Zwei Großbrände im Stuckenberg gelöscht

Großschadensübung „Bergfeuer“: 120 Feuerwehrleute im Einsatz

DSC 1065Kreis Herford/Herford. Heiße, trockene Sommer könnten in Deutschland zur Regel werden. Damit steigt die Gefahr von Wald- und Vegetationsbränden. Die Feuerwehren müssen auf die Situation vorbereitet sein. Im Stuckenberg Herford fand deshalb am vergangenen Samstag (29.10.2022) die Waldbrandübung „Bergfeuer“ statt. Insgesamt waren rund 120 Feuerwehrleute aus dem gesamten Kreisgebiet im Einsatz. Das Unternehmen Marten und Teune aus Löhne, spezialisiert auf land- und forstwirtschaftliche Dienstleistungen, unterstützte die Löscharbeiten mit einem 40-Tonnen-Tanklastzug. Der transportierte an diesem Tag Wasser statt Gülle. Am Ende zog Kreisbrandmeister Bernd Kröger ein positives Zwischenfazit. „Alle Ziele wurden erreicht!“ Eigentlich sollte die Großübung bereits am 27. August stattfinden. Dürre und Wasserknappheit machten eine Verschiebung notwendig.

Um 9 Uhr am Samstagmorgen geht in der Kreisleitstelle der erste Notruf ein. „Im Stuckenberg brennt im Bereich des Herforder Bismarckturms an mehreren Stellen das Unterholz“, berichtet der Spaziergänger. Die Kräfte der Hauptamtlichen Wache Herford befinden sich bereits anderweitig im Einsatz. So alarmiert der Disponent, so wie bei einem realen Notfall, die zuständige Löschgruppe Schwarzenmoor und den Löschzug Herford-Mitte. Wenige Minuten später treffen die ersten Kräfte vor Ort ein. Vom Hotel Waldesrand aus rücken sie in Richtung Bismarckturm vor. Ein weiterer Anrufer meldet um 9:05 Uhr, das in dem Waldgebiet oberhalb der Straße Eckernkamp ebenfalls Rauch und Feuerschein zu sehen seien. Daraufhin werden die Löschgruppen Diebrock und Elverdissen ebenfalls in Marsch gesetzt. Axel Freitag, stellvertretender Wehrführer der Hansestadt, übernimmt die Einsatzleitung. Dann verschärft sich die Lage: Der Einsatzführungsdienst meldet: „Feuer breitet sich schnell aus – brauchen Verstärkung!“ Freitag veranlasst sofort die Erhöhung der Alarmierungsstufe. Die Leitstelle löst nun Gesamtalarm für die Feuerwehr der Stadt Herford aus. Zudem rücken die Waldbrandmodule Ost und West sowie der Logistikzug der Bezirksreserve aus. Das DRK Herford-Stadt schickt einen Rettungswagen und die Betreuungskomponente zur Absicherung der Löschmannschaften. Die Kräfte sammeln sich zunächst im Bereitstellungsraum, der sich auf dem Gelände der Autobahnmeisterei an der Vlothoer Straße befindet. Mittlerweile sind 120 Helfer im Einsatz.

DSC 1057Feuer im Stuckenberg: Zahlreiche Löschtrupps bekämpfen die Flammen mit Strahlrohren und speziellem Waldbrandequipment.

DSC 1065Auf dem Gelände unterhalb des Bismarckturms sind die Löschmannschaften in Stellung gegangen.

Flammen mit Hohlstrahlrohren und Löschrucksäcken bekämpft

Auf der Lichtung unterhalb des Bismarckturms stehen mehrere Löschfahrzeuge der Feuerwehr Herford und das Löschgruppenfahrzeug 20 für den Katastrophenschutz aus Vlotho-Steinbründorf. Sie werden vom Wechselladerfahrzeug der Kreisfeuerwehrzentrale mit Löschwasser versorgt. Der Tank des Abrollbehälters fasst 8.000 Liter. Die Feuerwehrleute nehmen mehrere C-Hohlstrahlrohre zur Brandbekämpfung vor. Jennifer Grove und Christian Kriebel tragen spezielle Rucksäcke, in denen 30 Meter lange D-Schnellangriffsschläuche sowie die passenden Verteiler und Strahlrohre verstaut sind. „Das Material eignet sich für die Vegetationsbrandbekämpfung besonders gut“, sagt Abschnittsleiter Christian Eder. Andere Einsatzkräfte schnallen sich Waldbrandrucksäcke mit 19 Liter Löschwasser auf den Rücken, das sie anschließend per Doppelhub-Handpumpe versprühen.
Mittlerweile schaffen die Tanklöschfahrzeuge 4000 Herford und Bünde-Muckum sowie die Tanklöschfahrzeuge 3000 der Löschgruppen Kirchlengern und Rödinghausen das Löschwasser im Pendelverkehr herbei, sodass der Abrollbehälter des Wechselladerfahrzeugs immer wieder aufgefüllt werden kann. Doch der Hydrant am Wüstener Weg, den die Einheiten als „Zapfstelle“ nutzen, liefert zu wenig Wasser, obwohl eine große Leitung (250 mm) durch die Straße verläuft. „Die Fahrzeuge tanken deshalb ab sofort an der Bismarckstraße auf“, sagt Axel Freitag um 11:30 Uhr. Er koordiniert das Einsatzgeschehen vom Einsatzleitwagen 2 aus. Kräfte der Informations- und Kommunikationsgruppe der Löschgruppe Löhne-Ort übernehmen den Funkverkehr und die Einsatzdokumentation. „Das Tanklöschfahrzeug 4000 Enger-Mitte ist unterwegs, um den Pendelverkehrs zu verstärken“, sagt Freitag. Für Karsten Buschmann, Leiter der Feuerwehr Herford, läuft die Großübung nach Plan. „Es dauert eben eine gewisse Zeit, bis alle Einheiten eingewiesen sind und wissen, was zu tun ist. Das ist im Ernstfall nicht anders.“

DSC 1065Mit einer Tragkraftspritze wird das Löschwasser aus einem Faltbehälter gepumpt und per Tanklastzug der „Nachschub“ sichergestellt.

Tanklastzug füllt Faltbehälter

Im Abschnitt 2 kämpfen die Einheiten Diebrock, Elverdissen und Löhne-Ort gegen einen weiteren „Großbrand“. Sie stehen unter Leitung von Sven Detering. „Die Löschwasserversorgung gestaltet sich schwierig“, sagt der stellvertretende Leiter der Feuerwehr Vlotho. Die Feuerwehrleute aus Herford und Spenge-Lenzinghausen verlegen schließlich eine Schlauchleitung über lange Wegstrecke. Sie führt zunächst 700 Meter die Straße Eckernkamp hinunter und dann 400 Meter in den Wald hinein. Die Löschgruppe Enger-Westerenger bereitet im Einmündungsbereich der Straße Im Kuhnholt die Löschwasserentnahme aus einem 5.000 Liter fassenden Faltbehälter vor. Kurz darauf rückt Christoph Marten vom Unternehmen Marten und Teune mit einem 470 PS starken Tanklastzug an, der an diesem Tag mit 28.000 Liter Wasser gefüllt ist. Landwirt André Reinkensmeyer, selber bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv, ist zudem mit seinem Fendt-Ackerschlepper und einem 15.000 Liter fassenden Güllefass-Anhänger eingetroffen. Damit steht ausreichend Löschmittel zur Verfügung, um den Faltbehälter ständig nachzufüllen. Beide Betriebe hätten sich bereit erklärt, die Feuerwehr auch bei einem echten Notfall zu unterstützen, sagt Feuerwehrchef Karsten Buschmann. Übrigens verfügt der Speziallastzug von Marten und Teune auch über eine leistungsstarke Pumpe. Nur sechs Minuten dauert der Auftankvorgang mit Werre-Wasser.

Herausforderungen unserer Zeit gemeinsam bewältigen

Herfords Bürgermeister Tim Kähler und Jochen Strieckmann, Leiter des Stabs für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) der Hansestadt, informieren sich zwischenzeitlich am Einsatzleitwagen 2 über den Fortgang der Löscharbeiten. Auch Kreisdirektor Markus Altenhöner lässt sich vor Ort erklären, welche Maßnahmen durchgeführt werden. Zudem sind Führungskräfte der Feuerwehr als Übungsbeobachter im Einsatz, darunter Lutz Kölling, der Leiter der Hauptamtlichen Wache, und Nils Mehring vom Dezernat 22 der Bezirksregierung Detmold.
Gegen 13 Uhr heißt es „Übungsende“ und der Abbau der Schlauchleitungen und Geräte beginnt. Der Verpflegungszug aus Bünde-Hunnebrock hat auf dem Gelände der Feuerwache Herford das Mittagessen vorbereitet.
„Die Herausforderungen werden größer“, sagt Markus Altenhöner während der Abschlussbesprechung, „und wir können die Probleme nur gemeinsam bewältigen.“ Kreisbrandmeister Bernd Kröger bittet am Ende alle Einheiten darum, sich mit konstruktiver Kritik an der Auswertung der Großübung zu beteiligen. „Wir wollen schließlich aus Fehlern lernen.“

Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)

 

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DSC 0989Axel Freitag, stellvertretender Wehrführer der Feuerwehr Herford, hat die Einsatzleitung übernommen.

DSC 0983(v.l.) Sven Detering (Vlotho), Lutz Kölling (Herford), Karsten Buschmann (Herford), KBM Bernd Kröger und Nils Mehring (Bezirksregierung) orientieren sich auf der Waldkarte.

20221029 100945Warten auf den Einsatzbefehl im Bereitstellungsraum

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DSC 1014(v.l.) Unternehmer Christoph Marten und Landwirt und Feuerwehrmann André Reinkensmeyer unterstützen die Übung mit ihren Fahrzeugen.

DSC 1007Logistikzug der Bezirksreserve

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DSC 1061Löschwasserversorgung im Pendelverkehr

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DSC 1078Stau an der „Löschwasser-Zapfstelle“ Bismarckstraße

DSC 1047Das Wechselladerfahrzeug der Kreisfeuerwehrzentrale mit dem Abrollbehälter „Wasser“ übernimmt im Einsatzabschnitt 1 die Löschwasserverteilung.

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DSC 1037Im Einsatzleitwagen 2 laufen „alle Fäden zusammen“.

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DSC 1046Übungseinsatz für das DRK Herford-Stadt

20221029 115728(v.l.) Jana Biedermann u. Lars Zimmermann kümmern sich um einen „verletzten“ Feuerwehrmann.

DSC 1028(v.l.) Henry Uekermann, Yasmin Becker und Christopher Kastner bilden die Besatzung des Schlauchwagens 2000 der Feuerwehr Herford.

DSC 1031Aufbau der Wasserversorgung über lange Wegstrecke

DSC 1066Das Löschwasser wird aus einem Faltbehälter entnommen.

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DSC 1075Feuerwehrleute der Löschgruppen Diebrock, Elverdissen und Löhne-Ort sind im Einsatzabschnitt 2 gemeinsam im Löscheinsatz.

20221029 102212Bürgermeister Tim Kähler (2. v.l.) informiert sich im Einsatzleitwagen 2.

DSC 1021(v.l.) stellv. KBM Holger Klann, Jan-Hendrik Schulte (Untere Katastrophenschutzbehörde), KBM Bernd Kröger, Bürgermeister Tim Kähler und Nils Mehring (Bezirksregierung)

DSC 1034(v.l.) KBM Bernd Kröger u. Kreisdirektor Markus Altenhöner

DSC 1026Jochen Strieckmann (r) leitet den Stab für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) bei der Stadt Herford.

DSC 0980Revierförster Jaron Bodin (Landesbetrieb Wald und Holz NRW) ist als Fachberater im Einsatz. Er klärt auf: Es gibt Staatsforst, Stadtwald und Privatwald.

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DSC 1077Tragkraftspritze von der Feuerwehr Enger (LF20Kats - LG Westerenger) wird betankt.

DSC 1082Abschlussbesprechung auf dem Hof der Feuerwache Herford: (v.l.) Wehrführer Karsten Buschmann, stellv. KBM Holger Klann, KBM Bernd Kröger, Kreisdirektor Markus Altenhöner u. stellv. Wehrführer Axel Freitag

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