Fahrzeug des Monats
Mai 2025
Löschboot 30 (LB 30) „Prag“
Einsatzfahrzeug der Berufsfeuerwehr Hamburg
Standort: Feuer- u. Rettungswache 11 (Innenstadt), Bootsstation Sandtorkai
Funkrufname: Florian Hamburg LB „Prag“
Technische Daten
Werft |
Damen Shipyards Group (Niederlande) |
Motor |
Plug-in-Hybrid-Antrieb |
Kraftstoff |
Synthetischer Diesel |
Batteriepaket |
Speicherleistung: 315 kWh |
Akkubetrieb |
2 Std. bei 7 kn (rd. 13 km/h) |
Höchstgeschwindigkeit |
12 kn (rd. 22 km/h) |
Abmessungen |
35,40 m (L), 7,80 m (B) |
Tiefgang |
1,50 m |
Ballastwassertank |
80 t (für 30 cm zusätzl. Tiefgang) |
Ausrüstung |
Pumpe - Höhe max.: 9 m, - Typ Fire Fighting Systems (FFS Norwegen), Schaummittel - rd. 9.000 l Mehrbereichsschaummittel (MBS) Ladekran - Typ Palfinger, - für Feuerwehrausrüstung bzw. Suchscheinwerfer - 2 x LED-Kennleuchte am Schiffsführerhaus |
Besatzung |
3 Mann (2 Schiffsführer, 1 Maschinist bzw. Decksmann) |
Indienststellung |
2021 |
Anschaffungskosten |
rd. 10 Mio. Euro |
sonstiges |
Mit der „Dresden“ wurde ein zweites, baugleiches |
Fortsetzung von der Startseite:
An der Bootsstation Sandtorkai, ganz in der Nähe der Elbphilharmonie, liegt die „Prag“ im Hafenbecken. Das 35 Meter lange Schiff ist mit modernster Antriebs- und Löschtechnik ausgerüstet. Drei Feuerwehrleute, die zur Feuer- und Rettungswache 11 (Innenstadt) gehören, bilden die Besatzung des Löschbootes. Sie haben entsprechende Zusatzqualifikationen als Schiffsführer und Maschinist erworben. Im Notfall gehen 16 weitere Feuerwehrleute an Bord, um die Schiffsbrandbekämpfung zu übernehmen.
Damen Shipyards, eine Werftengruppe aus den Niederlanden, hat die „Prag“ und ihr baugleiches Schwesterschiff „Dresden“ konstruiert und gebaut. Während die Rümpfe im polnischen Koźle vom Stapel liefen, wurden die Schiffe am Stammsitz im niederländischen Gorinchem mit den Aufbauten und der Schiffstechnik versehen. Das Konzept für die beiden Spezialanfertigungen, die nach den Partnerstädten der Hansestadt benannt wurden, entstand in enger Zusammenarbeit mit den Praktikern der Feuerwehr Hamburg.
Die Feuerwehr Hamburg verfügt mit der „Prag“ (Foto) und der „Dresden“ über zwei der modernsten Löschboote in Europa.
(Foto: Flotte Hamburg)
Umweltschonender Hybridantrieb und GTL-Dieselkraftstoff
Um möglichst umweltverträglich durch den Hafen zu schippern, wurden die Schiffe der Flotte Hamburg bereits weitestgehend auf den synthetischen Kraftstoff GTL (Gas-to-Liquids) umgestellt. Der GTL-Diesel wird durch ein chemisches Verfahren aus Erdgas gewonnen. Er verbrennt besonders sauber und verursacht dadurch deutlich weniger Schadstoffe. Die beiden Löschboote setzen diese nachhaltige Strategie fort. Die Flotte Hamburg ging sogar noch einen Schritt weiter. So verfügen die „Prag“ und die „Dresden“ über Plug-in-Hybrid-Antriebe. Dabei handelt es sich bekanntermaßen um eine Kombination aus Verbrennungs- und Elektromotor. Die Kapazität des Batteriepaketes beträgt 315 Kilowattstunden. Die Akkus werden mit Generatoren an Bord oder Landstrom aufgeladen. Wird die Geschwindigkeit auf sieben Knoten (rund 13 Stundenkilometer) gedrosselt, so lassen sich die Schiffe bis zu zwei Stunden vollelektrisch betreiben. Per Knopfdruck können die Dieselaggregate, die mit dem umweltschonenden GTL-Kraftstoff laufen, zugeschaltet werden oder den Antrieb vollständig übernehmen. Insgesamt beträgt die Leistung des Hybrid-Antriebs mehr als 1.000 PS. Eine Höchstgeschwindigkeit von zwölf Knoten, was etwa 22 Stundenkilometern entspricht, ist damit möglich.
Beeindruckende Löschtechnik
Die Löschtechnik an Bord beeindruckt: 2,5 Millionen Liter Wasser (rund 42.000 Liter pro Minute) kann die Feuerlöschpumpe im Maschinenraum stündlich aus dem Meer schöpfen, wobei der Ausgangsdruck zwölf Bar beträgt. Beide Spezialschiffe sind mit einem Firefighting-System (FiFi-System) in Form einer Feuerlöschplattform ausgerüstet, die vollständig aufgerichtet bis in eine Höhe von neun Metern reicht. Die Vorrichtung ist für die Menschenrettung und die Brandbekämpfung vorgesehen. Sie verfügt über zwei Schaum-/Wasserwerfer mit einer Leistung von jeweils bis zu 10.000 Litern pro Minute. Jedes Löschboot hat für die Löschschaumerzeugung 9.000 Liter Mehrbereichsschaummittel (MBS) in den Tanks. Desweiteren befindet sich ein großer Monitor von Fire Fighting Systems (FFS Norwegen) an Bord, um notfalls bis zu 40.000 Liter Wasser pro Minute abgeben zu können. Mit dem Gerät lassen sich eine Wurfweite von 150 Metern und eine Höhe von 70 Metern erzielen. Die weitere Ausrüstung befindet sich in zwei Containern auf dem Hauptdeck. Für den Fall einer Aufgabenerweiterung oder –Veränderung kann die Beladung schnell ausgetauscht werden. Da im Einsatzfall weitere Kräfte an Bord gehen, sind die Container auch für deren Unterbringung nutzbar. Um Lasten zu bewegen, gibt es einen Bordkran von Palfinger, der für eine Leistung von 1,5 Tonnen bei acht Meter Ausladung ausgelegt ist. Eine Rettung und Versorgung von verletzten oder erkrankten Patienten erfolgt mit Hilfe der Tauchplattform. Beide Schiffe verfügen zudem über spezielle Arbeitsplätze für die koordinierte Personensuche auf dem Wasser.
Geringer Tiefgang und geringe Durchfahrtshöhe
Das Einsatzgebiet der „Prag“ und der „Dresden“ umfasst den gesamten Hamburger Hafen und die Oberelbe, entlang der Stadtgrenze, bis nach Geesthacht. Begrenzte Durchfahrtshöhen von bis zu 2,80 Meter sind für die Löschboote kein Problem. Mit Ballastwasser beschwert sind sogar 2,50 Meter zu schaffen. Gleichzeitig beträgt der Tiefgang nur 1,50 Meter bzw. 1,80 Meter mit Ballastwasser. Weiterhin können sowohl das Schiffsführerhaus, als auch die Dächer der Container mit dem feuerwehrtechnischen Equipment eingefahren bzw. abgesenkt werden. Somit sind viele Fleete und Kanäle des Hamburger Hafengebietes ebenfalls mit den Löschbooten befahrbar bzw. niedrige Brücken unterfahrbar. Die Besatzung, sie versieht an Bord 24-Stunden-Schichten, ist auf die klassische Schiffsbrandbekämpfung vorbereitet, kann aber auch Einsatzstellen an Land mit Wasser und Schaum versorgen. Daneben gehören die Menschenrettung und die Beseitigung von Umweltschäden zum Einsatzspektrum.
Die beiden Spezialschiffe ersetzten die rund 40 Jahre alten Vorgänger „Branddirektor Krüger“ (LB 20) und „Oberspritzenmeister Repsold“ (LB 20). Flaggschiff der Hamburger Löschflotte ist die „Branddirektor Westphal“, ein Löschboot der 40-Meter-Klasse (LB 40), das 2018 seinen Dienst aufnahm. Redaktion: kfv-herford.de stellte das seinerzeit modernste Löschboot Europas als Fahrzeug des Monats Mai 2019 vor.
Über die Feuerwehr Hamburg
Die Hansestadt Hamburg (rd. 1,9 Millionen Einwohner) unterhält die zweitgrößte Berufsfeuerwehr in Deutschland. 17 Feuer- und Rettungswachen sowie eine Technik- und Umweltschutzwache verteilen sich über das Stadtgebiet. Hinzu kommen neun Rettungswachen, vier zusätzliche Notarztstützpunkte, drei Löschboote („Branddirektor Westphal“, „Dresden“ u. „Prag“) sowie die „Außenstellen Elbtunnel“. Rund 3.150 Mitarbeitende sind im Einsatzdienst tätig. 86 Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr sorgen zudem für die Sicherheit. Amtsleiter der Feuerwehr Hamburg ist Leitender Branddirektor Jörg Sauermann. (Redaktion: kfv-herford.de)
-Vo-
An Bord befinden sich eine neun Meter Hohe Feuerlöschplattform mit zwei Schaum-/ Wasserwerfern und ein weiterer „großer“ Monitor mit einer Wurfweite von rund 150 Metern.
(Foto: Damen Shipyards)
Die Prag an der Bootsstation Sandtorkai/Kehrwiederspitze.
(Foto: Feuerwehr Hamburg)
Der Hamburger Hafen und die Oberelbe zählen zum Einsatzgebiet.
Die Boote haben einen Tiefgang von nur 1,50 Meter, sodass auch Fleete und Kanäle befahren werden können.
(Foto: Feuerwehr Hamburg)
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