Hilfeleistungslöschfahrzeug 20 und Einsatzleitwagen 1 feierlich übergeben
Bünde. Die Feuerwehrleute vom Löschzug Bünde-Mitte freuen sich in diesen Tagen gleich über zwei neue Einsatzfahrzeuge. Am Freitagabend (4.11.2022) wurden das Hilfeleistungslöschfahrzeug 20 und der Einsatzleitwagen 1 offiziell übergeben. Damit steht den Einsatzkräften die modernste Technik zur Verfügung, um für die Sicherheit der Bürger zu sorgen. Das sei ein bisschen wie Weihnachten, meinte Bürgermeisterin Susanne Rutenkröger bei der symbolischen Schlüsselübergabe. „Die Fahrzeuge werden sicherlich auch in Krisensituationen, wie der Energiemangellage, gute Unterstützung leisten.“ Rund 642.000 Euro hat die Stadt Bünde dafür investiert.
Am Abend war die Fahrzeughalle an der Dünner Straße „geheimnisvoll“ beleuchtet. Heroische Musik (Zarathustra-Epos von Richard Strauss) drang aus dem Lautsprecher. Schließlich öffnete sich der Vorhang und die Präsentation der neuen Einsatzfahrzeuge erreichte ihren (emotionalen) Höhepunkt. Reichlich künstlicher Nebel gehörte ebenfalls zu der Inszenierung, die sich Löschzugführer Lars Janssen und seine Mannschaft für diesen besonderen Abend ausgedacht hatten. Als der sich ein wenig gelichtet hatte, glänzten das Hilfeleistungslöschfahrzeug, ein MAN (Aufbau Rosenbauer), und der Einsatzleitwagen, ein Mercedes-Sprinter (Ausbau GSF), im Scheinwerferlicht. Wehrführer Matthias Brand erinnerte daran, dass mit der modernen Technik ein hohes Maß an Verantwortung und zugleich Motivationsschub für die ehrenamtliche Arbeit verbunden seien. Viele Einweisungs- und Übungsstunden würden noch folgen. „Ich danke Euch für Euer Engagement!“
Bereits im Juli hatte eine Abordnung des Löschzugs das Hilfeleistungslöschfahrzeug, kurz HLF 20 genannt, im brandenburgischen Luckenwalde, südlich von Berlin abgeholt. Rosenbauer, nach eigenen Angaben größter Feuerwehrausrüster der Welt mit Hauptsitz in Österreich, produziert dort hauptsächlich Normfahrzeuge der AT-Baureihe (Advanced Technology oder auf Deutsch übersetzt: Fortschrittliche Technologie) für die kommunalen Feuerwehren. Löschzugführer Lars Janssen erläuterte das Konzept für das neue „Erstangriffsfahrzeug“ seiner Einheit. „Es ist so geplant worden, dass mit wenig Personal die größtmögliche Leistung erzielt werden kann.“ Gerade werktags, wenn viele Ehrenamtliche auswärts arbeiten, helfe die moderne Technik, Personalengpässe in der Anfangsphase eines Einsatzes zu überwinden. Janssen bedankte sich bei den Verantwortlichen der Stadt Bünde. „Sie wissen, wie wichtig eine gut ausgebildete und ausgerüstete Feuerwehr ist.“ Einen weiteren Dank richtete der Löschzugführer an Mark Wippersteg, den stellvertretenden Wehrführer und Leiter der Hauptamtlichen Wache. „Er hat viel Zeit und Herzblut in die Gestaltung und Umsetzung der Fahrzeugausschreibungen investiert!“
Das neue HLF des Löschzugs Bünde-Mitte („Florian Bünde 3 HLF 20-1“) ist ein MAN mit Rosenbauer-Aufbau.
Zur umfangreichen Ausrüstung zählen unter anderem leistungsstarke Pumpe, Seilwinde und akkubetriebene Rettungsgeräte.
Feierliche Schlüsselübergabe: (v.l.) Stellv. Löschzugführer Bernd Altemeier, Bürgermeisterin Susanne Rutenkröger,
Wehrführer Matthias Brand, Stellvertreter Mark Wippersteg und Löschzugführer Lars Janssen.
Leistungsstarke Pumpe in futuristischem Design
Das HLF der Bünder Wehr verfügt über ein Allradfahrgestell von MAN (Typ TGM 13.290) mit 290 PS und automatisiertem Schaltgetriebe. Die Ausrüstung ist für die Brandbekämpfung und schwere Technische Hilfe ausgelegt. Der Löschwassertank fasst 2.000 Liter, während die Pumpe im Heck (FPN 10/3000) 3.000 Liter bei zehn Bar Ausgangsdruck leistet. Der Arbeitsplatz für den Maschinisten wirkt futuristisch: Das gesamte Pumpengehäuse ist mit einer blauen Verkleidung versehen. Für die Förderung großer Wassermengen stehen zwei Sauganschlussmöglichkeiten zur Verfügung. Die Steuerung erfolgt über ein Multifunktionsdisplay, das als Touchscreen („Berühr-Bildschirm“) ausgelegt ist. Von hier aus lässt sich auch der 13-kVA-Stromerzeuger (Typ Rosenbauer), der im Geräteraum 2 untergebracht ist, starten. Die große Heckklappe schwenkt nach oben auf und dient als Wetterschutz. Um rasch an die Pumpe heranzukommen, gibt es eine „Schnellangriffsklappe“. Der Maschinist steht dann zwischen der Schlauchhaspel (mit B-Schläuchen, Standrohr und System-Trenner) und der Verkehrssicherungshaspel (mit Verkehrsleitkegeln und Blitzleuchten) am Heck (Typ Barth), die somit nicht zwingend abgeprotzt werden müssen.
Akkubetriebene Rettungsgeräte
Der Geräteraum 1 ist begehbar und verfügt über zwei Ebenen. Im vorderen Bereich befinden sich die hydraulischen Rettungsgeräte. Im Einzelnen umfasst der Weber-Rettungssatz Spreizer (Typ SP 50 BS: Gewicht rd. 21 kg / „Quetschkraft“ rd. 15 Tonnen), Schere und Rettungszylinder in drei unterschiedlichen Größen. Alle Geräte sind akkubetrieben und bieten ein Höchstmaß an Leistung. „Es gibt kein separates Hydraulikaggregat und keine Hydraulikschläuche, die zu Stolperfallen werden können“, so stellvertretender Löschzugführer Bernd Altemeier. Auf der zweiten Ebene des Geräteraums werden fünf Reserve-Akkus permanent geladen. Hier ist zudem umfangreiches weiteres Gerät zur Technischen Hilfe, wie „Büffelheber“ und Dichtkissen, verstaut. Das HLF ist mit einer Seilwinde (Typ Rotzler Treibmatic) ausgerüstet. Die Technik garantiert über die gesamte Stahlseillänge eine konstante Zugkraft. Fünf Tonnen lassen sich damit im einfachen Zug bewegen.
Der Angriffstrupp findet die Ausrüstung für den Brandeinsatz, wie Strahlrohre und Schlauchpaket, im Geräteraum 5, während sämtliche Kleinlöschgeräte zentral im gegenüberliegenden Geräteraum 6 untergebracht sind. Hier befindet sich auch die Schnellangriffshaspel. Per Elektroantrieb und Fußdrucktaster lässt sich der formstabile Schlauch wieder aufrollen. Für Sicherheit sorgt der pneumatische Lichtmast (Typ Rosenbauer Flexilight) mit acht LED-Strahlern (8 x 2.000 Lumen „Lichtleistung“!) und Scheinwerfer-Fokussierungsfunktion, dessen Energieversorgung über das Bordnetz sichergestellt wird. Unterhalb der vorderen Stoßstange ist zudem ein „Sprühbalken“ montiert, der bei Stoppelfeldbränden oder zur Straßensäuberung zum Einsatz kommt.
Das neue HLF ersetzt ein mehr als 20 Jahre altes Vorgängerfahrzeug. Es ist gleichzeitig Redundanzfahrzeug (Ersatzfahrzeug) für die Hauptamtliche-Wache, die im gleichen Gebäude untergebracht ist.
Der ELW 1 der Feuerwehr Bünde, ein Mercedes-Sprinter (Ausbau GSF), ist mit modernster Kommunikationstechnik ausgerüstet.
Rollende Kommandozentrale mit Lardis und Kameramast
Die Informations- und Kommunikationsgruppe (IuK-Gruppe) des Löschzugs Bünde-Mitte ist für einen der beiden Einsatzleitwagen 2 (ELW 2) zuständig, die im Kreis Herford stationiert sind. Ab sofort übernimmt die Gruppe eine weitere Aufgabe: Sie bedient den neuen Einsatzleitwagen 1 (ELW 1), über den die Feuerwehr Bünde nun erstmals verfügt. Das Unternehmen GSF-Sonderfahrzeugbau aus dem niedersächsischen Twist hat den Mercedes-Sprinter der 5,5-Tonnen-Klasse mit langem Randstand und 190 PS in eine rollende Kommandozentrale verwandelt.
Im Innenraum gibt es zwei identisch ausgestattete Funkarbeitsplätze. Sie sind jeweils mit zwei Computerbildschirmen versehen. Eine Funksteuerkonsole mit Touchscreen (Typ Lardis) bildet das zentrale Bedienelement. „Darüber lassen sich Funk- und Telefongespräche abwickeln und Statusmeldungen senden“, erklärte Philipp Obermann vom IuK-Team. Zwei TMO-Rufgruppen (Netzmodus), zwei DMO-Rufgruppen (Direktmodus), zwei analoge Kanäle im 2m-Band und das Telefon können parallel betrieben werden. Vor der Seitenscheibe ist ein großer Flachbildschirm angebracht. „Darüber werden Lagebilder oder die Aufnahmen der Drohne (Hexacopter Typ Yuneec) nach draußen gesendet“, so Obermann. Der neue ELW 1 verfügt zudem über einen Kameramast, der pneumatisch ausfahrbar ist und bis in eine Höhe von sechs Metern reicht. Die Bilder der 360-Grad-Kamera mit 32-fach optischem Zoom und Nachtsichtfunktion dienen beispielsweise zur „Lagebeurteilung auf Distanz“ bei Gefahrguteinsätzen. An der Mastspitze befindet sich zudem eine Leuchte, die grün (für Abschnittsleitung) oder rot (für Einsatzleitung) aufblinkt. Im Heck sind Stromerzeuger (Inverter Typ Endress) und ein kleiner Kühlschrank für heiße Tage verstaut. Eine ausfahrbare Markise, die oberhalb der seitlichen Schiebetür angebracht ist, dient als Wetterschutz.
Die IuK-Gruppe ist künftig öfter gefordert. Sie wird nun bei allen Einsätzen im Stadtgebiet ab Stufe 2 alarmiert, um den Einsatzleiter zu unterstützen. Insgesamt versehen beim Löschzug Bünde-Mitte 40 Aktive ihren ehrenamtlichen Dienst.
Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)
Die Aktiven des Löschzugs sind zur Fahrzeugübergabe angetreten.
Löschzugführer Lars Janssen übernimmt die Moderation.
Die Spannung steigt auch unter den Gästen.
Noch verbergen sich die beiden „Neuen“ hinter einem schwarzen Vorhang.
Wehrführer Matthias Brand lüftet schließlich das Geheimnis.
Geräteräume 1, 3 und 5 („Führerseite“)
Geräteräume 2, 4 und 6 („Mannseite“)
Ausgefeiltes Einstiegsystem: Werden die Stufen betreten, arretiert die Tür zur Sicherheit.
Angriffs- u. Sicherheitstrupp können sich bereits während der Anfahrt mit Atemschutzgeräten ausrüsten.
Zentrales Bedienelement am Fahrerplatz
Schlauchhaspel (links) und Verkehrssicherungshaspel am Heck
Die Blitzleuchten werden permanent aufgeladen demonstriert Bernd Altemeier.
Futuristisches Pumpendesign
Pumpenbedienung per Touchscreen
Schlauchzugänge am Heck: Es gibt zwei Sauganschlussmöglichkeiten.
Bürgermeisterin Susanne Rutenkröger informiert sich bei der Wehrführung.
Geräteraum 1 mit den Geräten zur Technischen Hilfe
Die hydraulischen Rettungsgeräte sind ergonomisch günstig verladen und ...
akkubetrieben, wie Spreizer und …
… Schere.
(v.l.) Karsten Schimmel (LZ Bünde-Hunnebrock), Kai Vortriede (LZ Bünde-Hunnebrock),
KBM Bernd Körger und Sven Kuhlmann (LG Bünde-Ahle) testen das neue Gerät.
Ersatz-Akkus werden ständig bereitgehalten.
Beladung im Geräteraum 2
Elektrisches Überdruckbelüftungsgerät (Geräteraum 3): Es kann auch zur Leichtschaumerzeugung verwendet werden.
Für die dreiteilige Schiebleiter auf dem Dach gibt es eine automatische Entnahme-Hilfe,
wie Maschinist Mark Westerfeld demonstriert.
Schnellangriff mit formstabilem Schlauch und Kleinlöschgeräte im Geräteraum 6
Per Fußtaster wird die Haspel mit elektrischer Aufspulvorrichtung in Betrieb gesetzt.
Waldbrand-Zusatzausrüstung
„Sprühbalken“ und Seilwinde
Der ELW 1 verfügt über zwei Funkarbeitsplätze.
Die Sitze sind arretierbar, sodass die Arbeit bereits auf der Anfahrt beginnen kann.
Beide Plätze sind identisch ausgerüstet.
Funksteuerkonsole mit Touchscreen (Typ Lardis)
Philipp Obermann demonstriert die Technik.
Auf einem großen Flachbildschirm werden Lagebilder oder die Aufnahmen der Drohne nach außen übertragen.
„Cockpit“ des Mercedes-Sprinter 519 CDI
Fahrer- u. Beifahrersitz sind drehbar
Zur Beladung im Heck zählt ein Stromerzeuger (Inverter).