Nationale Warnzentrale des Bundes verschickt Testwarnmeldung der höchsten Stufe
Berlin/Bonn/Kreis Herford. Am Donnerstag (8.12.2022) findet zum zweiten Mal ein bundesweiter Warntag statt. Um 11 Uhr heulen in allen 16 Bundesländern die Sirenen. Während die Kommunen an diesem Tag Gelegenheit haben, ihre Warnkonzepte zu testen, soll die Bevölkerung sensibilisiert werden. Erstmals kommt die Cell-Broadcast-Technologie in Deutschland zum Einsatz. Die Nationale Warnzentrale des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn verschickt dazu eine Testwarnmeldung der höchsten Warnstufe an sämtliche Mobiltelefone im Land. Experten schätzen, dass 50 Prozent der Geräte die Nachricht auch verarbeiten können und „Alarm schlagen“. Eine App ist dafür nicht erforderlich. Beim BBK steigt die Anspannung; denn der erste bundesweite Warntag vor zwei Jahren war ein glatter Fehlschlag.
Die Zahl schwerer Naturkatastrophen nimmt zu und die Bedrohungslage ist ernst. Vor diesem Hintergrund kommt der Bevölkerungswarnung eine immer größere Bedeutung zu. Deutschland setzt dabei auf einen Mix verschiedener Warnmittel. Sirenen, Handy-Warn-Apps, mobile Warneinheiten und Radiodurchsagen zählen unter anderem dazu. Doch das System hat während der Flutkatastrophe im Sommer 2021 Schwächen gezeigt: Viele Menschen konnten sich damals nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen, weil sie nicht früh genug gewarnt wurden. Wir müssen uns für künftige Krisenlagen wappnen“, sagt Bundesinnenministerin Nancy Faeser. Deshalb wird der Warnmittelmix nun um Cell Broadcast erweitert.
Das Modulare Warnsystem des Bundes (MoWaS) umfasst einen umfangreichen Warnmix.
Cell Broadcast ist neu hinzugekommen. Die Feuerwehr-Leitstellen in NRW können die verschiedenen „Warnkanäle“
unmittelbar ansteuern und nutzen. (Grafik: BBK, Bonn)
Schnell, sicher und anonym viele Menschen erreichen
Jedes Handy nimmt automatisch zum nächstgelegenen Sendemast Kontakt auf, um den Empfang sicherzustellen. Der zentrale Verteiler einer solchen Funkzelle kann deshalb in umgekehrter Richtung Warnmeldungen an das „Mobilfunkendgerät“ versenden. Alle Personen, die im Empfangsbereich eingeloggt sind, können auf diesem Weg anonym erreicht werden. Eine App-Installation ist dafür nicht erforderlich, da die Daten vom Betriebssystem des Smartphones direkt verarbeitet werden. Dies setzt allerdings voraus, dass die Geräte dazu auch in der Lage sind. Ältere Handys können das oft nicht. Die Experten des BBK gehen deshalb davon aus, dass beim ersten Cell-Broadcast-Test am 8. Dezember nur jeder zweite Handy-Nutzer auf diesem Weg erreicht wird. Doch immer mehr ältere Geräte verschwinden in den Schubkästen der Verbraucher. „Deshalb wird die Quote in den nächsten Jahren sukzessive weiter steigen.“
Kommt es zur Katastrophe, sind die Mobilfunknetze schnell überlastet. Cell Broadcast werde davon nicht beeinflusst, erklärt das BBK weiter. „Selbst wenn eine Gesprächseinwahl in der Funkzelle wegen Überbuchung nicht möglich ist!“ Die Warnung selber erfolgt durch Textnachrichten. Audio- oder Bilddateien können auf diesem Weg nicht verbreitet werden. Da die Zahl der Textzeichen beschränkt ist, muss jede Nachricht präzise formuliert sein. Meldungen der höchsten Warnstufe (Warnstufe 1) können im Übrigen nicht unterdrückt werden.
Verstärkung für MoWaS
Der bundesweite Warntag findet eigentlich alljährlich an jedem zweiten Donnerstag im September statt. Um den neuen Warnkanal Cell Broadcast testen zu können, hatte die Innenministerkonferenz in diesem Jahr ausnahmsweise die Verschiebung auf den 8. Dezember beschlossen. Ab Ende Februar 2023 ist der Wirkbetrieb von Cell Broadcast vorgesehen. Der neue Warnkanal wird dann Teil des Modularen Warnsystems des Bundes (MoWaS), das den gesamten Warnmix umfasst. Die Lagezentren der Landesregierungen, aber auch sämtliche (integrierte) Leitstellen in Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Schleswig Holstein können unmittelbar darauf zugreifen. Die Einführung von Cell Broadcast sei ein komplexer Prozess, heißt es aus Bonn. BBK, Bundesinnenministerium, Bundesministerium für Digitales und Verkehr sowie Bundesnetzagentur arbeiten dazu eng mit den in Deutschland tätigen Mobilfunknetzbetreibern und -anbietern sowie den Software- und Endgeräteherstellern zusammen. Die Technologie ist allerdings nicht neu. Einige Länder, darunter die USA, Japan, die Niederlande und Griechenland, nutzen Cell Broadcast schon länger.
Sirenen sind wichtiges Warnmittel – besonders dann, wenn das Handy ausgeschaltet ist.
(Foto: Thomas Schulze, Wikipedia)
Im Mittelpunkt des diesjährigen Warntags stehen erneut die Bedeutung der Sirenensignale und grundlegende Informationen der Bevölkerung zu Warnanlässen, Warnmitteln und Verhaltensweisen im Katastrophenfall. „Je vertrauter die Menschen mit dem Thema sind, um so eigenständiger und effektiver können sie in einer Krisensituation handeln und sich selber schützen“, heißt es auf der Webseite warnung-der-bevoelkerung.de. Die Leitstelle des Kreises Herford löst den Probealarm um 11 Uhr mit einem Knopfdruck aus. Zunächst wird ein Dauerton zu hören sein. Es folgt ein einminütiger Heulton, der auf- und abschwillt, um im Ernstfall vor Gefahren zu warnen. Die Warn-App Nina (Notfall-Informations- und Nachrichten-App) des BBK und die Katwarn-App werden zudem aktiviert. Um 11.20 Uhr folgt ein einminütiger Dauerton, der Entwarnung signalisiert. Derzeit gibt es im Kreisgebiet mehr als 50 Sirenenstandorte. (BBK, Redaktion: kfv-herford.de)
-Vo-
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www.warnung-der-bevoelkerung.de
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