Pöbeleien und Fußtritte online melden

"Innovatives Melde- und Erfassungssystem" geht an den Start

notarzt gewalt dguv wolfgang bellwinkel lightbox large 800xDüsseldorf/Kreis Herford. Sie werden beleidigt, bespuckt und manchmal auch geschlagen: Aggressives und gewalttägiges Verhalten gegenüber Rettungsdienstmitarbeitern und Feuerwehrleuten zählt mittlerweile zur traurigen Realität. Jeder einzelne Fall ist einer zu viel und darf nicht toleriert werden. Den Einsatzkräften in NRW wird es deshalb einfacher gemacht, Gewaltübergriffe zu melden. Am Montag (10.01.2022) starteten Innen- und Gesundheitsministerium das „Innovative Melde- und Erfassungssystem Gewaltübergriffe (IMEG)“. „Es bietet eine schnelle und unkomplizierte Übermittlung sowie ganz konkrete Hilfsangebote für die Betroffenen“, sagte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann.


Die Einsatzkräfte können Pöbeleien oder gar Tritte und Schläge, denen sie ausgesetzt waren, aber auch mutwillige Beschädigungen der Einsatzausrüstung nun online und unabhängig von einer Plattform weiterleiten. Das „Innovative Melde- und Erfassungssystem Gewaltübergriffe (IMEG)“ werde zunächst von 12 Kreisen und kreisfreien Städten in einer Pilotphase getestet, hieß es am Montag aus Düsseldorf. Aus Ostwestfalen-Lippe sind mit den Kreisen Herford, Lippe und Minden-Lübbecke gleich drei Kommunen mit dabei. Seit dem Jahr 2018 hatte eine Projektgruppe daran gearbeitet, ein niederschwelliges und freiwilliges Meldeangebot für die Helfer von Rettungsdienst und Feuerwehr zu schaffen. Seit Dezember vergangenen Jahres ist das System nun in den Pilotleitstellen einsatzbereit.
„Angriffe auf diejenigen, die uns schützen, können und werden wir niemals akzeptieren“, sagte Innenminister Herbert Reul bei der Einführung des Systems. Er sprach von einem gesellschaftlichen Problem. Es sei daher eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, Ursachen und Bedingungen zu erkennen und positiv zu ändern. „Das ist nur in einem langfristigen Prozess nachhaltig erreichbar.“ Ähnlich äußerte sich Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann. Sicherlich werde das Bewusstsein für solche Ereignisse durch das neue Meldesystem geschärft. „Ich verspreche mir davon, dass so etwas seltener bis gar nicht mehr vorkommt!“

notarzt gewalt dguv wolfgang bellwinkel lightbox large 800xDie Mitarbeiter des Rettungsdienstes sind besonders häufig verbaler und körperlicher Gewalt ausgesetzt. (Foto: Wolfgang Bellwinkel, DGUV)

An vielen Feuer- und Rettungswachen im Land gibt es bereits selbst entwickelte Prozessabläufe, um die Mitarbeiter nach Gewaltübergriffen bestmöglich zu unterstützen. Das neue landeseinheitliche IT-System bietet dazu eine flexible Ergänzung, um den Meldeweg für die Retter zu vereinfachen und die Bearbeitung der Fälle zu beschleunigen. Die Gefühle und Empfindungen der betroffenen Einsatzkraft nach einem Übergriff stehen dabei im Vordergrund. Je nach Schwere des Vorfalls wird ein intensives Management in Gang gesetzt, das unter anderem aus psychosozialer Unterstützung, Unfallanzeige und Strafantrag bestehen kann. Gleichzeitig gewinnt die Datenlage zur „Gewalt gegen Einsatzkräfte“ an Aussagekraft. Auf Initiative von Innen- und Gesundheitsministerium, Gewerkschaft Komba, Unfallkasse NRW, Verband der Feuerwehren, Städtetag, Landkreistag und Städte- und Gemeindebund wurde bereits am 2. Oktober 2019 der Aktionsplan „Gemeinsam gegen Gewalt – Aktionsbündnis zum Schutz von Feuerwehr- und Rettungskräften“ veröffentlicht. Das nun an den Start gebrachte Meldesystem ist ein wichtiger Bestandteil dieses Vorhabens.
Die Städte Bochum, Krefeld, Hamm, Duisburg und Düsseldorf sowie die Kreise Heinsberg, Mettmann, Warendorf und die Städteregion Aachen zählen zu den weiteren Teilnehmern der Pilotphase. Das Gesundheitsministerium übernimmt während dieser Zeit die Kosten für das IT-System. (Redaktion: kfv-herford.de)

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