen Provinz Westfalen  und nach der Landgemeindeverordnung zur Amtsverwaltung Herford-Hiddenhausen. Im Sommer des Jahres 1886, also vor nunmehr 135 Jahren, war die Landbevölkerung auf dem Gehöft Brackmann (Freihof) damit beschäftigt, das Getreide zu dreschen. Kinder spielten dabei mit Streichhölzern und entfachten ein Feuer, wie die königlich-preußische Landgendarmerie später ermittelte. Der Brand breitete sich, begünstigt durch den vorherrschenden Westwind, schnell aus. Die eigentliche Katastrophe wurde aber der Überlieferung nach durch „die reichlichen Vorräte an geräuchertem westfälischem Schinken und Speck“ ausgelöst, die in dem Bauernhaus lagerten. Die brennenden Speckseiten sollen durch die enorme Hitze nicht nur auf die Strohdächer der Nachbargehöfte, sondern darüber hinaus über das Werretal bis in die Nachbargemeinde Löhne geflogen sein. Am Ende der gewaltigen Feuersbrunst waren vier Bauernhöfe und mehrere Kotten bis auf die Grundmauern niedergebrannt. 13 Familien hatten ihr Dach über dem Kopf verloren. Über die Hälfte der Einwohner Bermbecks waren plötzlich obdachlos.

Das Unglück machte die Bürger nachdenklich. So eine Katastrophe durfte sich auf keinen Fall wiederholen. Doch „gut Ding will Weile haben“. Zehn weitere Jahre gingen ins Land. 1896 fasste schließlich Gemeindevorsteher Heinrich Meier, wohnhaft Schweicheln Nr.2, die Initiative. Vor nunmehr 125 Jahren rief er gemeinsam mit seinen Getreuen, Wilhelm Deppermann, Wilhelm Schröder, Heinrich Wollbrink, Kasper Krömker, Karl Kötter, Johann Reinecke (genannt Schmidts Johann) und Heinrich Auf der Heide, eine Feuerwehr ins Leben. Obwohl Schweicheln und Bermbeck noch eigenständig waren, wurde die Wehr bereits unter dem Namen Schweicheln-Bermbeck gegründet. Heinrich Meier übernahm das Amt des 1. Feuerwehrhauptmanns.

Amts Verbandsfest 1954Mit der pferdegezogenen Handdruckspritze ging es anno dazumal zum Löscheinsatz.
Das Foto entstand anlässlich einer historischen Vorführung in den 1950er Jahren.
(Foto: Archiv LZ Schweicheln-Bermbeck)

 

Die Wehr verfügte anfangs nur über eine spartanische Ausrüstung. Viel mehr als ein Dutzend  lederne Löscheimer gab es nicht. Erst 1898 reichte das Geld, um aus eigenen Mitteln eine Handdruckspritze zu kaufen. Holzschuhe und Lederkappe gehörten im Kaiserreich zur  Schutzausrüstung der Feuerwehrleute auf dem Lande. Mit dem Pferdefuhrwerk ging es zum Löscheinsatz. Im Jahr 1928 entschloss sich die Amtsverwaltung Herford-Hiddenhausen zum Kauf einer Motorspritze, die sie der Wehr Schweicheln-Bermbeck zur Verfügung stellte. Das Unternehmen Fischer aus Görlitz (Sachsen) lieferte die Pumpe, die 800 Liter Wasser in der Minute förderte und als sogenannte Lafetten-Spritze auf einem Anhängerfahrgesell montiert war. Nach dem Untergang der Weimarer Republik begann die nationalsozialistische Diktatur.  Die Wehr Schweicheln-Bermbeck führte nun den Namen Löschzug 6 des Amtes Herford-Hiddenhausen und wurde 1939 mit einem Löschgruppenfahrzeug LF 15-TS der Marke Opel-Blitz ausgerüstet. Immer mehr Männer erhielten in der Folgezeit ihre Einberufungsbefehle und zogen an die Front. Die Behörden richteten daraufhin eine 30 Mann starke Pflichtfeuerwehr ein. Im Herbst 1944 begann die Endphase des 2. Weltkriegs. Die Alliierten verstärkten ihre Luftangriffe auf deutsche Städte. Der Bereitschaftzug Herford, darunter die Wehr Schweicheln-Bermbeck, rückte am 1. Oktober 1944 aus, um die Aufräumarbeiten im Oberzentrum Bielefeld zu unterstützen. 300 Bomber der 3. US-amerikanischen „Bomb-Division“ hatten den Angriff geflogen und verheerende Zerstörungen angerichtet. Herford blieb ebenfalls nicht verschont. Hunderte Brandbomben zerstörten am 3. März 1945 in der Innenstadt unzählige Häuser. Während der Löscharbeiten kam es am Neuen Markt zu einem tragischen Unglück. Die Giebelwand des schwer getroffenen Möbelhauses Stüssel stürzte plötzlich ein. Zwei Feuerwehrleute starben.

Opel Blitz 1939Im Jahr 1939 erhielt die Wehr ihr erstes motorisiertes Löschfahrzeug.
Es handelte sich um ein LF 15-TS der Marke Opel-Blitz.
(Foto: Archiv LZ Schweicheln-Bermbeck)

Nach der Kapitulation der deutschen Streitkräfte ordnete die britische Militärregierung an, dass der Feuerwehr-Übungsdienst sofort wieder aufzunehmen sei. Das Löschgruppenfahrzeug 15-TS hatte den Krieg unbeschadet überstanden, sodass sich die neuformierte Mannschaft unter Leitung von Brandmeister August Horstkotte zügig ans Werk machte. Während der Hochwasserkatastrophe im Jahr 1946 bestand die Wehr ihre erste Bewährungsprobe. Als die ungeheure Macht des Wassers die Hindenburgstraße auf einer Länge von rund 20 Metern durchbrach und es endlich aufhörte zu regnen, begann sich die Situation allmählich zu entspannen. Die Feuerwehrleute pumpten im Verlaufe der nächsten drei Tage unzählige Keller leer.

Im Jahr 1948 wurde in der britischen Zone ein Schnelligkeitswettbewerb der Freiwilligen Feuerwehren ins Leben gerufen, der als Vorläufer des Leistungsnachweises gilt. Die Mannschaft Schweicheln-Bermbeck zeigte Bestleistungen und wurde zum ersten Kreissieger gekürt. 1960 konnte die Wehr diesen Erfolg noch einmal wiederholen. Sie verfügte mittlerweile über ein Tanklöschfahrzeug 15 der Marke Magirus-Deutz.  In den 1950er und 1960er Jahren war die Region noch stark landwirtschaftlich geprägt. Schlug der „rote Hahn“ zu, brannte also ein Bauernhaus oder eine Scheune, heulten im Amtsbezirk die Sirenen, um die Löschgruppen zusammenzurufen. Am 1. Januar 1969 trat das Gesetz zur Neugliederung des Landkreises Herford und der (bis dahin) kreisfreien Stadt Herford in Kraft. Der Feuerlöschverband des Amtes Herford-Hiddenhausen löste sich auf: Die Löschgruppen Eilshausen und Schweicheln-Bermbeck übernahmen in der Gemeinde Hiddenhausen von nun an eigenständig den Brandschutz.

Schnelligkeitswettbewerb 1949Schnelligkeitswettbewerb 1949 der Feuerwehren des Amtes Herford-Hiddenhausen.
(Foto: Archiv LZ Schweicheln-Bermbeck)

TLF15 Magirus Deutz 1952Anfang der 1950er Jahre wurde die Wehr mit einem neuen Tanklöschfahrzeug 15 von Magirus-Deutz ausgerüstet.
(Foto: Archiv LZ Schweicheln-Bermbeck)

Amts Verbandsfest 1954Der Festumzug zum Amtsfeuerwehr-Verbandsfest führte 1954 vom Gerätehaus über die B 239 zum Sportplatz.
(Foto: Archiv LZ Schweicheln-Bermbeck)

 

Ein Großbrand auf dem Gelände der Lackfabrik Ernst Peter und Sohn (heute Peter Lacke) an der Herforder Straße endete im Januar 1980 für sieben Feuerwehrleute aus Herford im Krankhaus. Sie erlitten Brandverletzungen im Gesicht und an den Händen, als plötzlich ein mit Nitroverdünnung gefüllter Behälter in die Luft flog. Im Februar 1989 kam es auf dem Gelände der Lackfabrik Hammen (heute Remmers) an der Füllenbruchstraße in Oetinghausen zu einem weiteren verheerenden Großbrand, der einen Millionenschaden verursachte. Zeitweise waren 150 Feuerwehrleute vor Ort, die Wasser und Schaum zur Brandbekämpfung einsetzten. Das sei wohl der bisher größte Einsatz in der 125-jährigen Geschichte gewesen, sagt Torge Brüning. „Die Löscharbeiten zogen sich über mehrere Tage hinweg.“ Ein Großteil der heute 52 Aktiven hat ihre Feuerwehrlaufbahn in der Jugendfeuerwehr des Löschzugs begonnen. Die Nachwuchsgruppe wurde 1993 gegründet und zählt heute 17 Mitglieder, davon drei Mädchen.

 

Übung Bhf Schweicheln 1976Übung zum 80-jährigen Bestehen der Löschgruppe am Bahnhof Schweicheln
(Foto: Archiv LZ Schweicheln-Bermbeck)

Übung Grundschule 1979Die Brandschutzerziehung gehört ebenfalls zu den Aufgaben der Feuerwehrleute.
Die Aufnahme entstand 1979 an der örtlichen Grundschule.
(Foto: Archiv LZ Schweicheln-Bermbeck)

 

Großbrand 1979In den Fabrikationsräumen der ehemaligen Möbelfabrik Ravensberg an der Herforder Straße,
nur einen Steinwurf weit vom Gerätehaus entfernt, wütete im Januar 1979 ein Großbrand.
(Foto: Archiv LZ Schweicheln-Bermbeck)

 

Noch sind die Feuerwehrleute im alten „Spritzenhaus“ an der Herforder Straße untergebracht, dessen Ursprünge bis in das Jahr 1953 zurückreichen. In einigen Monaten erfolgt der Umzug zur Bahnhofstraße/ Ecke Schweichelner Straße, wo zurzeit das neue Gerätehaus des Löschzugs entsteht. Im nächsten Jahr werde die Einweihung des Neubaus mit der Jubiläumsfeier verbunden, so Brüning. „Am neuen Standort heißt es dann: 125 plus 1 Jahre Feuerwehr Schweicheln-Bermbeck!“

                                                                                                                          Von Jens Vogelsang

                                                                                                     


DSC 0593Löschzugführer Torge Brüning (Mitte) und seine beiden Stellvertreter Fabian Stadelmann (l) und Jan Hendrik Pieper (r)
während ihrer Amtseinführung im Juli 2017.
(Foto: Feuerwehr Hiddenhausen)