Vorreiter in Sachen Elektromobilität

Berliner Feuerwehr stellt weitere elektrisch betriebene Löschfahrzeuge in Dienst

Berlin. Die Berliner Feuerwehr hat in Sachen Elektromobilität eine Vorreiterrolle übernommen. Erst kürzlich wurden fünf weitere, voll elektrisch betriebene Löschfahrzeuge in Dienst gestellt. Rosenbauer, Feuerwehrausrüster aus Österreich, hat die „Stromer“ vom Typ RT („Revolutionary Technology“) geliefert. „Eine hohe Fahrsicherheit, exzellente Fahrdynamik und die volle Vernetzung zählen zu den größten Vorteilen des Autos“, erklärte Rosenbauer-Chef  Sebastian Wolf. Dank emissionsfreiem Elektronantrieb werde man darüber hinaus dem Klimaschutz gerecht. Die Berliner Feuerwehr verfügt nun über die derzeit weltweit größte Flotte an elektrisch betriebenen Löschfahrzeugen.

Die fünf neuen „Stromer“, in Berlin eLHF (elektrisches Lösch- und Hilfeleistungsfahrzeug) genannt, sind auf dem eigenes für den RT entwickelten Fahrgestell aufgebaut. Sie verfügen über Allradantrieb (4x4), Einzelradaufhängung und eine pneumatische Federung (Luftfederung). Damit lässt sich die Bodenfreiheit in vier verschiedenen Stufen, von 17,5 Zentimetern („Einstiegsmodus“) bis 47 Zentimetern („Geländemodus“), regeln. Die zuschaltbare Hinterachslenkung sorgt für einen kleinen Wendekreis. Zudem liegt das Auto aufgrund seines niedrigen Schwerpunktes „wie ein Brett“ auf der Straße. Der RT ist dadurch auch im Berliner Verkehrsgewimmel gut zu manövrieren.

 

Die Berliner Feuerwehr hat fünf weitere, voll elektrisch betriebene Löschfahrzeuge in Dienst gestellt.
(Foto: Rosenbauer)

 

Kraftvoller Antrieb und schnelle Wiederaufladung  

Der „Stromer“ wird von zwei kraftvollen und emissionsfreien Elektromotoren mit einer Dauerleistung von jeweils 177 PS (130 Kilowatt)  angetrieben. Die beziehen ihre Energie aus zwei Akku-Paketen mit einer Gesamtkapazität von 132 Kilowattstunden. Der RT kann sowohl mit Gleichstrom (mit einer Leistung von bis zu 150 Kilowatt) als auch mit haushaltsüblichem Wechselstrom (mit einer Leistung von bis zu 22 Kilowatt) geladen werden. Die elektrische Reichweite soll bei rund 100 Kilometern liegen. Der rein elektrische Betrieb an der Einsatzstelle ist auf 60 bis 90 Minuten begrenzt. Die Feuerwehr wird allerdings oft zu Routineeinsätzen kleineren Umfangs gerufen. Die während eines solchen, durchschnittlichen Einsatzes verbrauchte Energiemenge könne durch die rasche Ladezeit in zehn bis 15 Minuten wieder bereitgestellt werden, so Rosenbauer. Für alle Fälle ist der RT mit einem „Energy Backup System“ ausgerüstet, das aus einem Dieselmotor mit angebundenem Generator besteht.  Mit dem Range Extender (Reichweitenverlängerer) kann die Energie in das Hochvoltsystem eingespeist werden, wenn die Akkus zur Neige gehen.

 


Rosenbauer lieferte die „Stromer“ vom Typ RT („Revolutionary Technology“) in die Hauptstadt.
(Foto: Rosenbauer)

Flexibles „Crew-Cockpit“

Die Mannschaftskabine ist für sieben Einsatzkräfte (1/6) ausgelegt. Die hinteren Plätze sind teilweise seitlich zur Fahrtrichtung angeordnet. Zudem sind die Sitze für den Fahrer und den Gruppenführer drehbar, sodass aus dem „Crew-Cockpit“ ein Besprechungsraum entsteht. Drei Feuerwehrleute können sich direkt auf der Anfahrt mit Atemschutzgeräten ausrüsten. Ein 15-Zoll-Touch-Screen dient als zentrale Steuereinheit. Die Kameras des Spiegelersatzsystems und das Bird-View-Kamerasystem mit Rundumsicht aus der Luft sorgen für Sicherheit. Die Ausrüstung des RT wurde nach den Vorgaben der Hauptstadtfeuerwehr umgesetzt. Herzstück bildet die Normaldruckpumpe N 25 aus dem Rosenbauer-Programm mit einer Leistung von 2.500 Litern pro Minute bei zehn Bar Ausgangsdruck. Für den Erstangriff stehen ein Wassertank mit 1.200 Litern Inhalt sowie ein 100-Liter-Schaummitteltank zur Verfügung. Der Füllstand kann über die Außentankanzeige, die sich seitlich am Fahrzeug befindet, kontrolliert werden. Das eLHF ist mit zwei Schaumzumischsystemen (Variomatic und CAFS) ausgerüstet und verfügt am Heck über eine Einpersonen-Schlauch-Haspel. Die beiden LED-Arbeitsscheinwerfer am Dach des Aufbaus können per Fernsteuerung bedient werden.  Der Aufbau mit den sieben Geräteräumen besteht aus Aluminium-Strangpressprofilen, die im Spreiznietverfahren mit Alublechen verbunden wurden. Für die Außenverkleidungen im Sichtbereich wurden recyclingfähige Kunststoffe verwendet.

 

Umfangreiche Testphase

Die Berliner Feuerwehr hatte im Vorfeld ein Vorserienfahrzeug des RT umfangreich erprobt. Während der 13-monatigen Testphase, die von Januar 2021 bis Februar 2022 dauerte, wurden fast 1.400 Einsätze abgearbeitet, über 770 Einsatzstunden geleistet und mehr als 13.000 Kilometer zurückgelegt. Bis zu 16 Mal täglich rückte die Mannschaft mit dem RT aus. Am Schluss zog die Hauptstadtfeuerwehr ein äußerst zufriedenes Fazit: Über 90 Prozent der Einsätze seien im rein elektrischen Betrieb abgearbeitet worden. „Über zehn Tonnen Kohlendioxid konnten im Vergleich zu einem konventionell betriebenen Fahrzeug eingespart werden!“

Die Berliner Feuerwehr (gegründet 1851) ist die älteste und größte Berufsfeuerwehr in Deutschland. Sie zählt 5.396 hauptberufliche Mitarbeitende, davon 3.778 Feuerwehrleute mit feuerwehrtechnischer Ausbildung (Stand 2022). In der Bundeshauptstadt (rd. 3,8 Mio. Einwohner) gibt es 35 Feuer- und Rettungswachen (FW), 44 Rettungswachen (RW) und 59 Standorte der Freiwilligen Feuerwehr (FF). Feuerwehrchef ist Landesbranddirektor Dr. Karsten Homrighausen. (Redaktion: kfv-herford.de)


                                                                                                                                                    -Vo-

 

Elektrisches Lösch- u. Hilfeleistungsfahrzeug der Berliner Feuerwehr (eLHF)

Technische Daten/ Beladung:

 
Typ:                                   

Fahrgestell:     

Antrieb:           

Batterie/Akku:

elektr. Reichweite:  

eBetrieb Einsatzstelle:  

Range Extender:

Pumpe:  

Löschmittel:      

weitere Ausrüstung:   

Besatzung:

Anschaffungskosten:       

 

Rosenbauer RT (Revolutionary Technology)

Niederflurchassis mit pneumatischer Federung und wählbarer
Bodenfreiheit (4 Stufen: 17,5 – 47 cm), zuschaltbare Hinterachslenkung, Allradantrieb (4x4)

E-Motor: 2 x 130 kW/177 PS (Dauerleistung)

 132 kWh
 rd. 100 km

 60 – 90 Minuten    

Dieselmotor mit Stromgenerator  (Reichweitenverlängerer)

Normaldruckpumpe N 25 (2.500 l/min bei 10 bar)

1.200 l Wasser, 100 l Schaummittel

Schaumzumischsysteme (Variomatic und CAFS)

 1/6

rd. 1,1 Mio Euro (ohne Beladung)