Großschadensübung in Rödinghausen
Kreis Herford/Rödinghausen. Durch den Klimawandel steigt die Gefahr von Vegetationsbränden. Dürresommer mit hohen Temperaturen und großer Trockenheit könnten zum Regelfall werden. „Die Feuerwehren müssen auf solche extremen Situationen gut vorbereitet sein“, sagt Kreisbrandmeister Bernd Kröger. Etwa 140 Feuerwehrleute aus dem gesamten Kreis Herford waren deshalb am Samstag (1.07.2023) im Übungseinsatz. Sie löschten im Wiehengebirge bei Rödinghausen einen riesigen Waldbrand. Die beiden Waldbrandmodule „West“ und „Ost“ probten dabei die reibungslose Zusammenarbeit. Am Ende lobte der Kreisbrandmeister den professionellen Ablauf: „Wir sind auf einem guten Weg!“
Bereits seit dem frühen Morgen sind Feuerwehreinheiten aus dem benachbarten Preußisch-Oldendorf (Kreis Minden-Lübbecke) am Nordhang des Wiehengebirges im Waldbrandeinsatz, so die angenommene Lage. Der Wind treibt die Flammen schließlich über die Kreisgrenze, sodass die Feuerwehr Rödinghausen ausrückt, um die Brandbekämpfung von der Südseite her zu übernehmen. Andreas Barre, stellvertretender Wehrführer der Kurgemeinde, übernimmt während der Großübung „Wiehenfeuer“ die Einsatzleitung. „Es brennt an mindestens zwei Stellen gleichzeitig“, sagt der erfahrene Feuerwehrmann nach einer ersten Lageerkundung. Die betroffenen Waldgebiete liegen unterhalb des Nonnensteins, einem 274 Meter hohen Berg des Wiehengebirges.
Im Wiehengebirge „brennt“ es an mehreren Stellen gleichzeitig. Feuerwehrleute aus dem gesamten Kreis Herford übernehmen die Löscharbeiten.
Waldbrandmodule rücken aus
Rödinghausen ist Luftkurort und wegen seiner Lage im Naturpark Nördlicher Teutoburger Wald-Wiehengebirge besonders bei Erholungssuchenden beliebt. Doch mit der Ruhe ist es an diesem Samstagmorgen schnell vorbei. Um die Lage in den Griff zu bekommen, fordert Einsatzleiter Barre Verstärkung an. Die Kreisleitstelle in Hiddenhausen-Eilshausen löst daraufhin um 9 Uhr Großalarm aus. Gebraucht werden die beiden Waldbrandmodule „West“ und „Ost“. Feuerwehreinheiten aus dem gesamten Kreis Herford sind daran beteiligt. Zu ihrer Ausrüstung zählen geländegängige Tanklöschfahrzeuge und Löschgruppenfahrzeuge für den Katastrophenschutz. Die Kräfte sammeln sich zunächst im Bereitstellungsraum an der Gesamtschule Rödinghausen und erhalten nach und nach ihre Einsatzaufträge.
Barre koordiniert zwischenzeitlich das Einsatzgeschehen vom Einsatzleitwagen 2 aus, der auf dem Wander-Parkplatz Zum Nonnenstein steht. Die Informations- und Kommunikationsgruppe des Löschzugs Bünde-Mitte kümmert sich derweil um die Technik des Fahrzeugs, insbesondere um die Abwicklung des Funkverkehrs. Der Einsatzleiter verteilt die Aufgaben: „In den Einsatzabschnitten 1 und 2 wird die Brandbekämpfung durchgeführt, während die Kräfte in Einsatzabschnitt 3 für die Wasserversorgung zuständig sind“, erläutert Barre. Oberhalb des Jugendgästehauses des Kreises Herford haben die Feuerwehrleute vom Löschzug Rödinghausen-Kilver einen Faltbehälter im Wald aufgestellt, der 10.000 Liter fasst. Acht Tanklöschfahrzeuge sorgen im Pendelverkehr dafür, dass der Behälter ständig gut gefüllt ist. Von dort aus wird das Löschwasser durch eine 300 Meter lange Schlauchleitung gepumpt, die den Waldweg In der Gehle hinaufführt. Das Wechsellader-Fahrzeug der Kreisfeuerwehrzentrale mit dem Abrollbehälter „Wasser“ übernimmt schließlich die Weiterverteilung. Eine B-Leitung haben die Feuerwehrleute in östliche Richtung zum Einsatzabschnitt 1 ausgerollt, die andere in nördliche Richtung zum Einsatzabschnitt 2.
Das Löschwasser wird in einem Faltbehälter „gepuffert“. Tanklöschfahrzeuge schaffen im Pendelverkehr den Nachschub herbei.
Vermisste Ehefrau mit Drohne gesucht
Die Einsatzkräfte des Löschzugs Spenge-Lenzinghausen stehen vor ungeahnten Problemen. Sie müssen erst eine Sicherungsleine spannen, um eine steile Böschung zu überwinden. Nur wenige hundert Meter vom Nonnenstein entfernt kämpfen die Feuerwehrleute der Löschgruppe Löhne-Ort ebenfalls im Abschnitt 1 gegen den angenommenen Waldbrand. Dann wird es hektisch: „Ein besorgter Mann hat seine Ehefrau als vermisst gemeldet“, sagt Abschnittsleiter Axel Freitag. Die Beiden, so das Übungsszenario, sind noch kurz zuvor durch den Wald spaziert. Die Drohnengruppe der Feuerwehr Kirchlengern rückt zur Verstärkung an. Nach wenigen Minuten hebt der Quadrocopter mit seinen vier Rotoren ab, und die Personensuche aus der Luft beginnt per Wärmebildkamera. Es dauert nicht lange, bis die Vermisste, dargestellt durch eine Übungspuppe mit Thermoelement, im Unterholz ausfindig gemacht werden kann. Im Einsatzabschnitt 2 sind die Löschgruppen Vlotho-Steinbründorf und Enger-Westerenger im Löscheinsatz. Kräfte der Schnelleinsatzgruppe aus Hiddenhausen sind mit dem Gerätewagen-Logistik samt Waldbrandmodul „Phönix“ ebenfalls vor Ort. Die Wehrleute verlegen C-Schläuche und besonders flexible D-Schläuche in den Wald hinein. Drei Kreisregner werden aufgestellt, um die „abgelöschten“ Flächen nass zu halten. Doch das Löschwasser ist knapp. „Für beide Einsatzabschnitte stehen insgesamt rund 1.000 Liter pro Minute zur Verfügung“, sagt Abschnittsleiter Matthias Kuhle.
Zu den Übungsbeobachtern zählen unter anderem Förster Ralf Seipp vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW sowie das Kreisverbindungskommando Herford. Die Reservisten-Einheit berät den Krisenstab im Kreishaus bei einer Großschadenslage und koordiniert evtl. Hilfsmaßnahmen durch die Bundeswehr, wie zuletzt während der Corona-Krise. „Für uns ist wichtig, Einblicke in die praktischen Abläufe vor Ort zu bekommen“, sagt Leiter Willi Morschhäuser.
Um 12.15 Uhr heißt es schließlich „Feuer aus!“ Kreisbrandmeister Bernd Kröger zeigt sich zufrieden mit dem Ergebnis. Die Übung sei „runder gelaufen“, als die Premiere im Stuckenberg vor einem Jahr. Die gewonnenen Erkenntnisse würden in die bestehenden Konzepte einfließen. Der Feuerwehrchef stellt gleichzeitig klar: „Um die Herausforderungen der Zukunft bewältigen zu können, wird es weiterhin solche Großschadensübungen geben.“
Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)
Die Fahrzeuge treffen im Bereitstellungsraum ein.
Gerätewagen-Logistik 1 der Kreisfeuerwehrzentrale
Mannschaft des Tanklöschfahrzeugs 3000 aus Rödinghausen-Schwenningdorf.
Das Rettungsdienstpersonal der Rettungswache Rödinghausen und des DRK Herford-Land, Ortsverein Bünde.
Thomas Prüßmeier (r) leitet den „Abschnitt Bereitstellungsraum“.
Übungsleiter Andreas Barre (l) und Lutz Kölling (Leiter der Hauptamtlichen Wache Herford).
Der Löschzug Rödinghausen-Kilver kümmert sich im Einsatzabschnitt 3 um die Wasserversorgung.
Das TLF 4000 Muckum ist im Pendelverkehr unterwegs.
Mannschaft des Löschzugs Rödinghausen-Kilver.
Wechsellader-Fahrzeug mit Abrollbehälter „Wasser“ der Kreisfeuerwehrzentrale auf dem Kammweg: Von hier aus wird das Löschwasser in die Einsatzabschnitte verteilt.
Lagebesprechung: (v.l.) Dirk Rabeneck (EA 3), stellv. KBM Holger Klann, Axel Freitag
(EA 1) u Tobias Schwarz (SEG).
Die Mannschaft aus Spenge-Lenzinghausen ist tief in den Wald vorgerückt.
Um das „brennende“ Unterholz zu erreichen, muss eine steile Böschung überwunden werden.
Thomas Arning (Mitte) und seine Mannschaft von der Löschgruppe Löhne-Ort übernehmen die Brandbekämpfung an vorderster Front.
Eine Frau wird „vermisst“: Abschnittsleiter Axel Freitag (Mitte) weist Jens Brölhorst (l) und
Dirk Bergmann von der Drohnengruppe Kirchlengern in die Lage ein.
Ein Quadrocopter dient zur Personensuche aus der Luft.
(v.l.) Pilot Uwe Eimertenbrink und Luftbeobachter Patrick Brauer.
Die Luftbilder werden am Bildschirm ausgewertet.
Mannschaft der Löschgruppe Vlotho-Steinbründorf mit Abschnittsleiter Matthias Kuhle (l).
Waldbrandrucksäcke mit speziellen Equipment kommen zum Einsatz.
Mit Kreisregnern wird der Waldboden nass gehalten.
Lagekarte am Einsatzleitwagen 2.
Die Mannschaft des Einsatzleitwagens 1 aus Bünde überwacht den Luftraum. Das sog.
Flightradar dient zur Absicherung der Drohnenflüge.
Sind für den Sprechfunkverkehr zuständig: (v.l.) Jörn Vormbrock u. Karsten Wonsak
Feuerwehrleute von der Löschgruppe Rödinghausen-Bieren kümmern sich um den reibungslosen Ablauf beim Auftanken der Löschfahrzeuge.
„Zapfstelle“ an der Alten Dorfstraße.
Das Medieninteresse ist groß.
Förster Ralf Seipp (r) im Gespräch mit Lars Janssen (IuK-Gruppe).
Das Kreisverbindungskommando Herford sammelt wertvolle Eindrücke.
Willi Morschhäuser (r), Leiter des Kreisverbindungskommandos Herford, im Gespräch mit
Kreisbrandmeister Bernd Kröger.
Abschlussbesprechung in der Mensa der Gesamtschule.
(v.l.) Kreisordnungsamtsleiterin Annika Friedrichs, Daniel Müller (Gemeinde Rödinghausen) u. Rödinghausens Wehrführer Marcel Breitenfeld.
Blick auf den Luftkurort Rödinghausen.