Fahrzeug des Monats
Dezember 2023
Teleskopmastfahrzeug 51 (TM 51)
Einsatzfahrzeug der Werkfeuerwehr Meyer Werft (Meyer Port 4)
Standort: Industriegebiet Süd, Papenburg (Emsland)
Funkrufname: Florian Emsland 94/38-51
Technische Daten
Fahrgestell (Hersteller) |
Scania |
Typ |
P 450 |
Motor |
6-Zylinder Dieselmotor |
Hubraum |
12.742 ccm |
Leistung |
450 PS (331 kW) |
Antriebsart/Radformel |
8 x 4 – 4 |
Höchstgeschwindigkeit |
95 km/h |
Abmessungen |
11,70 m (L), 2,56 m (B), 3,97 m (H) |
Radstand |
4,50 m |
zul. Gesamtgewicht |
35 t |
Ausbau/Ausrüstung |
Rosenbauer Karlsruhe GmbH, Karlsruhe (B.W.) Pumpe Schaumzumischanlage Teleskopmast Rettungskorb Sondersignalanlage/Verkehrsabsicherung |
Besatzung |
1/1 |
Indienststellung |
2017 (2014 – 2017: Vorführfahrzeug) |
amtl. Kennzeichen |
EL-WF 510 |
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Das weltweit größte überdachte Schiffsbaudock misst eine Länge von 504 Metern, ist 125 Meter breit und 75 Meter hoch. Die riesige Halle steht im Emsland (Niedersachsen). Dort, in Papenburg, fertigt die Meyer Werft (rund 3.300 Mitarbeiter) ebenso gigantische Kreuzfahrtschiffe. Gerade erst hat die „Carnival Jubilee“ (Carnival Cruise Line, USA) nach anderthalbjähriger Bauzeit das Hafenbecken verlassen. Über die Ems wurde das 345 Meter lange Schiff mit 20 Decks und Platz für mehr als 5.000 Passagiere nach Eemshaven (Niederlande) überführt.
Während der Bauphase eines solchen Kreuzfahrt-Giganten sind die Anforderungen an den Brandschutz besonders groß: Feuergefährliche Arbeiten, wie Schweißen, Brennschneiden und Löten, erhöhen die Brandgefahr. Die Löschanlagen an Bord sind noch nicht in Betrieb und die Brandabschnitte befinden sich im Aufbau. Deshalb kümmert sich eine leistungsstarke Werkfeuerwehr um den abwehrenden und vorbeugenden Brandschutz auf dem Werftgelände. Sie bildet gemeinsam mit dem Werkrettungsdienst den Fachbereich Safety der Meyer Port 4 GmbH, dem Sicherheitsunternehmen der Meyer-Gruppe.
Die Meyer Werft baut im Emsland riesige Kreuzfahrtschiffe. (Foto: Hajotthu, Wikipedia)
Für die Sicherheit auf dem Werftgelände ist die Meyer Port 4 GmbH zuständig. Werkfeuerwehr und Werkrettungsdienst bilden den Fachbereich Safety. (Foto: Werkfeuerwehr Meyer Port 4)
Das Foto zeigt die „Genting Dream“ während der Überführungsfahrt auf der aufgestauten Ems im September 2016. (Foto: Privat)
Kräftig in den Brandschutz investiert
Der Schiffbauer hat in den vergangenen Jahren kräftig in Personal und Ausrüstung investiert. Ein Großbrand auf der im Rohbau befindlichen „Norwegian Joy“ im Oktober 2016 hatte dazu den Ausschlag gegeben. Das Feuer war damals auf Deck 9 des 326 Meter langen Schiffes ausgebrochen. Schnell verrauchte die komplette Werfthalle. Die gesamte Freiwillige Feuerwehr Papenburg und weitere Einheiten aus der Umgebung unterstützten die Betriebsfeuerwehr bei den Löscharbeiten. Die Geschäftsführung der Werft entschloss sich anschließend, eine hauptberufliche Werkfeuerwehr aufzustellen und damit die Betriebsfeuerwehr, die es bereits seit Anfang der 1970er Jahre gab, deutlich aufzuwerten. Mittlerweile zählt die Privatwehr 60 Mitarbeiter, die unter Leitung von Ralph Keipp stehen. Zu ihren Aufgaben gehören der abwehrende und vorbeugende Brandschutz. Auf dem weitläufigen Werftgelände mit dem Logistikzentrum gibt es alleine rund 8.500 Feuerlöscher, die regelmäßig gewartet werden müssen. Zudem ist der Bereich Safety für die Erste-Hilfe und den Rettungsdienst auf dem Werftgelände verantwortlich. 15 Rettungssanitäter bzw. Notfallsanitäter zählen zur Mannschaft. Einen ihrer letzten größeren Einsätze hatte die Werkfeuerwehr im September 2022. Damals war auf Deck 15 der „Arvia“ ein Feuer ausgebrochen. Vermutlich hatten Schweißarbeiten im Bereich eines Pool-Equipment-Raumes des im Hafenbecken liegenden Kreuzfahrtschiffes den Brand ausgelöst.
Der Werkfeuerwehr-Fuhrpark umfasst zurzeit 13 Einsatzfahrzeuge, darunter Hilfeleistungs-Löschfahrzeug, Gerätewagen-Logistik 2, Gerätewagen (VW Amaroc) mit Schneidlöschtechnik (Cobra-Löschsystem), Großpumpen-Anhänger Rosenbauer SPA 100 (Leistung: 10.000 l/min) und Rettungswagen. Seit dem Jahr 2017 verfügt die Wehr zudem mit dem Teleskopmast 51 (TM 51) über ein Hightech-Fahrzeug für die Menschenrettung aus großen Höhen, das auch zur Brandbekämpfung eingesetzt werden kann.
Teleskopmastfahrzeug 51 (Rosenbauer/Scania) der Werkfeuerwehr Meyer Port 4 in Papenburg. (Foto: Werkfeuerwehr Meyer Port 4)
Das Hubrettungsgerät erreicht eine Arbeitshöhe von 51 Metern. Der Rettungskorb ist für eine Nutzlast von 500 Kilogramm ausgelegt und mit einem fernsteuerbaren Monitor ausgerüstet. (Foto: Werkfeuerwehr Meyer Port 4)
TM 51 für Einsätze in großen Höhen
Das Hubrettungsgerät der Baureihe B51-P von Rosenbauer Karlsruhe mit Metz Technologie basiert auf einem Vierachsfahrgestell von Scania (Typ P 450). Der Motor leistet 450 PS und überträgt seine Kraft auf das Hinterachsen-Paket mit gelenkter Nachlaufachse. Das Fahrzeug ist mit der Normaldruckpumpe N55 aus dem Rosenbauer-Programm ausgerüstet. Die Förderleistung beträgt bis zu 5.500 Liter pro Minute bei zehn Bar Ausgangsdruck. Das Schaumzumischsystem Rosenbauer Hydromatic ist für die Erzeugung von großen Schaummengen ausgelegt. Pro Abgang kann individuell Schaummittel von ein bis neun Prozent zugemischt werden. Rosenbauer Hubrettungsbühnen sind mit äußerst stabilen und langlebigen Teleskopsätzen, zwei Aufrichte-Zylindern und hydraulischer Waagrecht-Senkrecht-Abstützung ausgestattet. Die Baureihe B51-P verfügt über einen vierteiligen Haupt-Arm und einen dreiteiligen Korb-Arm, sodass eine Arbeitshöhe von 51 Metern erreicht wird. Der Korb-Arm ist um 180 Grad schwenkbar. Der Rettungskorb selber besteht aus einer langlebigen, robusten Aluminiumkonstruktion. Er ist für eine Nutzlast von 500 Kilogramm ausgelegt, bis zu 45 Grad nach links und rechts drehbar und zusätzlich mit einer Plattform (Nutzlast 200 Kilogramm) versehen. Sie dient als Krankentragenlagerung, ermöglicht aber auch einen besseren Einstieg in den Korb. Das Teleskopmastfahrzeug 51 verfügt über eine fest montierte Steigleitung und kann so als „Water Tower“ eingesetzt werden. Bis zu 5.000 Liter Löschwasser beträgt die Durchflussmenge des fernsteuerbaren Korb-Monitors (Typ Akron 3578). Rettungskorb und Hauptbedienstand sind mit Atemluftanschlüssen ausgerüstet, sodass ein gefahrloses Arbeiten im Brandrauch möglich ist.
Eigene Feuerwehrschule
Die Aus- und Fortbildung hat bei der Feuerwehr einen hohen Stellwert. Die Meyer Werft unterhält dazu die erste privatwirtschaftliche Werkfeuerwehrschule in Niedersachsen. Das Ausbildungszentrum unter Leitung von Ralph Keipp, dem Chef der Werkfeuerwehr, hat im September 2021 seinen Betrieb aufgenommen. Meyer Port 4 hat in modernste Anlagen und Geräte investiert: Dazu gehören Atemschutzübungsstrecke, feststoffbefeuerte Brandübungs-Anlage und Schulungs-Löschfahrzeug. Anfang 2022 hat das Unternehmen erstmals neun Feuerwehrleute übernommen, die zuvor einen sechsmonatigen Grundlehrgang an der eigenen Feuerwehrschule absolviert hatten. Mittlerweile stehen über 20 verschiedene Lehrgänge, von der Sprechfunker- bis zur ABC-Ausbildung, zur Auswahl. Das Angebot richtet sich auch an Feuerwehrleute außerhalb des Unternehmens.
Schiffbau hat an der Ems eine lange Tradition. Die Wurzeln der Meyer Werft reichen bis in das Jahr 1795 zurück. Damals gründete Willm Rolf Meyer die Werft in Papenburg. Inzwischen befindet sich das Unternehmen unter Leitung von Patriarch Bernard Meyer in siebter Generation im Familienbesitz. (Redaktion: kfv-herford.de)
-Vo-
Ein Vierachsfahrgestell von Scania bildet die Basis für das knapp zwölf Meter lange Auto.
(Foto: Rosenbauer, Leonding/Österreich)
Das Rosenbauer-Werk in Karlsruhe ist spezialisiert auf Drehleitern und Hubrettungsbühnen.
(Foto: Rosenbauer, Leonding/Österreich)
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